Die Bodega in Jalón kennt wohl nahezu jeder an der nördlichen Costa Blanca. Als eine der größten und bekanntesten Weinproduzentenr der Provinz Alicante kann man dort nicht nur nach Lust und Laune probieren bevor man sich zum Kauf entschließt, sondern auch einen Termin für eine geführte Weinprobe vereinbaren. Ab 4 Personen wird man durch den Betrieb geführt, es werden in einem separaten Raum 5 Weine präsentiert, es gibt regionale Embutidos aus der Umgebung und zum guten Schluß bekommt man noch ein Geschenk.
1962 wurde die Cooperativa durch einen Zusammenschluß von 14 Winzern gegründet. Heute gehören ihr 370 Weinbauern aus dem Umkreis von 12 Kilometern an. Sie kommen aus Jalón, Llíber, Benissa, Senija und der Bernía.
Zum 50jährigen Jubiläum gab es einen limitierten Rotwein aus 100% Giró-Trauben, der 13 Monate in Barriquefässern aus französischer Eiche gelagert hat.
Erwartet wurden wir von Ximo, der uns gleich durch den Verkaufsraum in den Hof der Kooperative führte und uns den Weg der Trauben von der Waage bis in die Flasche erläuterte.
In der Abbeermaschine werden die Trauben gerebelt, d.h. die Beeren werden von den Stielen getrennt.
Über ein kompliziertes Rohrleitungssystem landet der wertvolle Saft in den Gärtanks, in denen er je nach Art des Weines unterschiedlich lange verbleibt (Weißwein 6 bis 8 Stunden, Rotwein bis zu 14 Tagen). Die zugehörige Steueranlage lässt das Herz eines Technikers gleich höher schlagen.
In früheren Zeiten gab es Mostpressen, die heutzutage nur noch als dekorative Antiquität dienen, denn pneumatische Traubenpressen übernehmen diese früher körperlich ausgeführte Arbeit.
Bevor die Weine in Flaschen abgefüllt werden, lagern sie unterschiedlich lange in Barriquefässern. Diese Fässern sind aus französischer, slowenischer und amerikanischer Eiche gefertigt. Je nach Art des Holzes wird das Aroma des Weins intensiviert.
Die Abfüllanlage hat eine Kapazität von 1500 Flaschen pro Stunde - immerhin werden in der Bodega jährlich 3 Mio Liter Wein abgefüllt, wobei drei verschiedene Rebsorten verwendet werden (1,5 Mio. Moscatel, 1 Mio. Garnacha und 500.000 Liter Temperanillo). 80 % des Weins bleiben übrigens in der Provinz Alicante, 15 % im restlichen Spanien und 5 % werden nach Deutschland, Holland, China und in die USA exportiert.
Zurück im öffentlichen Bereich der Bodega fand unsere Weinprobe im hinteren Teil in einem separaten Raum statt. Ximo ist Sommelier und ging detailliert auf Geschmack, Geruch, Farbe, Lagerung und vieles mehr ein und in entspannter Atmosphäre hatten wir genügend Zeit und Muße zum Probieren. Die 90 geplanten Minuten hatten wir dann auch mal flugs auf 120 Minuten ausgedehnt, wobei der Mitarbeiter der Bodega offensichtlich ebenso viel Spaß hatte wie wir und jede Zwischenfrage geduldig und ausführlich beantwortet hat. So haben wir zum Beispiel auch erfahren, dass heute überwiegend Korken auf Zuckerrohrbasis (Nomacorc) benutzt werden, ein pflanzliches Material, das nicht korkt oder bricht während für junge Weine der Schraubverschluss nichts Verwerfliches mehr ist.
Abschließend noch eine Zahl, die ich wirklich bemerkenswert fand: Beim offenen Ausschank im Verkaufsraum werden jährlich 14.000 Liter Wein "probiert".
Ich bitte um Nachsicht (und ggf. Korrektur), wenn ich als Laie falsche Begrifflichkeiten verwendet haben sollte.