Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Weltenbummler berichten über ihre Reiseabenteuer in andere Weltteile
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ville
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Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von ville »

Hallo Foristos/Foristas und Reise-Interessierte,

gäbe es nicht die drängenden Flüchtlingsströme und ganz aktuelle Meldungen über das Ausmaß der Zerstörung in Syrien: viele würden vielleicht kaum noch aufschauen. Zu lange wurde bereits über diese Region berichtet. Andere Themen haben inzwischen Schlagzeilen gemacht.

Möglicherweise wird euch aber aufgefallen sein, dass vor kurzem der Fokus ausnahmsweise nicht wie üblich auf Zahlen von Toten und Verwundeten gerichtet war, sondern auf die Zerstörung kultureller Hinterlassenschaften !
Bei vorhandenem Interesse (in unserer eigentlich medial überfluteten Zeit ) würde ich gerne im Kästchen stöbern und unsere Erlebnisse in diesem eher unbekannten Land zum Besten geben.

ville
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Oliva B.
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von Oliva B. »

Lieber Fritz,

vor zwei Tagen wurde berichtet, dass durch den Bürgerkrieg fast 300 Kulturstätten des Landes beschädigt, geplündert oder gänzlich zerstört wurden. Ein Land verliert seine Kultur. Und du fragst uns, ob wir an deinen, jetzt auf tragische Weise historisch gewordenen Fotos interessiert sind?

Nur zu, stöbere in deinem Kästchen! >:d<
pichichi
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von pichichi »

Habe heute ein Wasserrad - ähnlich denen in Homs - hier in Cordoba gesehen und war angesichts der Zerstörungen von Crac de Chevaliers, etc schockiert. Ich habe leider auch Libyen und den Irak noch auf der "Liste", ob sich das in diesem Leben noch ausgeht?
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Josefine
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von Josefine »

Mich würde es sehr interessieren, @ville.
Wäre schön, wenn Du einen Reisebericht mit Fotos hier veröffentlichst. :)

Gruß
Josefine
Gruß Josefine :)
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basi
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von basi »

Darf ich mich dem Wunsch anschliessen ? >:d<

LG
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ich verspreche nichts, und das halte ich auch
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ville
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von ville »

Oliva B. hat geschrieben:Lieber Fritz,
vor zwei Tagen wurde berichtet, dass durch den Bürgerkrieg fast 300 Kulturstätten des Landes beschädigt, geplündert oder gänzlich zerstört wurden. Ein Land verliert seine Kultur. Und du fragst uns, ob wir an deinen, jetzt auf tragische Weise historisch gewordenen Fotos interessiert sind?
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Elke, da will ich mal sachte loslegen. Die Sache ist mit etwas Aufwand verbunden, aber zum Schluss haben wir auch für uns selbst außer den aufgefrischten Erinnerungen eine Zusammenfassung.
pichichi hat geschrieben:Habe heute ein Wasserrad - ähnlich denen in Homs - hier in Cordoba gesehen und war angesichts der Zerstörungen von Crac de Chevaliers, etc schockiert. Ich habe leider auch Libyen und den Irak noch auf der "Liste", ob sich das in diesem Leben noch ausgeht?
pichichi, anscheinend hast du die Räder in Homs mal gesehen. Wo du überall herumkommst !! Mit Libyen und dem Irak wird es aber wohl so schnell nix...

Josefine, basi : mal sehen, was dabei herauskommt. Die Dias waren immerhin 23 Jahre alt, als ich sie von vorne durch einen umgebauten Dia-Projektor direkt abfotografierte........

Gruß ville
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von ville »

Was Elke oben bereits mittels Link verdeutlicht hat, war auch an anderen Stellen zu lesen:

"(............) Uralte Kulturstädte wie Aleppo, Damaskus oder Raka sowie die römische Ausgrabungsstätte Palmyra oder die Kreuzfahrerfestung "Krak des Chevaliers" hätten "bedeutende Schäden" erlitten, erklärte das UN-Institut für Ausbildung und Forschung (Unitar) nach der Auswertung von Satellitenbildern aus 18 Regionen des Landes. Der "Krak des Chevaliers" war ein Zentrum des Johanniterordens und steht seit 2006 auf der Welterbeliste der Unesco. (.......) - in der Innenstadt von Aleppo tun sich regelrechte Krater auf. (..........)"
http://www.sueddeutsche.de/politik/syri ... -1.2280679

Wir hatten das Glück, eine Runde durch Syrien drehen zu können, als die Welt dort unter "Papa Assad" noch relativ in Ordnung war. Die während der Reise entstandenen Dias haben wir inzwischen digitalisiert, aber man sieht auch an der Bildqualität, dass seit der Reise einige Jahre vergangen sind.

Wie kamen wir auf die Idee, dahin zu fahren?

Daheim in unserem Sportverein hatten wir einen aus Syrien stammenden Zahnarzt, der meinte, wir sollten unbedingt mal in sein Land reisen. Es würde uns gefallen. Nach einigem Hin und Her fassten wir den Entschluss. Wir wollten!
"Aber ihr könnt nur in U$ zahlen, und in 5-Sterne-Hotels müsst ihr auf jeden Fall gehen, ! ". Letzteres wollten wir aber keinesfalls !!

Ein befreundetes Pärchen hatte sich unseren ollen, selbst ausgebauten 206 D ausgeliehen, um die Türkei zu bereisen, und so verabredeten wir, das Auto in Izmit zu übernehmen, 100 km östlich von Istanbul. Dort hatten wir Freunde, eine liebenswerte türkische Familie, die uns bei den Formalitäten helfen wollte. Das Fahrzeug wurde ja an der türkischen Grenze jeweils in den Pass eingetragen!

Natürlich schauten wir uns auch in Istanbul, das wir bereits gut kannten, ein wenig um.

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wobei das leibliche Wohl auch nicht zum kurz kommen durfte.

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Die Übergabe des Fahrzeugs war dann ein schwieriges Unterfangen, aber irgendwann rollten wir in Richtung Südosten, vorbei an Ankara, Aksaray, Adana und Iskenderun ..............

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Nach 2 Tagen erreichten wir die Grenze, von der wir nicht wussten, ob sie auch für unser Vehikel durchlässig war. Unser Zahnarzt hatte nämlich erzählt, Diesel-Fahrzeuge lasse man nicht ins Land, weil der Sprit dafür kräftig subventioniert sei.

Kurze Rede, langer Sinn: Wir übernachteten, und am Morgen stellten wir nach nach längerer Prozedur am Grenzposten verblüfft wie "Bo-Be" damals bei seiner Internet-Werbung fest: "DRIN !".

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Jetzt war alles ganz einfach. Wir fuhren auf ordentlichen Straßen erst nach Süden, dann nach Osten und erreichten gegen Abend Halep (Aleppo).

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.....
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Josefine
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von Josefine »

Hallo ville,

wir hatten auch etliche Dias gehabt, war ja in den späten 70er und 80er Jahren so üblich und man lud sich im Bekanntenkreis regelmäßig zu Dia-Shows ein. :) 2 Jahre vor unserer Auswanderung nach Spanien hat mein Mann dann damit angefangen, die Dias alle zu scannen (hat dafür extra ein Gerät gekauft; wurde anschließend dann wieder verkauft). Wir stellten mit Entsetzen fest, dass sich viele verfärbt hatten und manche schon fast unbrauchbar waren. :(( Bei unseren alten Fotoalben war es auch teilweise so (allerdings nur bei den Farbfotos). :(( An den alten Schwarzweiß-Fotos (manche schon an die 100 Jahre alt) hatte dagegen der Zahn der Zeit nicht dran genagt. 8-)

Insofern ist es wahrscheinlich ganz gut, dass Du Deine schönen Reiseerinnerungen digitalisierst. Wäre ja zu schade, wenn sie verloren gehen.

Schön, dass Du uns nun Deine spannenden Urlaubserlebnisse schilderst. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. :)

Gruß
Josefine
Gruß Josefine :)
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Oliva B.
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von Oliva B. »

Hallo ville,

ich habe bei google deine bisherige Route eingeben, um zu sehen, wie eure Tour vor Jahren verlief. Vielleicht interessiert das auch noch andere Leser.
Die Qualität der Fotos ist trotz des Alters sehr gut und ich bin gespannt, wie es weiter geht.
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Re: Syrien: Eindrücke einer Reise vor dem Bürgerkrieg

Beitrag von ville »

@ Oliva B. Gute Idee, Elke ! Für den Teil Syrien zeige ich dann schon unsere Route!
Josefine hat geschrieben:Hallo ville,
(......)
Insofern ist es wahrscheinlich ganz gut, dass Du Deine schönen Reiseerinnerungen digitalisierst. Wäre ja zu schade, wenn sie verloren gehen.
Schön, dass Du uns nun Deine spannenden Urlaubserlebnisse schilderst. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. :)
Gruß Josefine
Josefine, wir haben so ca 5000 Dias abfotografiert, und fast alle sind "brauchbar", zumindest als Erinnerungen. Im Zeitalter der HD und HDR können sie natürlich nicht mithalten.


Fortsetzung Syrien-Reise ===========================================================================================================

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Die Menschen, die uns in Aleppo begegneten, waren freundlich, aufgeschlossen und teils neugierig, aber sie sprachen kaum Englisch, geschweige denn Deutsch oder französisch. Z.B. eine Familie, mit der wir gut konnten (nur nicht reden)...

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Kinder sind eigentlich überall liebenswert und meist offen.

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Da wir weder Einkaufsmöglichkeiten, noch eine Art Restaurant zu sehen bekamen, schauten wir uns nach einer ruhigen Ecke um und übernachteten erst mal.
Am anderen Tag suchten wir eine Möglichkeit, unsere syrischen Pfunde gegen Lebensmittel zu tauschen, aber wir fanden keinen Laden. Zumindest Brot sollte es schon sein. So hielten wir beim Umherspazieren Ausschau nach jemanden, dem wir Bildung zutrauten, und wir wurden fündig. Die 2 jungen Männer, die ich ansprach, konnten tatsächlich recht gut Englisch. Sie waren Söhne eines Generals der Armee und wollten uns helfen !

Mustafa und Raschid zeigten uns, wo es Brot gab. Irgendwo an einer Türe gab es eine Klappe und dahinter einen Bäcker, der offensichtlich Fladenbrote buk. Ich streckte 3 Finger durch die Klappe, erhoffte mir 3 Fladen. Kurz darauf wuchtete mir der gute Mann einen Stapel Fladen auf die Hände, glühend heiß. Plötzlich wusste ich, weshalb wir vorhin auf einer Kühlerhaube "Pfannkuchen" ausgebreitet gesehen hatten, und ich rannte zum nächsten PKW, der einigermaßen sauber aussah. Dort verteilte ich in meiner Not unsere Fladen zum Abkühlen. Margot zahlte 3 Pfund . Nebenan stand schon der Nächste!

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Unsere neuen Freunde luden uns mehrmals ein. Wir lernten das Leben der Familie ein klein wenig kennen.

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Beide waren verheiratet. Es ging locker zu, besonders bei ihrer Schwester Hamsa, einer Lehrerin, die recht emanzipiert schien, und deren Familie.
Einmal waren wir im Haus des Generals eingeladen, der sich eher bedeckt hielt. (Im Bild wird dies deutlich!) Vermutlich war er so zurückhaltend, weil er kein Englisch sprach. Es gab Tee und etwas zu knabbern, und wir machten Smalltalk.

Editiert, Admin

Natürlich schauten wir uns Aleppo an. Eine steinernes Häusermeer in Brauntönen. In der Mitte ragte die Burgruine auf, die man begehen konnte. Hier gab es auch so etwas wie Tourismus, aber wir sahen keine Ausländer.

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Teilweise begleitete uns Mustafa, der ältere der beiden Söhne. Als Leutnant hatte er im Land bereits alle Freiheiten, was uns später noch nützen sollte.
Der Souk war beeindruckend, an manchen Stellen fast unheimlich. In düsteren Gängen und Nischen boten die Händler ihre Waren an. Nicht überall gab es elektrisches Licht.

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In der Stadt gab es nur ganz wenig Grün. Hier der Blick von der Burg (Assad lässt grüßen):

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Trotzdem hatten die Gassen und Gemäuer ihren Reiz. Die Stadt lebte, allerdings auch wegen des Verkehrs ...

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Aber irgendwann wollten wir dann weiter - nach Süden..........
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Zuletzt geändert von Oliva B. am Mi 31. Dez 2014, 19:17, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Bilder nach gemeinsamer Absprache gelöscht.
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