Nationalstolz - typisch Spanisch?

rainer
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Re: Nationalstolz - typisch Spanisch?

Beitrag von rainer »

Wohin (falsch verstandener) Nationalstolz führen kann, hat die deutsche Vergangenheit bedrückend gezeigt.
Außerdem ist das heutige Deutschland gerade mal 142 Jahre alt, auf der Basis von Kriegen entstanden und hat ganze 74 Jahre gebraucht, für mindestens 50 Millionen Tote verantwortlich zu sein. Stolz? Auch wenn ich persönlich nicht mitverantwortlich dafür bin, der Name Deutschland ist für mich zu vorbelastet, um darauf stolz sein zu können. Dann besser gleich der nächste Schritt, zum Europäer. Aber Stolz würde ich auf eine Zugehörigkeit zu was auch immer nie empfinden wollen, ich kann ja nichts dafür, und zur Überheblichkeit gegenüber anderen wäre es immer nur ein kleiner Schritt.

Die Spanier haben sicher eine andere Mentalität, die Redensart "stolz wie ein Spanier" sagt das ja schon ein wenig aus. Aber ich sehe sie unbefangener, und auch weniger auf die Nationalität bezogen, sondern mehr auf die eigene Gefühlswelt.
Cozumel
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Re: Nationalstolz - typisch Spanisch?

Beitrag von Cozumel »

Rainer hat geschrieben: Die Spanier haben sicher eine andere Mentalität, die Redensart "stolz wie ein Spanier" sagt das ja schon ein wenig aus. Aber ich sehe sie unbefangener, und auch weniger auf die Nationalität bezogen, sondern mehr auf die eigene Gefühlswelt.
Ich kann mich täuschen, aber ich denke, dieser Begriff kommt aus der Zeit der Conquista.

Spanien war zu dieser Zeit eine Weile führend, in was auch immer. (Ich will höflich bleiben).

Die Eroberer waren in Lateinamerka und Europa arrogant, bis zum letztendlich dann bitteren Ende.
Denn ihr Stolz war auch ihr Untergang.
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Florecilla
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Re: Nationalstolz - typisch Spanisch?

Beitrag von Florecilla »

Natürlich bin ich Europäerin und die multikulturelle Vielfallt in Deutschland, Spanien und vielen anderen Ländern prägen diese Zugehörigkeit deutlich. Europa ist ein Kontinent und man kann sicherlich auch "stolzer Europäer" sein, dennoch bin ich in erster Linie Deutsche, denn dies ist mein Geburtsland, hier bin ich aufgewachsen, hier findet mein Alltag statt, hier ist meine Familie, hier ist mein Lebensmittelpunkt. Wenn ich nach meiner Nationalität befragt werde, bin ich Deutsche und nicht Europäerin.

Jedes Land hat in seiner Geschichte unrühmliche Zeiten erlebt, aber offensichtlich scheinen die Deutschen dauerhaft Verantwortung für ihre Geschichte übernehmen zu wollen/müssen. Wir können diese Geschehnisse nicht aus der Welt schaffen und das begangene Leid auch im Nachhinein nicht lindern oder ungeschehen machen.

Der Nationalsozialismus des Dritten Reichs und die damit verbundenen Greueltaten haben mich in meiner Jugend sehr beschäftigt, ich habe entsprechende Literatur verschlungen, endlose Geschichtsreferate geschrieben und war einfach nur traurig, entsetzt und fassungslos über soviel Unmenschlichkeit und Grausamkeit. Dennoch habe ich nie eine "nationale Verantwortung" empfunden. Diese Geschehnisse sind Geschichte und die nachfolgenden Generationen sind allenfalls dafür verantwortlich, dass sich so etwas nicht wiederholt - niemals und nirgendwo auf der Welt! Dafür müssen wir Sorge tragen und das ist unsere Verantwortung!
Saludos,
Florecilla (Margit)


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Brujadepaco
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Re: Nationalstolz - typisch Spanisch?

Beitrag von Brujadepaco »

Mir gefällt das Posting von Rainer sehr gut, denn Deutschland und seine Vergangenheit............darauf muss man nicht stolz sein, auch wenn wir dafür nicht verantwortlich sind.
Dann finde ich, dass wir Deutschen............auch hier in Spanien, immer so etwas schulmeisterliches an uns haben. Die Deutschen machen alles besser und die Spanier sind ja eh nur doof. Finde ich ganz schrecklich.

Ich für meine Person, bin ja eh nur 1/2 deutsche, habe einen deutschen Pass...........und das ist es dann schon.

Da ich mit einem Spanier "verbandelt" bin, kann ich oft bemerken, wie stolz die Spanier sind und wie sehr sie ihr Land lieben. Urlaubsziele liegen meist auf dem Festland oder max. auf den Canaren.
Liebe Grüsse Anna
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Re: Nationalstolz - typisch Spanisch?

Beitrag von Florecilla »

Kein Mensch ist auf die deutsche Vergangenheit stolz, Anna. Dass aber immer so verallgemeinert wird, gefällt mir nicht, denn "die Deutschen" und "die Spanier" gibt es doch schon lange nicht mehr. Es wird doch ständig betont, dass wir alle Europäer sind. Nur bei "Negativmerkmalen" heißt es auf einmal wieder diese oder jene Nation.

Ich finde es ein bisschen befremdlich, dass man den "stolzen Spanier" bewundert, aber als Deutscher auf sein Heimatland nicht stolz sein darf. Auch "die Spanier" haben religiöse Minderheiten verfolgt und die spanische Geschichte ist ebenso "kriegerisch" wie die anderer Länder.
Saludos,
Florecilla (Margit)


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Brujadepaco
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Re: Nationalstolz - typisch Spanisch?

Beitrag von Brujadepaco »

Ich bin der Meinung, dass es die "Deutschen" und die "Spanier" immer noch gibt und das mit dem .............wir sind alle Europäer, kann sein, das dies so ist, aber letztlich sind wir Deutsche / Spanier / Italiener und und. Alle haben ihre eigene Mentalität, die auch EIN EUROPA nicht ändern wird/kann.
Liebe Grüsse Anna
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Re: Nationalstolz - typisch Spanisch?

Beitrag von sol »

@ Anna
Den Deutschen gibt es doch auch nicht---
die Einheimischen der Regionen - Nord/ Süd / Ost /West
sind doch alleine schon sehr unterschiedlich

Ich selber habe keinen "Nationalstolz"---- ich fühle mich als Bewohner unserer Erde.
Gruss Wolfgang
rainer
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Re: Nationalstolz - typisch Spanisch?

Beitrag von rainer »

Brujadepaco hat geschrieben:....Dann finde ich, dass wir Deutschen............auch hier in Spanien, immer so etwas schulmeisterliches an uns haben. ....
Da muss wohl etwas dran sein, aber interessanterweise nicht nur anderen Nationalitäten gegenüber. Wie war das doch gleich mit den "Besserwessies" nach der Wende? Und haben nicht auch Deutsche im Ausland gegen (die anderen) Deutschen so manches vorzubringen? Es sind immer die anderen, die nicht in Ordnung sind. Ist das vielleicht tatsächlich typisch deutsch?
Solche Probleme haben Spanier ja nicht im Ausland, da sie ja überwiegend im Lande bleiben. Allerdings habe ich schon einiges im Inland über die Hochnäsigkeit der Madrider gegenüber den Einheimischen an der Küste gehört. Abgesehen mal mal den Katalanen, Basken, und anderen, die über die anderen Spanier auch ihr eigenes Bild haben. Also auch alles keine stolzen Spanier, sondern sie fühlen sich vor allem ihrem "Stamm" zugehörig?
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