Exodus der Europäer am Beispiel der Marina Alta

Nachrichten und Ereignisse von der Costa Blanca und aus dem Hinterland
rainer
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Re: Exodus der Europäer am Beispiel der Marina Alta

Beitrag von rainer »

Ich kann eine reale massenhafte Abwanderung, jedenfalls drastisch mehr als früher, eigentlich nicht so recht glauben. Als wir vor 10 Jahren unser Haus aussuchten, kamen wir noch in fast jeder Straße von Quesade an sehr vielen "se vende" - Schildern vorbei. Heute nur noch vereinzelt. Und es wird gebaut wie verrückt. Da wollen doch auch noch Leute hin.
Was es schon immer gegeben hat und auch bleiben wird, sind die Rückkehrer aus beschriebenen Gründen, aber auch Todesfälle, bei denen die Erben entweder keine Lust an der Übernahme haben, sich aber zumindest nicht alle 2 Jahre im Rathaus blicken lassen.
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Oliva B.
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Re: Exodus der Europäer am Beispiel der Marina Alta

Beitrag von Oliva B. »

Zum empadronamiento habe ich jetzt einen separaten Thread erstellt. Die Kontrollen und der Zwang sich anzumelden, selbst wenn man die Voraussetzungen nicht erfüllt, oder die Rechtsunsicherheit, die von den Ämtern nicht ausgeräumt wird, spielen sicher eine Rolle und sind für manch einen Auslöser, das empadronamiento nicht mehr zu erneuern oder sogar in die Heimat zurück zu gehen.

@ Florecilla
Ich glaube nicht, dass es nur "früher" erstrebenswert war, ein Häuschen im sonnigen Süden sein eigen zu nennen, denn es ist nach wie vor etwas anderes, auf Reisen zu gehen oder eine Immobilie im Süden zu besitzen, die man jederzeit nutzen kann. Hier spielt einfach die andere Lebensvorstellung (" Lebensqualität" schreibe ich bewusst nicht) eine Rolle, denn es ist etwas anderes, ob man die größte Zeit des Jahres draußen leben kann oder hinter geschlossenen Fenstern. Das kann man allerdings nur, wenn man, wie du richtig schreibst, die Verpflichtung von Eigentum (mit allen Konsequenzen) in einem fremden Land eingeht. Auf Reisen gehen kann man auch von dort aus.

Gravierende gesundheitliche Gründe, Verlust des Ehepartners, zu seltener Kontakt zu Kindern und Enkeln, fehlende soziale Kontakte, hin und wieder ein ausgedehnter Stadtbummel (da bleibt nur die Fahrt nach Alicante oder Valencia), fehlende Sachleistungen der Pflegeversicherung, höhere Besteuerung der Renten, Versteuerung der Rücklagen (über 50.000 €), die immer schwerer fallende Arbeit in Haus und Garten wird und die nicht zu unterschätzende Bürokratie in Spanien spielen meines Erachtens eher eine Rolle, wenn jemand in die Heimat zurück geht.

Ich sehe aber noch ein anderes Problem, das in den Zeiten des Immobilienbooms zugenommen hat:

Damals wurden an der Costa Blanca Häuser und Wohnungen im Akkord hoch gezogen und schlüsselfertig in Deutschland angeboten. Es wurde Reklame gemacht für "Immobilien am Golfplatz", "Bauen, wo andere Urlaub machen" usw. Viele Immobilienkäufer, die gerade ins Rentenalter gekommen waren, haben sich ein Haus im Süden gekauft und sind nach Spanien gezogen, ohne sich zuvor mit einem Leben in Spanien auseinandergesetzt zu haben. Wir hatten kürzlich so einen Fall in unserer unmittelbaren Nachbarschaft an der Küste... :roll:

Im zunehmenden Alter bedarf es anderer Anstrengungen neue Freundschaften zu knüpfen als in der Jugend. Auch lassen diese sich nicht mit den über Jahrzehnte gewachsenen Freundschaften in der Heimat vergleichen. An dem spanischen Leben, das sie sich vor ihrer Ausreise erträumt haben, nehmen viele nicht teil, denn das spielt sich im Ortskern und mitten in den Dörfern ab - und nicht in den Urbanisationen. Hinzu kommen oft noch die fehlenden Sprachkenntnisse und die fehlende Bereitschaft, sich zu integrieren, fehlende Hobbys, zunehmende Altersbeschwerden etc.
Ich denke, viele dieser Menschen, die mit falschen oder verklärten Vorstellungen kamen, haben es bereut, diesen Schritt getan zu haben und ziehen nach ein paar Jahren die Konsequenzen.
Cozumel
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Re: Exodus der Europäer am Beispiel der Marina Alta

Beitrag von Cozumel »

Ich sehe das auch so wie Elke.

Aber manchmal ist auch etwas IN und nach einer Weile dann eben nicht mehr.
Früher sind ja auch alle nach Jesolo oder Catolica gefahren und später dann lieber in die Toskana.
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vitalista
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Re: Exodus der Europäer am Beispiel der Marina Alta

Beitrag von vitalista »

Ich lese die Zahlen der Statistik und kann sie nicht so recht glauben. Denn gefühlt erlebe ich das anders.
Als ich nach Spanien kam, erlebte ich im Winter noch zig Geisterhäuser, ganze Straßenzüge standen dann leer. Im Laufe der Jahre kam immer mehr Leben (und immer mehr Häuser :-s ), auch in der absoluten Nebensaison auf. Klar kann solch ein Boom nicht ewig weiter gehen.

Ich glaube, die Personen, die im alten Jahrtausend gekauft haben und damals zum großen Teil (Früh-) Rentner waren, gehen teilweise altersbedingt zurück nach Deutschland oder sterben. Und ja, die neuen Residenten bzw. potentiellen Costa-Blanca-Interessierten ziehen nicht im gleichen Maße nach, denn gerade den kleinen Häuslekäufern geht es auch in Deutschland finanziell nicht rosig. Ich persönlich kennen gleich mehrere zwischen 40-50jährige, die keinen festen Arbeitsvertrag haben, der Job immer nur auf ein Jahr verlängert wird. Wer bindet sich dann schon, selbst wenn das Gehalt prinzipiell gut ist, ein Haus im Süden ans Bein?

Sicher gibt es auch die Einsamen, die u.U. auch dem Alkohol verfallen. Die Paare, die sich selbst genug sind und dann, wenn ein Partner stirbt, mit dem Leben kaum noch klar kommen. Und die, die dachten, wenn ich in der Sonne lebe wird alles besser werden und vergaßen, dass sie sich selbst mitnehmen. Dass hier bürokratische und sprachliche Hürden kommen können und dass für sie, wenn sie sich nicht selbst beschäftigen können, auch Langeweile ein Riesenproblem werden kann.

Ich glaube, es gibt immer wieder Wellenbewegungen. Und noch sind wir hier noch immer ziemlich unter Wasser... Aber vom Exodus würde ich nicht sprechen.
Mich würde eine Statistik von 1990 bis jetzt interessieren, obwohl diese wie wir wissen auch nur bedingt aussagefähig sind.
Die wirtschaftliche Krise in Spanien, die ja noch immer nicht überwunden ist, lockt nicht gerade Käufer an. Die spanischen Banken wackeln auch schon mal, das alles wirkt sich meiner Meinung nach auch aus, auch wenn es oft unbewusst ist.
Wer morgens zerknittert aufsteht, hat tagsüber noch Entfaltungsmöglichkeiten!
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Sunwind
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Re: Exodus der Europäer am Beispiel der Marina Alta

Beitrag von Sunwind »

Ich denke mal hier wurde eine Gruppe der Immobilienkäufer die mittlerweile fast komplett ausfällt vergessen.

Die Selbstständigen die in der Vergangenheit ihr Schwarzgeld in span Immobilien angelegt haben.

Das ging früher fast problemlos - heute fast unmöglich

Gruß
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Re: Exodus der Europäer am Beispiel der Marina Alta

Beitrag von Xanaron »

Interessante Beiträge! Alle Aspekte werden wohl beleuchtet. Dass wir aber eine Krise hatten (haben?) und dabei die ganze Werbung in Europa mehrheitlich zusammen gebrochen ist, darf nicht vergessen werden. Nun wird wieder gebaut wie zu Boomzeiten und da natürlich auch wieder geworben. Also ist zu erwarten, dass die Zuwanderung zunimmt. Und in einem Jahr sprechen dann alle wieder vom Gegenteil.......

Übrigens: Es werden wieder mehrheitlich mehrstöckige Gebäude gebaut. Mal sehen, wie die heute 60- dann mit 70+ fluchen, wenn sie jeden Abend eine oder zwei Treppen hoch müssen für ins Bett :-(
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Re: Exodus der Europäer am Beispiel der Marina Alta

Beitrag von maxheadroom »


Hola todos,
einfach mal nur eine Beobachtung, in Denia konnte ich schon seit Jahren etliches Gelände unbebaut betrachten, zum Teil mit verfallenen Reklameschildern, nun auf einmal werden auf einem Grundstück ein halbes dutzend Häuser gebaut auf einem anderen Areal ein riesiger App.-Komplex. Ich denke der Start wuerde nicht erfolgen wenn nicht Käufer vorhanden wären,desgleichen wurden im letzten Jahr diverse App. Häuser hochgezogen die alle verkauft wurden, nun taucht die Frage auf woher kommen die Käufer, die viel erwarteten Russen sind´s nicht. Es sieht also zumindest hier so aus wie wenn wieder ein wenn auch geringer Zustrom vorhanden wär. Persönlich bin ich mir eigentlich auch noch nicht im klaren was ich so in 20 - 30 Jahren mache :) ob hier einfach umfallen oder in D noch ein wenig ein Bett abnutzen soll ohne copa tinto.
Saludos
maxheadroom
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Re: Exodus der Europäer am Beispiel der Marina Alta

Beitrag von rainer »

Sunwind hat geschrieben:Ich denke mal hier wurde eine Gruppe der Immobilienkäufer die mittlerweile fast komplett ausfällt vergessen.

Die Selbstständigen die in der Vergangenheit ihr Schwarzgeld in span Immobilien angelegt haben.

Das ging früher fast problemlos - heute fast unmöglich

Gruß
Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass es davon so viele gab, dass das die Statistik merklich beeinflussen konnte. :-?
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Sunwind
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Re: Exodus der Europäer am Beispiel der Marina Alta

Beitrag von Sunwind »

rainer hat geschrieben:
Sunwind hat geschrieben:Ich denke mal hier wurde eine Gruppe der Immobilienkäufer die mittlerweile fast komplett ausfällt vergessen.

Die Selbstständigen die in der Vergangenheit ihr Schwarzgeld in span Immobilien angelegt haben.

Das ging früher fast problemlos - heute fast unmöglich

Gruß
Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass es davon so viele gab, dass das die Statistik merklich beeinflussen konnte. :-?
Meinst Du ?
Es kursieren da aber schon heftige​ Zahlen.
Was die Finanzbehörden beider Länder da so aufgedeckt haben soll von der Anzahl und vom Volumen schon heftig sein.
So wurde bereits 2007 festgestellt das sich plötzlich mehr als ein Viertel aller 500 € Scheine in Spanien befanden. Die Zahl der Scheine hatte sich seit Einführung des € verneunfacht und machte 67 Proz des Geldvolumens aus.
Spanien galt generell als ein bevorzugtes Land für die Anlage von Schwarzgeld und Geldwäsche.
Durch die Unterverbriefung beim Immobilienerwerb war vieles möglich.
Die Finanzbehörden sind immer noch aktiv auch im Zeitraum vor der Euroeinführung den irgendwo mußten die schwarzen DM ja hin :-?
Es werden ja auch nicht nur deutsche Steuerbetrüger
Gewesen sein

Gruß
rainer
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Re: Exodus der Europäer am Beispiel der Marina Alta

Beitrag von rainer »

Sunwind, dass da massenhaft Immobilienerwerb stattgefunden hat, glaube ich auch.
Nur nicht, dass die sich auch ins Melderegister hatten eintragen lassen.
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