Das Franco-Monument in San Lorenzo (Valle de los Caídos)

von den Iberern bis zur Neuzeit
HermanG
activo
activo
Beiträge: 328
Registriert: Mo 14. Okt 2013, 15:32

Das Franco-Monument in San Lorenzo (Valle de los Caídos)

Beitrag von HermanG »

Die nachfolgenden Beiträge wurden von dem Reisebericht El Escorial bei Madrid abgetrennt.


Liebe Josefine

Ich zitiere:
"Diese Basilica in San Lorenzo in der Sierra de Guadarrama wurde in diesen Berg hineingebaut. Es wurde quasi eine künstliche Höhle geschaffen. Nun ist sie nun mal da – ich kann das auch nicht ändern – und man wird sie hoffentlich auch nicht wieder zuscharren".

Du weisst aber schon, dass dieses Monument in Sklavenarbeit von Gefangenen des Franco-Regimes errichtet worden ist!
Das ist einer der Gründe, warum ich eine gewisse Verachtung für Spanien fühle. Sie haben selbst Franco ruhig im Bett sterben lassen, niemand hat jemals versucht, ihn zu verjagen...

Hermann
Zuletzt geändert von Oliva B. am Mo 1. Sep 2014, 09:32, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Verweis zum Ursprungsbericht hinzugefügt.
Benutzeravatar
Atze
especialista
especialista
Beiträge: 3995
Registriert: Sa 18. Mai 2013, 17:31
Wohnort: Berlin-Brandenburg - Torrevieja

Re: El Escorial und das Franco-Monument in San Lorenzo b. Ma

Beitrag von Atze »

HermanG hat geschrieben: Das ist einer der Gründe, warum ich eine gewisse Verachtung für Spanien fühle. Sie haben selbst Franco ruhig im Bett sterben lassen, niemand hat jemals versucht, ihn zu verjagen...

Hermann
Hmm - ja. Da stehen andere Nationen - ich denke da an eine aus Mitteleuropa - natürlich weitaus besser da...... :-o




Das Valle de los Caidos - das ich vor ca. 25 Jahren besuchte - ist eine monumentale Monstrosität.
LG Atze
Benutzeravatar
levante
activo
activo
Beiträge: 103
Registriert: Mi 8. Mai 2013, 20:00
Wohnort: Berliner Umland-Torrevieja

Re: El Escorial und das Franco-Monument in San Lorenzo b. Ma

Beitrag von levante »

@ all:

Ich finde es auch schade, nicht alle Bilder zu sehen. Es wird ja niemand zum Ansehen gezwungen :-?
Das "Original" ist ja auch für jeden frei zugänglich.
Ich möchte ausdrücklich keine politische Diskussion lostreten!!!

schönen Sonntag an alle
levante
pichichi
especialista
especialista
Beiträge: 2696
Registriert: So 10. Jun 2012, 10:45
Wohnort: Wien

Re: El Escorial und das Franco-Monument in San Lorenzo b. Ma

Beitrag von pichichi »

auch ich will keine Diskussion lostreten, aber: diese Chose ist eine der spanischen Ultrarechten und Teilen der Kirche, die sich ja nach des Caudillos Tod mit dem unsäglichen Gesetz der Straflosigkeit für franquistische Verbrechen von ihrer Verantwortung freigekauft haben. Auch wenn ansatzweise Vernunft einkehrt und manche Städte wie Ferrol in Galicien das peinliche Legat abgestreift haben, existieren andernorts immer noch avenidas mit dem Namen des Generalisimo. Man soll auch nicht die Entrüstung gewisser Kreise vor ein paar Jahren vergessen, als der mutige Richter Garzon abgesägt wurde, als er Bestrebungen unternahm, die republikanischen Gebeine aus Massengräbern identifizieren zu lassen und sie anschließend ihren Angehörigen zurückzuführen.....

Kurz gesagt, mit der Aufarbeitung der Bürgerkriegsfolgen will Spanien offiziell nichts (mehr) zu tun haben, zu viele Involvierte oder deren unmittelbare Nachkommen haben diese Zeit noch im Kopf und ihr Gewissen mit dem pragmatischen Mantel des Schweigens beruhigt, aber wer weiß, vielleicht kommen noch Zeiten wie in Mitteleuropa, wo beim parallelen Anlass ebenfalls niemand "dabei" gewesen sein wollte und erst nach Jahrzehnten eine Kultur der Aufarbeitung entstehen konnte.

Ich will noch festhalten, dass ich als Reisefanatiker die vielen Fotoreportagen hier immer geschätzt habe, ich kann es mir aber partout nicht vorstellen, Fotos von Monströsitäten - danke, Atze - mit "schöne Bilder" zu kommentieren ...
Benutzeravatar
Oliva B.
Administratorin u. Moderatorin
Administratorin u. Moderatorin
Beiträge: 21571
Registriert: Mi 6. Mai 2009, 08:17
Wohnort: Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muß ich fort...

Gegen das Vergessen

Beitrag von Oliva B. »

Hallo Josefine,

Vielen Dank für deine Eindrücke, die du uns von deinem Ausflug in die neuere und ältere Geschichte Spaniens mitgebracht hast.

Allerdings teile ich nicht die Ansicht, dass wir auf die Bilder vom Valle de los Caídos verzichten sollten, denn in einem Spanienforum sollte nicht nur über das Sonnen- und Urlaubsland Spanien berichtet werden, sondern auch die Schattenseiten der Vergangenheit aufgezeigt werden, ohne das Thema gleich auszuschlachten.
Die Franco-Diktatur dauerte von 1936 bis 1975, das heißt, sie ist genauso lange zu Ende, wie sie gedauert hat: 39 Jahre kann man nicht als kurze Episode bezeichnen, sie ist immer noch in vielen Köpfen verwurzelt und vielleicht mit ein Grund für die heutige Situation des Landes.

Viele jüngere Menschen kennen von Spanien nicht mehr als sol y playa, schon allein deshalb sollte die jüngste Geschichte Spaniens kein Tabu-Thema für uns sein.

Das Valle del los Caídos ist keine Gedenkstätte zur Verherrlichung der Franco-Diktatur, sondern vielmehr eine Erinnerung an die 20.000 Zwangsarbeiter, die unter unmenschlichen Bedingungen fast zwei Jahrzehnte daran bauen mussten. Es ist ein Mahnmal, genauso wie das ehemalige Konzentrationslager Dachau, wo die Erinnerung an die Menschen, die dort ihr Leben ließen, wach gehalten wird.

Josefine, ich würde mich freuen, wenn du deine Eindrücke aus dem Valle de los Caídos schildern und deine Bilder zeigen würdest, vielleicht nicht in dieser Rubrik, sondern unter Spanische Geschichte.
Benutzeravatar
Akinom
especialista
especialista
Beiträge: 5846
Registriert: So 10. Mai 2009, 21:40
Wohnort: Süddeutschland - Torrevieja
Kontaktdaten:

Re: El Escorial und das Franco-Monument in San Lorenzo b. Ma

Beitrag von Akinom »

Oliva B. hat geschrieben:Hallo Josefine,

Vielen Dank für deine Eindrücke, die du uns von deinem Ausflug in die neuere und ältere Geschichte Spaniens mitgebracht hast.

Allerdings teile ich nicht die Ansicht, dass wir auf die Bilder vom Valle de los Caídos verzichten sollten, denn in einem Spanienforum sollte nicht nur über das Sonnen- und Urlaubsland Spanien berichtet werden, sondern auch die Schattenseiten der Vergangenheit aufgezeigt werden, ohne das Thema gleich auszuschlachten.
Die Franco-Diktatur dauerte von 1936 bis 1975, das heißt, sie ist genauso lange zu Ende, wie sie gedauert hat: 39 Jahre kann man nicht als kurze Episode bezeichnen, sie ist immer noch in vielen Köpfen verwurzelt und vielleicht mit ein Grund für die heutige Situation des Landes.

Viele jüngere Menschen kennen von Spanien nicht mehr als sol y playa, schon allein deshalb sollte die jüngste Geschichte Spaniens kein Tabu-Thema für uns sein.

Das Valle del los Caídos ist keine Gedenkstätte zur Verherrlichung der Franco-Diktatur, sondern vielmehr eine Erinnerung an die 20.000 Zwangsarbeiter, die unter unmenschlichen Bedingungen fast zwei Jahrzehnte daran bauen mussten. Es ist ein Mahnmal, genauso wie das ehemalige Konzentrationslager Dachau, wo die Erinnerung an die Menschen, die dort ihr Leben ließen, wach gehalten wird.

Josefine, ich würde mich freuen, wenn du deine Eindrücke aus dem Valle de los Caídos schildern und deine Bilder zeigen würdest, vielleicht nicht in dieser Rubrik, sondern unter Spanische Geschichte.
Dem möchte ich mich anschließen! >:d< Hatte mich auch gewundert, dass man nur die "schönen" Dinge zeigen sollte. Wieviele "schöne" Monumente sind überall unter unsäglicher Qual und Überall entstanden. Dann dürfte man nicht mehr viel hier zeigen.
Und ich sehe dies auch als Mahnmal an und werde es dann auch sicher mir anschauen wenn ich dort bin - das hat in meinen Augen nichts mit einer Verherrlichung zu tun.

Also vielen Dank Josefine für deinen tollen Bericht - würde mich auch freuen, wenn du deinen Bericht vollständig zeigen würdest. >:d<
Benutzeravatar
Josefine
especialista
especialista
Beiträge: 3884
Registriert: Mi 13. Jun 2012, 16:15
Wohnort: Orihuela Costa

Re: El Escorial und das Franco-Monument in San Lorenzo b. Ma

Beitrag von Josefine »

.
OK, dann zeige ich noch den Rest der Fotos, allerdings ohne eine Bewertung. Ich merke ja, es ist ein schwieriges Thema und ich habe da auch nicht das umfassende Hintergrundwissen, um im spanischen Geschichts-Thread (wie von Oliva angeregt) zu schreiben.

Hier, mitten in der waldigen Berglandschaft ragt das Franco-Monument heraus.
Wie zu lesen ist, ist das Kreuz 155 m hoch und 44 m breit und damit das höchste freistehende Kreuz der Welt sein.

Bild

Bild

Bild


Nun die vollständigen Bilder von der Basilika, d.h. mit dem darüber angebrachten Kreuz.

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild


Zur Erklärung verweise ich auf die Ausführungen von Wikipedia.

http://de.wikipedia.org/wiki/Valle_de_los_Ca%C3%ADdos
Wenn Ihr ganz nach unten scrollt, dann seht Ihr das Innere dieser Basilika.
Fotografieren war verboten.

Vor der Felsenkirche ist dann dieser große freie Platz.

Bild

Bild


Gruß
Josefine
Gruß Josefine :)
Benutzeravatar
Florecilla
Administratorin u. Moderatorin
Administratorin u. Moderatorin
Beiträge: 16970
Registriert: Mi 6. Mai 2009, 08:32
Wohnort: Frechen / Dénia
Kontaktdaten:

Re: El Escorial und das Franco-Monument in San Lorenzo b. Ma

Beitrag von Florecilla »

Vielen Dank, dass du die Serie komplett gemacht hast, Josefine. Ich schließe mich Elke und Monika an und finde auch, dass die düsteren Seite der Geschichte zu einem Land dazu gehören ... und genauso wirkt dieses Monument auf mich: Düster und bedrohlich - ein abschreckendes Mahnmal.
Saludos,
Florecilla (Margit)


CBF on Facebook
pichichi
especialista
especialista
Beiträge: 2696
Registriert: So 10. Jun 2012, 10:45
Wohnort: Wien

Re: Gegen das Vergessen

Beitrag von pichichi »

Oliva B. hat geschrieben: Das Valle del los Caídos ist keine Gedenkstätte zur Verherrlichung der Franco-Diktatur, sondern vielmehr eine Erinnerung an die 20.000 Zwangsarbeiter, die unter unmenschlichen Bedingungen fast zwei Jahrzehnte daran bauen mussten. Es ist ein Mahnmal, genauso wie das ehemalige Konzentrationslager Dachau, wo die Erinnerung an die Menschen, die dort ihr Leben ließen, wach gehalten wird.
Du irrst hier, liebe Elke, das V.d.C. gedenkt nicht der zwangsverpflichtenden Bauarbeiter, sondern in einem Schrein 30000 Gefallenen des Bürgerkriegs, darunter eine überwiegende Zahl von Nationalisten und nur einige wenige Republikaner, und auch nur solche, bei denen die Angehörigen der Kath. Kirche nachweisen konnten, dass sie im "richtigen" Glauben standen.
Die Optik ist hier schon schief, aber was total verstört sind die Sarkophage der Falangisten Franco und Rivera, diese werden auch jährlich am 20. November zu einem Anziehungspunkt für unverbesserliche Anhänger des Diktators.
Auch der Vergleich mit Dachau hinkt gewaltig, zwar sind beide Gedenkstätten Mahnmale, aber wenigstens wurden im Valle keine politischen Gefangenen ermordet oder wie mein Schwiegervater selig bei medizinischen Experimenten verstümmelt...
Benutzeravatar
Oliva B.
Administratorin u. Moderatorin
Administratorin u. Moderatorin
Beiträge: 21571
Registriert: Mi 6. Mai 2009, 08:17
Wohnort: Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muß ich fort...

Re: Gegen das Vergessen

Beitrag von Oliva B. »

pichichi hat geschrieben: Du irrst hier, liebe Elke, das V.d.C. gedenkt nicht der zwangsverpflichtenden Bauarbeiter, sondern in einem Schrein 30000 Gefallenen des Bürgerkriegs, darunter eine überwiegende Zahl von Nationalisten und nur einige wenige Republikaner, und auch nur solche, bei denen die Angehörigen der Kath. Kirche nachweisen konnten, dass sie im "richtigen" Glauben standen.
Die Optik ist hier schon schief, aber was total verstört sind die Sarkophage der Falangisten Franco und Rivera, diese werden auch jährlich am 20. November zu einem Anziehungspunkt für unverbesserliche Anhänger des Diktators.
Auch der Vergleich mit Dachau hinkt gewaltig, zwar sind beide Gedenkstätten Mahnmale, aber wenigstens wurden im Valle keine politischen Gefangenen ermordet oder wie mein Schwiegervater selig bei medizinischen Experimenten verstümmelt...
Woran das V.d.C. ursprünglich erinnern soll, ist mir selbstverständlich bekannt, genauso dass Spanien bis heute nicht mit diesem Teil seiner Geschichte abgeschlossen hat.

Das Valle de los Caídos teilt die Nation:
Für die einen ist es ein Mahnmal, manche wollen es in die Luft sprengen, für die anderen ist der Ort eine Gedenkstätte - auf jeden Fall ist dieses gigantische, furchteinflößende Bauwerk ein Teil der Geschichte Spaniens, das man nicht ignorieren kann.

Eine Bürgerbewegung hat es wenigsten 2007 geschafft, dass dort Gedenkveranstaltungen der Altfranquisten verboten wurden, und 2011 (?) eine Expertenkommission gegründet wurde, die Vorschläge für eine mögliche Umgestaltung des Franco-Mausoleums machen sollte, um es in "einen Ort der Versöhnung" umzuwidmen. Da scheint es aber bis heute noch gewaltige Widerstände zu geben.

Im Valle de los Caídos wurden zwar keine Menschen ermordet, doch republikanische Zwangsarbeiter starben aufgrund der unmenschlichen Arbeitsbedingungen bei der Errichtung des monströsen Baus. Ob jemand durch unmenschliche Zwangsarbeit ums Leben kam oder durch Mord, macht das einen Unterschied?
Zuletzt geändert von Oliva B. am Mo 1. Sep 2014, 08:48, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Fehler im letzten Absatz korrigiert.
Antworten

Zurück zu „Spanische Geschichte“