Notar wg. Gründung einer Stiftung gesucht

Kleine Erlebnisse erzählen, Erfahrungen austauschen, Fragen stellen und Ratschläge erteilen
Benutzeravatar
Atze
especialista
especialista
Beiträge: 4007
Registriert: Sa 18. Mai 2013, 17:31
Wohnort: Berlin-Brandenburg - Torrevieja

Re: Notar wg. Gründung einer Stiftung gesucht

Beitrag von Atze »

Imho besteht bei der ärztlichen Versorgung auf dem Lande zwischen E und D ein großer Unterschied: Den "Dorfarzt" als Einzelkämpfer gibt es in Spanien nicht, in D gibt es ihn zwar, aber droht auszusterben. Zu groß ist die Belastung, zu viel die notwendige Wissensmenge, zu lang die Arbeitszeit.
Es ist vielleicht beklagenswert: Aber eine geregelte Arbeitszeit wird auch vielen Ärzten in D immer wichtiger, deshalb gehen viele ins Ausland, auch wenn sie dort weniger verdienen.
Auch auf dem Dorf muss ein Arzt heute ein großes Labor betreiben, das kostet Zeit und Geld.
Und dann: Wie sieht die Schnittstelle zwischen dem Dorfarzt und den Gesundheitszentren aus, wie die Krankenakte? Und dann: Wer bezahlt den Arzt und wie? Festes Gehalt, abhängig von der Patienanzahl, der Behandlungsdauer? Und von wem kommt das Geld? Die INSS wird da nichts abgeben. Die haben in ihren Gesundheitszentren ihre eigenen "Hausärzte" (Medíco de cabecera). Und wenn auch ca. 20 % der Spanier eine Privatversicherung haben: Auf dem Land sind diese Versicherten wohl kaum zu finden.
Wird die Stiftung eine Konkurrenz oder eine Ergänzung zum hiesigen Gesundheitssystem werden, das so schlecht nicht ist?
Das deutsche erscheint vielen wohl als besser, ist aber sehr viel teurer.
Zuletzt geändert von Atze am Fr 16. Dez 2022, 11:00, insgesamt 2-mal geändert.
LG Atze
Miesepeter
especialista
especialista
Beiträge: 4114
Registriert: Mi 8. Jun 2016, 10:45
Wohnort: S.O.-Spanien

Re: Notar wg. Gründung einer Stiftung gesucht

Beitrag von Miesepeter »

"Blödsinn" nicht, aber abseits, um nicht zu sagen jenseits der Realität, kommt der Sache schon näher. Es gibt da eine alt eingesessene Initiative "Medicos sin fronteras", die als gemeinnützig anerkannt ist und Spenden entgegennehmen DARF. Wenn die sich dem von Dir erkannten oder entdeckten Problem on Spanien nicht widmet, dürfte das seine Gründe haben. Es brauchen auch nicht gleich Behandlungsräume gekauft zu werden, die Gemeinden stellen für gemeinnützige Aufgaben, wo nötig, entsprechende Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung. Mach Dich mit den Verhältnissen vertraut, sowas dauert ein paar Jahre, und mit etwas Glück entdeckst Du Marktlücken - und es gibt sie.
Der Intellekt steht nachgeordnet zum Willen (Briefträger Gert Postel)
Reichtum ist die Fähigkeit, das Leben voll auszukosten (H. D. Thoreau)
Vorsicht bei Wünschen, sie können erfüllt werden - eigene Erfahrung
Benutzeravatar
chris
Tech-Supporter und Moderator
Tech-Supporter und Moderator
Beiträge: 2074
Registriert: So 1. Jun 2014, 17:29
Wohnort: Altea

Re: Notar wg. Gründung einer Stiftung gesucht

Beitrag von chris »

Matthias W. hat geschrieben: Do 15. Dez 2022, 23:29 Offensichtlich ist meine Idee als kompletter Blödsinn eingestuft worden.
Jedoch bin ich mir sicher, jeder hier wird sich zu gegebener Zeit für einen klitzekleinen Augenblick an den kompletten Blödsinn erinnern.
So ist es nicht, aber ganz offenbar steckst Du voller Elan und machst schon Nägel mit Köpfen bevor Du Dich überhaupt an einen Fachmann in diesen Dingen gewendet hast. Es wäre schön, wenn Du Dein Projekt realisieren könntest, solltest aber nicht in der Art und Weise auf konstruktive Kritik an Deinem Vorgehen reagieren, wie Du es bisher getan hast.

Sonst wird man sich später eventuell an große (und zum Teil auch unangebrachte) Worte erinnern, denen die Ernüchterung folgte.

Niemand schreibt hier, um Dir Dein Projekt zu vermiesen oder ins Lächerliche zu ziehen, das hast Du offenbar missverstanden. Aber gerade diejenigen von uns, die schon sehr lange in Spanien sind, haben schon zu viele Seifenblasen platzen sehen, als dass sie jedem gewagten Unterfangen vorbehaltlos zujubeln würden, ohne wenigstens eine Warnung auszusprechen. Es wäre sicherlich vorteilhaft, wenn Du diesen Erfahrungsschatz anerkennen und für Dich nutzen würdest, denn das ist der Sinn dieses Forums.
Saludos,
Chris
Benutzeravatar
Atze
especialista
especialista
Beiträge: 4007
Registriert: Sa 18. Mai 2013, 17:31
Wohnort: Berlin-Brandenburg - Torrevieja

Re: Notar wg. Gründung einer Stiftung gesucht

Beitrag von Atze »

Miesepeter hat geschrieben: Fr 16. Dez 2022, 10:46 ....
Es brauchen auch nicht gleich Behandlungsräume gekauft zu werden, die Gemeinden stellen für gemeinnützige Aufgaben, wo nötig, entsprechende Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung.
MP erwähnt einen wichtigen Punk: Gerade in Gemeinden, die "JWD" liegen, dürften leerstehende und geeignete Häuser das kleinste Problem sein.
Und wenn du eine Art Medíco de cabecera für die kleinen Orte meinst, als Eingangstür für weitere fachspezifische Behandlung: Ohne Anbindung oder gar Integration in das nächste Gesundheitszentrum mit seinen Fachärzten geht da nichts.
Deine Stiftung müsste also auf jeden Fall engstens mit dem System zusammenarbeiten.
LG Atze
Benutzeravatar
Atze
especialista
especialista
Beiträge: 4007
Registriert: Sa 18. Mai 2013, 17:31
Wohnort: Berlin-Brandenburg - Torrevieja

Re: Notar wg. Gründung einer Stiftung gesucht

Beitrag von Atze »

Vielleicht etwas OT:
Der Sprengelarzt.
In Austrien, besonders in Tirol fiel mir eine Mischung aus selbstständigem Arzt und Amtsarzt auf: Der Sprengelarzt. Diese Konstruktion hat auch ihren Ursprung im Ärztemangel auf dem Lande: Eine Gemeinde (Kirchensprengel) tat sich zusammen und garantierte einem dort sich niederlassendem Arzt Wohnungs-und Praxisräume. Außer dem normalen Publikum musste er aber auch Arme (kostenlos) behandeln und war auch zu Hausbesuchen verpflichtet. Die Gemeinde sorgte dafür für seine Alterspension und manchmal für einen Zuschuss bei zu geringem Umsatz Je nach Größe des Ortes hatte er auch das Recht als Monopol für den Ort eine Praxisapotheke zu betreiben.
Dafür war schon ein gewisser Enthusiasmus nötig, der abebbte, als man dem Sprengelarzt immer mehr Aufgaben aufbürdete:
Neben den Leichenschauen auch die Aufsicht über Seuchenprävention, Trinkwasserkontrolle, Blutentnahme bei Alkohol- und Drogensündern uvm.
Will sagen: Ärzte an der Schnittstelle zwischen eigener Praxis und öffentlichen Aufgaben haben ein schweres Los und sind schwer zu finden
LG Atze
HCA2
activo
activo
Beiträge: 231
Registriert: Sa 5. Aug 2017, 10:46

Re: Notar wg. Gründung einer Stiftung gesucht

Beitrag von HCA2 »

Ein mögliches Modell existiert bereits: Der Arzt im privaten Pflegeheim. Ich kenne einige Ärzte des staatlichen Gesundheitssystems, die nach Dienstschluss in die Residencia gehen, meist so 2-3 mal pro Woche für einige wenige Stunden. Damit werben die Residencias dann auch, das wird als Serviceleistung auch erwartet. Geringer Aufwand für einen mehr oder weniger bescheidenen Zuverdienst. Rezepte und weitergehende medizinische Versorgungen o.ä. werden in Zusammenarbeit mit dem örtlichen bzw. zuständigen Centro Salud organisiert. Viel mehr Aufwand dürfte auch in einem kleinen Dorf nicht anfallen.

Als Träger kann ich mir statt einer Seniorenresidenz gut auch eine Gemeinde vorstellen, erster Ansprechpartner wäre hier evtl. der Bürgermeister. Bei uns in CyL wird immer wieder mal von Demos berichtet, auf denen Bürger gegen die sich verschlechternde medizinische Versorgung auf dem Campo protestieren; wenn z.B. ein Centro Salud geschlossen wird. Bedarf ist auf jeden Fall da, und die Sache wäre so auch relativ günstig realisierbar.

Ärzte zu finden, die auf dem Campo leben wollen, dürfte da schon schwieriger werden. Haus und Zusatzgehalt könnten durchaus ein Anreiz sein.
Allgemein herrscht aber eher Ärztemangel. Was vor über 10 Jahren in Andalusien abgeschafft werden sollte, nämlich Ärzte ohne MIR als Medico de Familia arbeiten zu lassen, wird mittlerweile sogar bei uns in CyL gelegentlich als Notfallmassnahme in Erwägung gezogen. Und unter grossem Protest der Fachärzteschaft wieder abgeblasen. 8-)

Mein Fazit: Ein Arzt in jedem Dorf ist ein unrealistischer Plan, aber man kann ja mal klein anfangen.
Miesepeter
especialista
especialista
Beiträge: 4114
Registriert: Mi 8. Jun 2016, 10:45
Wohnort: S.O.-Spanien

Re: Notar wg. Gründung einer Stiftung gesucht

Beitrag von Miesepeter »

Jedem, der sichfür dieses Thema interessiert, empfehle ich die Lektüre folgender Abhandlungen bevor sie weiter herumfabulieren: a. Ley Organica 1/2002 (Grundlagengestz), Ley 55/2012 (Gesetz), https://vlex.com.mx/vid/asociaciones-civiles-68066078 (wie gründe ich eine Vereinigung). Das nur mal für den Anfang. Hier groß rauskommen und neue Maßstäbe setzen wollen ist keinesfalls neu. Kein geringerer als der US Versandhausriese Sears&Roebuck erlebte for 50 Jahre sein blaues Wunder, und auch Tengelmann Plus fiel vor ca. 20 Jahren gehörig auf die Fresse. Auf viele kleine Fische u.a. einen gewisser Goerschen, will ich gar nicht eingehen. Spanien funktioniert ganz anders, fast, beinahe, in etwa, oder auch genau das Gegenteil, aber es funktioniert.
Der Intellekt steht nachgeordnet zum Willen (Briefträger Gert Postel)
Reichtum ist die Fähigkeit, das Leben voll auszukosten (H. D. Thoreau)
Vorsicht bei Wünschen, sie können erfüllt werden - eigene Erfahrung
HCA2
activo
activo
Beiträge: 231
Registriert: Sa 5. Aug 2017, 10:46

Re: Notar wg. Gründung einer Stiftung gesucht

Beitrag von HCA2 »

Lirumlarum, so ein bisschen "herumfabulieren" hat noch keinem geschadet. :roll: Ohne Leute die "herumfabulieren" hätte die Menschheit wohl nichtmal das Rad erfunden. :mrgreen:

Als jemand, der keine Ahnung vom Stiftungsrecht hat, sehe ich übrigens auch zunächst mal keinen zwingenden Grund, warum der Stiftungssitz Spanien sein müsste. Eine deutsche oder Schweizer Stiftung dürfte wohl den selben Zweck erfüllen, und Geld wird überall gern genommen. Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung finanziert ja schliesslich auch z.B. den "Spiegel" ohne in Deutschland zu sitzen. Aber ich lasse mich da natürlich gerne ggf. eines Besseren belehren.

Falls (falls!) die Idee ernst gemeint sein sollte gibt es da sicher Möglichkeiten. Einfach mal weiterfabulieren... ;;) ;)
Antworten

Zurück zu „Spanische Plauderecke“