Kosten einer Schenkung (Immobilie) in Spanien

Preisentwicklung, rechtl. Voraussetzungen, Kataster, Grundbuch, Genehmigungen etc.
charsandchar
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Kosten einer Schenkung (Immobilie) in Spanien

Beitrag von charsandchar »

@vitalista und zur Schenkung des Hauses:

Da die zu Verschenkende (namentlich meine Mutter) leider aus gesundheitlichen Gründen nicht reisefähig war, lief die Schenkung über eine Rechtsanwaltkanzlei ab, die sowohl eine Vertretung in Deutschland, als auch in Spanien hat. Damals schien mir das die einzige Möglichkeit eine Schenkung durchzuführen, ohne dass man persönlich nach Spanien reisen muss. Um es vorweg zu nehmen, es hat auch alles geklappt. Dass die Anwaltskosten allerdings so dermaßen exorbitant sind, damit hatte ich nicht wirklich gerechnet.
Den Kontakt zur Anwaltkanzlei hatte ich übrigens aus den „Costa Blanca Nachrichten“ (CBN).

Na jedenfalls, hat die Anwaltskanzlei einen Termin in der spanischen Botschaft gemacht, wo eine Vollmacht durch meine Mutter und mich unterschrieben und durch einen spanischen Diplomaten beurkundet wurde. Das hat erstmal nur ca. 65€ gekostet.
Im Anschluss hat dann der Partneranwalt in Spanien die NIE für mich beantragt und bei einem Notar den Schenkungsvertrag im bevollmächtigten Auftrag geschlossen.
Interessant ist dabei, dass das Eigentum vorher taxiert werden muss. Dafür beantragte der spanische Anwalt eine Auskunft beim zuständigen Katasteramt in Spanien. Nach deren Berechnung hatte die Immobilie einen Wert von 110.000€, was ich eigentlich für deutlich zu hoch gegriffen hielt und halte (das Haus war ziemlich stark renovierungsbedürftig).
Allerdings wurde mir durch die Anwälte zu verstehen gegeben, dass bei einer zu niedrigen Schätzung ein Gutachter vom Katasteramt oder Finanzamt direkt vor Ort zur Immobilie kommt und eine eigene Schätzung vornimmt. Und da ich auf diesen Stress keine Lust hatte, habe ich es bei der obigen Schätzung belassen.
Auf der Grundlage des genanten Wertes berechnen sich dann im weiteren Verlauf nicht nur die Notarkosten und die „normalen“ Grunderwerbsteuern, sonden auch die Gebühren für die Anwälte und die Wertzuwachsteuer (Plusvalía municipal). Der Steuer-Freibetrag ist, anders wie in Deutschland, auch für nächste Familienangehörige sehr gering, wenn ich mich richtig erinnere ca 10.000€ (zum Vergleich in Deutschland zwischen Mutter und Kind 400.000€).
Daraus resultierte in meinem Fall, dass ich alleine ca. 16.000€ Wertzuwachsteuer sowie zusätzlich 7.000€ Grunderwerbsteuer zahlen musste :-x
Dazu kamen noch nichtgezahlte Grundsteueraußenstände mehrerer Jahre von ca. 2.200€.
Der Notar war mit ca. 900€ noch vergleichsweise günstig, allerdings durfte ich für die Anwälte inklusive Auslagen und Beantragungsgebühren in Spanien (z.B. NIE und Briefe an Bank usw.) ca 8.500€ Gebühren zahlen.

Erfahrungsgemäß weiß ich, dass man In Deutschland bei einem ähnlichen Immobilienwert insgesamt nur ca. 900€ Notarkosten zahlen muss und noch ein paar geringe Gebühren für die Änderung im Grundbuchamt. Und sonst nichts weiter!

Na ja im Endeffekt muss ich sagen, dass das alles sehr teuer war, gerade auch weil die Immobilienpreise in Spanien zur Zeit ziemlich am Boden liegen und durch die Corona-Pandemie erstmal auch nicht steigen dürften.

ABER: Ich reise schon viele Jahre zu diesem Haus, inzwischen mit Frau und Kindern, und wollte es auf gar keinen Fall aufgeben. Daher habe ich es auch noch renoviert (bin eigentlich noch dabei) und freue mich darauf, die entspannte Atmosphäre, die sehenswerte Landschaft, die freundlichen Menschen, den tollen Strand, das gesunde Klima u.v.m. genießen zu können.
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Oliva B.
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Re: Kosten einer Schenkung (Immobilie) in Spanien

Beitrag von Oliva B. »

Vielen Dank für diesen Beitrag Charsandchar, den du in dem Thread "Kostenloses Girokonto mit ES-IBAN aus Deutschland eröffnen" gepostet hast. Ich habe ihn dupliziert und unter einem neuen Betreff neu eingestellt.

Ich denke, dein Beitrag wird einigen Immobilienbesitzern in Spanien die Augen öffnen, die sich nicht vorstellen können, welche Kosten auf ihre Erben zukommt. Da ließen sich rechtzeitig sicher auch andere Lösungen finden...
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Re: Kosten einer Schenkung (Immobilie) in Spanien

Beitrag von charsandchar »

Das sehe ich genauso Oliva B.!!!

Also mal davon abgesehen, dass alles vor Einführung der Wertzuwachssteuer in Spanien deutlich günstiger gewesen wäre, kann man definitiv enorme Kosten sparen, wenn man rechtzeitig und persönlich vor Ort in Spanien zu einem Notar seines Vertrauens geht.
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vitalista
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Re: Kosten einer Schenkung (Immobilie) in Spanien

Beitrag von vitalista »

Danke für die ausführliche Schilderung, das finde ich sehr interessant. Da hat der spanische Staat ja ordentlich mit abkassiert. :roll:

Im höheren Alter machen sich ja viele von uns Gedanken, was mit der Immobilie werden soll. Da der Steuerfreibetrag in Spanien sowohl bei Schenkung als auch beim Erben extrem niedrig ist, wäre wirklich zu überlegen, ob nicht ein Verkauf an den Begünstigten sinnvoller wäre. Spricht eures Wissens nach etwas dagegen, wenn ich meine Immobilie meinem Kind zu einem Vorzugspreis verkaufe?
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Re: Kosten einer Schenkung (Immobilie) in Spanien

Beitrag von charsandchar »

Auch hier darf die Immobilie nicht unter Wert geschätzt werden :-?
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Re: Kosten einer Schenkung (Immobilie) in Spanien

Beitrag von brigittekoslowski »

@vitalista,du kannst dein Kind mit ins Grundbuch eintragen lassen,geht auch nachträglich,haben wir auch gemacht,darüber soltest du mit einem Fachanwalt sprechen,ist sehr einfach und kostet nicht viel
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vitalista
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Re: Kosten einer Schenkung (Immobilie) in Spanien

Beitrag von vitalista »

Das ist ja ein spannender Hinweis, danke Brigitte.
Da werde ich mich doch demnächst, wenn ich wieder in Spanien bin, mal erkundigen.
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Re: Kosten einer Schenkung (Immobilie) in Spanien

Beitrag von villa »

Hmmm, ich würd mal sagen da ist jemand richtig schön abgezockt worden. Sorry wenn ich das so sage.
Aber ich habe ja eine Inmobilie erst mal geerbt und dann verkauft und der Wart war um einiges höher. Aber die Kosten waren bei weitem nicht so hoch.

Lieber mal früher ins Forum kommen und sich vertrauenswürdige Personen suchen ( von langjährigen Mitgliedern empfehlen lassen) und sich gut informieren.
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Re: Kosten einer Schenkung (Immobilie) in Spanien

Beitrag von charsandchar »

Ja also ich muss sagen, ich hatte auch ein ungutes Gefühl. Das Problem war nur, dass ich nicht zusammen mit meiner Mutter nach Spanien reisen konnte und irgendwie keine andere Möglichkeit gesehen habe, die Schenkung aus Deutschland anderweitig zu vollziehen. Vor allem weil ich von den relevanten spanischen Gesetzen überhaupt keine Ahnung habe.

Ich denke, die Anwaltskosten sind auf jeden Fall total überzogen! Das lässt sich aber nicht wirklich anfechten.

Was ich mich jedoch auf jeden Fall noch fragen, ob meine ganzen Steuerzahlungen, die angeblich nicht vermieden werden konnten, wirklich notwendig waren?
Gibt es denn noch jemanden hier im Forum, der mir seine Erfahrungen aus einem ähnlich gelagerten Fall schildern kann? Und wie es preislich aussah?
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Re: Kosten einer Schenkung (Immobilie) in Spanien

Beitrag von Florence »

Ich arbeite selber in einem Anwaltsbüro und Rechtsgeschäfte wie Schenkungen, Erbschaftsangelegenheiten und ähnliches gehören sozusagen zu meinem täglich Brot.

Ich möchte nun wirklich nicht über das Anwaltsbüro das Euch betreut hat herziehen, aber da ist aus meiner Sicht sicherlich einiges falschgelaufen.

Fangen wir bei der Wertschätzung an. Worum es dabei geht ist den so genannten "Valor Fiscal". Dieser hat allerdings nichts mit dem jeweiligen Marktwert zu tun, sondern ist der Wert nach dem sich das Finanzamt richtet, berechnet wird dieser je nach dem Katasterwert, der Gemeinde in der sich die Immolie befindet, usw. Dafür bedarf es aber keiner grossartigen Konsultation beim Katasteramt, normalerweise müßte ein Spanischer Anwalt in der Lage sein diesen Wert relativ schnell und einfach zu berechnen. Wobei ich ihm schon Recht geben muss, ist darin das es nicht ratsam ist einen niedrigeren Wert anzugeben, da kann das Finanzamt schnell mal eine Steuerinspektion in die Wege leiten, bzw. eine Steuernachzahlung verlangen.

An Nebenkosten muss man in der Regel mit den Anwaltskosten (wobei ich diese mit c.a. 8.500€ ehrlich gesagt absolut überzogen finde. Ich hoffe Du hast wenigstens eine detaillierte Rechnung erhalten), Notarkosten, Grundbuchamt (für die Umschreibung) und Wertzuwachtsteuer (Plusvalia) rechnen. Bei einer Schenkung fallen keine Grunderwerbssteuern, sondern eventuell Schenkungssteuern an. Je nach dem wo die Immobilie ist, gibt es dort aber auch Freibeträge (und die liegen nicht bei 10.000€), so das man die Schenkung in Deinem Fall eventuell so hätte vorbereiten können das keine Schenkungssteuer anfällt (um das genau beurteilen zu können, fehlen mir allerdings genauere Daten).

Leider läßt sich in diesem Fall im Nachhinein nicht mehr viel machen, da schon abgewickelt. Solltest Du aber trotzdem noch Fragen haben, melde Dich gerne mal bei mir.
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