Armut in der Provinz Alicante

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hanne
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Re: Armut in der Provinz Alicante

Beitrag von hanne »

wir haben in deutschland zirka 16 % kinderarmut, geschweige inzwischen altersarmut auf grund der gekürzten renten um 8,5%.

ich habe mein lebenlang vollzeit gearbeitet und bekomme jetzt 550€ rente, pech gehabt, falschen beruf erlernt (arzthelferin).

allerdings glaube ich nicht das es soviel reiche bettler gibt, es sind bestimmt nur einzelfälle.

wünsche allen noch einen schönen wochenanfang.
lg.

hanne aus dem schwabenland wo endlich auch der frühling einzug hält.
lebe deine träume
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Oliva B.
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Re: Armut in der Provinz Alicante

Beitrag von Oliva B. »

Jedes zweite Kind, das vom Roten Kreuz in Alicante betreut wird, friert!

Aufschreckende Zahlen
sind es, die am vergangenen Mittwoch von der Organisation bekanntgegeben wurden, die den vermeintlichen Aufschwung, den vor allen Dingen die Residenten an der Küste spüren, Lügen straften:

Unter den Folgen der Wirtschaftskrise (materielle Entbehrungen, unzureichende Ernährung) leiden am meisten die Kinder einkommensschwacher Eltern. Deshalb kümmert sich das spanische Rote Kreuz seit Jahren um mehr als
  • 5.400 Kinder in der Autonomen Gemeinschaft Valencia und
    2.340 Kinder in der Provinz Alicante.

    31,8 Prozent der Kinder haben keine Heizung zu Hause,
    die Hälfte aller Kinder muss im Winter bei kalter Witterung frieren.

    25,3 Prozent der Kinder nehmen ihre Mahlzeiten regelmäßig beim Roten Kreuz ein.
    39,7 % der Minderjährigen (nationaler Durchschnitt 29 %) können aus finanziellen Gründen nicht an den Schulspeisungen teilnehmen,
    Jeder zehnte Junge und jedes zehnte Mädchen (9,1%) bekommt keine drei Hauptmahlzeiten,
    25,3 % der Zwischenmahlzeiten werden in einer Einrichtung des spanischen Roten Kreuzes eingenommen (der nationale Durchschnitt liegt bei 16 %). .

    42,9 % der Kinder gehen nicht zum Zahnarzt gehen

    42 Prozent der Jungen und Mädchen im Alter von 12-14 Jahren an, dass sie nicht über ausreichendes Material zum Lernen verfügen
,

Am schlimmsten betroffen sind Kinder von Alleinerziehenden (66 Prozent).

Zur Erinnerung: 26,3 % der Haushalte in der Provinz gelten inzwischen als arm vom 21.09.2017
Miesepeter
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Re: Armut in der Provinz Alicante

Beitrag von Miesepeter »

Anderen zu helfen, haben oder hatten sich eigenartigerweise die totalitären Gesellschaftssysteme auf ihre Fahnen geschrieben: unter Hitler hiess das Winterhilfswerk, in der DDR war es die Volkssolidarität und zu Zeiten Francos bekam man bei der "Obra 18 de Julio" etwas Warmes in den Bauch und auch zum Anziehen. Die staatl. organisierten Gewerkschaften verschafften unter José Solis Ruiz bedürftigen Familien Wohnungen (u.a. die Wohnstadt San Blas in Madrid), die sie in kleinen Raten abbezahlen konnten. Schliesslich waren da noch die von der kath. Kirche getragenen "Hermandades de Trabajo" (Arbeiterwohlfahrt) mit billigen Einkaufsmöglichkeiten und ausgedehnten Sozialprogrammen. Nicht zu vergessen die ebenfalls staatl. nach der deutschen KdF organisierten "Educación y Descanso", mit einem ausgedehnten Freizeit- und Bildungsangebot für die arbeitende Bevölkerung. Grossunternehmen wurden gesetzlich verpflichtet, soziale Leistungen für ihre Arbeiter zu übernehmen. Nach Francos Tod war Schluss mit alledem, und spätestens 1982 machten die Sozialisten den bis dahin noch überlebten Resten den Garaus. Seit dem geht es nur noch abwärts, am besten an der Entwicklung des BSP und der (nicht mehr bezahlbaren) öffentl. Verschuldung zu beobachten. Ach so, ja, es geht auch Aufwärts: mit der Korruption. Viva España.
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hundetraudl
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Re: Armut in der Provinz Alicante

Beitrag von hundetraudl »

Jedes 5. Kind lebt im "reichen Deutschland" dauerhaft in Armut. :>
Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Ringelnatz)
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Oliva B.
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Re: Armut in der Provinz Alicante

Beitrag von Oliva B. »

hundetraudl hat geschrieben:Jedes 5. Kind lebt im "reichen Deutschland" dauerhaft in Armut. :>
Dir ist aber bekannt, dass die Armutsquote für Kinder ohne Migrationshintergrund in Deutschland deutlich niedriger liegt als bei Kindern mit Migrationshintergrund, und dass die Gesamtquote nur die Hälfte von Spanien beträgt?

In der Industrienation Spanien gelten fast 40 Prozent der Kinder als arm, überrundet nur von Griechenland und Rumänien.
Auch die "schwere" Kinderarmut in Haushalten mit vier Personen (zwei Erwachsene und zwei Kinder) mit weniger als 700 Euro pro Monat bzw. 8.400 Euro pro Jahr ist besonders stark angestiegen (56%). Quelle El País vom 15.4.2017

Lt. Unicef
lag die Rate der Kinder im Alter zwischen 1 und 17 Jahren in Prozent, die in Haushalten mit einem Einkommen unterhalb der Hälfte des jeweiligen Medianeinkommens leben,
in Deutschland bei 8,5% (2012) und bei 7,2% (2013)
in Spanien bei 17,1 % (2012), und bei 20,2 (2013)

Die neuesten Vergleichszahlen stammen aus dem Jahr 2015, wie diese von dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung:

Demnach lässt sich der gesamte Anstieg der relativen Kinderarmut in Deutschland von 2012 bis 2015 mit der Zuwanderung von Flüchtlingen erklären. [...]Es wird vermutet, dass sich der Trend der vergangenen Jahre auch 2016 fortgesetzt haben wird und die Zahl armer Kinder von 19,7 Prozent auf 20,2 Prozent gestiegen sein dürfte, wobei der Anstieg bei armen zugewanderten Kindern um 154.000 (auf 413.000) einem Rückgang bei den in Deutschland geborenen armen Kindern - egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund - von 72.000 gegenübergestanden haben dürfte.
Das Institut geht für die Zukunft "mit einiger Sicherheit von einer fallenden Kinderarmutsquote aus. "Kurz nach ihrer Ankunft gelten so gut wie alle zugewanderten Kinder statistisch als arm. In der Regel leben sie von Sozialleistungen, ihre Eltern beherrschen die Sprache noch nicht und haben dementsprechend keine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Doch das wird sich nach und nach ändern - und die Armutsquote unter zugewanderten Kindern daher sinken."
2015 war in Deutschland es fast jedes dritte Kind mit Migrationshintergrund von Armut betroffen. Damit lag der Anteil mehr als doppelt so hoch wie bei in Kindern ohne Migrationshintergrund.
Spiegel vom 22.5.2017.

Auszug aus dem Bericht "Kinderarmut in Deutschland"
Die Armutsschwelle für eine vierköpfige Familie lag 2015 bei einem verfügbaren Nettoeinkommen von mtl. 1978 Euro (Einkommensarm sind lt. Definition der Europäischen Union, Haushalte, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des bedarfsgewichteten mittleren Einkommens beträgt).
  • Anmerkung: Ich kenne einen Familienvater (ebenfalls 2 Kinder unter 14 Jahren) der als Vorarbeiter in Schichtarbeit 1.200 Euro nach Hause bringt. Sind die Kosten in Spanien so viel billiger als in Deutschland? (Stichwort "Schule")
Das Armutsrisiko von Kindern und Jugendlichen ohne Migrationshintergrund liegt bei 13,5 Prozent angestiegen ist hingegen die Quote der als "arm" geltenden Flüchtlingskinder, die zumeist unterhalb der Armutsgrenze leben müssen.
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