Die Herkunft des Namens "Andalusien"

von den Iberern bis zur Neuzeit
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Córdobes
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Die Herkunft des Namens "Andalusien"

Beitrag von Córdobes »

Zur Herkunft des Namens Andalusien, spanisch Andalucía, der aus der von den zu Beginn des 8. Jahrhunderts einfallenden Mauren benutzten Bezeichnung Al-Andalus (الأندلس‎) hervorging, gibt es verschiedene Deutungen. Sicher ist nur, dass der Name al-Andalus als Bezeichnung für den gesamten maurischen Herrschaftsbereich auf der iberischen Halbinsel erstmals 715/717 auf einer bilingualen Münze auftaucht.

Eine populäre, oft dem Historiker Reinhardt Dozy zugeschriebene, aber schon lange vor dem 19. Jahrhundert bezeugte Legende führt das arabische Al-Andalus auf den Namen der Vandalen zurück, die im Zuge der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert Zwischenstation im Süden der iberischen Halbinsel machten und dort einen Staat mit dem ursprünglichen Namen Vandalusien gegründet hätten. Diese Theorie wird unter Historikern heute aber kaum mehr vertreten.

Der spanische Historiker Vallvé führt den Namen Andalusiens auf eine Arabisierung der Bezeichnung Atlantis zurück.

Eine andere Theorie aus den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts von dem Arabisten Heinz Halm leitet Al-Andalus von *landa-hlauts ab, dem Namen, den die Westgoten der früheren römischen Provinz (Hispania) Baetica gegeben haben sollen – „das per Los verteilte Land“. Als Beleg führt Halm den offiziellen lateinischen Namen des westgotischen Spaniens an: Gothica Sors, was sich in etwa mit „Gotenlos“, „Los der Goten“ übersetzen lässt, was er wiederum eigenständig mit *landa-hlauts ins Gotische rückübersetzt. Die Mauren hätten nach der Eroberung Spaniens in Form phonetischer Lautnachahmung daraus al-Andalus gemacht.

Eine eingehendere Untersuchung aus dem Jahre 2002 lässt es als plausibel erscheinen, dass Andaluz’ der ursprüngliche altiberische, und damit noch vorrömische Name der heutigen Insel Isla de Tarifa an der Meerenge von Gibraltar, und damit am äußersten südlichen Zipfel Spaniens ist[1], denn die Anfangssilbe And- sowie die Schlußsilbe -uz sind extrem häufig in vorrömisch-iberischen Ortsnamen. Zwei- bis dreihundert Jahre nach der maurischen Eroberung Spaniens berichtet dann erstmals eine arabische Quelle von der Insel al-Andalus, die seit der Eroberung Spaniens samt der Stadt Tarifa den Namen von Ṭarīf ibn Mallūk al-Maʿāfirī, kunya Abū Zura, ihrem Eroberer aus dem Jahr 710 bekommen habe. Ihr arabischer Name wäre nach dieser Theorie zunächst Ğazīrat al-Andalus „(Halb-)Insel Andalus“ gewesen, der sich dann, wie die arabische Quelle fortfährt, als Pars pro toto mit der (ein Jahr später beginnenden) Eroberung des iberischen Festlands auf den gesamten arabischen Herrschaftsbereich in Hispanien ausgedehnt hätte
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