Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

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Atze
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von Atze »

Danke für den Hinweis mit der Sendung,
bin in Familiensachen gerade da unterwegs, werde es aber hoffentlich aufnehmen können.
Der Hinweis war der Anlass, mir den ganzen Faden hier mal durchzulesen und chapeau - hier gab es auch differenzierte Meinungen.
Wir hatten vor kurzem einen ähnlichen Trööt im TV-Forum.
http://www.torrevieja.de/phpBB3/viewtop ... f=4&t=3636

Obwohl ich wahrlich nicht zu den Stierkampfbefürwortern zähle und diesem blutigen Schauspiel nicht abgewinnen kann, bin ich immer wieder fassungslos, auf welche im Internet verbreiteten Lügen gewisser Kreise immer wieder hereingefallen wird:
Angefangen von dem Märchen, dass der Stierkampf mit 600 Mill Euro von der EU bezuschusst wird.
Dann, dass den Stieren regelmäßig die Hörner beschliffen werden (was übrigens nicht schmerzhaft ist).
Dass sie Abführmittel vorher bekommen, um sie zu schwächen.
Dass sie mit Phenylbutazon "gedopt" werden (Wurde tatsächlich als "Geheimtip" mal verwendet, hat bei Stieren nur die Wirkung, dass man das Fleisch hinterher nicht mehr verwerten darf) u.v.m.
Leute, die bewusst oder aus Nachlässigkeit solche Märchen verbreiten schaden eher ihrem Anliegen, dass der Stierkampf langsam ausstirbt..... Immer weniger Spanier haben Interesse daran. Die Sache erledigt sich also irgendwann von selbst.
Ich würde als Spanier aber "allergisch" reagieren, wenn man mich daraufhin anspricht.

Zu jedem meiner oben angeführten Vorwürfe kann ich auf Wunsch nähere Ausführungen machen.
Übrigens: Es ist auch ein Märchen, dass man im Mittelalter glaubte, die Erde wäre eine Scheibe ....aber viele Leute glauben genau das heute zu wissen.
LG Atze
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kala
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von kala »

"untrennbar verbunden" ist gut.... mit den Steuergeldern - das stimmt.
In Gandia gibt es Zuschüsse, dass man nach über 20 Jahren den Stierkampf wieder einführt. Für die Eigenbeteiligung lässt man doch auch gern mal die Fertigstellung des Krankenhauses weiter ruhen. Das soll schon seit 6 Jahren fertig sein und genauso lange wurde an dem Alten überhaupt nichts mehr gemacht. Dass da die Decke auf Patientenbetten fällt ist doch auszuhalten. Es lebe der Stierkampf.
Laut offiziellen Rathausangaben waren die Karten im letzten Jahr innerhalb kürzester Zeit verkauft. Komisch nur, dass die Bilder aus der Arena immer leere Ränge zeigten. Komisch auch, dass viele Helfer am Strand von Gandia Passanten ansprachen, ob sie nicht gratis in die Vorstellung gehen wollen. Die Zahlen sind geschönt. So wie es fast überall gemacht wird. Ohne den Entsprechenden Geldern wäre der Stierkampf lange im Nichts verschwunden. Das Interesse ist sehr gebremst. Von meinen direkten 16 Nachbarn, ist eine Familie Fan vom Stierkampf - geht aber nicht hin...

Ob man jetzt Tierfreund ist oder nicht, in der aktuellen finanziellen Situation hätte Spanien evtl. wichtigere Dinge zu tun als den Stierkampf zu fördern und weitere Gesetzte dafür auf den Weg zu bringen. Man denke an die Ausbildung der Kinder, die Schulen, die Unterstützung der Arbeitslosen, die leeren Lebensmittellager für Notfälle.

Und nur mal so nebenbei ... unserem Tierheim werden ab kommenden Jahr sämtliche Zuschüsse gestrichen. Nicht das die in den letzten Jahren ausgezahlt worden wären, aber man kann sie noch nicht mal mehr beantragen. Dafür schiesst man beim Stierkampf zu :-o

Richtig super ist übrigens die ehemalige Arena in Barcelona umgebaut worden - eine wirklich tolle Leistung ohne den Charakter dieses wunderschönen Gebäudes zu zerstören.
lg
kala
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kala
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von kala »

gerade entdeckt... passt doch zum Thema:
http://gentedelasafor.com/not/21147/el ... s_en_2012/
lg
kala
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Oliva B.
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von Oliva B. »

Der spanische Kongress hat grünes Licht gegeben, dass der Stierkampf in Spanien zum "patrimonio cultural"erklärt" wird. Quelle (Span.) 600.00 Stierkampfbefürworter forderten, die Stierkampfkunst( la tauromaquia) zum "Bien de Interés Cultural " (BIC) erklären zu lassen.

Nun muss das Gesetz s nur noch vom Senat (Oberhaus des Parlaments) verabschiedet werden.

Juan Manuel Albendea Pabón (span. Politiker der PP) meint:
[align=center]" Der Stierkampf ist als Teil des kulturellen Erbes schützenswert im gesamten Staatsgebiet". [/align]

Quelle (Deutsch)
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von Florecilla »

Und man geht sogar noch weiter, wie das Zitat aus Olivas Link belegt:

"Außerdem soll sie (Anm. die Regierung) sich dafür einsetzen, dass ein Antrag auf Aufnahme des Stierkampfes in die Unesco-Liste des immateriellen Weltkulturerbes der Menschheit gestellt wird."
Saludos,
Florecilla (Margit)


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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von rainer »

Aber wie passt das zusammen?
Atze hat geschrieben:.... Immer weniger Spanier haben Interesse daran. Die Sache erledigt sich also irgendwann von selbst.....
Von wegen "Volks- Vertreter"... B-)
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Brujadepaco
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von Brujadepaco »

rainer hat geschrieben:Aber wie passt das zusammen?
Atze hat geschrieben:.... Immer weniger Spanier haben Interesse daran. Die Sache erledigt sich also irgendwann von selbst.....
Von wegen "Volks- Vertreter"... B-)
Ich glaube auch nicht, dass immer weniger Spanier Interesse daran haben. Wenn Du mal einen Stierkampf besuchst, trotz Krise und Arbeitslosigkeit sind die Arenen voll und die Spanier gestalten das ja so wie eine Fiesta. Im Juni war ich auf "gut Glück" abends noch schnell zur Arena, hatte keine Karten vorbestellt, weil ich nicht wusste, ob ich es schaffe und............keine Karte mehr da in den vorbezugten Plätzen, nur noch sehr weit oben gab es einige. Die wollte ich aber nicht.
Als ich das 1.Mal beim Stierkampf war................da war ich total verwundert, dass mein spanischer Nachbar dort ankam mit Kühltasche, mit Schinken und Rotwein............und mir davon später auch noch angeboten hat. Aber mittlerweile weiss ich dass die das so handhaben und das völlig normal war.
Liebe Grüsse Anna
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von maxheadroom »

Florecilla hat geschrieben:Und man geht sogar noch weiter, wie das Zitat aus Olivas Link belegt:

"Außerdem soll sie (Anm. die Regierung) sich dafür einsetzen, dass ein Antrag auf Aufnahme des Stierkampfes in die Unesco-Liste des immateriellen Weltkulturerbes der Menschheit gestellt wird."

Hola todos,
schnell meine 5 cent :smile: wie immer bei solchen Themen koennte man stundenlang darueber diskutieren :razz:
man sollte denken es gibt eine Praemisse die eine gewisse geistige Weiterentwicklung bewirkt :-?
denn ich bin dann dafuer das Italien die Gladiatorenkaempfe mit Straftaetern auch wieder einfuehrt und als Kulturgut schuetzen laesst, desgleichen sollte mich jemand in meiner Ehre kraenken ich das Recht habe ihn unter Zeugen zum Duell aufzufordern und wenn meine Ehre wieder hergestellt ist ich straffrei ausgehe. Denn rein logisch besteht da kein Unterschied ob ich ein Tier aus reiner Schaulust vom Leben zum Tode befoerdere ohne direkt damit einen Erhaehrungsmaessigen Zweck zu verfolgen :-?
Meine oben angefuehrten Beispiele sind doch auch in der jeweiligen Zeit Ausdruck des Volksbrauches gewesen :!:
Man sollte doch geschichtliche bedeutungsvolle Dinge nicht einfach aufgeben :lol:
Saludos
maxheadroom



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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von sol »

@ maxheadroom

du hast z.B. das Skalptieren noch vergessen-------
Gruss Wolfgang
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Brujadepaco
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgu

Beitrag von Brujadepaco »

Finde ich jetzt von Maxedroom ein wenig überzogen. Maxedroom warst Du denn schon mal auf einer Farm wo die Kampf-Stiere gezüchtet werden?
Im Übrigen finde ich als Deutscher habe ich nicht das Recht den Spaniern vorzuschreiben was sie bezüglich Ihrer Tradition Stierkampf machen wollen oder nicht.
Liebe Grüsse Anna
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