Cordoba - Nerja - Lorca

Hier könnt ihr von Übernachtungen in spanischen Paradores schwärmen
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pichichi
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Cordoba - Nerja - Lorca

Beitrag von pichichi »

Im Rahmen unserer jüngsten iberischen Vuelta habe ich den Parador von Toledo ansatzweise geschildert, heute möchte ich neben den Reiseerlebnissen noch über die Paradores von Cordoba, Nerja und Lorca berichten:

Von Badajoz in der Extremadura nehmen wir die Nationalstraße N 432 um über Zafra nach Cordoba zu gelangen, die großteils kreuzungsfreie Strecke ist zwar nur zweispurig, aber gut ausgebaut und am Christtag erfreulicher Weise kaum befahren, wir benötigen daher für die 525 km von Cascais kaum sechs Stunden.

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An der Puente Romano angekommen finden wir auch gleich einen Parkplatz, bummeln über die renovierte Fußgängerbrücke an einem antiken Wasserrad vorbei bis zum Weltkulturerbe Mezquita, die wir bei diesem Zweitbesuch wegen einer Erzbischofsmesse nicht besuchen können. Seine unzähligen prachtvollen Säulen im arabischen Stil haben wir in ausgezeichneter Erinnerung und bedauerten, dass der Eindruck durch die von den Christen mittendrin hineingesetzte Kathedrale nachhaltig gestört ist, aber was soll´s, die Muslime haben sich nach ihrer Vertreibung durch die Reconquista später in Konstantinopel mit der „Renovierung“ der Hagia Sophia der ehemaligen Ostromkirche revanchiert ;-), auch der Orangenhain daneben ist einen Besuch wert.

Der Alcazar de los Reyes, die ehemalige Festung der residenten Könige am Guadalquivir, liegt nur ein paar Gehminuten südlich und hat eine wunderschöne Parkanlage mit Teichen. Jetzt machen wir ein paar Schritte nordwärts und landen nach Durchschreiten eines Tores der Stadtmauern in der verwinkelten Juderia mit ihren schmucken Innenhöfen, patios geheißen.

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Diese sind mit ihrem arabischen Flair so einzigartige Oasen in der Altstadt, dass es sogar eine eigene Führung nur dafür gibt. Nahe an der Mezquita landen wir in einer Bodega, die klassische spanische Küche in Form von tapas, medio raciones oder ganzen raciones anbietet. Nachdem uns die herrlich gewürzten Fleischbällchen albondigas und die kleinen Tintenfische chipirones ausgezeichnet munden, beschließen wir, auf das Abendessen im Parador zu verzichten und bestellen noch zwei Teller davon, eine Cuvée aus Merlot, Syrah, Tempranillo und Cabernet Sauvignon sowie ein reinsortiger Syrah begleiten perfekt diesen ungeplanten Nachmittagsimbiss. Im Shop daneben erstehen wir anschließend eine cordobesische Apfelkuchenspezialität, somit ist auch das spätere Dessert gesichert.

Der Parador von Cordoba ist der 71. in unserer Liste, ein eher uninteressanter Zweckbau in einem nordwestlichen Vorort, den wir mit Legionen von japanischen Touristen teilen. Uns ist – wie schon in Toledo und vor allem in Pena - beim Flanieren durch die Stadt aufgefallen, dass zu Weihnachten die üblichen Verdächtigen der Reiseweltmeister klar in Unterzahl stehen und dafür die Asiaten eine satte 50% Mehrheit darstellen. Unsere Bodega Mezquita vom Vorabend hat sich voll darauf eingestellt und offeriert ihnen ein Tablet mit eigenen Schriftzeichen, womit vom Tisch elektronisch direkt in der Küche bestellt werden kann, was da wohl die Gewerkschaft der camareros dazu sagt?

Spielen mit Stören

Unser nächstes Ziel ist das Kaff Riofrio in der Provinz Granada, gerade eineinhalb Stunden Fahrzeit auf der A 45 südöstlich von Cordoba gelegen, Einwohnerzahl: knapp 200 Seelen.
Man glaubt es kaum, aber hier werden direkt neben der Autobahn Granada - Antequera in bereits 50 Jahre alten Betonbecken, die mit klarem Bergquellwasser gefüllt sind, die ersten biologisch zertifizierten Störe gezüchtet, die die durch die Verschmutzung des Kaspischen Meeres rar gewordenen russischen und iranischen Kaviarlieferanten durchaus ersetzen können.
Wir hatten schon das Vergnügen, (sehr teuren) Kaviar eines Salzburger Produzenten zu verkosten, aber als wir durch Zufall auf dieses kaum bekannte andalusische Unternehmen stießen, orderten wir online unser erstes Glas spanischen Kaviars und waren begeistert. Nun waren wir neugierig wie es auf so einer Produktionsstätte zugeht und hatten anlässlich einer Andalusienfahrt bei der Managerin Estrella eine private Führung mit anschließender Verkostung der Produkte von Caviar Riofrio gebucht.

Dabei erfahren wir in einer Power Point Präsentation über die Geschichte des Unternehmens der ehemaligen navarrischen Firmengründer, über den jüngst erfolgten Ankauf des Betriebes durch eine finnische Holding, über den jetzt beseitigten Investitionskapitalmangel, Absatzprobleme in Spanien selbst und hohe Auszeichnungen bei internationalen Messen, wir hören von einer Jahresproduktion von 4000 kg und staunen über die langwierige Aufzucht der weiblichen Tiere, die erst im Alter von 18 Jahren nach erfolgter Ultraschalluntersuchung so richtig „gemolken“ werden können, diese Art der Ernte ist für die Tiere stressfrei und schmerzlos.

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Für Unerschrockene gibt es Ganzkörpergummianzüge, in denen man zu den Stören in die Becken darf, das Berühren der geselligen Tiere ist erwünscht und danach wird durch hauseigene Spezialisten die Prozedur der Fischeierernte demonstriert. Wir beschränken uns auf einen Spaziergang an den Beckenrändern, wo man tausende Störe in verschiedenen Altersstufen beobachten kann, anschließend wird zur cata (Verkostung) gebeten, wobei wir den als Standarddrink für die russischen Stammkunden angebotenen Wodka ablehnen und dafür eine Flasche Cava öffnen lassen, schließlich erfordert das begehrte wie hochwertige Nahrungsmittel bei den Kostproben entsprechende feinperlige Begleitung. Die Produktpalette reicht vom teuren klassischen Biokaviar mit 3% Salz (Malossol) ohne jedes Konservierungsmittel bis zu Sorten mit höherem Salzanteil und allerlei E-Nummern auf dem Kleingedruckten, die die russische Stammkundschaft geschmacklich gewöhnt ist und auch so fordert. Wo bei den Russen je nach Körnung in Beluga, Ossietra und Sevruga unterschieden wird gibt es hier zwei Qualitäten: > 1,7 mm und eben kleiner.

Die Forschungsabteilung ist äußerst rege beim Erfinden neuer Produkte, so wurden in den letzten Jahren Lifestyle- und Convenienceprodukte auf Kaviarbasis kreiert und über Spitzenrestaurants zur Marktreife gebracht. Für Drinks wie Martinis wird statt einer Olive ein kleiner Würfel hochkonzentrierter Kaviarpaste im Glas versenkt, Gourmets, die sonst gerne frische saisonale Albatrüffel auf ihren Nudeln haben wollen, können sich mit einer Trockenkaviarmühle eine alternative Würzung mahlen. Wir erhalten nach dem Spitzenprodukt in absteigender Qualität die übrigen Sorten um als Schlusspunkt noch einen großzügigen Löffel vom Besten genießen zu können, die Geschmacksunterschiede sind unglaublich und man möchte fast jedes Körnchen einzeln am Gaumen zerdrücken, um dessen komplexe Nuancen voll auszukosten....

Am Nachmittag steigen wir gratis – weil durch unser Amigos-Punktekonto abgedeckt - im Parador von Nerja an der Costa Tropical ab, wo wir schon mehrere Nächte gewohnt haben, neu für uns ist, dass das Gratisparken im Zuge der crisis abgeschafft wurde, wofür wir jetzt also € 5 berappen müssen, das ist aber nur die Hälfte von dem was Normalbucher pro Tag bezahlen.
Hungrig geworden besuchen wir ein uns schon bekanntes Strandlokal namens Merendero Montemar, wo wir in der angenehmen Nachmittagssonne auf der Terrasse sitzen und genüsslich Gambas in Whiskysauce sowie eine gegrillte Seezunge mit einem Rueda zu uns nehmen, ein irgendwie perfekter Tag neigt sich dem Ende zu...

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LORCA

Die vor ein paar Jahren durch ein Erdbeben schwer getroffene Stadt in der Provinz Murcia besitzt einen der jüngsten Paradore, der komplett neu in eine ehemalige maurische Festung gebaut und erst vor zwei Jahren von Königin Sofia offiziell eröffnet wurde. Auch hier plündern wir unser Punktekonto und wohnen eine weitere Nacht umsonst hoch über der Stadt.
Die archäologischen Funde und Mauerreste wurden gekonnt in den Neubau integriert und sind mit speziellen Führungen ebenso wie auch der Torre Alfonsino besuchbar. Des Weiteren hat man versucht, mit einem hochklassigen Wellnessangebot Gäste zu ködern, ich hoffe sehr, dass diese Rechnung aufgeht, weil es der Stadt an touristischem Angebot mangelt, bis auf das sehenswerte Rathaus und die Kirche Colegiata de San Patricio gibt es kaum Sehenswürdigkeiten.

Die Zimmer sind augenfreundlich mit dunklen Hölzern ausgestattet, perfekt klimatisiert und natürlich auf dem neuesten technischen Stand, die Duscharmatur bespritzt und massiert in verschiedenen Höhen, Bidet ist ebenfalls vorhanden, auf eine Wanne hat man aber verzichtet, Minibar, Wifi und herrliche Ausblicke ins murcianische Hinterland komplettieren das Angebot.

Bevor wir essen gehen, verwenden wir unseren Amigos-Bon für zwei Glas Wein auf der Terrasse der Bar, es ist so warm, dass man windgeschützt im Polo hocken kann. Das Restaurant ist an diesem ersten Samstag nach Weihnachten gut besucht, da es das beste in der Stadt ist, kommen auch die Einheimischen gern für diesen besonderen Anlass auf den Berg. Ich bekomme ventresca de tun, das zarte Bauchfleisch – perfekt kurz rosa gebraten, mit grünen Nudeln und geschmorten Paradeiserwürfeln. Das liebend Weib isst in Iberoschinkenstreifen gewickeltes Schweinsfilet mit Safranreis, zwei copas de tinto aus der Region Navarra begleiten das späte almuerzo. Zum Abschluss teilen wir uns ein postre in Form einer lokalen Spezialität, Schneeschaumschokotörtchen mit pürierter Mandelmasse an helado de turron.....aproveche!
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nixwielos
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Re: Cordoba - Nerja - Lorca

Beitrag von nixwielos »

Hmmmmmmmmmmmm, meeeeeeehr!

DANKE Herbert fürs Mitnehmen und die speichelfluss anregenden Berichte :lol:

Euch einen guten Rutsch und auch in 2015 viele genussvolle Reisen >:d<
Viele Grüße von Nicole und Stefan!
Life is too short to drink bad wine
pichichi
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Re: Cordoba - Nerja - Lorca

Beitrag von pichichi »

dann auch von uns ein gutes und geschmackvolles neues Jahr ins Schwabenland
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basi
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Re: Cordoba - Nerja - Lorca

Beitrag von basi »

Danke pichichi
Lorca haben wir für Ende Februar eingeplant, auch im Paradores.
Jetzt können wir uns noch mehr darauf freuen. >:d<

LG
basi
ich verspreche nichts, und das halte ich auch
Albertine
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Re: Cordoba - Nerja - Lorca

Beitrag von Albertine »

@ pichichi -
DANKE für's Mitnehmen. Wir waren schon mehrmals in Córdoba, weil uns die Stadt immer wieder fasziniert.
Viel zu lange ist es für mich her, dass wir die "Fiesta de los Patios" besucht haben. Es war ein tolles Erlebnis.
Das schönste Hoffest der Welt >:d<
Ich habe auf Deinem 1. Foto Deiner Fotoserie die schwimmende Skulptur im Guadalquivier wiederentdeckt. :) Du auch??
moderne Skulptur

Ich bin gespannt auf weitere Fotos

Saludos Albertine
pichichi
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Re: Cordoba - Nerja - Lorca

Beitrag von pichichi »

ja, der Rückenschwimmer ist rechts zu erkennen......dein Link über die Fiesta ist eine hervorragende Ergänzung, leider sind wir im Mai nie in Spanien, aber ich kann mir gut vorstellen, dass allein dieses Fest eine Fahrt dahin wert ist. Wir haben uns vorgenommen, dass wir nächstens zwei geführte Touren machen werden: eben die durch verschiedene Patios und eine weitere voller Mystik, wo die Mezquita nächtens besucht wird.
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Oliva B.
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Re: Cordoba - Nerja - Lorca

Beitrag von Oliva B. »

Da deine Reiseberichte immer die Geschmacksknospen sprießen lassen, ist es empfehlenswert, VOR der Lektüre für das leibliche Wohl zu sorgen. Vielen Dank für den Bericht!
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