Sinterclaas

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Milka
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Sinterclaas

Beitrag von Milka »

"Auf Wiedersehen, Liebste." Zärtlich drückte Sinta seiner kleinen Frau einen Kuss auf die Stirn. "In zehn Tagen bin ich zurück. Bis dahin kümmere Du Dich um Rudolf. Sorge dafür, dass er besonders reichhaltiges Futter bekommt und eventuell soll sich der Schmied noch einmal seine Hufe anschauen." "Du kannst Dich auf mich verlassen, wie immer. Sieh Du nur zu, dass Du gesund und munter zurück kommst" erwiederte seine Frau und löste sich sanft aus den mächtigen Armen ihres Mannes.

"Um mich musst Du Dich nicht sorgen, Herr", mischte sich Rudolf das Rentier ein. "Ich kann sehr wohl selbst auf mich aufpassen und sollte es ein Problem geben, sage ich der Herrin Hannah Bescheid. "Natürlich mein Lieber", antwortete Sinta und streichelte Rudi zwischen seinen Geweihen. "Denke ja nur, Du bist auch nicht mehr der Jüngste. Wir beide werden langsam alt mein Freund." "Ich weiß Herr, aber ich bin sicher, die nächsten sechshundert Jahre halte ich noch durch. Danach werde ich über meinen Ruhestand nachdenken."

Lächelnd wandte Sinta sich ab und ging auf das wartende Boot zu. Die Niederländer, Belgier und niederländischen Kolonien, waren die einzigsten, die wußsten, dass der Weihnachstmann oder Sinta Klaas tatsächlich nicht aus dem hohen Norden sondern aus "Spanje" kam. Ihm war es recht. Warum sollte er dem Rest der Menschen ihren Traum rauben?

Frohgemut erklomm er in Badelatschen, und bunten Bermudahosen sein Schiff. Oben angekommen wandte er sich noch einmal um und winkte zum Abschied. Über seinem riesigen Bauch spannte sich ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift: "Ein gestandener Mann ohne Bauch ist ein Krüppel".

Der "Zwarte Piet", sein Gehilfe, persönlicher Diener und Manager stand noch unten auf dem Kai und hakte gerade die letzte Kiste auf seiner Kladde ab, die im Bauch des Schiffes verschwand. Danach begab auch er sich an Bord und Minuten später war das Schiff am Horizont verschwunden.

Sinta ließ es sich an Deck gut gehen. Er hatte es sich in seinem Liegestuhl gemütlich gemacht. Piet servierte ihm seinen heißgeliebten Gin Tonic und eine eigens für Sinta hergestellte Zigarre. Bald erfüllte ein aromatischer Tabakduft das Schiff. Wurde es Sinta zu warm in der Sonne, nahm er einen besonders tiefen Zug, blähte die Backen, spitzte den Mund und stieß so große Ringe aus, dass sich für einige Minuten der Himmel verfinsterte.

Sinta war glücklich. Alles war in diesem Jahr besonders gut gelaufen. Piet hatte sich selbst übertroffen und über die ganze Welt neue Lagerhallen errichten lassen. So musste der Schlitten, den Rudolf zu ziehen hatte nicht mehr ganz so voll beladen werden. "Mein guter, alter Piet", dachte Sinta, "was würde ich nur ohne Dich machen?"

Er würde später nach seinem weißen Schimmel schauen, mit dem er durch die bevorstehenden Länder reiten würde. Aber im Grunde wusste er, dass dieser gut versorgt in seiner Box stand.

Die Reise verlief gut. Das gute Wetter hielt. Drei Tage vor Ankunft in Holland hörte man ihn plötzlich so laut nach Piet brüllen, dass das ganze Schiff anfing zu schwanken.

"Piet, wo ist die Kleiderkiste mit meinen Sachen für die Landung? Ich habe meine ganze Kabine abgesucht, doch sie ist nirgends zu finden."

Die gesamte Mannschaft durchsuchte jeden Winkel. Die Kiste war nicht da.

Piet rief Rudi an. "Rudi, ich bin's Piet. Schau doch bitte mal nach, ob die Kleiderkiste mit Sintas Sachen im Schuppen steht". "Alles klar." Rudi trabte los. Und tatsächlich stand dort einsam und vergessen Sintas Kiste.

"Piet, die Kiste steht hier". "Oh was ein Mist. Könntest Du mir einen Gefallen tun und sie zum Standpunkt 83400 bringen? Wir ankern dann dort und nehmen sie an Bord".

"Kein Problem". Hastig informierte er Hannah. Die schlug nur die Hände über den Kopf zusammen und fragte: "Willst Du den Schlitten nehmen?" "Den Schlitten? Für eine Kiste? Nein, wenn Du sie mir auf den Rücken festzurrst, reicht das." Nach fünf Minuten war er so weit. Er winkte Hannah zu, erhob sich in die Lüfte und trabte los.

Stunden später fielen die ersten Flocken vom Himmel. Rudolf war entzückt. Er liebte Schnee und freute sich schon sehr auf seine bevorstehende Reise mit Sinta in den Rest der Welt, dort wo die Menschen an den Weihnachtsmann glaubten und am 24. und 25. Dezember beschenkt wurden.

Aus seiner anfänglichen Freude wurde schon bald Furcht. Der Schneefall hatte sich zu einem Schneesturm ausgewachsen. Er konnte die Hufe nicht mehr vor Augen sehen und hatte völlig die Orientierung verloren. "OK, mein Freund, jetzt wird's Zeit für die Navi. Naviiiiiiiii? Er wühlte in den Taschen, vergeblich. Mist, Mist, Mist und nochmal Mist. Die ist ja im Schlitten.

Zwei Tage später hörte der Sturm abrupt auf. Auf dem letzten Drücker landete er am verabredeten Treffpunkt. Santa stand oben an Deck und atmetet hörbar auf. "Wo warst Du denn in Gottes Namen? Hannah sagte, dass Du schon vor zwei Tagen aufgebrochen bist." Völlig am Ende erzählte Rudolf seine Geschichte und konnte nur mit Mühe seine müden Augen offen halten.

Fazit: Selbst der Weihnachtsmann kann auf Technik nicht verzichten. Mit Navi wäre das nicht passiert.

Ein frohes Weihnachtsfest Euch allen
Albertine
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Re: Sinterclaas

Beitrag von Albertine »

Hola Milka,
wir kennen uns ja noch nicht persönlich, aber für diese schöne Geschichte knuddel ich Dich.
Und ich habe auch kräftige, liebevolle, starke Arme. Es grüßt Dich Albertine
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