Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

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maxheadroom
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von maxheadroom »

Rufus hat geschrieben:Hallo zusammen,

ich denke egal wie man zum Stierkampf steht - das ist Sache der Spanier und da sollte man Ihnen auch nicht reinreden - das wollen wir doch auch nicht das jeder uns bevormunden will was wir zu tun haben. Es ist nun mal eine spanische Tradition egal ob es einen gefällt oder nicht - das sollten die Spanier entscheiden und das haben wir dann zu respektieren. Mann muss es sich ja nicht ansehen- Schlchthöfe, Hühnerfarmen sehe ich mir auch nicht an denn dann vergeht einen der Apetitt aujf Fleisch und ich gebe zu das ich sehr gerne Fleisch esse.

Schöne Grüße Rufus

Hola Rufus,
ich will DIr da auch nicht reinreden :) aber es gibt einige grundlegende Dinge , wie zum Beispiel Naturgesetze, jeder weiss das ein Perpeteum mobile einfach aus diesen Gruenden nicht moeglich ist und so gibt es auch ethische Grundsaetze die nicht an Laendergrenzen halt machen, ich habe ja schon die Beispiele in meinem vorigen comment aufgefuehrt .
WIr sollten uns dann auch nicht einmischen wenn irgendwo Wale abgeschlachtet werden, oder Frauen verbrannt werden.
So wie es aussieht, kommen immer mehr Forscher zu der Erkenntnis , dass Tiere auch empathisch sind.
Wem dient es als sogenanntes Kulturgut wenn man in einer Arena ein Tier in Todesangst versetzt :-o
Dann bitte auch wieder Gladiatorenkaempfe und aehnliches :twisted:
Hatte ja auch was mit der Kultur zu tun, warum sind wir eigentlich davon abgekommen, oder die schoenen Hinrichtungen auf dem Marktplatz, irgendwie ist uns da ein Stueck Kultur verloren gegangen :twisted:
Jetzt sind es ja doch fast 10 cent geworden, aber es hat mich gerade in den FIngern gejuckt :lol:
Nix fuer ungut
Saludos
maxheadroom

P.S.
ach ja , selbstverstanedlich habe ich auch schon einen Stierkampf gesehen , falls dies ein Argument sein soll, was mich aber bewogen hat diese Art der Volksbelustigung nicht gerade erbauend zu finden.


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Atze
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von Atze »

maxheadroom hat geschrieben:.................und so gibt es auch ethische Grundsaetze die nicht an Laendergrenzen halt machen,
.........
WIr sollten uns dann auch nicht einmischen wenn irgendwo Wale abgeschlachtet werden, oder Frauen verbrannt werden.
So wie es aussieht, kommen immer mehr Forscher zu der Erkenntnis , dass Tiere auch empathisch sind.
Wem dient es als sogenanntes Kulturgut wenn man in einer Arena ein Tier in Todesangst versetzt :-o

Im Deutschen machen wir - anders als z.B. die Engländer einen Unterschied zwischen Kultur und Zivilisation, wobei Kultur (von Cultura = Landwirtschaft kommend) bei uns eher das Ursprüngliche, der Natur Abgerungene bedeutet. Nach Weber ist Kultur zunächst mal deskriptiv, nicht normativ, hat also erstmal wenig mit Ethik zu tun („Eine Kulturerscheinung ist die Prostitution so gut wie die Religion oder das Geld“). Auch die primitivsten blutrünstigsten Eingeborenen haben erstmal eine "Kultur", erscheinen uns aber extrem unzivilisiert - Von Cives=Stadtbürger.
Es gibt tatsächlich einige Tiere, die Empathie gegeneinander und evtl. sogar artübergreifend zum Menschen zeigen. Ich glaube aber nicht, dass Empathie von Seiten des Stieres eine Rolle spielt.
Ganz sicher kann man aber einen Stier (so wie eigentlich alle Tiere) nicht in "Todesangst" versetzen. Furcht und Aggression sicher. Aber ohne Kenntnis vom Tod keine Todesangst.
Trotzdem halte ich den Stierkampf für ein blutiges Spektakel, für das ich mich nicht erwärmen kann - aber es ist halt auch nicht meine Kultur.
Die 20 Minuten, die der Stier vollgepumpt mit Adrenalin bis zu seinem Tode erlebt erscheinen mir unnötig grausam. Andererseits ist die vorhergehende gezielte Schwächung der Nackenmuskulatur wohl eine unabdingbare Voraussetzung für den gezielten Degenstoß.
LG Atze
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von Florecilla »

Die Tage des Stierkampfes auf Mallorca sind gezählt: In der größten und wichtigsten Arena, dem Kampfplatz mit dem Namen "Coliseo" in der Inselhauptstadt Palma, gehen demnächst die Lichter für die Toreros aus. Die neue Stadtregierung, die von einem Mitte-Links-Bündnis getragen wird, kündigte an, dass Palma de Mallorca zur "Stadt ohne Tierquälerei" und "stierkampffreien Zone" erklärt werden soll. Andere mallorquinische Stierkampfplätze könnten folgen.

Quelle: Generalanzeiger
Saludos,
Florecilla (Margit)


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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von hundetraudl »

>:d< >:d< >:d<
Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Ringelnatz)
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Oliva B.
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von Oliva B. »

Was bedeutet "Kulturgut"?
Gleichbleibend "beständig" ist, dass spanienweit - und besonders bei der 8-tägigen Tierhatz in Pamplona - immer wieder Menschen getötet oder schwer verletzt werden. Das passiert so oft, dass man schon fast geneigt ist, darüber hinwegzulesen.

Waren es am Montag noch 6 Verletzte in Pamplona, darunter ein 25 Jahre alter Australier und ein 21-jähriger Spanier, die schwerste Verletzungen davon trugen, so starb in der Nacht zum Dienstag ein 44-jähriger französischer Tourist beim "Bous al carrer" in Pedreguer, als er mit seinem Handy das Treiben filmte und von einem Stier aufgespießt wurde. Die weiteren Rennen wurden abgesagt.

Was treibt Menschen immer wieder dazu, mit ihrer Gesundheit oder mit ihrem Leben zu spielen?
Jugendlicher Leichtsinn? Geltungsbedürfnis? Selbstüberschätzung?

Dass selbst die als "harmlos" angesehenen Stierhatz in den Dörfern unserer Provinz gefährlich sind, zeigt dieses traurige Beispiel in unmittelbarer Nähe.

Nicht vergessen sollte man, dass nicht nur Menschen tödlich verletzt werden, sondern Jahr für Jahr um die 50 Stiere beim Stierlauf ihr Leben lassen müssen.

Quelle
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Atze
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von Atze »

- Und wie von mir oben von Max Weber abgeschrieben, ist "Kultur" rein deskriptiv, nicht normativ.
Man kann von einer Kultur nicht verlangen, dass sie schön, vernünftig oder gut ist. Sie ist einfach da und wird mehr oder weniger gepflegt.
LG Atze
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Oliva B.
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Auf die Hörner genommen

Beitrag von Oliva B. »

Am 7.11.2013 stellte Spanien den Stierkampf als Kulturgut unter Schutz.
Laut Zählungen von Tierschutzorganisationen sterben in Spanien bei etwa 2.000 Stierkämpfen jedes Jahr etwa 30.000 Stiere.

Aber auch die umstrittenen Stierhatz bei Volksfesten fordert ihren Tribut:
In diesem Jahr gab es in Spanien doppelt so viele Tote (10 Personen starben) durch Stiertreiben wie 2014!
Ungewöhnlich viele Tote bei Stiertreiben in Spanien
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Oliva B.
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von Oliva B. »

Am Dienstag hat die Stadt Madrid auf Ihrer Website, die es auch auf Deutsch gibt, unter dem Punkt "Ausgehen", hinter dem sich Themen wie "Kunst und Kultur", "Einkäufe", "Flamenco-Lokale" etc. befinden, den Link "Stierkampf" entfernt, er geht nun ins Leere. Zu verdanken ist dies der Initiative der Bürgerplattform AHORA MADRID, die eine Petition gegen Tierquälerei ins Leben rief und fragte, ob Werbung für Stierkampf in das Bild einer zivilisierten Stadt wie Madrid passen würde, in die so viele Touristen kommen, für die eine Misshandlung von Tieren zum Spaß unvorstellbar ist und die kein Verständnis für diese Tradition haben. Die Bürgerplattform konnte 12.000 Unterschriften sammeln.
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von basi »

Es ist schön zu lesen, dass eine Petition mit fundierten Argumenten zum Erfolg führt. Sicher ein gutes Beispiel für andere Städte.
ich verspreche nichts, und das halte ich auch
Kay
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von Kay »

Mich wundert, dass das immer noch nicht gänzlich abgeschafft ist. Irgendwie passt das nicht in die heutige Gesellschaft, imho.

Ich war zweimal beim Stierkampf, zwar nicht in Espania sondern Mexico, was wahrscheinlich nicht so sinnvoll war. Allerdings war das eine sehr negative Erfahrung, was da mit den Tieren gemacht wird. Das zweite Mal war es in Acapulco und dieser 'Stierkampf' artete dahingehend aus, dass bei einem Tier die Zuschauer wirklich die Sandalen und Flaschen in die Hand genommen hatten und einige auch auf den 'Stierkämpfer' warfen. Die Menschen tobten derart, da der Mensch in der Arena seine Aktion nicht in der Lage war zu Ende zu bringen und das Tier minutenlang quälte. Schliesslich brach man das ganze dann ab, sonst hätte die Menschenmenge vermutlich wirklich die Kontrolle verloren.
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