Auch Atze möchte seinen Senf dazu geben, weiß bloß nicht, ob es Öl ins Feuer oder aufs Wasser ist.
1.) Der Begriff „Kampfhund“ hat so viel Bedeutungen, dass er eigentlich zur Einordnung der Hunde bedeutungslos geworden ist.
2.) Nahezu alle Hunde können problematisch werden
3.) Das Problem ist am anderen Ende der Leine.
Zu 1.) „Kampfhunde" sind eigentlich auch Yorckshire-Terrier, die wurden mal für Rattenkämpfe gezüchtet, wie auch Bedlington-Terrier. Tiere die für Tierkämpfe insbes. für Hundekämpfe gezüchtet und ausgebildet wurden, durften keinerlei Aggressivität gegen Menschen zeigen, sie mussten mitten im Kampf von jedem Menschen herausgenommen werden können, sonst wurden sie per Tötung aus der Zucht genommen. Das ist auch der Grund dafür, dass die allermeisten „Kampfhunde“ (nach dem heutigen Kampfhundbild) gegen Menschen eher lammfromm sind.
Zu 2.) Im Prinzip ist in sog. Schutzhundrassen wie Schäferhunde, Doberman, ja sogar im Weimaraner die Anlage zur Aggressivität gegen Menschen eher drin. Bei vielen dieser Tiere wird eine gewisse Mannschärfe als Zuchtziel gefordert. Letztendlich hatten Hunde Jahrtausende lang eine Funktion als Jagd – und Schutzhunde, bevor sie lediglich Begleithunde wurden.
Ob ein Hund aggressiv gegen Menschen oder Hunde wird, liegt auch viel an seiner Sozialisation: Je länger man den Hund mit seinen Geschwistern zusammenlässt und je schneller man ihn dann gleich in einer Hundeschule mit anderen Welpen zusammenbringt, um so gelassener wird er gegenüber anderen Hunden sein. Je mehr er als Welpe mit Menschen und besonders vielen verschiedenen Kindern zusammen ist, um so mehr fühlt er sich einem Menschenrudel zugehörig. Er sollte also (rasseverschieden) schon bis zu 12 Wochen bei seinen Geschwistern bleiben und ab mindestens der sechsten Woche Kontakt mit vielen vielen Kindern haben. – Das macht die Einordnung für Hunde aus unbekannten Quellen (Hundefabriken bis zu Tierheimen) so schwierig.
Wer einen Hund von einem ihn unbekannten Züchter oder unbekannter Herkunft kauft, handelt fahrlässig!!! –Aber was ist mit den Hunden aus dem Tierheim? Sicher tut man hier ein gutes Werk, aber: Auch hier lauern Gefahren. Anfänger sollten sich das nicht antun. In diesem Fall sollte man lieber ältere Hunde nehmen, sozusagen fertig entwickelt, aber ihre Eignung z.B. auf langen Spaziergängen und notfalls einer Probezeit prüfen.
Das Problem mit den sog. „Kampfhunden“ ist, dass sie oft absichtlich früh von ihren Geschwistern getrennt werden, sich nicht mit ihnen sozialisieren können – das ist schon aus kommerziellen Gründen so. Diese Rassen haben meist kein ausgeprägtes Mienen – und Körperspiel, von dem sich ihre Gemütslage ablesen lässt, deswegen können sie schlechter mit anderen Hunden kommunizieren. Außerdem sind sie auf Unempfindlichkeit fast bis zur Schmerzfreiheit gezüchtet. Im Kampf geben sie deshalb kaum auf.
Zu 3.) Warum hat man so einen Hund? Wer sich einen solchen Hund aus dem Tierheim holt, tut sicher ein gutes Werk, aber seine Motivation sollte keineswegs die sein, jetzt einen Ego-Verstärker oder Statussymbol für gewisse Kreise zu besitzen. Und das ist leider sehr oft die Motivation zur Anschaffung einer solchen Rasse. – Und wenn dann noch die Erziehung zu kurz kommt – oder sogar die angeborene Härte verstärkt wird…..
Recht selten sind die wirklichen Liebhaber dieser Rassen (und warum soll es diese nicht auch geben?) Sie sind sich der Probleme (auch der lediglich behaupteten) bewusst. Und schaffen sich einen solchen Hund niemals auf dem grauen Markt an, sondern besuchen die Züchter mehrmals, begutachten die „Eltern“, spielen mit den Welpen und beobachten sie und achten bei der Abrichtung sorgfältig auf die Sozialisation mit fremden Hunden.
Einig sind sich alle, die sich ernsthaft mit Hunden beschäftigen*: Diese sog. Rasselisten sind großer Mist und haben weder wissenschaftlich noch statistisch eine Berechtigung. Die allermeisten „Beißunfälle“ geschehen mit den „üblichen“ Hunden. Auch die sog. „Fußhupen“ können durchdrehen. Hundehaltung erfordert sehr viel Verantwortung. Hundeführerscheine finde ich nicht schlecht, ist allerdings für ältere „Einsteiger“ schwierig.
*Das Standardwerk dazu: „Hundepsychologie“ von Dorit Feddersen-Petersen
http://de.wikipedia.org/wiki/Feddersen-Petersen
(obwohl ich nicht in Allem ihrer Meinung bin)