Das "Goldene Visum" ein Flop?

Ereignisse und aktuelle Geschehnisse aus Politik, Wirtschaft und Umwelt (Klima-, Natur- und Tierschutz) werden hier diskutiert.
Antworten
Benutzeravatar
Oliva B.
Administratorin u. Moderatorin
Administratorin u. Moderatorin
Beiträge: 21572
Registriert: Mi 6. Mai 2009, 08:17
Wohnort: Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muß ich fort...

Das "Goldene Visum" ein Flop?

Beitrag von Oliva B. »

Nach dem Ausbruch der Euro-Krise haben etliche EU-Staaten den Handel mit Staatsbürgerschaften und Aufenthaltsgenehmigungen als gewinnbringende Einnahmequelle entdeckt. Es sind hauptsächlich die von Finanz- und Schuldenkrisen gebeutelten Nationen, die Goldene Visa oder Pässe verkaufen wie (Griechenland, Portugal, Malta, Zypern, Bulgarien, Lettland, Ungarn u. a.).

Spanien rollte vor vier Jahren den roten Teppich für Investoren aus - sofern es sich um die richtigen handelte: Wer mindestens 500.000 Euro netto in Spanien investiert, erhält seitdem das Golden Visa (visado de oro), eine Aufenthaltsgenehmigung für ausländische Investoren, die nicht aus der Europäischen Union kommen (Antragsteller sind z.B. Iraner, Singapurer, Ägypter, Inder, Fernost-Asiaten, Südafrikaner, Chinesen, Russen, US-Amerikaner).
Den "Eintritt durch die Hintertür" ermöglichte das "Ley de Emprendedores" vom 29.09.2013. Durch dieses Gesetz erhoffte sich der Spanischen Staat, ausländisches Kapital zu generieren, Leerstand zu reduzieren und die Privatwirtschaft anzukurbeln.

Besonders wohlhabende Russen und Chinesen wurden angelockt, denen das Goldene Visum auch den Zugang zu europäischen Ausbildungssystemen sichert - aber auch Geldwäschern wurde Tür und Tor geöffnet...
Eine Arbeitserlaubnis ist mit dem Visa nicht verbunden (und wird von den Antragstellern vermutlich nicht angestrebt). Auch wird von den Golden-Visa-Inhabern nicht zwangsweise erwartet, dass sie sich in Spanien aufhalten, es reicht, wenn sie einmal im Jahr "vorbeischauen". Mit dem Visum kann sich der Inhaber bis zu drei Monate pro Halbjahr frei im Schengenraum (27 Länder) bewegen.

Mehr als 80 Auslandsinvestoren haben zwischen September 2013 und Mai 2014 von dem Angebot Gebrauch gemacht.
Doch noch 15 Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes hinkte Spanien dem kleineren Nachbarn Portugal hinterher, der mehr als viermal so viel Investoren anlocken konnte als Spanien. Aber die sehr schwerfällige Bürokratie bremste die Nachfrage in Portugal ab, die Investoren orientierten sich Richtung Spanien, das seit April 2017 das am meisten begehrte Land für das "Goldene Visum" ist.

Bis zum Jahr 2016 investierten insgesamt 702 chinesische Käufer 489 Millionen Euro und 640 russische zahlten 501 Mio. Euro für den Kauf von Immobilien. Diese beiden Nationalitäten besetzen die Top-Plätze in der Liste der Weltbürger, die sich erfolgreich um eine Aufenthaltsgenehmigung in Spanien bemühten. Weit abgeschlagen hingegen Ukrainer, Ägypter, Venezolaner, Araber und Amerikaner.
Als neue Interessenten sind nach dem gescheiterten Putschversuch in ihrem Land die Türken hinzugekommen.

In welche Regionen zog es die Investoren?
  • 893 Operationen wurden in und um Barcelona registriert,
    348 Transaktionen fanden im "Goldenen Dreieck" um Málaga (Marbella, Estepona und Benahavís) statt,
    306 entfielen auf Madrid,
    151 auf Alicante,
    91 auf Girona und
    77 auf Valencia.
    227 weitere Transaktionen verteilten sich auf das restliche Spanien.
Gut 2.000 Transaktionen innerhalb von vier Jahren seien nicht gerade spektakulär, erklärte Óscar Martínez, Präsident der Vereinigung professioneller Immobilien-Experten, Anfang Juni dieses Jahres. Durch das "La Ley de Emprendedores" wurden bisher 12.981 Residencias genehmigt, 14.410 für Familienangehörige. Quelle

Das "Golden Visum" Das Visum ist ein Jahr gültig. Das Visum und die Aufenthaltsgenehmigung gelten für den Antragstellen Investor, Ehegatten oder Ehegattin, minderjährige Kinder und nachweislich pflegebedürftige Familienangehörige (Eltern).
Nach Erhalt kann eine Aufenthaltsgenehmigung für 2 Jahre beantragt werden, die nach Ablauf um weitere 2 Jahre (bis max. 5 Jahre) verlängert werden kann. Nach fünf Jahren kann der Investor unter bestimmten Auflagen eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung beantragen und nach zehn Jahren hat er ein Anrecht auf die spanische Staatsbürgerschaft.
Cozumel
especialista
especialista
Beiträge: 11704
Registriert: Mo 26. Apr 2010, 22:10
Wohnort: Schwarzwald

Re: Das "Goldene Visum" ein Flop?

Beitrag von Cozumel »

Wenn die Spanier Nicht- EU- Bürgern, weil sie hier investieren, ein Visum geben, sollte das auch nur hier gelten. Meiner Meinung nach.
Antworten

Zurück zu „Spanien aktuell“