pichichi hat geschrieben:und die Problematik wird noch komplexer, die Ami-Firmen, die mit der heute unrentablen Ölschieferförderung reich wurden, investieren nix mehr, die Republikaner sind angefressen, weil Obama und Kerry den Iran-Deal zustande brachten und damit ihre Wählerklientel in die Bredouille....es wird nicht mehr lange dauern, bis iranisches Rohöl auf den Spotmärkten auftaucht, die Iraker haben ebenfalls eine Produktionserhöhung gemeldet.
Der Preis stieg gestern nach dem langen Fall zwar kurzfristig um $ 2, langfristige Prognosen sprechen aber von einem weltweiten Überangebot und damit weiter fallenden Preisen.
die Iraner sind mit ihrem Öl schon eine Weile eingepreist, auch wenn man das den Medien nach anders einordnen könnte. Anders gesagt, man hat schon im Vorfeld mit entsprechenden Werten jongliert und das dann immer wieder neu ausgebreitet, genau wie man das mit dem Überangebot stetig tut. Die Saudis rechnen selbst damit, dass die Förderung den Bedarf noch eine Weile übersteigt, dennoch sorgen die regelmässigen steigenden Lagerbestände immer wieder zu 'unerwarteten' Ergebnissen und die Energie-Statistikbehörde der USA (EIA) korrigiert regelmässig ihre Angaben nach, Zahlen die nach der Korrektor nicht die großen Kursbewegungen an den Börsen nach sich gezogen hätten.
Genau genommen stiegen die Futures für WTI in den letzten beiden Handelstagen um $1,33 (etwa 4,7%) sowie $2,41 (8,1%). Für Brent sieht es ähnlich aus. Es wird immer wieder mit Supply / Demand argumentiert, dass Öl bis auf $20 oder $10 sinken muss, wobei niemand wirklich mal genauer hinschaut und differenziert. Es ist auch heute nichts Neues, dass Öl für $20 oder weniger verkauft wird. Bestimmtes Öl lässt sich nur mit höheren Kosten in der Raffinierie verarbeiten und kann ensprechend preislich nicht mit dem ehemaligem Premium Brent bzw. WTI konkurrieren. Andererorts wird draufgezahlt, damit die Firmen ihr Öl loswerden, ergo negativer Preis. Negative Preise sind auch im Energiehandel an den Strombörsen absolut üblich. Solche Differenzierungen und notwendige Mengenbetrachtungen werden i.d.R. ausser Acht gelassen und dann wird nur die Headline von Goldman Sachs bezüglich $20 genommen, da das so schön polarisiert. Um es auf den Punkt zu bringen, Supply / Demand ist natürlich ein bestehendes Problem aber der rasante Fall in den letzten etwa 18 Monaten hat sehr viel mit dem starken Dollar zu tun (z.B. siehe USDCAD) und dem professionellen Shorten, was systematisch in einem unvorstellbarem Ausmaß stattgefunden hat. Ein Ausmaß, welches neue Maßstäbe setzt. Heutige Rohstoffmärkte (insbesondere Öl) werden zum größten Teil von sogenannten Algotrades bewegt. Wenn das Sentiment geprägt ist und ein Trend im Gang, dann wird akkumuliert, was möglich ist. Der Trend nährt sich dann von selbst, bis auch der letzte Taxifahrer beim Ölpreis von
$200 $20 spricht.
Niemand weiss, ob der Verfall nach dem starken Anstieg der letzten zwei Tage wieder aufgenommen wird. Man kann aber deutlich erkennen (siehe verschiedenste regelmässige Statistiken), dass es momentan weder ökonomisch noch politisch lange haltbar ist. Wird man politisch oder andererart nicht aktiv ist es lediglich ein Killing Game, was die Balance wieder herstellen kann. Denn so einfach den Zapfhahn abstellen können viele Frackingfirmen nicht, genauso wie es bestimmte Länder nicht können. Viele Frackingfirmen müssen fördern, egal zu welchem Preis, um ihre Schulden zu bezahlen. Was da an mittlerweile hochriskanten 'Loans' vorhanden ist, ist eine tickende Zeitbombe. Der beschleunigte Ölpreisabsturz hat dieses Killing Game nur um so mehr beschleunigt.