"Fettnäpfchen"

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Atze
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"Fettnäpfchen"

Beitrag von Atze »

Und schon habe ich die erste Frage nach einem evtl. Fettnäpfchen.
Aus dem erwähnten Buch: "Fettnäpfchenführer - Spanien" konnte ich entnehmen, dass man bei privater Einladung niemals nicht ganz seinen Teller leer essen sollte wenn man keinen "Nachschlag" bekommen will. Etwas übrig zu lassen wäre zudem ein Kompliment an die Hausfrau.
In Restaurants (ich meine jetzt nicht die feudalen Dinger, in denen man das Fleisch hinter der Erbse suchen muss), sind die Portionen ja oft so üppig, dass man was übrig lassen muss, aber es wäre schade um das gute Essen.
Egal ob wirklich für den Hund (Doggie-Bag) oder eben für uns: In D ist es inzwischen kein Problem, sich den Rest einpacken zu lassen.
In Spanien haben wir das ohne Probleme auch oft so gemacht, bis ein Freund, der seit Jahrzehnten in Spanien wohnt, davon peinlich berührt war: Es wäre nicht die "feine spanische Art".
Seitdem haben wir dabei irgendwie ein schlechtes Gewissen, zumindest im "Hinterland" bzw. in Restaurants mit vorwiegend spanischem Publikum.

Sollte man das, zumindest in "feineren" Einrichtungen vermeiden?
LG Atze
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Oliva B.
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Las bolsitas para el perro / Comida para Tupper

Beitrag von Oliva B. »

Nein, wirklich beliebt sind die Doggy-Bags (span. bolsitas para el perro / comida para Tupper) in Spanien noch nicht.

Gerade Franzosen und Spanier tun sich echt schwer damit. Andere Gäste schämen sich fremd, wenn sich jemand im Restaurant sein restliches Essen mitgeben lässt - es ist einfach nicht Teil der Kultur dieser Länder.

Doch im fernsehbegeisterten Spanien, wo in irgendeiner Ecke immer ein TV (teilweise ohne Ton) eingeschaltet ist, müsste sich langsam etwas ändern. In dem nachfolgenden, aktuellen Videoclip zeigt der bekannte Bier-Hersteller "San Miguel" ein feines Restaurant. Darin sitzt an einem Tisch Pau Gasol Sáez (ein populärer spanischer Basketballspieler, der derzeit bei den LA Lakers spielt) und fragt den Kellner unverblümt: “¿Me lo puedes poner para llevar?” (Kannst du mir das zum Mitnehmen einpacken? (Anm.: Freie Übersetzung). Der Kellner, der sich von dieser Frage sichtlich nicht aus der Ruhe bringen lässt, bringt Gasol die Essensreste in einem handlichen Behälter, der mit dem Slogan der Kampagne "Ciudadano 0,00" "Nolotiro" (Ich werfe es nicht weg) bedruckt ist. Der soll ein Umdenken der Nation bewirken... :roll: .

  • *) San Miguel 0,0% setzt nach eigenen Angaben auf einen vernünftigen Lebensstil und Respekt gegenüber der Gesellschaft. Dazu gehört eine Initiative zur Förderung der Nachhaltigkeit, die mittels kleiner Gesten helfen soll, die Welt zu verbessern, wie z.B. Fahrradfahren, Verzehr frischer Lebensmittel entsprechend der Jahreszeit oder eben Verwendung der Behälter "Nolotiro".
Ob dadurch wirklich etwas ins Rollen kommt? :-?

Natürlich haben die Restaurants an der Küste mit den entsprechenden Wünschen ihrer Gäste kaum Schwierigkeiten. Die Ausländer sind halt "un poco loco", na und? :mrgreen: Aber welcher camarero mag wirklich glauben, dass die Gäste einen Hund zu Hause haben, der sich über die Essensreste freut? "Die werden sich später wohl selber darüber hermachen", soll wohl manch einer von ihnen denken.

Bei der Jugend kommt die Initiative jedoch an. In den sozialen Netzwerken verbreitet sich die Aktion wie ein Lauffeuer und in Städten wie Barcelona werden Restaurants gelistet, die ein Doggy-Bag mitgeben. Aber werden die Menschen auf dem Land diesen "neumodischen" Schnickschnack aus Amerika mitmachen, der aus den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts stammt?

Restaurants in Barcelona und Madrid waren die ersten, die sich an dieser Aktion beteiligt haben, aber auch Valencia zog inzwischen nach.
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Atze
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Re: "Fettnäpfchen"

Beitrag von Atze »

Danke für die ausführliche Antwort.
Mit unserem Pidgin-Spanisch bringen wir meist nur etwas raus, was wie "Para llevar" klingt.
Aber wir werden jetzt verstärkt darauf achten, wo wir das tun.
LG Atze
Cozumel
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Re: "Fettnäpfchen"

Beitrag von Cozumel »

Da ich ja drei Hunde hatte, jetzt sind es nur noch zwei hab ich oft Fleischstücke evtl vom spare rib einpacken lassen.

Das wurde immer ohne Schamanzeichen gemacht. g


Deine anderer Frage Atze, ob man evtl. etwas auf dem Teller lässt, finde ich Knigge hin oder her aus dem vorigen Jahrhundert.
Nicht die Frage, die Möglichkeit.
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kala
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Re: "Fettnäpfchen"

Beitrag von kala »

Hallo,

in meinem Bekanntenkreis machen das alle .... die Hunde haben.
Wenn der Kellner merkwürdig schaut, fragen sie schlicht ob er es für seine Hunde wollte :lol:
Ich spreche hier ausschliesslich von Spaniern und überwiegend nicht in Touristengegend (auch wenn es für Oliva eindeutig Strandrichtigung ist).
Es gibt ja jede Menge Lokale, die inzwischen "para llevar" arbeiten, die haben entsprechende Behälter da, ansonsten frage ich ob sie einen Plastikbeutel haben.
Bei einer unserer letzten Ausflüge in ein sehr spanisches Lokal (etwas besser) haben wir alles zusammen in einen Beutel packen lassen (wir waren ca 15 Leute), da der Beutel in dem Fall an die Oldis vom Tierheim ging die in der Clinic untergebracht waren (tolle grosse Portion >:d< ). Als wir dann gehen wollten fragte uns der Kellner was mit dem Wein ist.
Wir meinten die Hunde nehmen keinen Wein, aber er hatte natürlich nicht unrecht.
Es stand noch eine angefangene Flasche guter Rotwein auf dem Tisch, wo gerade ein Glas getrunken wurde. Er meinte dann, dass wir uns für den Preis von dem "Restwein" bequem die vielfache Menge an Futter für die Hunde kaufen könnten....
Da schauten wir dann etwas merkwürdig, aber er hatte natürlich recht.
Theoretisch müssen die Lokale vom unangetasteten Brot, über Fleisch, Gemüse, Kartoffen und Nudeln bis hin zum Wein alles vernichten.
Insofern habe ich damit überhaupt kein Problem, ich mache es allerdings nur, wenn es sich lohnt. Also wenn die Menge stimmt, so dass die Hunde auch was bekommen.
Merkwürdig angesprochen wurde ich noch nie und mal ehrlich, Du glaubst doch nicht, dass die Hunde vom Wirt oder von den Kellnern von Hundefutter ernährt werden. Manchmal wird von den Kellnern sogar gefragt, ob sie noch was draufpacken sollen, weil sie von irgendwas zuviel gekocht haben - auch das gab es schon....
lg
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Brujadepaco
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Re: "Fettnäpfchen"

Beitrag von Brujadepaco »

Hallo, durch meinen schon jahrelangen täglichen Umgang mit einem Spanier lernte ich natürlich vieles was die Spanier gut finden oder nicht oder was man nicht darf bzw. nicht machen sollte.
Teller leer essen, wie schon geschrieben, sollte man nicht, wenn man nicht noch Nachschlag möchte.
Dann sollte man zu einer Einladung keine Blumen mitbringen, weil Blumen in den Garten gehören. Man darf natürlich der Frau seines Herzens rote Rosen mitbringen, keine Frage. Zu einer Einladung bringt man Süssigkeiten mit wie Pralinen oder oder.
Dann.............wenn man eine private Einladung hat, z.B. um 16 Uhr..............wenn man dann Punkt 16 Uhr erscheint, ist das unfreundlich, man muss mind. 15 Minuten später erscheinen.
Das mit dem Ein packen des Essens im Restaurant für den Hund.......das mögen die Spanier nicht......und ehrlich ich selber mag es auch nicht. Hatte mal Nachbarn zum Essen ins Restaurant eingeladen und als sie mich dann fragte: "Anna, meinst ich könne fragen, dass sie mir den Rest einpacken?" Da habe ich nur gesagt: "Untersteh Dich!" Ich wäre aufgestanden und gegangen, aber das ist nur meine private Meinung.
Liebe Grüsse Anna
Cozumel
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Re: "Fettnäpfchen"

Beitrag von Cozumel »

Ich finde, man sollte auch eine eigene Meinung haben.
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Re: "Fettnäpfchen"

Beitrag von Atze »

Brujadepaco hat geschrieben: Zu einer Einladung bringt man Süssigkeiten mit wie Pralinen oder oder.
Danke,
Habe ich auch gelesen und wohl eines unserer ersten Fettnäpfchen war, dass wir die mitgebrachten Geschenke nicht (gleich oder bald) ausgepackt haben bzw. davon der Runde (waren ja noch andere Gäste da) angeboten haben.
Und dass die Spanier meinen, Kuchen sollte man lieber vom Konditor (Spezialisten) erwerben, als selbstgebackene "Kreationen" mitzubringen, habe ich in diesem "Fettnäpfchenführer" auch erfahren.
Öffnet man in der Runde auch wirklich eine Weinflasche, die einem als Gastgeschenk überreicht wurde - sozusagen als Anerkennung?

Zu Blumen: Wenn man weiß, dass der Gastgeber einen Garten hat, auch keinen Topf mitbringen?....
oder vielleicht deshalb nicht, weil der mehr zu tun hat, als sich um die "Versorgung" des Topfes zu kümmern?
(Muss mein Weib konditionieren, sie ist nämlich eine leidenschaftliche "Blumenmitbringerin", ich persönlich weiß mit dem Grünzeug auch weniger anzufangen.)

Fragen über Fragen...

Ach so, noch eine: Aber im Restaurant muss man doch nichts auf dem Teller lassen, da kriegt man doch sowieso keinen Nachschlag?

P.S. Obwohl einigermaßen hygienebewusst, finde ich es doch etwas übertrieben, dass selbst aus einem Privathaushalt Essensreste, z.B. Kartoffeln, nicht an eigene Schweine verfüttert werden dürfen. Schließlich wurden diese Reste vor der Verfütterung noch ein mal "aufgekocht".
http://www.zeitenschrift.com/news/sn-29 ... nien.ihtml
Aber dass hinter Gasthöfen keine Schweine mehr stehen, liegt wohl eher daran, dass Einzelhaltung von Schweinen unzulässig ist - und das ist m.E. wiederum berechtigt.
LG Atze
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girasol
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Re: "Fettnäpfchen"

Beitrag von girasol »

Atze hat geschrieben:
Brujadepaco hat geschrieben: Zu einer Einladung bringt man Süssigkeiten mit wie Pralinen oder oder.
Danke,
Habe ich auch gelesen und wohl eines unserer ersten Fettnäpfchen war, dass wir die mitgebrachten Geschenke nicht (gleich oder bald) ausgepackt haben bzw. davon der Runde (waren ja noch andere Gäste da) angeboten haben.
Und dass die Spanier meinen, Kuchen sollte man lieber vom Konditor (Spezialisten) erwerben, als selbstgebackene "Kreationen" mitzubringen, habe ich in diesem "Fettnäpfchenführer" auch erfahren.
Öffnet man in der Runde auch wirklich eine Weinflasche, die einem als Gastgeschenk überreicht wurde - sozusagen als Anerkennung?
Dieses Thema hatten wir letzte Woche im Spanisch-Kurs. Und dort wurde es uns auch so gesagt, dass man Geschenke gleich auspackt und solche wie Wein und Pralinen öffnet und allen davon anbietet. Letzteres wiederum könnte man in Deutschland nicht so gut finden, wenn der gute Wein extra für den Gastgeber ausgesucht und gekauft wurde und der diesen dann einfach unters "gemeine Volk" bringt. ;-)

Gruß
girasol
Die Welt ist ein Buch und wer nicht reist, liest davon nur eine Seite.
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Re: "Fettnäpfchen"

Beitrag von Florecilla »

Beim Googeln nach dem Doggy Bag gefunden:

Die Familie isst im Restaurant. Der geizige Familienvater zum Kellner: "Die Fleischreste, die übrig geblieben sind, packen sie mir bitte ein, die nehme ich für den Hund mit!"
Jubeln die Kinder: "Toll, Vati kauft uns einen Hund!"

Der geizige Gast im Restaurant, der nur schon satt ist, und das Essen behalten möchte: "Den Rest packen sie mir bitte für meinen Hund ein"
Die Kellnerin kommt mit einer Tüte zurück: "Ich hab andere Essensreste und Knochen gleich miteingepackt."


Selbst die First Lady fragt nach dem Doggy Bag: Michelle Obama ließn sich Pasta-Rest einpacken. Fleischlose Kost für den Familienhund :mrgreen:
Saludos,
Florecilla (Margit)


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