Arbeitsaussichten für Jugendliche in Spanien

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Oliva B.
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Re: Arbeitsaussichten für Jugendliche in Spanien

Beitrag von Oliva B. »

akinom hat geschrieben:Als ich noch keine Kinder hatte u. die Mütter beim Abholen ihrer Kinder beobachtete, sagte ich immer: so würde ich mich nie verhalten - von wegen, manchmal verhält man sich so, weil es nicht anders geht. Musste ich später selbst feststellen. ;-)
Natürlich möchte jede Mutter, die sich ein Kind wünscht, diese richtig erziehen und liest schon vor der Entbindung die einschlägige Literatur. Auch ich habe begeistert die Bücher über die Summerhill-Schule gelesen, über die anthroposophische Lehre Rudolf Steiners und die von ihm gegründete Waldorfschule und noch viele andere. Sie stehen bis heute in meinem Bücherregal.
Ob diese Reformpädagogen sich nun mit ihrer Lehre breite Aufmerksamkeit verschaffen konnten oder nicht, ist nicht das Entscheidende. Sie alle haben aber bewirkt, dass sich die Einstellung gegenüber Kindern grundsätzlich geändert hat. Z.B. wurden Kinder früher mit Schlägen gefügig gemacht. Inzwischen ist es verboten, Kinder zu züchtigen. Nur ein Beispiel von vielen. Man könnte die Diskussion noch endlos fortsetzen, aber wir sind jetzt schon ganz schön offtopic.
Tatsache ist auf jeden Fall, dass man Kinder nicht nach Lehrbuch erziehen kann, denn es handelt sich um ganz individuelle Persönlichkeiten und nicht um Maschinen von ein und derselben Bauart, die alle mit demselben Knopfdruck bedient werden können.
Marybell
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Re: Arbeitsaussichten für Jugendliche in Spanien

Beitrag von Marybell »

Klar offtopic ,aber schon interessant,oder?
Und die Erziehungsstile sind auch hier in Spanien schon sehr verschieden zu Deutschland. Mein Lieblingsspruch dazu ist:"Spanische Kinder sind nicht schlecht erzogen,spanische Kinder sind gar nicht erzogen"
Hier werden ja überhaupt keine Grenzen gesetzt. Es sind alles kleine Prinzen und Prinzessinnen..."Pero es un ni~no" ist der Spruch, den ich am meisten höre und ich antworte als "strenge" deutsche Mutter,als die ich schon verschrieen bin "Por eso!!"
Nie habe ich auf deutschen Spielplätzen Mütter mit dem Brei oder bocadillo hinter ihren Kindern herlaufen sehen,wie das hier gang und gäbe ist.In Deutschland sind viele Probleme in der Erziehung schichtabhängig. Hier lassen auch die gebildeten Spanier ihren Kindern alles durchgehen - und wenn es mal nicht so klappt,gibt es ordentlich was auf den Po..Und das,was immer so gerne als Gelassenheit und Entspanntheit im Umgang mit Kindern genannt wird,ist nach meiner Erfahrung reines Desinteresse und Gleichgültigkeit. Hauptsache die Blagen stören nicht beim Essen oder Kaffeetrinken.Ich könnte echt ein Buch darüber schreiben....
ciao Marybell
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Oliva B.
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Re: Arbeitsaussichten für Jugendliche in Spanien

Beitrag von Oliva B. »

Marybell66 hat geschrieben:Klar offtopic ,aber schon interessant,oder?
[...]
Hauptsache die Blagen stören nicht beim Essen oder Kaffeetrinken.Ich könnte echt ein Buch darüber schreiben....

Gestern Abend beim Essen in einem Restaurant. Es war schon sehr spät. Manche Eltern trafen mit ihren bleichen, völlig übernächtigten Kindern erst um 22.30 Uhr ein. Die Kinder knatschten und kuschelten sich in den Stuhl und versuchten dort (ziemlich unbequem) zu schlafen. Aber sie mussten ja auch noch essen. Die Mamas haben selbst die größeren Kinder noch mit dem Löffel gefüttert (das habe ich auch anderenorts schon oft beobachtet), denn die Kinder waren zu kaputt, um selbst noch den Löffel halten zu können. Die Nachspeise konnten sie dann wieder alleine löffeln. Süßigkeiten gehen immer…Doch danach ging es noch lange nicht ins Bett, denn Mami und Papi wollten den Abend noch mit ihren Freunden ausklingen lassen. Also wurden Handys aus den Handtaschen gekramt und die Kleinen durften darauf ihre Spielchen machen, sofern sie schön ruhig auf ihren Plätzen sitzen blieben und so leicht von den Eltern beaufsichtigt werden konnten.

Anderer Fall. Mittagszeit. Mama hat ihren Spross aus dem Colegio abgeholt. Vor der Schule steht eine Bank. Darauf wird der Kleine gesetzt. Mama holte eine Tüte Chips für ihn aus der Tasche und für sich eine Zigarette. Mittagessen?

Noch ein Fall. Die Eltern gehen Essen, das ca. 2 1/2jährige Mädchen sitzt angeschnallt im Kinderwagen mit am Tisch. In der Hand eine Tüte Chips, während die Eltern à la carte essen. Da wird dem Kind nicht einmal etwas von dem Essen angeboten, es ist ja beschäftigt. Nachdem es die Tüte leer gegessen hatte, fing es an zu quengeln. Mama knisterte ein paar Mal mit der Tüte, danach drehte das Kind die Tüte desinteressiert, fast autistisch, vor seinen Augen hin und her. Später bekam es einen Löffel Joghurt zu probieren. Der Geschmack muss wohl sehr ungewöhnlich gewesen sein, denn es fing an zu plärren. Es war 23 Uhr…

Die Eltern kommen oft erst spät von der Arbeit nach Hause. 20 Uhr ist keine Seltenheit. Wenn man dann noch rausgehen will und kein Kindermädchen zur Verfügung hat, werden die Kleinen eingepackt und mitgenommen.
Aber ist das nun tolerante, südliche Lebensart oder vielmehr Egoismus der Eltern?
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Montgo
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Re: Arbeitsaussichten für Jugendliche in Spanien

Beitrag von Montgo »

Florecilla hat geschrieben:
Montgo hat geschrieben:Als damals die "antiautoritäre "Erziehung anfing war mir klar dass das ins Auge gehen musste.
Zitat Florecilla:
Der Grundgedanke der antiautoritären Erziehung in seinem ursprünglichen Verständnis ist in meinen Augen ein Erziehungsstil, der - korrekt praktiziert - zu befürworten ist. Kinder sollen sich zu selbstbewussten, kreativen, gemeinschafts- und konfliktfähigen Persönlichkeiten entwickeln. Alexander Summerhill, der als einer der Begründer dieses Erziehungsstils gilt, verfuhr nach dem Prinzip "freie Erziehung", aber nicht "frei von Erziehung". Regeln müssen sein, dürfen die Kinder in ihrer Entfaltung aber nicht einengen. Dieses Erziehungsprinzip wurde in den 1960er Jahren von der Studentenbewegung und anderen Verbänden aufgegriffen und neu interpretiert. Dies führte dann offensichtlich zu den oben geschilderten Erscheinungsformen.




Ich wiederspreche bei...Regeln dürfen Kinder nicht einengen Es wird von Kindern und Jugendlichen immer als "einengen " empfunden wenn sie eben nicht dürfen wie sie wollen.
Meine Geschwister und ich wurden noch nach der damals schon veralteten
strengen Methode erzogen ,Verbot ist Verbot ,Zuwiederhandlung wird beshtraft mit Züchtigung . Also Mutters Kochlöffel auf dem Hintern oder Vaters seltene aber um so kräftigere Ohrfeige :(( Es gab keine weitere Erklärung warum etwas verboten war. :?: .Damals schwor ich mir ,dass ich es anders machen würde .Den Kindern erklären warum dieses oder jenes gefährlich ist und deshalb verboten ,Es funktionierte ganz gut !..Einmal machten sie mit Freunden so um die 7-8 Jahre Feuer in der benachbarten Kiesgrube ...beinahe wäre es ausgeartet ...meine 2 kamen heim gerannt und sagten "Bitte bitte hilf uns ...wir wissen ja dass wir es nicht durften ,aber"...ok ...
Einmal war mein Reflex schneller als jede Erklärung ...Autofahrt zum Kindergarten ...Auto stoppt vor der Tür ...Sohn reisst die Hintertür zur Fahrbahn auf und springt raus ...die Ohrfeige ist mir auch aus der Hand gesprungen ...nach der Erklärung und Aufklärung war alles in Ordnung . Er hat verstanden und meine Tochter hat genau vor Augen gehabt was man nicht darf ....manchmal tat auch ich das was ich eigentlich nicht tun wollte .

Die Zetschrift ELTERN war damals mein Ratgeber ...aber nicht alles konnte ich nachvollziehen.
Aus dem Bauch raus ist manchmal besser ,vor allem wenn man den Leitfaden gut im Kopf hat
Grüssle von Montgo ... ein weibliches Wes

,,Man ist in den besten Jahren, wenn man die guten hinter sich hat."

(André Maurois,
Schriftssteller)






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Re: Arbeitsaussichten für Jugendliche in Spanien

Beitrag von Nordseekrabbe »

Die mangelnde Erziehung scheint aber nicht nur ein Problem in Spanien zu sein. Hier in der Stadt fällt mir gerade bei Menschen, denen es finanziell gut geht, das Kind zwar wichtig zu sein, aber bitte ohne jegliche Belastung für die Eltern. Das langersehnte Kind wird von Hausmädchen erzogen, mit anderen Worten, das kostbarste was Eltern haben kommt in die Erziehung von einfachsten und günstigen Angestellten. Angestellte die nicht dazu da sind zu erziehen, sondern dazu da sind, die Kinderwünsche zu erfüllen. Maßlosigkeit hat dieses zur Folge und auch ein achtungsloser Umgang eben mit dieser "Erfüllungsgehilfin" Kindermädchen. Mama und Papa arbeiten viel und lange. Das Kind wird am Schulbus abgeholt, der Tornister direkt von der Busbegleiterin dem Hausmädchen zum Nachhausetragen uebergeben und dann läuft der Rhytmus nach dem Willen der Kinder. Wenn Mama und Papa nach Hause kommen, dann soll alles top in Ordnung sein, es sollen keine Probleme und kein Ärger warten, das Kind soll gereinigt sein und möglichst schon im Bett liegen. Ich schüttele bei diesem Umgang auch oft den Kopf. Und dann erleben wir genau diese Familien am Wochenende in Restaurants. Mama und Papa, nebst Kinder und vielleicht noch Freunden von Mama und Papa. Und was macht diese Gruppe? Irgendeiner telefoniert immer oder schreibt irgendwelche SMS, es wird noch ein schönes Foto von der so glücklichen Familie für Facebook geschossen und gefuttert, jeder so, wie das Essen bestellt und geliefert wird. Es gibt keinerlei erkennbare Gemeinsamkeiten. Die Kinder langweilen sich, werden mit irgendwas, meistens gekauft von Straßenhändlern, ruhig gestellt, ggf. hat man das Kindermädchen mitgenommen. Es gab lange Szenen, in denen nicht ein Wort mit den eigenen Kindern gesprochen worden ist. Für mich immer noch auffällig und mächtig traurig.
Kindergeburtstag: Kind wird 5 Jahre, es soll ein Prinzessinenfest werden. Alle kommen nach und nach an, werden von Angestellten oder von Mama oder Papa gebracht, einige Mütter bleiben. Was passiert? Das Belustigungsprogramm startet, die Mütter separieren sich, haben gar kein Interesse diesen Nachmittag ihre Kinder zu erleben und mit ihren Kindern etwas zu erleben. Es gibt dann noch ein paar schöne Fotos und hinterher fuer jedes Kind ein dickes Geschenk und tschüss bis zum nächsten Treffen. Dieses mangelnde Interesse am eigenen Kind stört uns persönlich sehr. Für mich als mittlerweile Oma und dem Wissen, dass das Enkelkind in Deutschland ist und vieles am mir vorbei geht was deren Entwicklung angeht, ein Phänomen. Die könnten hier, wollen aber nicht.
Diese Kinder sind vernachlässigt. Sie hungern zwar nicht, aber sie hungern nach Zuneigung und echter Liebe und Nähe. Unsere Zukunft, unsere Kinder bekommen Chancen genommen sich so zu entwickeln, dass sie selber einmal Liebe geben können. Wie soll die nächste Generation noch Emotionen und Nähe leben können, wenn diese Kinder es selber nicht mehr erfahren haben. Sie werden ruhig gestellt mit allen möglichen Geschenken und das war es dann meistens. Mama und Papa arbeiten dafür schwer und erkaufen sich die Ruhe. Leider.
Dieses als Eindruck von hier, mich von Anfang an negativ berührend und störend und auch traurig machend. Denn jedes einzelne Kind ist alleine wunderbar und liebenswert, in der Meute oft unausstehlich und in der Familie zur Seite gestellt. Ändern können es nur die Erwachsenen. LG Nordseekrabbe
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Re: Arbeitsaussichten für Jugendliche in Spanien

Beitrag von Citronella »

Nordseekrabbe, du sprichst mir aus der Seele............

Saludos
Citronella
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Re: Arbeitsaussichten für Jugendliche in Spanien

Beitrag von Florecilla »

Oliva B. hat geschrieben:Die Eltern kommen oft erst spät von der Arbeit nach Hause. 20 Uhr ist keine Seltenheit. Wenn man dann noch rausgehen will und kein Kindermädchen zur Verfügung hat, werden die Kleinen eingepackt und mitgenommen.
Aber ist das nun tolerante, südliche Lebensart oder vielmehr Egoismus der Eltern?
:-? Eine schwierige Frage. Eigentlich finde ich es gut, wenn Kinder in den Tagesablauf eingebunden werden - solange es nicht zum Schaden der Kinder ist. Ich denke, einem Baby ist es völlig schnurz, ob es im Maxi-Cosi im Restaurant schläft oder daheim im Bettchen liegt. Ältere Kinder aber mit stundenlangen Restaurant-Besuchen zu langweilen, finde ich nicht besonders toll. Weder die Kinder haben (normalerweise) an solchen Veranstaltungen Spaß noch die anderen Gäste im Restaurant. Wäre es da nicht für alle Beteiligten besser, man würde sich mit Freunden zu Hause treffen, die Kinder könnten sich in gewohnter Umgebung beschäftigen und im Bedarfsfall auch ins Bett gehen?

Ich dachte allerdings immer, die Kinder würden nachmittags eine ausgiebige Siesta machen, damit sie abends noch fit sind ...

Montgo hat geschrieben:Ich wiederspreche bei...Regeln dürfen Kinder nicht einengen Es wird von Kindern und Jugendlichen immer als "einengen " empfunden wenn sie eben nicht dürfen wie sie wollen.
"Einengen" habe in dem Zusammenhang allerdings anders interpretiert, denn Regeln müssen ja nicht immer gleich Verbote sein.
Saludos,
Florecilla (Margit)


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kuba
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Re: Arbeitsaussichten für Jugendliche in Spanien

Beitrag von kuba »

@ Florecilla,

so sehe ich das auch ! wir haben unsere Kids im Uralub nie gezwungen mitzukommen in ein Restaurant, konnten sich immer auf uns verlassen, dass wir regelmäßig schauen gehen, hatten auch ein Babyphone mit, klappte wunderbar, war damals auf der griechischen Insel eine Sensation. Unsere Kids konnten uns vertrauen, und wir haben ihnen vertraut, auch als sie noch recht klein waren, und wir sind nie enttäuscht worden, hat immer alles geklappt, bis jetzt wo sie fast 2 m groß sind........
liebe grüße
kuba
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