nurgis hat geschrieben: ↑Mi 3. Okt 2018, 23:55
Die FS -Sendung heute im 1. : "sein letztes Rennen ",mit Didi Hallervorden konnte einen schon Angst machen. Was passiert wenn ihr alt werdet ? Schiebt man euch in ein Heim ab, wo ihr Erbsen zählen dürft und einmal in der Woche der längst abgediente Schlagerstar ein Liedchen trällert ? Wahrscheinlich habt ihr schon alles euren Kindern überschrieben und habt keinen Weg zurück. Entschuldigung ich bin etwas boßhaft, es geht natürlich auch anders, aber das ist nicht der Standard.
Da ich nicht zu den Jüngsten gehöre, beobachte ich natürlich diese Situation und die bringt mich ins Grübeln.
Viele junge Menschen, die erst am Anfang ihres Berufslebens stehen, sorgen heute für ihr Alter vor, etwas worüber wir in jungen Jahren selten intensiv nachgedacht haben. Doch Berichte über Pflegenotstand/überlastete Pflegedienste, Altersarmut, Kostenexplosion in Pflegeeinrichtungen usw. schüren Grundängste.
Fragen:
- Wer schafft es bei der heutigen hohen Lebenserwartung, im Alter (also als Rentner) seine hoch betagten Eltern noch selbst zu pflegen?
- Welcher Pflegebedürftige hat früher damit gerechnet, dass er seine Nachkommen später finanziell belasten oder dem Sozialamt auf der Tasche liegen muss?
- Wer schafft es, wirklich so gut vorzusorgen, damit er seinen letzten Lebensabschnitt in Würde verbringen darf?
Gesetzliche Rente soll vor Armut schützen und den Lebensstandard sichern
Doch die Realität sieht anders aus. Schon heute belasten alte Menschen ihre Nachkommen oder die Sozialkassen, obwohl sie ihr Leben lang gearbeitet haben. Großfamilien, in denen Alte und Kranke vom Familienverband gepflegt werden, existieren in unserer Leistungsgesellschaft kaum noch, häusliche Pflege ist selten möglich, weil die Voraussetzungen fehlen oder wegen räumlicher Distanz unmöglich sind.
Heimunterbringung macht unzählige Rentner zum Sozialfall!
- "Etwa 8,6 Millionen Rentner erhielten Ende 2016 eine Altersrente von weniger als 800 Euro monatlich. Das entspricht einem Anteil von 48 Prozent aller Rentner [...],62 Prozent der Renten liegen demnach unter 1.000 Euro. Von den Renten unter 800 Euro sind 27 Prozent der Männer und 64 Prozent der Frauen betroffen."
Zitat: Zeit online
Gut vorgesorgt zu haben, war früher genug, reicht heute aber meistens nicht mehr aus!
Stichwort: "Elternunterhalt"
Wer sich damit schon einmal beschäftigen musste, wird wissen, was jetzt kommt. Kinder werden unterhaltspflichtig, sobald die Eltern ihr Vermögen aufgebraucht haben und ihr erspartes Vermögen (Goldmünzen, Aktien, Immobilien, Wertpapiere etc.) versilbert haben. Das heißt,
- "Kinder und (indirekt) auch Schwiegerkindern, [müssen] im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten durch Unterhaltszahlungen den Lebensbedarf der (Schwieger-)Eltern [zu] sichern." Quelle: Wikipedia
- "Im Juni lag der Eigenanteil der Pflegebedürftigen bei durchschnittlich 1831 Euro im Monat, wie eine Erhebung des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV) ergab. Das ist ein Plus von knapp acht Prozent im Vergleich zum Mai 2017, als der Eigenanteil bei durchschnittlich 1697 Euro lag." Doch die Ungerechtigkeit in Deutschland ist groß: "Den PKV-Angaben zufolge müssen die Pflegebedürftigen in Nordrhein-Westfalen am meisten zahlen. Dort beträgt der Eigenanteil für einen Heimplatz im Schnitt 2326 Euro im Monat" - übrigens der höchste in Deutschland. In Sachsen und Sachsen-Anhalt ist nur knapp die Hälfte fällig (1.201 bis 1205 Euro)."
Quelle: ntv vom 27.7.2018.
Doch der Eigenanteil wird und muss durch die steigenden Personalkosten weiterhin steigen, damit die Pflegekräfte endlich einen Lohn bekommen, der ihrer körperlich schweren Arbeit und ihrer psychischen Belastung gerecht wird.
Beispiel - Heimplatz in NRW aktuell: Fast 4.500 Euro mtl.!
Von diesen hohen Gesamtkosten übernimmt die Pflegekasse ganze 1.775 Euro, den Rest der Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Investitionsaufwendungen und Umlagebeitrag (die von Einrichtung zu Einrichtung schwanken können) muss der Pflegebedürfte (Rente oder Vermögen), seine Kinder oder die Sozialkasse aufbringen.
Pflegekasse
Die Höhe des Pflegegrades spielt übrigens seit 2017 keine Rolle mehr bei der Berechnung, seitdem ist die Zuzahlung ist für die Pflegestufen 2 bis 4 gleich, sie beträgt immer 2.000 Euro, Pflegestufe 1 liegt etwas höher. Eine gerechte Lösung, denn für den Grad seiner Pflegebedürftigkeit ist kaum jemand selbst verantwortlich.
- Pflegestufe 2: Stationäre Leistung 2.770 €, davon werden 770 € übernommen, Rest 2.000 €
Pflegestufe 3: Stationäre Leistung 3.162 €, davon werden 1.262 € übernommen, Rest 2.000 €
Pflegestufe 4: Stationäre Leistung 4.175 €, davon werden 1.7.75 € übernommen, Rest 2.000 €
In dem o. a. Rechenbeispiel stecken auch 583 Euro Investitionskosten für das Heim, MONATLICH! Damit sind
"die Kosten gemeint, die dem Träger durch Herstellung, Anschaffung und Instandsetzung von Gebäuden und der damit verbundenen technischen Anlagen entstehen. Hierzu gehören Kosten für Gebäudemieten, Finanzierungskosten, Leasingaufwendungen, Abschreibungen und Instandhaltungskosten." Quelle:
BIVA Pflegeschutzbund
Die Investitionskosten in meinem Beispiel entstehen bei einer Unterbringung im Einzelzimmer von 23,25 qm inkl. Duschbad. Wenn man diese mit dem durchschnittlichen Hausgeld für Eigentumswohnungen vergleicht.....
Können weder der pflegebedürftige Heimbewohner noch die Kinder die Kosten zahlen, kommt für den Fehlbetrag erst einmal der Sozialhilfeträger aus. Dieser kommt
spätestens nach dem Tod auf die Nachkommen zu, selbst wenn der Kontakt zu den Eltern schon lange abgebrochen sein sollte sind sie bis auf wenige Ausnahmen zahlungspflichtig! Meine Mutter(damals selbst schon Rentnerin) sollte 2006 nach dem Tod meiner Großmutter 14.000 € an das Sozialamt zahlen.
Das eigengenutzte ersparte Häuschen wird den Nachkommen zwar nicht weggenommen, aber der erhöhte Selbstbehalt für ein Ehepaar liegt bei nur 3.240 Euro mtl. (lt. Düsseldorfer Tabelle), das heißt, Kinder müssen ihr darüber liegendes Einkommen oder ihr Erspartes opfern. Im Klartext: Der Staat bestraft alle, die durch eigene Arbeit Werte geschaffen haben und belohnt diejenigen, die ihr Geld mit vollen Händen verprasst haben. Das Ferienhaus oder die Ferienwohnung in Spanien oder sonst wo, gehört übrigens nicht zum
Schonvermögen wie das selbst bewohnte Eigenheim, sondern muss veräußert oder belastet werden, um die Heimkosten der Eltern zu bezahlen.
Pflegeheime sind ein lukratives Geschäft für Investoren geworden (
Heuschrecke im Altenheim), die auf Kosten der Betroffenen oder ihrer Angehörigen und des Pflegepersonals einen unglaublichen Reibach machen. Für mich ein Riesenskandal!
Persönliches Fazit
Trotz der großen Zufriedenheit unserer Mütter in ihren Pflegeheimen, möchte ich nie im Leben in solch einer Einrichtung landen..... Ich vermute, die Nachkriegsgeneration hat eine andere Vorstellung von ihrem "Lebensabend" als Menschen, die große Entbehrungen (II. Weltkrieg) erlitten haben.