FridaAmarilla hat geschrieben:
Wir haben zwar keinen Bulli, aber unser Kangal steht in einigen Ländern auch auf der "Liste" und keiner unserer Freunde und Bekannten kann sich vorstellen warum.
Jetzt muss ich noch mal einen Kommentar abgeben.
So wenig wie ich glaube, dass eine "Hundeliste" bez. eines völligen Verbotes berechtigt ist, bin ich doch der Meinung (zugegeben nur etwa zu Drittel aus Erfahrung der Rest aus Literatur) dass viele Hunderassen an Orten und in sozialen Strukturen gehalten werden, für die sie ursprünglich nicht gezüchtet wurden.
Das soll nicht heißen, dass man jeden Hund nur gemäß seinem ursprünglichen Verwendungszweck halten soll, aber doch, dass man dann wohl die wenigsten Probleme bekommt.
Eine sog. Diensthundrasse darf nicht als Stubenhund verkommen, wenn er im Dienst nicht gefordert wird, sollte wenigstens Agility ihn beschäftigen. Jagdhunde müssen Kompensationen für ihren Jagdtrieb bekommen.
Herdenhunden, die gewohnt sind, ständig ihre Herde auf Trab zu halten, und dies mit harmlosen Bissen in die Hammelbeine unterstützen, muss man ggfls. schon beibringen, dass sie ihre Fußgängerherde zwar ständig umschlagen und zusammenhalten dürfen, dass Bisse in die Nylons aber unzulässig sind.
Herdenschutzhunde wie eben der Kangal sind dazu gezüchtet, zuerst ihrer eigenen Meinung zu vertrauen, jedem Fremden gegenüber zunächst misstrauisch (nicht unbedingt aggressiv) zu sein, und bedingungslos ihre Herde (egal ob Vieh oder Mensch) zu schützen.
sog. Kampfhundrassen sind ursprünglich unzweifelhaft dazu gezüchtet, um Hundekämpfe zu bestehen, dabei notfalls ohne Schmerzreaktion bis zum Tod durchzustehen, dabei ist jeder Angriff auf Menschen unzulässig.
Jeder, der sich solche Hunde (und die Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig) anschafft, darf nicht hoffen, dass in seinem Hund diese Anlage schon nicht so ausgeprägt sein wird, sondern muss sich vorher informieren, und bewusst diesen für eine Familienhaltung im Prinzip störenden Eigenschaften von früh auf entgegen wirken.
Zurück zum Kangal: Während ich selbst jedem Kampfhund unbefangen entgegentrete aber mit meinem Hund neben mir eher vorsichtig bin, möchte ich bei Anblick eines Kangal zuerst lieber seinen Besitzer konsultieren, bevor ich mich ihm nähere.
Ich habe da auch meine Erfahrungen: Ein Kangal, mit dem ich - als er jung war - mich buchstäblich auf dem Teppich gerollt habe, griff mich ein Jahr später ohne Vorwarnung an, als ich unabsichtlich dem Kind der Familie zu nahe trat. Der Besitzer gab allerdings auch zu, dass er dem oft übersteigerten Schutztrieb dieser Rasse nicht sonderlich entgegentrat, sondern anfangs noch stolz darauf war. Natürlich trage ich der Rasse ihr angezüchtetes Verhalten nicht nach. Mit einem anderen Kangal wälze ich mich immer noch gerne auf dem Boden, wie ich auch mich schon früher mit einer riesigen Bordeaux-Dogge (wie aus Scott and Huutch) trotz vieler blauer Flecke gerne "prügelte".
Mein Fazit: Es gibt durchaus problematische Rassen. Ein Verbot von ihnen ist allerdings unberechtigt. Aber ich bin durchaus für "Hundeführerscheine" für Halter, Wesensteste für die Hunde und Hundeschulen für beide.
Ein Hund kann durchaus eine Waffe sein. Aber nicht die Waffe tötet oder verletzt sondern der Mensch am anderen Ende der Leine bzw. am Griff.
Dass man eine "Eignung" für beide braucht, ist klar. Noch braucht man für bestimmte Hunde kein Bedürfnis......
Und jetzt eine ketzerische Abschlussbemerkung: Viele unsrer zahlreichen Hunde haben im Laufe des Lebens ein Stückchen Ohr eingebüßt.
Schlappohren sind aber auch recht empfindlich.