Wie sehen die Spanier uns Deutsche?

von den Iberern bis zur Neuzeit
Miesepeter
especialista
especialista
Beiträge: 4114
Registriert: Mi 8. Jun 2016, 10:45
Wohnort: S.O.-Spanien

Re: Wie sehen die Spanier uns Deutsche?

Beitrag von Miesepeter »

Meine eigene Erfahrung. die Familie meiner Frau hat mir in immerhin über 50 Jahren ständig bewiesen, daß ich "dazu gehöre". Die Familien meiner Schweigertöchter hingegen vermitteln einen fast krankhaften Neid auf unser sorgenfreies nach ihen Vorstellungen luxuriöses Leben, für die Enkel etwas problematisch, aber ich geben ihnen dauernd zu vestehen, daß sie intelligent genug sind, ihr Urteil zu bilden.
Der Intellekt steht nachgeordnet zum Willen (Briefträger Gert Postel)
Reichtum ist die Fähigkeit, das Leben voll auszukosten (H. D. Thoreau)
Vorsicht bei Wünschen, sie können erfüllt werden - eigene Erfahrung
Miesepeter
especialista
especialista
Beiträge: 4114
Registriert: Mi 8. Jun 2016, 10:45
Wohnort: S.O.-Spanien

Re: Wie sehen die Spanier uns Deutsche?

Beitrag von Miesepeter »

In der Beilage "Muy Historia" der letzten Ausgabe der Zeitschrift "Muy Interesante" fragt die Direktorin auf Seite 1 (unter der Überschrift Fragen ohne Antwort) "Starb der Führer wirklich im Bunker der Reichskanzlei?"und verspricht das Rätsel (nach immerhin 77 Jahren) zu lösen. Weitere "Berichte" in der Ausgabe: Der letzte Flug von Rusdolf Hess, Das Rätsel um U-234, Nazi-Okkultismus. So sollen uns also die Leser sehen, obwohl so gut wie niemand mehr der damaligen Zeitgenossen am Leben ist. Der Teufel wird vehement an die Wand gemalt. Von 40 Jahren Gewaltherrschaft in der DDR spricht niemand mehr, aber 14 Jahre Nationalsozialismus nehmen heute fast die gesamt deutsche Geschichte in Anspruch und es vergeht kein Tag, an dem sich der Ausaspruch aufs Neue bewahrheitet "Todgesagte leben länger" und es wird sehr, sehr viel getan um sie am Leben zu erhalten, zweifellos um eine gezielte Aversion zu bewirken, was m.E. gesteuert wird bzw. ist. Der US-Politologe Norman Finkelstein beschäftigt sich mit diesem Thema.
Der Intellekt steht nachgeordnet zum Willen (Briefträger Gert Postel)
Reichtum ist die Fähigkeit, das Leben voll auszukosten (H. D. Thoreau)
Vorsicht bei Wünschen, sie können erfüllt werden - eigene Erfahrung
Benutzeravatar
Rockcrunsher
apasionado
apasionado
Beiträge: 615
Registriert: Di 12. Jun 2018, 08:36
Wohnort: Ulm/Esslingen/Oliva
Kontaktdaten:

Re: Wie sehen die Spanier uns Deutsche?

Beitrag von Rockcrunsher »

Hallo Miesepeter:

Dieser Vergleich ist wohl nicht ganz zutreffend, oder?:

".....Von 40 Jahren Gewaltherrschaft in der DDR spricht niemand mehr, aber 14 Jahre Nationalsozialismus nehmen heute fast die gesamt deutsche Geschichte in Anspruch ...."
Liebe Grüße
Rockcrunsher
Benutzeravatar
Atze
especialista
especialista
Beiträge: 4001
Registriert: Sa 18. Mai 2013, 17:31
Wohnort: Berlin-Brandenburg - Torrevieja

Re: Wie sehen die Spanier uns Deutsche?

Beitrag von Atze »

Miesepeter hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 10:47 Von 40 Jahren Gewaltherrschaft in der DDR spricht niemand mehr, aber 14 Jahre Nationalsozialismus nehmen heute fast die gesamt deutsche Geschichte in Anspruch und es vergeht kein Tag, an dem sich der Ausaspruch aufs Neue bewahrheitet "Todgesagte leben länger" und es wird sehr, sehr viel getan um sie am Leben zu erhalten, zweifellos um eine gezielte Aversion zu bewirken, was m.E. gesteuert wird bzw. ist. Der US-Politologe Norman Finkelstein beschäftigt sich mit diesem Thema.
Nun haben die "Nazis" (von denen es nach 1945 plötzlich keine mehr gab) in ihren 12 Jahren an der Macht ein Vielfaches an Gräuel und Brutalitäten angeordnet und ausgeführt, die das Regime in der "DDR" geradezu als Waisenknaben dastehen lässt.
Aber tatsächlich wurde versucht, diesen Geist zu erhalten: So gab es Finanzierungen für die extrem rechte "National-und Soldatenzeitung", die von ehemaligen SS-Leuten gegründet wurde, sowohl vom CIA als auch vom Innenministerium. Bis endlich gemerkt wurde, was für eine widerliche Kröte damit genährt wurde. Immerhin spricht es für die Deutschen, dass solche Blätter nie über eine marginale Auflage hinaus kamen.
Ansonsten brauche ich keine Steuerung von außen, um eine Aversion gegeg alte und neue Nazis zu haben.
Der US-Politologe Norman Finkelstein beschäftigt sich mit diesem Thema.
Ja, darüber wurde ausführlich in mehreren Folgen der National-Zeitung berichtet. Womit sich der Kreis schließt.
LG Atze
Benutzeravatar
Oliva B.
Administratorin u. Moderatorin
Administratorin u. Moderatorin
Beiträge: 21583
Registriert: Mi 6. Mai 2009, 08:17
Wohnort: Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muß ich fort...

Re: Wie sehen die Spanier uns Deutsche?

Beitrag von Oliva B. »

Atze hat geschrieben: Di 16. Aug 2022, 08:45
Miesepeter hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 10:47 Von 40 Jahren Gewaltherrschaft in der DDR spricht niemand mehr, aber 14 Jahre Nationalsozialismus nehmen heute fast die gesamt deutsche Geschichte in Anspruch und es vergeht kein Tag, an dem sich der Ausaspruch aufs Neue bewahrheitet "Todgesagte leben länger" und es wird sehr, sehr viel getan um sie am Leben zu erhalten, zweifellos um eine gezielte Aversion zu bewirken, was m.E. gesteuert wird bzw. ist. Der US-Politologe Norman Finkelstein beschäftigt sich mit diesem Thema.
Nun haben die "Nazis" (von denen es nach 1945 plötzlich keine mehr gab) in ihren 12 Jahren an der Macht ein Vielfaches an Gräuel und Brutalitäten angeordnet und ausgeführt, die das Regime in der "DDR" geradezu als Waisenknaben dastehen lässt.
Aber tatsächlich wurde versucht, diesen Geist zu erhalten: So gab es Finanzierungen für die extrem rechte "National-und Soldatenzeitung", die von ehemaligen SS-Leuten gegründet wurde, sowohl vom CIA als auch vom Innenministerium. Bis endlich gemerkt wurde, was für eine widerliche Kröte damit genährt wurde. Immerhin spricht es für die Deutschen, dass solche Blätter nie über eine marginale Auflage hinaus kamen.
Ansonsten brauche ich keine Steuerung von außen, um eine Aversion gegeg alte und neue Nazis zu haben.
Der US-Politologe Norman Finkelstein beschäftigt sich mit diesem Thema.
Ja, darüber wurde ausführlich in mehreren Folgen der National-Zeitung berichtet. Womit sich der Kreis schließt.
Miesepeter hat lange die Füße still gehalten. Doch nun ist er wieder bei seinem Lieblingsthema gelandet. :evil:
Verstecken ist aktiviert
Um diesen versteckten Text lesen zu können, musst du registriert und angemeldet sein.
Benutzeravatar
chris
Tech-Supporter und Moderator
Tech-Supporter und Moderator
Beiträge: 2061
Registriert: So 1. Jun 2014, 17:29
Wohnort: Altea

Re: Wie sehen die Spanier uns Deutsche?

Beitrag von chris »

Ich habe nicht den Eindruck, dass die Spanier uns "heutige" Deutsche mit dem Dritten Reich in Verbindung setzen, mir ist das jedenfalls noch nicht untergekommen. Vielmehr erlebe ich eine verklärte Illusion des einmaligen deutschen Sozialsystems, Respekt und Neid zugleich mit denen der deutschen Gründlichkeit und Quadratschädelhaftigkeit begegnet wird, und natürlich das blanke Entsetzen über unser für iberische Ohren grauenvoll klingendes suben-empujen-estrujen-bajen-Idiom mit seinen überdies endlos langen Wörtern.

Was die Nazizeit angeht, so gibt es noch heute überall auf der Welt diese morbide Faszination für das in so kurzer Zeit so unvorstellbar allumfassend ausgeführte Grauen, das die Menschen in seinen Bann zieht. Allein die Spartenkanäle des ZDF sind voll von Nazikram, der vornehmlich bei der BBC eingekauft wird. Gefühlt jeden zweiten Abend wird einem ein anderer Aspekt des Dritten Reiches in der Glotze serviert, was ich schon krankhaft manisch finde. Und wenn sich spanische trivialwissenschaftliche Hochglanzmagazine damit befassen, dann wird es aus den gleichen Gründen sein. Sex sells, Hitler und seine KZs aber auch.

Im Alltag hingegen erlebe ich diese Thematik aber so gut wie gar nicht, jedenfalls nicht, um Deutsche irgendwie herabzuwürdigen. Die Spanier haben ja auch ihre ganz eigene Franco-Keule, die immer dann gezogen wird, wenn eine Diskussion zur verbalen Schlammschlacht wird. Da wird von kaum 20-Jährigen dann gerne so getan, als hätten sie gerade persönlich das Franco-Regime in die Knie gezwungen, und als sei ein Zerfall Spaniens in Regionalstaaten die einzige Form von Demokratie, die hier möglich wäre.
Saludos,
Chris
Steinis
seguidor
seguidor
Beiträge: 92
Registriert: Di 5. Jul 2022, 20:31

Re: Wie sehen die Spanier uns Deutsche?

Beitrag von Steinis »

Moinsen.
Ich muss jetzt leider nochmals hier Reingrätschen.
Es hat wohl aus der damaligen Zeit jedes Land noch Ihre "Leichen" im Keller.
Meine Frau und Ich waren dieses Jahr 2x auf Mallorca im Urlaub.
Unser Fazit: Wenn Du den Menschen freundlich Begegnest und Sie Merken das Du Interesse hast an Mensch,Land und Kultur bist Du immer herzlich Willkommen.Auch wenn das mit "Spanisch" noch nicht wirklich klappt :-? :lol:
Und dann ist der ganze alte Mist kein Thema mehr.
LG aus dem Speckgürtel Hamburgs >:d<
Ein Leben mit Arbeit ist möglich aber Sinnlos :-? :lol:
Miesepeter
especialista
especialista
Beiträge: 4114
Registriert: Mi 8. Jun 2016, 10:45
Wohnort: S.O.-Spanien

Re: Wie sehen die Spanier uns Deutsche?

Beitrag von Miesepeter »

Um wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen: Es ist doch sehr bemerkenswert, und wird eigenartigerweise übersehen, daß Spanien und Deutschland dieselben Feinde hatten und bekämpften, aber nie selbst trotz enorm unterschiedlicher Mentalität zusa<mmenstießen, vielleicht weil wir beide vom Unterschied profitieren?
Der Intellekt steht nachgeordnet zum Willen (Briefträger Gert Postel)
Reichtum ist die Fähigkeit, das Leben voll auszukosten (H. D. Thoreau)
Vorsicht bei Wünschen, sie können erfüllt werden - eigene Erfahrung
Benutzeravatar
Atze
especialista
especialista
Beiträge: 4001
Registriert: Sa 18. Mai 2013, 17:31
Wohnort: Berlin-Brandenburg - Torrevieja

Re: Wie sehen die Spanier uns Deutsche?

Beitrag von Atze »

Miesepeter hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 09:24 Es ist doch sehr bemerkenswert, und wird eigenartigerweise übersehen, daß Spanien und Deutschland dieselben Feinde hatten und bekämpften, aber nie selbst trotz enorm unterschiedlicher Mentalität zusa<mmenstießen, vielleicht weil wir beide vom Unterschied profitieren?
Das halte ich für eine sehr kühne Behauptung und traf nur für den rigiden Antikommunismus auf beiden Seiten zu.
Ansonsten war die Ideologie von Franquismus und Nationalsozialismus (und damit auch deren Feindbilder) extrem unterschiedlich, - wenn man den Franquismus überhaupt als Einheit bezeichnen kann. Am ehesten war er noch eine Art National-Katholizismus, der seine Wirkung mehr im Inneren entfaltete, als andere Länder anzugreifen.
Franco war ein Meister darin, verschiedenste innenpolitische Bewegungen zum Machterhalt gegeneinander auszuspielen, ohne aber einer zu verfallen.
Welche aktiven außenpolitischen Feinde hatte Spanien denn (mit Ausnahme des "Stachels" von Gibraltar) ?
Spanien kam mit allen Lãndern leidlich gut aus, Deutschland im Gegenteil.
Ähnliches galt für Finnland: Verbündete nur auf dem Papier.
Nach dem Krieg aber wurde Spanien ein beliebter Rückzugsort von Nazis, beschützt und unterstützt von Franco.
LG Atze
Benutzeravatar
Mausifan
apasionado
apasionado
Beiträge: 893
Registriert: Mi 10. Jan 2018, 11:56
Wohnort: Düsseldorf und Calpe

Re: Wie sehen die Spanier uns Deutsche?

Beitrag von Mausifan »

Atze hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 11:57
Miesepeter hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 09:24 Es ist doch sehr bemerkenswert, und wird eigenartigerweise übersehen, daß Spanien und Deutschland dieselben Feinde hatten und bekämpften, aber nie selbst trotz enorm unterschiedlicher Mentalität zusa<mmenstießen, vielleicht weil wir beide vom Unterschied profitieren?
Das halte ich für eine sehr kühne Behauptung und traf nur für den rigiden Antikommunismus auf beiden Seiten zu.
Ansonsten war die Ideologie von Franquismus und Nationalsozialismus (und damit auch deren Feindbilder) extrem unterschiedlich, - wenn man den Franquismus überhaupt als Einheit bezeichnen kann. Am ehesten war er noch eine Art National-Katholizismus, der seine Wirkung mehr im Inneren entfaltete, als andere Länder anzugreifen.
Franco war ein Meister darin, verschiedenste innenpolitische Bewegungen zum Machterhalt gegeneinander auszuspielen, ohne aber einer zu verfallen.
Welche aktiven außenpolitischen Feinde hatte Spanien denn (mit Ausnahme des "Stachels" von Gibraltar) ?
Spanien kam mit allen Lãndern leidlich gut aus, Deutschland im Gegenteil.
Ähnliches galt für Finnland: Verbündete nur auf dem Papier.
Nach dem Krieg aber wurde Spanien ein beliebter Rückzugsort von Nazis, beschützt und unterstützt von Franco.


Da wird unser Miesepeter jetzt aber seine Version uns nicht vorenthalten. :d

Da hast du jetzt eine Diskussion angefangen. War das gewollt?
Zeit ist eine Illusion die das Bewusstsein erfunden hat um die Realität zu verstehen.
Antworten

Zurück zu „Spanische Geschichte“