Nach 3 Tagen, 550 gefahrenen Kilometern und 30 Ortsbesichtigungen habe ich nun, auf meiner zweiten Reise in den äußersten Süden der Costa Blanca, die verbliebenen "weißen Flecken" auf der Karte der Provinz Alicante getilgt und hunderte Fotos für meine noch ausstehenden Ortsporträts mit nach Hause gebracht, die ich alle noch sichten und aussortieren muss.
Unser Weg führte uns auf kleinen Nebenstrecken von Ort zu Ort. In den Dörfern, die wir unterwegs besucht haben, findet man selten noch einen alten Kern. Wohnblocks bestimmen das Straßenbild. Das kulturelle Zentrum bildet - wie überall in Spanien - die "Plaza de España", der Rathausplatz, wo meistens Kirche und Rathaus in trauter Nachbarschaft zu finden sind.
Der Grund für die einheitlichen Wohnbauten findet man in der Geschichte der Vega Baja. Die Region ist erdbebengefährdet (das letzte Beben wurde am 22.8. in Torrevieja mit einer Stärke von 2,4 registriert). Hier treffen die europäischen und afrikanischen Kontinentalplatten aufeinander. In dem Jahrzehnt zwischen 1820 und 1830 wurde die Vega Baja von ca. 200 Erdbeben heimgesucht. Im Jahr 1829 fand das zerstörendste Beben statt, dessen Epizentrum in Torrevieja lag. Es hatte nach damaligen Angaben eine Stärke von 6,6 auf der Richterskala. Nach der seit 1998 gültigen
Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98) wurde die Stärke des zerstörenden Bebens nachträglich auf 9 hoch gestuft. Zur Erinnerung, beklagt wurden damals
- 389 Tote und 377 Verwundete,
2965 völlig zerstörte und 2396 beschädigte Gebäude,
47 zerstörte Kirchen und
4 Brücken über den Río Segura.
Die Städte Guardamar, Torrevieja und Almoradí wurden dem Erdboden gleich gemacht, aber auch die Orte Algorfa, Benijofar, Benejúzar, Daya Vieja, Dolores, Formentera, La Mata, Orihuela, Rafal, Redován, Rojales, San Fulgencio, San Miguel de Salinas und Torrelamata litten unter der verheerenden Zerstörung. Mehr als die Hälfte aller Dörfer in der Comarca Vega Baja waren von dem Erdbeben betroffen.
Danach musste schnell wieder neuer Wohnraum geschaffen werden.
Es wurden breite Straßen angelegt, jedoch nicht, weil die Stadtplaner damals schon die Verkehrsentwicklung des 20. Jahrhunderts vorausgeahnt hätten, sondern weil die meisten Menschen während der Beben in den engen Gassen, auf die die Trümmer der Häuser fielen, starben.
Im Verlauf unserer Rundreise trafen wir erst kurz vor Torrevieja auf die N-332, die sich in diesem Landkreis direkt hinter der Küste bis Pilar de la Horadada schlängelt, begleitet von Neubaugebieten, riesigen Werbeschildern und Pylonen, Geschäften, Industriegebieten, Lokalen - Shoppingparadies und "Gourmetmeile" für hunderttausend Einwohner, deren Zahl im Sommer durch die Touristen auf das Vierfache ansteigt.
Highlight war die im Landesinnern gelegene Stadt Orihuela mit ihren zahlreichen historischen Bauten und Denkmälern, wo wir unser Quartier im Zentrum aufgeschlagen hatten. Und von dem dortigen Stadtteil
San Isidro möchte ich euch heute schon einen kleinen Bilderbogen zeigen.