Teil 4 ........ Wir sind also auf den Lofoten angekommen......
Als wir am Anleger von Bord rollen, bildet sich auf dem Kies der großen Baustelle für einen größeren Fährhafen schnell ein Stau bis zur Straße.
Kaum jemand biegt außer uns links ab . Hier zieht sich noch ein kleines Stück Straße Richtung Å , einer 100 - Seelen - Gemeinde. Das Südendende der Insel Moskenesøy ist nicht weit entfernt. Es geht durch kurzen Tunnel, hinter dem ein großer Parkplatz neben der Straße liegt.
Beim Parkplatz in befindet sich ein Fischerei-Museum, und einige Wohnmobile stehen bereits für die Nacht aufgereiht. Hier finden wir es ziemlich ungemütlich, und so rollen wir wieder zurück Richtung Fährhafen. In einer kleinen Park-Nische neben der Straße finden wir schließlich unsere Ecke. Es ist bei Wind und Nieselregen kalt, hat nur noch 4 Grad, aber wir schlafen trotzdem gut.
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Am nächsten Tag ist unsere erste Aktion ein Besuch des Museums. Auf der anderen Straßenseite verbreiten riesige Trockenfisch-Gestelle ihren gewöhnungsbedürftigen Geruch.
Das Stockfisch-Museum interessiert uns zwar nicht, und alles ist noch geschlossen, aber die Museums-Bäckerei ist geöffnet, und darauf haben wir spekuliert ! In der winzigen Stube ist es herrlich warm, wir bekommen heißen Kaffee und noch heiße, allerfeinste Zimtschnecken. Ein Hochgenuss ! Dem Pärchen zwischen Tresen und Holzofen sehen wir an: dies sind keine Norweger. Bei einem Schwätzchen stellt sich heraus: sie ist ungarischer Herkunft, trägt traditionelle Norwegerinnen-Tracht. Ihr Mann, der Bäcker, ist Spanier und staunt, woher wir kommen.. !
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Als wir zum Auto zurück gehen, ist der Trockenfisch auf der anderen Straßenseite nicht nur optisch präsent. Hier auf den Inseln ist er ein wichtiger Teil des Lebens. Die Lofoten mit ihren großen Dorschschwärmen vor der Küste waren von je her die bedeutendsten Lieferanten von Stockfisch, dem ältesten Exportschlager Norwegens. (Seit dem 8. Jh. soll diese Konservierungsmethode bereits angewendet worden sein !)
Hoher Nährwert und fast unbegrenzte Haltbarkeit zeichnen die Fische aus, nachdem sie hier oben 2 - 3 Monate bei den idealen klimatischen Bedingungen am Gestell hingen. Tausende Tonnen gehen nach Südeuropa, vor allem nach Italien (Baccalá...). 2015 betrug die Menge an gefangenem Kabeljau ca. 65'000 Tonnen.
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Danach gehen wir auf Tour über die Inselkette. Leider hat sich das Wetter nur unwesentlich gebessert, aber es ändert sich hier schnell. Die Temperaturen bewegen sich in momentan zwischen 4 °C in der Nacht und maximal 8 - 10 °C am Tag, so dass wir über jeden kurzen Sonnenstrahl glücklich sind. Damit ist auch klar, dass wir hier nicht lange verweilen können, denn es gibt zu dieser Jahreszeit praktisch kaum Gastronomie, und mit unserem Mikro-Camper lässt sich eine Schlechtwetter-Phase halt nicht aussitzen. (...von Elke klar erkannt... )
Auf Straßenkarten sieht man die Lofoten bei flüchtigem Hinsehen als eine Halbinsel, aber tatsächlich liegen die Hauptinseln so dicht zusammen, dass sie über Brücken verbunden sind.
Original Map (C) von Kartverket (modifiziert) -->
https://www.kartverket.no/en/data/Open- ... om-Norway/
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Wir setzen die Erkundungstour fort. Die Entfernungen halten sich in Grenzen, wie man aus der Karte ersehen kann. Natürlich halten wir an jeder Ecke, an der sich eine schöne Aussicht oder etwas Sehenswertes bietet. Einige Stichsträßchen führen zu kleinen Ansiedlungen, und es öffnen sich immer wieder neue Blicke auf schroffe Berge mit alpinem Charakter und zum Teil verschneiten Kuppen, auf satt moosgrüne Hänge, dann und wann leuchtend rote Dächer einsamer Häuser oder Hütten. Die folgenden Bilder sind nicht mehr chronologisch geordnet. Sie sollen Eindrücke dieser ganz besonderen Landschaft vermitteln.
Ab und zu sieht man auch Tiere:
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An der Ostseite der Insel führt ein schmale Straße zum Fischer- und Handelsdorf Nusfjord , in dem wir Stunden verweilen, um uns das Fischerei-Museum mit dem noch verwendeten Krämerladen anzuschauen, dem “Landhandel” . Hier wie auch später in einer Galerie sind wir sehr beeindruckt von Bildern und alten Schwarz-Weiß-Fotos über die Fischerei in den “guten alten Zeiten”, die von Entbehrungen und dem Kampf mit der gnadenlosen Natur hier oben zeugen.
Nusfjord selbst ist ein malerisches Dörfchen, bestehend aus einer Reihe hübscher Häuser, aufgereiht wie auf einer Perlenschnur und wie geschaffen für Fotos....
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Ein Stück weiter biegen wir nach links ab in Richtung Eggum. Auch hier gibt es eine schmale Straße in Richtung Meer. Zunächst passieren wir ein winziges Dorf, suchen bereits nach einem ruhigen Platz zum Übernachten. Hier gibt es keinen, und so fahren wir weiter. Schließlich werden wir doch fündig. Wir bauen unser Bett auf, kochen uns noch eine Suppe, lesen dann “bis in die Puppen”.
Am Morgen fahren wir durch Eggum weiter am Meer entlang. Hier stand früher im 2. Weltkrieg eine Radarstation. Unser Frühstück nehmen wir innerhalb eines Ringwalls ein. Es ist ein Rastplatz in Form eines Amphitheaters mit Kiosk, Parkplatz und Toiletten.
Wir sind gerade fertig und haben noch die Aussicht vom höchsten Punkt des Walls genossen, als die Betreiberin des Kiosks uns davonjagt. Hier drin sei Parkverbot. Es war ein angenehmes Örtchen zum Frühstücken ! Wir setzen die Fahrt fort.
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Wieder auf der Hauptstraße zurück, sind es nur ein paar Kilometer bis zu einer der Hauptattraktionen der Lofoten - Insel Vestvågøy: das Wikinger-Museum Borg, angeblich einst Europas größter Häuptlingssitz.
Hier wurde in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Siedlung ausgegraben, die vom 2. Jahrhundert n. Chr. bis zur großen Pestwelle im 15. Jahrhundert bestand, in der Wikingerzeit wohl ein Hauptsitz. Es wird geschätzt, dass damals mindestens 115 Höfe mit 1.800 Bewohnern in Borg zu finden waren. Spektakulär war der Fund von Resten eines 83 m langen und knapp 10 m breiten Langhauses, das einem führenden Wikinger zugeschrieben wird. Dieses Gebäude wurde rekonstruiert und ist jetzt Kern des Wikingermuseums.
Man erreicht das Langhaus auf einem Kiesweg. In der Eingangshalle gibt es neben dem Ticketverkauf auch einen Museumsshop. Informationstafeln erläutern die Geschichte der archäologischen Funde. Außerdem sorgt noch ein Café für das leibliche Wohl.
Nach einer halben Stunde zu Fuß findet man die Kirche von Borg und eine rekonstruierte Schmiede. Wir sind eine halbe Stunde unterwegs, bis wir das Ende des Geländes erreicht haben. Hier finden wir einen Bootssteg, den Nachbau eines Bootshauses sowie eines Wikingerbootes. Unterwegs kann man sich in der Kunst des Axtwerfens und Bogenschießens üben, und ich schneide zur Verwunderung des “Wikinger - Recken” bei der Anlage ziemlich gut ab.
Wieder zurück beim Langhaus, schauen wir uns dessen Räume an. Es gibt zwei Eingänge. Der eine führt zum Bankettsaal, zu der dahinter liegenden Küche und weiter zu Stallungen. Durch den anderen Eingang kommt man zu den Wohnräumen, Im Bankettsaal wird auf Wikingerart im Eisenkessel über offenem Feuer gekocht. Nebenan sind Schmuck und Gebrauchsgegenstände ausgestellt, man kann das Spinnen und Weben beobachten, und es gibt Vorführungen zur Herstellung von Schuhen.
Nach diesem eindrucksvollen Besuch fahren wir ein Stück weiter in Richtung Narvik.
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In Kabelvåg, direkt neben der E10, thront auf einer Anhöhe eine Kirche, die wir uns ansehen wollen. Beim Aufgang begrüßt uns eine Statue von Hans Egede, einst Pfarrer und bekannt als “Apostel der Lofoten”. Die Vågan kirke wurde 1898 im neugotischen Stil auf der Basis einer älteren Kirche aus dem Jahr 1798 errichtet. Aufgrund ihrer Größe mit Platz für 1200 Gottesdienstteilnehmer wird sie auch “Lofotkatedralen” genannt. Wir können uns völlig alleine und in Ruhe alles ansehen. Die schlichte Holzkonstruktion und weiße Wände sorgen für eine helle, freundliche Atmosphäre. Den schlichten Altar ziert ein 3-teiliges Bild. Die hölzernen Bänke sind dicht gereiht. Es gibt eine kleine Orgel und eine einfache hölzerne Kanzel sowie ein Taufbecken, ebenfalls aus Holz. Die Seiten der Kirche sind mit gerahmten Gemälden verziert.
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Wie fahren weiter. Ab und zu wird man an die Fischerei erinnert, neben dem Tourismus die wirtschaftliche Basis der Region. Fangflotte, Lachsaufzuchtstation...
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Die E10 macht irgendwann eine Biege nach Südosten. In Solvaer, einer Kleinstadt und Hauptansiedelung auf den Lofoten, machen wir einen Rundgang, und einmal mehr hoffen wir ein verträumtes Café zu finden, denn das Wetter ist durchwachsen, und es ist kalt. Nichts zu holen ! Schließlich packen wir unseren Kocher aus und rühren uns einen Pulverkaffee an.
Tatsächlich gibt es hier oben aber auch schöne Strände, wie dieses Beispiel zeigt.
Außerdem auch euphorische Surfer, wenn es geeignete Wellen gibt.
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Nun wollen uns den „engsten Fjord“ der Region ansehen. Der Trollfjord ist ein 2 Kilometer langer Seitenarm des Raftsunds, der die norwegischen Regionen Lofoten und Vesterålen voneinander trennt. Ein winziges Sträßchen windet sich durch Felsen am Rand des Fjords und oft denkt man, es geht nicht mehr weiter. Aus der Wärme des geheizten Vehikels genießen wir wechselnde Ausblicke auf die wunderbare Landschaft rund um das Gewässer. Die Schiffsreisenden sind hier eindeutig im Vorteil, deshalb nur ein Wiki - Link.
https://de.wikipedia.org/wiki/Trollfjord
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Wieder zurück auf der E10 halten wir auf Narvik zu. Die Stadt mit knapp 20'000 Einwohnern liegt am Ofotfjord bereits nördlich des Polarkreises. Die ziemlich gesichtslose Ansiedelung ist ein wichtiger Hafen für die Verschiffung von Eisenerz aus dem Gebiet von Kiruna, Schweden. Während der Besatzung durch das 3. Reich profitierten die "Waffenschmieden" im Ruhrgebiet vom Eisenerz, das mittels Bahn aus den Lagerstätten bei Kiruna transportiert und im Hafen verladen wurde. Dank des Golfstroms ist der Hafen das ganze Jahr über eisfrei.
In Narvik gibt es endlich mal wieder eine moderne und geheizte Bibliothek, in der wir das Internet nutzen können. Außerdem gibt es Cafés wie z. B. das urige Astrup Garden, wo wir guten Kaffee und Kuchen bekommen.
Langsam haben wir genug von der Kälte hier oberhalb des Polarkreises ! Bis zum Nordkap wären es jetzt "nur noch" ein paar hundert KIlometer. Darauf verzichten wir übereinstimmend.
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Wir verlassen Norwegen und durchqueren die eisige Grenzregion mit dem Ziel Kiruna, bereits in Schweden. An der Grenze gibt es einen Supermarkt. Mit dem Rest norwegischer Kronen kaufen wir Lebensmittel ein und übernachten dann kurz vor Kiruna auf einem Rastplatz.
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Freitag, 8. Mai Nach Süden
Am Morgen frühstücken wir im Café Safari, u.a. durch den Tripadviser empfohlen.. Die Sandwiches und der Kaffee sind preiswert und gut. Bei einem Rundgang durch die Stadt bestaunen wir die mächtige Holzkirche, die leider geschlossen ist. Die besondere Bauweise verbinde amerikanische Holzarchitektur mit Einflüssen der norwegischen Stabkirchen und samischen Koten, erklärt Wikipedia.
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Die nächste Sehenswürdigkeit liegt ein paar Kilometer außerhalb der Stadt. Wir wollen uns das Eishotel Jukkasjärvi anschauen, und meine Holde denkt allen Ernstes daran, dort eine Nacht zu verbringen. Gott sei Dank ist das Hotel ausgebucht ! Vor allem mich zieht es in die Wärme. Aber auch die Besichtigung ist etwas ganz Besonderes.
Schließlich verlassen wir die Region Kiruna.
Die Fahrt verläuft auf einer exzellenten, oft 3-spurigen Straße durch endlose Wälder und vorbei an zahlreichen Seen, und die Temperaturen nehmen spürbar zu. Mein größtes Problem ist jetzt, die jeweils vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten. Wir freuen uns auf ein paar Highlights in Schweden und Dänemark.
Aber das ist eine andere Geschichte.......
„Die Welt ist ein Buch, und wer nicht reist, liest davon nicht eine einzige Seite.“
(wusste bereits Augustinus Aurelius, 354 – 430, Philosoph)