Myanmar - Eindrücke aus dem Nordwesten

Weltenbummler berichten über ihre Reiseabenteuer in andere Weltteile
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deniamartin
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Re: Myanmar - Eindrücke aus dem Nordwesten

Beitrag von deniamartin »

als jemand, der schon von Berufs wegen in den letzten 30 Jahren sehr viel gereist ist, lese ich Deine Asien-Berichte natürlich mit ganz besonderem Interesse. Das ist so ganz anders als das, was man manchmal von den "Neckermännern" oder in den gemeinhin bekannten Reiseführern liest, richtig einfühlsam und spannend beschrieben und sehr gut bebildert! Ja, es gibt auch ein Leben außerhalb von Deutschland und Spanien!
Ich will jetzt nicht auf den Putz hauen, aber Myanmar ist so ziemlich das einzige Land außerhalb Europas, das mich wirklich noch reizt zu besuchen, Deine Berichte, Vila, bestärken mich darin - bitte mehr davon >:d< !
Und irgendwann komme ich hoffentlich mal dazu, endlich den schon zweimal angekündigten Bericht zum Weinbau in Georgien zu schreiben, leider hält mich die Arbeit im Moment zu sehr auf Trab!
Viele Grüße aus Georgien an alle, deren Horizont nicht an der Costa Blanca endet!
Martin
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Oliva B.
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Re: Myanmar - Eindrücke aus dem Nordwesten

Beitrag von Oliva B. »

Faszinierend, was du uns da zeigst, ville. Ich freue mich über jede Fortsetzung.
Martin hat es auf den Punkt gebracht: Deine Reiseberichte lesen sich völlig anders als die von Pauschalreisenden, deren Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung sich meistens auf "geplante" (von Reiseleitern organisierte) Begegnungen beschränkt. Man spürt, dass ihr spontan auf Menschen zugeht. Das ist nicht jedem gegeben...

@ deniamartin
Lese ich aus deinen Worten, dass du die "große, weite Welt" langsam leid bist, da "Myanmar so ziemlich das einzige Land außerhalb Europas" ist, das dich noch reizt? Kannst du das begründen? Was interessiert dich an dem Land besonders? Ist es das immense kulturelle Erbe, liegt es daran, dass das Land bis vor ein paar Jahren noch völlig abgeschottet war und deshalb touristisch NOCH längst nicht so erschlossen ist wie manche Nachbarländer, sind es die Menschen?
Bekannte von uns sind ganz begeistert von Myanmar und waren in den letzten Jahren schon ein paarmal dort. Sie meinten jedoch, man solle nicht mehr allzu lange mit einer Reise nach Myanmar warten, da der Tourismus und die Öffnung nach außen das Land bereits spürbar verändere.

Dazu:
Scandy
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Re: Myanmar - Eindrücke aus dem Nordwesten

Beitrag von Scandy »

Lieber Ville,

spannend, einmalig und herausragend:
die Idee
Eure Tour (mit einem Fahrrad!!!)
und der Bericht für "uns" >:d<

Ein grosses DANKE auch von mir dafür.

Scandy
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deniamartin
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Re: Myanmar - Eindrücke aus dem Nordwesten

Beitrag von deniamartin »

Hallo Oliva,
ja Du liest richtig aus meinen Worten, ich bin seit 30 Jahren beruflich in der Welt unterwegs (in Südamerika fehlen mir z.B. nur noch Frz. Guyana und Uruguay) und bin daher etwas reisemüde. Außer an die Costa Blanca und in die Alpen zieht es mich nach nirgendwohin mehr, mit Ausnahme von Myanmar und Kuba, eben aus den von Dir genannten Gründen. Aber es ist ja nicht nur das Neue und Unbekannte - Ville beschreibt und bebildert seine Reisen eben so, dass man die Berichte gerne liest und neugierig wird.
Schaumermal, ob es mich noch vor meiner Pensionierung mal nach Myanmar verschlägt, reizen täte es mich schon.
Viele Grüße aus Tiflis
Martin
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Akinom
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Re: Myanmar - Eindrücke aus dem Nordwesten

Beitrag von Akinom »

;-)

Wunderbarer Reisebericht - danke dafür, denn ich werde dort wohl nie hinkommen. So kann ich wenigstens etwas von diesen Ländern kennenlernen.

Was ist eigentlich auf dem Gepäckträger der Fahrräder drauf - waren das Elektroräder(was ich ja nicht glauben kann :lol: )

Dieses Foto mit den vielen Rauchstellen sieht wie in so einem Fantasiefilm aus ;) - klasse!

Einfach schön!

>:d<
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ville
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Re: Myanmar - Eindrücke aus dem Nordwesten

Beitrag von ville »

@ Akinom, E-Fahrräder gibt es dort nicht. Aber Polster für zusätzliche Passagiere !


Teil 3 : Ein Ausflug ins Hinterland


Nach einem längeren Blick auf Mrauk U und einige seiner Pagoden sowie Tempel wollen wir auch die Umgebung erkunden.
Mit Suezan und Sam, einem liebenswerten Paar aus unserer Lodge, beschließen wir einen Tagesausflug unternehmen. Unser Wirt organisiert einen Pickup, mit dem wir ganz früh am Morgen zum Lemyo - Fluss gebracht werden.

Die Straße ist holprig, mit Schlaglöchern übersät. Dann und wann taucht eine Ansiedlung auf. Es geht vorbei an verschlafenen Gestalten, in Tücher oder Decken gehüllt. Manche wärmen sich an rauchenden Feuern. Das Land erwacht.
Nach einer guten Stunde sind wir am Ufer des Lemyo und besteigen ein Boot, das kurz darauf mit uns den Fluss aufwärts fährt.

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Die Uferstreifen sind dicht bebaut, müssen wohl sehr fruchtbar sein. Wir passieren Boote, und manchmal ragt die Spitze einer Pagode aus dem Morgendunst.

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Nachdem wir eine weitere Stunde gegen den trägen Strom getuckert sind, belebt sich die Szenerie. Vor uns erscheint auf der rechten Seite des Lemyo ein großes Dorf über der jetzt hohen Böschung. An der breiten Anlegestelle liegen bereits eine ganze Zahl größerer und kleinerer Boote, und auch auf dem Wasser nähern sich einige, voll bepackt mit Waren und / oder Menschen.

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Wir klettern am Ufer nach oben, wundern uns über den Müll, der aus dem Dorf nach unten fließt und vermutlich dort bis zur Regenzeit vor sich hin gammelt, bis der Fluss seine "reinigende Wirkung" entfaltet.

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Der Markt findet einmal pro Woche statt und hat längst begonnen., Die Straße füllt sich mehr und mehr.

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Hie und da wird an einem Essenstand noch gefrühstückt. Überall schaut man uns verwundert an, denn Touristen sind hier eher selten zu sehen. Ein junger Mann versucht Griffe auf seiner Gitarre zu finden, und ein Mädchen sitzt erwartungsvoll dabei.

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Langsam schlendern wir durch den Markt, auf dem die bäuerliche Gesellschaft des Umlandes alles bekommt, was man dort für das tägliche Leben benötigt. Es gibt Trockenfisch, Kartoffeln, so klein wie Beeren, Reis, Gemüse, Nägel, Schmuck, Eimer, Kämme, Schnur und Draht, Tabak, Blumen, Obst, Pumpen, Kerzen u.v.a.m.
Oft scherzen wir mit den Leuten, wobei die Theatralik wichtiger ist als gesprochene Worte, die ohnehin meist nicht verstanden werden.

Hier gibt es Tabak und burmesische Zigarren, die vor allem in S-O Asien so bekannt sind wie kubanische bei uns.

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Zwei junge Frauen bahnen sich ihren Weg, schleppen Wasser durch das Gedränge. Woher es wohl ist?

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Irgenwann am Vormittag klettern wir wieder in unser Boot, um ein weiteres interessantes Ziel anzusteuern.

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Ganz in der Nähe liegen ein paar Dörfer am Fluss. Wir sind mittlerweile im Chin-State, der an Rakhine angrenzt. Hier leben die Chin - Angehörige einer tibeto-birmanische Volksgruppe in Südasien.

Ältere Frauen sollen hier eine Besonderheit aufweisen, nämlich Spinnennetz - artige Tätowierungen im Gesicht. Mal sehen...

Die Häuser in diesen Dörfern sind sehr einfache Holzkonstruktionen. Interessant ist die Treppe im 2. Bild !

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Wir sind schnell Tagesgespräch im Dorf und werden beim "Bürgermeister" zum Tee eingeladen. Er ist ein Freund unseres Lodge-Eigners. Inzwischen sammeln sich viele Kinder. Endlich mal was los....

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Die Nachbarin hat Zwillinge bekommen und freut sich über unser Interesse. Glücklich präsentiert sie ihre beiden Mädchen.

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Unser neuer Freund Sam kann es gut mit den Kindern, die begeistert sind von der Abwechslung.

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Man will uns unbedingt den alten, baufälligen Holz-Tempel des Dorfes zeigen und auch einen Neubau, auf den man mächtig stolz ist .

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Der neue Tempel wird bald fertig sein....

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Gleich nebenan gibt es eine Ölmühle. Ein Ochse zieht stoisch seine Kreise, während das Öl in einen Topf tropft.

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Ach ja, da sind auch noch die tätowierten Frauen, die sich langsam daran gewöhnen, dass ihre Gesichter Objekte der Begierde für mehr und mehr im Dorf erscheinende Touristen und Hobbyfotografen sind.

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Irgendwann kehren wir zurück nach Mrauk U zu unserer Pagodenlandschaft, haben einen Ausflug mit starken Eindrücken hinter und ein kühles Bier vor uns, während die Sonne hinter der Hügelkette im Westen abtaucht....

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Zuletzt geändert von ville am Do 5. Feb 2015, 23:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Myanmar - Eindrücke aus dem Nordwesten

Beitrag von pichichi »

wahrlich, da frisst mich der Neid wegen des Expeditionscharakters deiner Tour, authentischer geht es wohl kaum
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ville
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Re: Myanmar - Eindrücke aus dem Nordwesten

Beitrag von ville »

pichichi hat geschrieben:wahrlich, da frisst mich der Neid wegen des Expeditionscharakters deiner Tour, authentischer geht es wohl kaum
Nimm's leicht, pichichi. Deine Berichte begeistern auch, haben was ganz Spezielles !! Genau beobachtet und druckreif formuliert.
Mich frisst der Neid, wenn ich z.B. lese, dass du über die Business-Klasse motzen kannst, während ich mit eingeklemmten Knien in der Holzklasse ausharren muss. :roll:

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Re: Myanmar - Eindrücke aus dem Nordwesten

Beitrag von maxheadroom »

Hola todos y ville,
ganz kurz auch vielen Dank fuer das mitnehmen auf Deinen Reisen, ich denke ich werd es nicht mehr schaffen all das in den mir verbleibenden 40 Jahren persönlich zu erleben, habe aber viele dieser ursprünglichen Dinge in Europa vor dem allumfassenden Pauschaltourismus auch erleben duerfen, was Gastfreundschaft und Offenheit der Bevölkerung angeht . Leider ist es inzwischen so das man ganz gut die alte Weisheit erkennen kann "Geld verdirbt den Charakter" >:)
Saludos
Maxheadroom

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Citronella
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Re: Myanmar - Eindrücke aus dem Nordwesten

Beitrag von Citronella »

Abenteuer pur mit eindrucksvollen Fotos - große Klasse!

Ville, auf deinen Fotos hocken oder knien die Menschen auf dem Boden, selten mal ein niederer Schemel. Haben die Alten keine Probleme mit den Gelenken (ich spüre beim anschauen der Fotos schon meine Knie #:-s und käme beim aufstehen öfters ins straucheln)? Wahrscheinlich einfach Gewohnheitssache.

Ich hoffe, wir dürfen dich noch auf weiteren Reisen begleiten!

Saludos
Citronella
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