Re: Diskussion: Reisen in fremde Länder und Kulturen
Verfasst: Di 6. Jan 2015, 13:16
@Josefine : "Ich stelle durch die Diskussion fest, dass sich an Indien wohl die Geister scheiden. "
Damit hast du wohl den Nagel auf den Kopf getroffen, Josefine!
Ich erinnere mich noch, dass mein Mann mal sagte: Mein Chef fährt nicht mehr nach Indien, er kann die Armut nicht ertragen, die er dort zu sehen bekommt. .....
Dies ist in der Tat ein echtes Problem, denn je nach dem, wo man sich in dort bewegt, wird man damit mehr oder weniger konfrontiert. Kinder kleben an einem, um ein paar Rupees zu ergattern, Krüppel kommen auf einen zu, auf den Stufen zu einem höher gelegenen Tempel sitzen dutzendweise Alte, Gebrechliche. Wie soll man damit umgehen?
Hilfreich könnte zunächst die Feststellung sein, dass die Armen und "Gehandicapten" in diesem Land kaum je in sozialer Isolation leben. Das Leben im Familienverbund oder einer durch das "Karma" zusammengewürfelten Gruppe hilft den Menschen i.d.R. - und sei es nur moralisch/mental - mit den Schwierigkeiten des Lebens zurecht zu kommen. Besonders Alte profitieren davon, denn wie auch z.B. in China oder im arabischen Raum sind sie be- und geachtet, integriert, und man kümmert sich. Davon können viele Ältere in den Ländern westlicher Lebensart nur träumen.
Außerdem geht man gerade mit Behinderten dort wesentlich entspannter um, als wir dies häufig bei uns beobachten können. Meine Holde und ich haben über die vielen Jahre des Reisens unsere Scheu zum Teil verloren und machen keinen großen Bogen mehr oder wechseln die Straßenseite, wenn z.B. sich einer auf einem Brett mit 4 Rollen-Kugellagern scheinbar mühsam auf uns zu bewegt.
Erstens bekommen Gehandicapte von uns mittlerweile immer etwas, und zweitens stellen wir meist verblüfft fest, dass diese Menschen nicht mit ihrem Schicksal hadern. Sie freuen sich jedoch, wenn auch wir Aliens mit ihnen kommunizieren, und sei es auch nur mit einem Lächeln (, der Geheimwaffe für entspannteres Reisen).
Die Masse der Hindus scheint sich bislang mit der jeweiligen Lebenssituation zu arrangieren, denn die Menschen hoffen, durch Wohlverhalten Vorteile für ein weiteres Leben zu ergattern. Dies ändert sich schleichend, u.a. bedingt durch die Medien und das Wachstum einer Mittelschicht, die andere Ideale propagiert und lebt....
Der Begriff "angepasstes Reisen" wurde ja mittlerweile hin und her gezerrt, aber für mich selbst ist ein Aspekt dessen die schnelle Herstellung einer sozialen Komfortzone, und Lächeln gehört für mich dazu ! Oftmals haben gerade die einfach lebenden Menschen aus verschiedenen Gründen großen Respekt oder sogar Angst vor Fremden. Ihnen diese Angst zu nehmen und sie zu respektieren, scheint mir ein Schlüssel dazu zu sein, wie man ein Land erleben kann.
Wir können die sozialen und materiellen Probleme eines solchen Landes nicht lösen, allenfalls punktuell beeinflussen. Sollen wir deshalb besser fernbleiben? Ich denke, nein. Wenn man in einem solchen Land als Reisender eine "positive Spur" hinterlässt, haben beide Seiten etwas davon.
Ein Bekannter war mal in Indien mit einem indischen Kumpel. Ich war ganz gespannt, was er zu berichten hatte. Er fand es schrecklich und sagte, es wimmelt dort von Menschen, man kann es sich nicht vorstellen. Er kam damit gar nicht klar.
Stimmt absolut. Margot war oft erschlagen durch das massive Interesse von Leuten, dabei zu sein. Man ist oft umlagert, gerade auch im Privatbereich. Da die Wohnverhältnisse meist sehr beengt sind , gibt es kaum Rückzugsmöglichkeiten.
Unzweifelhaft sind die Menschen soziale Wesen, aber bei den Indern kommt dazu, dass die interpersonale Distanz geringer ist als wir es uns wünschen. Wenn wir bei uns mit jemandem reden, achten wir darauf, dass niemand dem Gegenüber zu nahe kommt.
Mir selbst hat diese "Enge" selten Probleme bereitet, aber wenn ich nicht gut drauf war, bin ich auch oft geflüchtet.
Ich habe mir mal einige Berichte im Internet durchgelesen von Fernreise-Fans. Viele sind ebenfalls begeistert, berichten jedoch auch von ziemlich harten Betten (hängt sicherlich von der Hotel-Auswahl ab), vom scharfen Essen und von Durchfall-Problemen. Bei organisierten Rundreisen heißt es morgens, extrem früh aufstehen.
Wenn wir ein Hotel auswählen wollen, haben wir i.d.R. bereits Anregungen (Tripadviser..), buchen aber nur vor, wenn es ratsam ist (dünne Infrastruktur, Engpässe wegen Feierlichkeiten..) Aber auch in diesem Fall gilt unser 1. Blick der Matratze und der 2. den sanitären Einrichtungen. Dazu die Geruchs-und Sichtprüfung. Wir wollen weder Schimmel noch Rauchgeruch, und die Lein-und Handtücher müssen sauber sein. All das bekommen wir in Indien zwischen 15 und 50 € pro DZ und Nacht und sind meist zufrieden. (geht natürlich auch teurer und luxuriöser...)
Meist gibt es kleine oder auch mal größere Probleme beim Wohnen (Geräusche, evtl Lärm; Gerüche...) Es kommt auf die Frust-Toleranz an, wie man damit umgeht...
In Karimabad, einem Kaff im Norden Pakistans, haben wir mal 14 kleine Hotels abgeklappert und 13 gleich wieder verlassen. Sie lagen wie an einer Perlenschnur entlang eines Bergabhangs aufgereiht, und das letzte war dann fast neu, blitzsauber und auch noch am billigsten! Die meisten Leute würden wohl sagen, wir sind nicht ganz dicht, aber wir gehen liebe eine Stunde mehr und wohnen dann relaxt, auch wenn es nur 2 oder drei Nächte sind....
Wie ich gelesen habe, scheint es nach Rajasthan wohl die meisten Touristen hinzuziehen, denn dort findet man wohl viele tolle Paläste und Tempel. Mal schauen, ob wir dort mal hinkommen…. Vom Taj Mahal sind ja alle überwältigt.
Gruß Josefine
Die geballte Ladung an Sehenswürdigkeiten und Exotik, die vorhandene Tourismus-Infrastruktur, die relative Sicherheit und die Möglichkeit, in eher günstigen klimatischen Verhältnissen auf Tour zu gehen, machen Rajasthan zu einem geschätzten Ziel.
Jetzt habe ich mehr geschrieben, als ich je wollte. Na ja, iss ja auch interessant für mich.
Anm.: Schon meine Schüler wussten, welche Themen sie anschneiden mussten, um mal vom "Stoff" wegzukommen. Es war aber immer auch eine Gelegenheit, sie zum Reisen zu bewegen und ihnen fremde Kulturen näherzubringen.
Zum Schluss noch ein paar Bilder, die nicht so viele Touries geknipst haben dürften. Für Josefine und alle euch anderen am Thema Interessierten :
Das Taj bei Nacht im Mondlicht (Als wir die ersten Male dort waren, gab es wederTickets noch Beschränkungen, wenn ich mich recht erinnere)
Recuerdos, Namaste, ville
Damit hast du wohl den Nagel auf den Kopf getroffen, Josefine!
Ich erinnere mich noch, dass mein Mann mal sagte: Mein Chef fährt nicht mehr nach Indien, er kann die Armut nicht ertragen, die er dort zu sehen bekommt. .....
Dies ist in der Tat ein echtes Problem, denn je nach dem, wo man sich in dort bewegt, wird man damit mehr oder weniger konfrontiert. Kinder kleben an einem, um ein paar Rupees zu ergattern, Krüppel kommen auf einen zu, auf den Stufen zu einem höher gelegenen Tempel sitzen dutzendweise Alte, Gebrechliche. Wie soll man damit umgehen?
Hilfreich könnte zunächst die Feststellung sein, dass die Armen und "Gehandicapten" in diesem Land kaum je in sozialer Isolation leben. Das Leben im Familienverbund oder einer durch das "Karma" zusammengewürfelten Gruppe hilft den Menschen i.d.R. - und sei es nur moralisch/mental - mit den Schwierigkeiten des Lebens zurecht zu kommen. Besonders Alte profitieren davon, denn wie auch z.B. in China oder im arabischen Raum sind sie be- und geachtet, integriert, und man kümmert sich. Davon können viele Ältere in den Ländern westlicher Lebensart nur träumen.
Außerdem geht man gerade mit Behinderten dort wesentlich entspannter um, als wir dies häufig bei uns beobachten können. Meine Holde und ich haben über die vielen Jahre des Reisens unsere Scheu zum Teil verloren und machen keinen großen Bogen mehr oder wechseln die Straßenseite, wenn z.B. sich einer auf einem Brett mit 4 Rollen-Kugellagern scheinbar mühsam auf uns zu bewegt.
Erstens bekommen Gehandicapte von uns mittlerweile immer etwas, und zweitens stellen wir meist verblüfft fest, dass diese Menschen nicht mit ihrem Schicksal hadern. Sie freuen sich jedoch, wenn auch wir Aliens mit ihnen kommunizieren, und sei es auch nur mit einem Lächeln (, der Geheimwaffe für entspannteres Reisen).
Die Masse der Hindus scheint sich bislang mit der jeweiligen Lebenssituation zu arrangieren, denn die Menschen hoffen, durch Wohlverhalten Vorteile für ein weiteres Leben zu ergattern. Dies ändert sich schleichend, u.a. bedingt durch die Medien und das Wachstum einer Mittelschicht, die andere Ideale propagiert und lebt....
Der Begriff "angepasstes Reisen" wurde ja mittlerweile hin und her gezerrt, aber für mich selbst ist ein Aspekt dessen die schnelle Herstellung einer sozialen Komfortzone, und Lächeln gehört für mich dazu ! Oftmals haben gerade die einfach lebenden Menschen aus verschiedenen Gründen großen Respekt oder sogar Angst vor Fremden. Ihnen diese Angst zu nehmen und sie zu respektieren, scheint mir ein Schlüssel dazu zu sein, wie man ein Land erleben kann.
Wir können die sozialen und materiellen Probleme eines solchen Landes nicht lösen, allenfalls punktuell beeinflussen. Sollen wir deshalb besser fernbleiben? Ich denke, nein. Wenn man in einem solchen Land als Reisender eine "positive Spur" hinterlässt, haben beide Seiten etwas davon.
Ein Bekannter war mal in Indien mit einem indischen Kumpel. Ich war ganz gespannt, was er zu berichten hatte. Er fand es schrecklich und sagte, es wimmelt dort von Menschen, man kann es sich nicht vorstellen. Er kam damit gar nicht klar.
Stimmt absolut. Margot war oft erschlagen durch das massive Interesse von Leuten, dabei zu sein. Man ist oft umlagert, gerade auch im Privatbereich. Da die Wohnverhältnisse meist sehr beengt sind , gibt es kaum Rückzugsmöglichkeiten.
Unzweifelhaft sind die Menschen soziale Wesen, aber bei den Indern kommt dazu, dass die interpersonale Distanz geringer ist als wir es uns wünschen. Wenn wir bei uns mit jemandem reden, achten wir darauf, dass niemand dem Gegenüber zu nahe kommt.
Mir selbst hat diese "Enge" selten Probleme bereitet, aber wenn ich nicht gut drauf war, bin ich auch oft geflüchtet.
Ich habe mir mal einige Berichte im Internet durchgelesen von Fernreise-Fans. Viele sind ebenfalls begeistert, berichten jedoch auch von ziemlich harten Betten (hängt sicherlich von der Hotel-Auswahl ab), vom scharfen Essen und von Durchfall-Problemen. Bei organisierten Rundreisen heißt es morgens, extrem früh aufstehen.
Wenn wir ein Hotel auswählen wollen, haben wir i.d.R. bereits Anregungen (Tripadviser..), buchen aber nur vor, wenn es ratsam ist (dünne Infrastruktur, Engpässe wegen Feierlichkeiten..) Aber auch in diesem Fall gilt unser 1. Blick der Matratze und der 2. den sanitären Einrichtungen. Dazu die Geruchs-und Sichtprüfung. Wir wollen weder Schimmel noch Rauchgeruch, und die Lein-und Handtücher müssen sauber sein. All das bekommen wir in Indien zwischen 15 und 50 € pro DZ und Nacht und sind meist zufrieden. (geht natürlich auch teurer und luxuriöser...)
Meist gibt es kleine oder auch mal größere Probleme beim Wohnen (Geräusche, evtl Lärm; Gerüche...) Es kommt auf die Frust-Toleranz an, wie man damit umgeht...
In Karimabad, einem Kaff im Norden Pakistans, haben wir mal 14 kleine Hotels abgeklappert und 13 gleich wieder verlassen. Sie lagen wie an einer Perlenschnur entlang eines Bergabhangs aufgereiht, und das letzte war dann fast neu, blitzsauber und auch noch am billigsten! Die meisten Leute würden wohl sagen, wir sind nicht ganz dicht, aber wir gehen liebe eine Stunde mehr und wohnen dann relaxt, auch wenn es nur 2 oder drei Nächte sind....
Wie ich gelesen habe, scheint es nach Rajasthan wohl die meisten Touristen hinzuziehen, denn dort findet man wohl viele tolle Paläste und Tempel. Mal schauen, ob wir dort mal hinkommen…. Vom Taj Mahal sind ja alle überwältigt.
Gruß Josefine
Die geballte Ladung an Sehenswürdigkeiten und Exotik, die vorhandene Tourismus-Infrastruktur, die relative Sicherheit und die Möglichkeit, in eher günstigen klimatischen Verhältnissen auf Tour zu gehen, machen Rajasthan zu einem geschätzten Ziel.
Jetzt habe ich mehr geschrieben, als ich je wollte. Na ja, iss ja auch interessant für mich.
Anm.: Schon meine Schüler wussten, welche Themen sie anschneiden mussten, um mal vom "Stoff" wegzukommen. Es war aber immer auch eine Gelegenheit, sie zum Reisen zu bewegen und ihnen fremde Kulturen näherzubringen.
Zum Schluss noch ein paar Bilder, die nicht so viele Touries geknipst haben dürften. Für Josefine und alle euch anderen am Thema Interessierten :
Das Taj bei Nacht im Mondlicht (Als wir die ersten Male dort waren, gab es wederTickets noch Beschränkungen, wenn ich mich recht erinnere)
Recuerdos, Namaste, ville