Im Mikro-Camper durch Norwegen

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Oliva B.
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Re: Im Mikro-Camper durch Norwegen

Beitrag von Oliva B. »

Wieder einmal ein druckreifer Reisebericht von unserem ville, interessant und informativ - wie gewohnt. =D> =D>

Gerade jetzt, mitten in der Coronakrise, wird jedem bewusst, welche Freiheiten wir dvor Ausbruch des Virus genießen konnten. Deshalb bin ich froh, immer nach der Devise gelebt zu haben, niemals im Leben etwas aufzuschieben. Besonders Älteren wird bewusst, dass der Coronavirus die Verwirklichung vieler ihrer Träume in naher oder mittelfristiger Zukunft zum Platzen gebracht hat. Gerade in puncto Reisen, denn verlorene Lebenszeit ist unwiderbringlich, wenn zunehmendes Alter und Krankheiten den Aktionsradius beschränken.

Den Fahrzeugumbau konnten wir vor eurer Reise noch bewundern und ich muss gestehen, es sah gemütlich drinnen aus und ihr habt keinen Quadratzentimeter :) verschenkt. Uns hat es nie in den Norden gezogen, umso mehr interessieren mich eure Eindrücke. Es ist faszinierend, durch so viele "unberührte" Landschaften zu fahren, und hier und dort einen Abstecher zu machen.

Besonders gefallen haben mir die Vigeland-Sklupturen in Oslo und die Fotos der Stabkirche aus Holz, die so gut nach Skandinavien passt.

Ich bin gespannt auf den nächsten Teil eurer Reise und bleibe am Ball!
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Citronella
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Re: Im Mikro-Camper durch Norwegen

Beitrag von Citronella »

@ ville, toll dass du uns nach Norwegen mitnimmst >:d<

Vor ca. 40 Jahren war ich auch auf Stippvisite in Oslo und der Vigeland-Park ist mir im Gedächtnis geblieben - einfach beeindruckend.
Du zeigst uns die herrliche Landschaft, die typischen Häuser und die Stabkirche, und das alles bei Kaiserwetter, besser geht nicht!
Auch ich freue mich auf die Weiterfahrt und danke schon mal für deine Mühe und Zeit!

Saludos
Citronella
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ville
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Re: Im Mikro-Camper durch Norwegen

Beitrag von ville »

Erst mal vielen Dank für wohlwollende und motivierende Kommentare !

@ Cozumel : du hast recht, das ist die Holmenkollen-Schanze. Hat uns mächtig beeindruckt....

Teil 2 ___________________________________________________

Es ist Sonntag, der 27. Mai. Wir sind in Bergen angekommen.

Die Stadt zählt knapp 270'000 EW und liegt an der Südwestküste zwischen dem Hardangerfjord und dem Sognefjord, dem tiefsten und längsten Fjord des Landes.
In allen diesen Küstenstädten ist die Parkplatz - Suche besonders für Touristen ein Problem, weil die Schilder für uns oft etwas unverständlich sind und auch Passanten nicht immer klare Auskunft über Zonen, Parkdauer usw. geben können. So suchen wir uns hier lieber ein zentral gelegenes Parkhaus, in dem die Höhe für unsere Dachbox kein Hindernis ist.
Nach wie vor zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Da lässt sich so eine Stadt gut erkunden. Im Viertel Bryggen stehen zahlreiche Handelshäuser an der alten Landungsbrücke, nach ca. 1350 Stützpunkt der Hanse und heute Weltkulturerbe. Die hölzernen Gebäude brannten im Verlauf der Jahrhunderte mehrmals ab und wurden dann wieder aufgebaut.
Neugierig wandern wir durch die engen Gässchen und entlang der Mole, an der neben Ausflugsbooten auch ein Dreimaster und einige kleinere Segelboote vertäut sind. Ein Stück außerhalb liegt auch ein Kreuzfahrtschiff.
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Sehenswert ist ebenso der Fischmarkt mit allem, was das Nordmeer so bietet. Man kann dort natürlich auch essen.
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Das moderne Teil Bergens ist großzügig angelegt.
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Zum Hausberg Fløyen hin ziehen sich die Gassen teils steil den Hang hinauf.
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Die Standseilbahn Fløybanen führt aus der Altstadt zum Bergplateau des Fløyen mit Panoramablick über die Stadt, in der es natürlich auch einige Museen gibt.
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Uns interessiert besonders das Freilichtmuseum Gamle Bergen. Hier nehmen wir uns viel Zeit, durchstöbern die historischen Gebäude und auch den Krämerladen, der weiterhin betrieben wird.

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Drei Mimen spielen eine mittelalterliche Straßenszene für die paar Besucher.
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Als wir die Reise fortsetzen, zieht sich unsere Route zunächst entlang einer Schleife auf der Nordseite des Hardanger Fjords.
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In der Nähe des Übergangs zum Eidfjord finden wir ein Stück weit oben im Wald ein ruhiges Plätzchen zum Übernachten.
Am Morgen gibt es zunächst unser Standard-Frühstück,
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und anschließend ist unser Nahziel die Region um Eidfjord. Die Landschaft ist großartig
- wie man sich Norwegen und seine Fjorde eben vorstellt.
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Nach einer Biege geht wieder einige Kilometer zurück, aber dann nach Norden. Über Vossewangen und das Südende des Naerrøyfjords erreichen wir Flam, bekannt durch seine Bahn ins Hochland.
Die Trasse, die den Sognefjord mit dem Hardanger Bergland verbindet, gehört zu den schönsten Bahnstrecken der Welt und lockt jedes Jahr zahlreiche Touristen aus der ganzen Welt an. Eine Fahrt gehört zum Standardprogramm vieler Kreuzfahrer, weil sich hier Fjordnorwegen von seiner schönsten Seite zeigt. Wir drehen zwar eine Runde durch die Ortschaft Flam. Ob wir eine Bahnfahrt machen sollen ?
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Als wir dann aber die Horden von Menschen sehen, die gerade von einem Kreuzfahrt-Riesen zur Bahn oder in Touren - Busse verfrachtet werden, flüchten wir und steuern Aurland an. Statt der Hauptroute wählen wir die enge, alte Bjørgavegen durch eine wunderschöne Landschaft.
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Eine Stück weiter und höher ändern sich die Verhältnisse schon wieder. Es wird kühler.
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Inzwischen ist es bereits Nachmittag, und wir halten auf Borgund zu, wo es eine weitere Stabkirche zu sehen gibt.
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Leider sind wir etwas spät dran. Als wir im Museum auf der anderen Straßenseite Tickets für eine Besichtigung besorgen wollen, vertröstet man uns auf den nächsten Morgen. Na ja: während der Weiterreise haben wir noch eine andere Stabkirche auf dem Plan, und so schauen wir uns dieses beeindruckende Bauwerk halt nur von außen an. In der Dämmerung fahren wir dann noch ein Stück.
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Am nächsten Tag setzen wir die Fahrt nach Norden fort. Eine Fähre schippert uns über den Sognefjord. Bald haben wir einen Grund, rechts abzubiegen,
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und dann halten auf Solvorn zu, ein kleines Dorf am Lustrafjord, einem Seitenarm des Sognefjords. Erneut nehmen wir eine Fähre, aber das Auto haben wir in Solvorn gelassen.
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Auf der anderen Seite angekommen, wandern wir eine halbe Stunde schwitzend auf eine Anhöhe über Urnes, das nur aus ein paar Häusern besteht. Oben thront die älteste von allen, die Stabkirche Urnes.

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Sie gilt als bedeutender Beitrag zur europäischen Baukunst. Wir sehen uns die Kirche wie auch das winzige Museum eine ganze Weile an,
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bis wir schließlich zur Fähre zurück gehen. Diesmal im Laufschritt bergab, denn hält schon auf den Anleger zu, und wir wollen bei der nächsten Überfahrt dabei sein.
Wieder beim Wagen, steuern wir die Höhenstraße Sognefjellswegen an. Bei norwegischen Straßenbauarbeiten gibt es schon mal Wartezeiten. Dann kommt i.d.R. irgendwann ein Baustellen - “Leitfahrzeug”, wendet wieder, und schließlich folgt ihm die Autoschlange brav bis zum Ende der Baustelle!
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Erneut klettern wir. Die Landschaft ändert sich, und einmal mehr genießen wir die ständig wechselnden Ausblicke auf eine mit Schnee- und Eis verzauberte Landschaft. Die zahlreichen Seen hier im Hochland sind noch teilweise zugefroren, und Schneefelder wechseln sich mit Fels und Moos- oder alten Grasflächen ab.
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Bei Fossbergom biegen wir nach Nordwesten ab in Richtung Geiranger. Es ist bereits Abend, als wir kurz vor Erreichen des Fjords auf eine Mautstraße hinauf zum Dalsnibba abbiegen. Nach kurzer steiler Fahrt erreichen wir diesen spektakulären Aussichtspunkt, ca. 1500 m hoch über dem Geiranger Fjord gelegen.
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Es sind fast keine Besucher mehr da, und wir richten uns am oberen Ende der asphaltierten Plattform neben dem Wohnmobil eines netten Ehepaars ein, während die Sonne sich langsam dem Horizont nähert. Zusammen mit den Beiden essen wir etwas und bewundern die grandiose Stimmung. Die “goldene Wärmflasche” lässt sich mit Streicheleinheiten bei Laune halten. Der Fjord, vor uns und 1500 m tiefer gelegen, verschwindet langsam in der Dunkelheit,
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Eigentlich hatten wir vor, hier zu übernachten, aber gegen 23 Uhr ist es schon empfindlich kalt geworden. Die Sonne geht jetzt unter, als kurz vor Mitternacht wir beschließen, bis in die Nähe des Geiranger hinunter zu fahren, wo es jedenfalls ein paar Grad wärmer sein wird. Auf einem Parkplatz abseits der Straße finden wir dann “unser” Plätzchen.
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Ende Teil 2
„Die Welt ist ein Buch, und wer nicht reist, liest davon nicht eine einzige Seite.“
(wusste bereits Augustinus Aurelius, 354 – 430, Philosoph)
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Re: Im Mikro-Camper durch Norwegen

Beitrag von nixwielos »

WUNDERSCHÖN!!!! Da werden Erinnerungen wach... >:d< ;;) :*
Viele Grüße von Nicole und Stefan!
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basi
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Re: Im Mikro-Camper durch Norwegen

Beitrag von basi »

Wunderschöne Bilder einer fantastischen Landschaft. Vielen Dank.

Aufgefallen sind mir auch fehlende Graffiti in den Städten und Dörfern.
ich verspreche nichts, und das halte ich auch
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Frambuesa
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Re: Im Mikro-Camper durch Norwegen

Beitrag von Frambuesa »

Oliva B. hat geschrieben: Di 5. Mai 2020, 11:38 Uns hat es nie in den Norden gezogen, umso mehr interessieren mich eure Eindrücke. Es ist faszinierend, durch so viele "unberührte" Landschaften zu fahren, und hier und dort einen Abstecher zu machen.
Auch uns hat es aus div. Gründen (Wetter etc.) nie nach Norden gezogen, obwohl mich die Landschaft schon arg gereizt hat. Umso schöner ist es nun, in eurem wunderschönen Bericht stöbern zu können.
Ob Landschaft, Architektur und vor allem auch die wunderschöne Stabkirchen, Läufer mit „Oben ohne“ - einfach alles sehr beeindruckend.
Die Fotos aus dem Museum haben mich ganz besonders angesprochen, der Tante-Emma-Laden, der Friseur :) und beim Zahnarzt habe ich nicht nur das grausige Geräusch der Bohrer von vor 55 Jahren im Ohr gehabt, sondern auch den Geruch von ChKM in der Nase und - ob‘s wohl gerade beim Betrachten ein Phantomschmerz war? #:-s

Ganz lieben Dank für‘s Zeigen >:d< >:d<
Saludos Frambuesa
————————————————————————
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Citronella
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Re: Im Mikro-Camper durch Norwegen

Beitrag von Citronella »

So individuell reisen, übernachten wo es gefällt - einfach phantastisch!

Toller Bericht - tolle Fotos, klasse @ ville!

Saludos
Citronella
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vitalista
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Re: Im Mikro-Camper durch Norwegen

Beitrag von vitalista »

Endlich mal wieder ein typischer Ville - Reisebericht, lebendig, interessant - man denkt, man ist dabei. :>

Allein der Mut, sich mit einem doch relativ kleinen ausgebauten VAN (mit Getriebe und Bremsgeräuschen) auf eine 10000 km Tour zu machen, zeugt von Unternehmungsgeist. Aber an dem hat es euch ja noch nie gemangelt.

Eure Tour ruft etliche Erinnerungen bei mir wach und ich bin mit Freude mit euch gereist.
Wer morgens zerknittert aufsteht, hat tagsüber noch Entfaltungsmöglichkeiten!
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Re: Im Mikro-Camper durch Norwegen

Beitrag von Josefine »

Auch Teil 2, herrliche Norwegen-Fotos. :)
Ich kann sie mir leider nur auf dem Smartphone anschauen, da mein Laptop kaputt gegangen ist.
Dauert ja noch, dass man in Corona-Zeiten wieder den Media-Markt im Zenia-Boulevard aufsuchen kann.

Bergen, die regenreiche Stadt, bei strahlend blauen Himmel zu erleben - da kann ich ja direkt neidisch werden.
Wir hatten strömenden Regen. ;-) Aber trotzdem, Norwegen ist fantastisch.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. :)
Gruß Josefine :)
pichichi
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Re: Im Mikro-Camper durch Norwegen

Beitrag von pichichi »

Josefine hat geschrieben: Mi 6. Mai 2020, 16:15
Bergen, die regenreiche Stadt, bei strahlend blauen Himmel zu erleben - da kann ich ja direkt neidisch werden.
Wir hatten strömenden Regen. ;-) Aber trotzdem, Norwegen ist fantastisch.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. :)
Josefine spricht mir aus der Seele, da waren in der Tat Engel auf Reisen, denn in Bergen war ich schon dreimal und....siehe oben.
Lieber Ville, ich danke für diese Traveller Wohltat in Eloquenz und Ausstattung, chapeau!
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