La "tienda de ultramarinos” in Spanien entspricht dem deutschen „Kolonialwarenladen“ (die Waren stammten früher aus den Kolonien). Wörtlich übersetzt heißt "ultramarino" „überseeisch“, denn aus den ehemaligen Kolonien wurden früher Artikel wie Zucker, Kaffee, Tabak, Reis, Kakao, Gewürze und Tee importiert.

- Auslagen vor dem Geschäft
In diesen kleinen Läden werden heute noch ausschließlich Lebensmittel verkauft, die Frischsachen liegen offen (a granel) hinter der Ladentheke und werden nach Wunsch des Kunden abgeschnitten und gewogen.

- Hier kann man Obst und Gemüse auch stückweise kaufen.
Die Auswahl dieser Tante-Emma-Läden (span. colmados, mex. abarrotes) ist sehr begrenzt.
Es gibt Eier, Milche, Brot, Wurst, Käse, Schinken, Fleisch, auch offenen Wein, Konserven und frisches Obst und Gemüse.

- Sorgfältig aufgestapelte Dosen - das Etikett muss nach vorne zeigen.
Zu diesen Ultramarinos gehören eine Waage, oft noch mit Gewichten oder Laufgewichten, ein Beil, um z.B. den gesalzenen Stockfisch (bacalao en salazón) zu zerteilen, Kaffeemühlen, in denen die Kaffeebohnen frisch gemahlen werden, Messbecher für Öl, und oft steht auch noch eine Glaskaraffe (porrón) auf der Ladentheke, woraus man den offenen Wein probieren kann.

- Auf der Theke steht der Porrón.
Traditionell besteht die Ladentheke, vor der sich die Kunden anstellen, eigentlich aus weißem Marmor.

- Es geht der Reihe nach und unweigerlich kommt die Frage der Verkäuferin (meistens ist es eine Frau): „Wer ist die/der Nächste?“- ¿Quién es el último-a?
Die Spanier warten ohne ungeduldig zu werden - ganz im Gegensatz zu den Ausländern, die nie genügend Zeit mitbringen, und bestellen dann in aller Ruhe ein paar Scheibchen Wurst, ein Stückchen Käse, lassen sich das Fleisch zeigen, probieren dabei das eine oder andere Stückchen und halten dabei ein Schwätzchen mit der Verkäuferin, ohne dass einer der nachfolgenden Kunden abfällige Bemerkungen über die Trödelei macht
.

- Geduldig stellt man sich hinten an, bis man an der Reihe ist. Kunstvoll drappierte Schaufenster sind typisch.
In den kleinen, dunklen Verkaufsräumen vermischen sich die Aromen der angeboten Waren zu einem vertrauten Geruch und in dieser heimeligen Atmosphäre kommt man sich fast vor wie früher in dem kleinen Kaufmannslädchen, in dem man als Kind gespielt hat.
Die Ultramarinos haben ihre festen Öffnungszeiten und sind sonn- und feiertags geschlossen. Man findet sie heute noch in den Stadtteilen (barrios), selbst in der Innenstadt können sie noch teilweise überleben. Doch die kleinen Ultramarinos schwinden immer mehr, denn die Konkurrenz der großen Supermarktketten mit Tiefstpreisen machen ihnen das Leben schwer und in Krisenzeiten achten die Kunden noch mehr auf ihr Geld. Oft können diese kleinen Lädchen nur überleben, weil sich mehrere Familienmitglieder die Arbeit teilen oder die Ladenräume in Familienbesitz sind.
Kennt ihr auch noch solche Geschäfte in Spanien, wo oben über der Eingangstür in großen Lettern "Ultramarinos" steht? In Deutschland sind die meisten von ihnen schon verschwunden. Ersatz kam durch die Immigranten wie z.B. den "Türke an der Ecke", der ein ähnliches Angebot hat.[/b]