So nah und doch so fern: MARRAKESCH

Weltenbummler berichten über ihre Reiseabenteuer in andere Weltteile
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Oliva B.
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So nah und doch so fern: MARRAKESCH

Beitrag von Oliva B. »


„Wie? Du fliegst nach Marrakesch? Klasse, da wollte ich immer schon mal hin.“
So oder ähnlich haben wir es vor unserer Abreise immer wieder gehört.
Wir merkten, dass die Wüstenstadt im Moment wohl „hip“ sein muss.
Künstler, Stars und Sternchen aus aller Welt jetten nach Marokko. Unsere erste und einzige Stippvisite liegt satte 30 Jahre zurück. Seitdem stand für uns fest, dass wir noch einmal wiederkehren würden in diese prickelnde Mischung aus Abend- und Morgenland und waren gespannt, ob sich dort seitdem genauso viel verändert hat wie in Spanien, das sich in den vergangenen Jahrzehnten vom Agrarland zum Industrieland gemausert hat.
Obwohl das Königreich im Norden Afrikas nur durch eine 14 Kilometer schmale Meerenge vom spanischen Festland getrennt ist, trotz dieser räumlichen Nähe zu Europa landen wir bei unserer Ankunft in einer völlig anderen Welt…

Der Flug mit Ryanair verlief problemlos, denn ihr habt mit euren Berichten dafür gesorgt, dass wir mit unserem Koffergewicht und der Größe des Handgepäcks den strengen Bestimmungen dieser Airline genügten. Ohne Reklamation passierten wir die zahlreichen Kontrollen.
Am Flughafen wartete schon der Fahrer des Hotels auf uns - und ab ging die Fahrt in die City von Marrakesch zu einem Riad im Kasbah-Viertel. Das Hotelchen mit nur 5 Zimmern sollte unsere Unterkunft für die nächsten 5 Tage sein. Beim Betreten des Hauses empfing uns ein Märchen wie aus Tausendundeiner Nacht. „Riads“ sind traditionelle Stadthäuser mit Garten und Springbrunnen im Innenhof (wie ein maurischer Patio), ehemalige Paläste oder Wohnsitze von Wesiren, Paschas oder reichen Händlern. Zahlreiche dieser Häuser wurden in den letzten Jahren aufwändig restauriert, individuell eingerichtet und landestypisch dekoriert und dienen nun, mitten im Herzen der Altstadt, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, ausländischen Touristen als Herberge.
3. DSC_0310 Dachgarten.JPG
Von vielen dieser Dachterrassen dieser Riads hat man einen herrlichen Blick über das Dächergewirr der Medina.
Sitznische im Innenhof
Sitznische im Innenhof
Unser Zimmer
Unser Zimmer
Wir haben Glück: Unser Zimmer liegt als einziges ganz oben auf der Dachterrasse, die mit schönen Sitzmöbeln und Kissen dekoriert ist.
Eine der vielen Sitzecken auf der Dachterrasse
Eine der vielen Sitzecken auf der Dachterrasse
Unser Riad grenzt an die Mauer eines alten Palastes, der im Mittelalter zu den größten und prächtigsten Palastanlagen des Maghreb zählte.
Alte Palastmauer
Alte Palastmauer
Und das Highlight? Auf dieser brüchigen Mauer nisten unzählige Storchenpärchen, sechs davon fast zum Greifen nah. Sie sind fleißig dabei ihre Nester auspolstern und kommen mit Zweigen im Schnabel ins Nest zurück, wo sich die Pärchen mit lautstarken Klappern begrüßen. Auch nach dem „Störcheln“ wird ausgiebig geklappert, ob daher der Name Klapperstörche kommt? Störche müssen Rabenblut ins sich haben, denn genauso klauen sie. Wenn eins der Nachbarnester verlassen wird, stürzen sie sich auf die besten und stabilsten Zweige ihrer Nachbarn, um sie zu ihrem eigenen Nistplatz zu schleppen. Dünnere Zweige werden dabei gnadenlos aussortiert und aus dem Nest geschmissen. Werden sie von den wiederkehrenden Nachbarstörchen beim Diebstahl erwischt, werden sie mit Schnabelhieben und lautstarken Klappern vertrieben.
Für immer dein: Storchenliebe
Für immer dein: Storchenliebe
Nach der Pflicht kommt die Kür.
Nach der Pflicht kommt die Kür.
Bahn frei: Jetzt komme ich!
Bahn frei: Jetzt komme ich!
Kopf einziehen, damit mich ja keiner erkennt - der Zweig ist geklaut!
Kopf einziehen, damit mich ja keiner erkennt - der Zweig ist geklaut!
Du Stehler, Dieb, Lump, Voyeur......!!!!
Du Stehler, Dieb, Lump, Voyeur......!!!!
Doch das Schimpfen hilft nichts, er hat schon wieder was geklaut.
Doch das Schimpfen hilft nichts, er hat schon wieder was geklaut.
... und Tschüs Marie!
... und Tschüs Marie!
Obwohl unser Riad mitten in der geschäftigen Medina liegt, ist unsere Unterkunft eine Oase der Ruhe, denn das Haus ist nach außen durch hohe, fensterlose Mauern abgeschottet, die Fenster zeigen alle zum Innenhof. Nur die Störche sind zu hören genauso wie der Muezzin, der mehrmals täglich die Gläubigen zum Gebet ruft.

Die frühlingshaften Temperaturen täuschen nicht darüber hinweg, dass auch im Norden Afrikas zurzeit noch Winter herrscht und es nachts noch ordentlich kalt wird. Heizungen sind so gut wie unbekannt, es gibt Klimaanlagen, die auf „heizen“ umgestellt werden können. Doch sie wärmen die kühlen Räume kaum, zum Schlafen braucht man zahlreiche dicke Decken. Auch Warmkuscheln ist hilfreich.

Unser Hotel liegt in einer engen, dunklen Seitengasse mitten in der Medina. Nach wenigen Schritten sind wir mitten im brodelnden Verkehr. Aus dem Nichts heraus flitzen Fahrradfahrer vorbei, wir müssen aufpassen, nicht von Kutschen umgefahren zu werden, die von Eseln, Maultieren oder Pferden gezogen werden.
Geflügeltransporter
Geflügeltransporter
Beige Taxis scheuchen mit lautem Hupen Touristen an die Seite, Handkarren werden mitten auf der Straße von Menschen gezogen und geschoben und hindern den Verkehrsfluss, überall knattern Motorräder. Wir Landeier kommen uns vor wie in einem Hornissenschwarm - es stinkt nach Abgasen und Unrat und es ist laut.
Auf dem Weg zum "Geschäft".
Auf dem Weg zum "Geschäft".
Der fliegende Eierhändler
Der fliegende Eierhändler
Kundendienstfahrzeug
Kundendienstfahrzeug
Die meisten Autos sehen aus, als wären sie auf dem europäischen Markt vor dem Verschrotten gerettet worden. Es sind veraltete Modelle westlicher Automarken mit vielen Kratzern und Beulen. Diese alten Kisten sind natürlich extrem anfällig, aber die Marokkaner sind erfinderisch, überall am Straßenrand sieht man Männer, die mit gebeugten Rücken und öligen Fingern emsig unter der Motorhaube ihres Autos schrauben und hämmern.
Überall wird geschraubt
Überall wird geschraubt
DSC_0006 Transport.JPG
Gezogen wird mit einem PS, pardon, hier muss es natürlich heißen "ES"
Gezogen wird mit einem PS, pardon, hier muss es natürlich heißen "ES"
Taxi für Touristen und Einheimische
Taxi für Touristen und Einheimische
Auch Mopeds werden als Transportfahrzeug genutzt.
Auch Mopeds werden als Transportfahrzeug genutzt.
Dieser hat noch freie Kapazitäten.
Dieser hat noch freie Kapazitäten.
Schwertransporte werden geschoben und gezogen.
Schwertransporte werden geschoben und gezogen.
- Ende Teil 1 -
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Montgo
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Re: So nah und doch so fern: MARRAKESCH

Beitrag von Montgo »

Danke Oliva ..ich bin hingerissen :* wunderschöne Fotos und Kommentare ...die diebischen Störche :)
Grüssle von Montgo ... ein weibliches Wes

,,Man ist in den besten Jahren, wenn man die guten hinter sich hat."

(André Maurois,
Schriftssteller)






http://www.heidis-hundebetreuung.eu
Jara
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Re: So nah und doch so fern: MARRAKESCH

Beitrag von Jara »

Liebe Oliva,

ein schöner Reisebericht mit tollen Fotos. Mir gefallen auch die Bilder von den diebischen Störchen sehr gut. Gelungen, die Flugbilder. Die Unterkunft siehr auch sehr einlandend und schön aus.
Liebe Grüße
Solveig
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Re: So nah und doch so fern: MARRAKESCH

Beitrag von nale »

Vielen Dank liebe Oliva, für diesen hautnahen Erlebnisbericht.
Es hat meinen Wunsch, in Marokko zu urlauben noch bestärkt.

Ganz toll deine Fotos.

LG Nale
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Re: So nah und doch so fern: MARRAKESCH

Beitrag von Florecilla »

"So nah und doch so fern" - die Überschrift hast du wirklich gut gewählt. Kaum vorstellbar, dass uns nur wenige Kilometer entfernt so eine andere Welt begrüßt. Deine Bilder zeigen das ganz deutlich. Und eure Unterkunft - einfach ein Traum. Kissen, Stoffe, warme Farben - ich liebe das und wäre sofort mit dir dort eingezogen. Und dann die Beobachtung der Störche - wann kann man so etwas schon mal aus der Nähe erleben? Aber du weißt schon, wofür Störche eigentlich zuständig sind ;)

Ich freue mich, dass ihr offensichtlich einen wunderschönen Aufenthalt hattet und wir in den Genuss eurer Eindrücke kommen dürfen.

Auf Teil 2 bin ich schon gespannt ...
Saludos,
Florecilla (Margit)


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girasol
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Re: So nah und doch so fern: MARRAKESCH

Beitrag von girasol »

Hallo Oliva,

vielen Dank für die schönen Fotos und den informativen Bericht. :razz: Ich freue mich auch schon auf den zweiten Teil.
Marokko - da würde ich auch gern mal hinreisen, ich schicke dieses Jahr aber erstmal meinen Mann vor... ;)

Gruß
girasol
Die Welt ist ein Buch und wer nicht reist, liest davon nur eine Seite.
Aurelius Augustinus
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Citronella
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Re: So nah und doch so fern: MARRAKESCH

Beitrag von Citronella »

Marrakesch - wirklich eine andere Welt!
Wie ich sehe habt ihr eine tolle Unterkunft gefunden, und die klappernden Störche sind doch besser wie jedes Fernsehprogramm!
@ Oliva, super Fotos! Der Verkehr ist schon ein Abenteuer #:-s , da bin ich gespannt was du uns noch alles zeigst. Ich freue mich auf die Fortsetzung!

Saludos
Citronella
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depende
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Re: So nah und doch so fern: MARRAKESCH

Beitrag von depende »

>:d< Danke
saludos
depende

"......Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. -
Natur gewordene Planken
Sind Segelschiffe. - Ihr Anblick erhellt
Und weitet unsre Gedanken. "
J. Ringelnatz
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Re: So nah und doch so fern: MARRAKESCH

Beitrag von Gast1 »

Hallo Oliva,
das ist wirklich ein toller Bericht mit beeindruckenden Fotos. Danke dafür.
Eine Frage habe ich noch: Habt Ihr die Unterkunft über ein Reisebüro oder direkt übers Internet gebucht?
Gruß Uschi
Bin auch gespannt auf Teil 2
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Rioja
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Re: So nah und doch so fern: MARRAKESCH

Beitrag von Rioja »

Hallo Oliva

Wunderbar. Währen du mit Olivo auf der Dachterrasse eine Kissenschlacht machst, sorgt Vater und Mutter Adebar für Nachwuchs. Sehr gediegen und schön finde ich die Unterkunft und die Sitzecke auf der Dachterasse. Da lässt es sich schön und romantisch sein. Das Bild "Auf dem Weg zum "Geschäft" finde ich sehr gelungen.

Ich danke dir für dieses schönen Eindrücke von eurer Reise und bin gespannt und freue mich auf den 2. Teil und so wie ich dich kenne noch weiteren Teile.
Es grüsst

Rio



Zwanzig Kilometer von der Küste entfernt, fängt Spanien meist erst richtig an.
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