Autounfälle in Spanien

Werkstatt, Autopflege usw.
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Gast3
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Autounfälle in Spanien

Beitrag von Gast3 »

Da ja auch über die Erfahrungen beim Autofahren unter anderem auf Frankreichs Autobahnen diskutiert wird, versuche ich mal, etwas praktische Erfahrung einzubringen im Verkehr in Spanien, mit dem, was alle sich am wenigsten wünschen: Unfälle.

1) Ich fahre von Javea aus hoch in Richtung Gata. In der Rotunda an der Tankstelle bin ich auf der rechten Spur, und fahre knapp hinter/neben einem Kleinlaster der sich auf der linken Spur befindet, in die Rotunda ein.
Noch beim Einfahren in die Rotunda wechselt der Kleinlaster ohne Blinker die Spur, und trotz einer versuchten Vollbremsung meinerseits rammt sein Heck noch meinen linken Kotflügel. Nur ein kleiner Blechschaden und Blinker vorne kaputt, trotzdem ein kurzer Schreck.

Da hinter uns eine lange Schlange Autos kam, hat der LKW Fahrer genau wie ich auch nach sehr kurzer Reaktionszeit den Warnblinker eingestellt, und wir sind beide erst mal aus dem Kreisel herausgefahren auf das Tankstellengelände, damit der normale Verkehr weiter fliessen kann.
Erst da sind wir beide aus unseren Fahrzeugen heraus.
Zu der Zeit war ich Frischling in Spanien, und dachte mir, bevor Missverständnisse auftauchen, mach mal einen auf Südländisches Temperament. Ich den Mann also wütend angefaucht, irgendwas in meinem damals mehr als dürftigen Spanisch von "Donde son tu Gafas" gegrummelt... und war dann völlig baff, als der Mann ganz ruhig antwortete: "perdone, este mi falta."
Wir haben uns dann irgendwie soweit verständigt, dass wir den Fall durch die Polizei aufnehmen lassen, damit alles mit den Versicherungen in Ordnung geht. Es kam auch nach wenigen Minuten ein Polizist, der mit mir Englisch sprechen konnte, erstellte ein Protokoll, das auch ich verstand, und alles wurde gut, der Schaden wurde beglichen.

2) In Murcia habe ich mich mal verfahren, und wäre beinahe in eine Einbahnstrasse entgegen der Fahrtrichtung eingebogen. Als ich das bemerkte, habe ich den Rückwärtsgang eingelegt und soweit zurückgesetzt, dass ich die Kurve in die erlaubte Strasse schaffe.
Ich schwöre, dass in dem Moment hinter mir alles frei gewesen ist, und kein Auto weit und breit zu sehen war.
Nutzte nichts, als ich schon fast wieder stillstand und den Vorwärtsgang einlegen wollte, hupte es hinter mir und rummste etwas.
Meine Anhängerkupplung hat ein Loch in der Stossstange eines Autos hinterlassen, das vorher nicht da stand...
Wie auch immer, da dort eher kein Verkehr war, wir erst mal raus aus den Autos, ganz ruhig verständigt, um die Ecke zu parken, und dort habe ich wegen meinem Rückwärtsfahren die Schuld auf mich genommen. Diesmal war ich so schlau, zwei Unfallbögen bei mir zu haben, die bei den meisten Versicherugen normiert sind. Einen in Deutsch für mich, einen in Spanisch. Die haben wir gemeinsam ausgefüllt und brauchten dafür auch keine Polizei. Hat auch nur ein paar Minuten gedauert.
Der Clou: anschliessend habe ich weder vom Unfallgegner noch von dessen Versicherung je wieder was gehört.
Offensichtlich hat er die Stossstange gar nicht reparieren lassen.


Damit für heute genug, zwei weitere Unfallbericht folgen morgen oder in den nächsten Tagen.

Für diese beiden Fälle aber schon mal die Frage: Hat noch jemand solche Erfahrungen gemacht, dass sich Unfälle mit Spaniern so problemlos lösen lassen?
Marybell
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Re: Autounfälle in Spanien

Beitrag von Marybell »

NEIN!!
Wie ich schonmal kurz berichtete hat ein zugekiffter,alkoholisierter Motorradfahrer mein Auto zu Schrott gefahren,so dass wir uns ein neues Auto zulegen mussten.Nur dem Umstand,dass ich und die Kinder angeschnallt waren ist es zu verdanken,dass wir das alles unverletzt überstanden haben. Da er (natürlich) nicht versichert war,warten wir immernoch auf die Zahlung vom Kosortio und im Januar ist Gerichtsverhandlung....
Allerdings waren die Polizisten alle sehr hilfreich,freundlich und äusserst zuvorkommend.
Und wer montags die Las Provincias liest, ist über die aktuellen Unfälle auch bestens informiert....
ciao Marybell
Gast3
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Re: Autounfälle in Spanien

Beitrag von Gast3 »

Fall Nummer drei: mein Lancia

Durch einen Zufall bin ich extrem günhstig an einen Lancia Dedra gekommen. Etwas älter, leichte Lackschäden und Macken, und das Schloss der Fahrertür kaputt durch einen Einbruch in den Wagen.
Aber: der Wagen lief einwandfrei, war bequem und vor allem doch sehr sportlich, was mir bei der Arbeit vor allem in den kleinen Bergen und Serpentinen rund um Denia doch sehr entgegen kam. Wer sden Typ nicht kennt: vergleichbar einem BMW der gehobenen Klasse.

Vor drei Jahren war doch die grosse Gota Fria. Zu der Zeit bewohnten wir ein schickes Chalet in Els Poblets. Als wir nach den drei Tagen heftigstem Dauerregen und Gewittern endlich mal wieder gewagt hatten das Haus zu verlassen, sprang das Auto nicht mehr an.
Nach dem Kauf einer neuen Batterie ging es wieder, aber die Steuerelektronik am Armaturenbrett zeigte lustig irgendwelche Fehlermeldungen an, z.B. zu wenig Öl, ein Scheibenheber funktionierte elektrisch nicht mehr, und ähnliche Sperenzchen.
Ein Bekannter riet mir, einfach mal den Schaden als mögliche Folge eines Blitzeinschlages während der Gota Fria dem Konsortium zu melden, das die nicht unbeträchtlichen Flutschäden nur ein paar Strassen weiter regulieren sollte.
Gesagt, getan.
Kurze Zeit später kam ein Versicherungsvertreter vorbei, während ich gerade in der Garage ausmistete, was dort doch ein klein wenig Wasserschaden erlitten hat, war aber nichts dabei, was irgendeinen Wert hatte.
Der Mann besah sich die kaputte Batterie, die neue Batterie und die Quittung dazu, liess mich das Auto starten und besah sich die Discobeleuchtung auf dem Armaturenbrett, machte ein paar Notizen und ging wieder.
Wenige Tage später staunten meine Frau und ich nicht schlecht, als wir Bescheid bekamen, dass unser Auto aufgrund des Alters als Totalschaden eingestuft wurde und wir eine Summe überwiesen bekamen, die den Kaufpreis des Autos überstieg.

Wie auch immer, trotz ab und zu leuchtender und Irreparabler Discobeleuchtung des Armaturenbrettes, fuhr das Auto weiter einwandfrei.

So, nun zum Unfall: Wir wollten in Pego jemanden besuchen. Von El Vergel nach Pego rein gibt es ja so eine Art Schnellstrasse, die durch Rotundas abgebremst wird.
Direkt vor dem Ortseingang ist rechts eine kleine Finca, die wir günstig hätten anmieten können. Davor ein Baranco. Die wollten wir einem Besucher aus Deutschland zeigen, der zu der Zeit auch Interesse hatte, nach Spanien überzusiedeln.
Meine Frau fuhr das Auto, wurde langsamer, und blinkte rechts, als das Gebäude in Sicht kam. Bevor wir aber in die Einfahrt einbiegen konnten, gab es einen sehr heftigen Stoss von hinten, der uns nach rechts in den Graben schoss, dann hoch an den Zaun, knapp an einem Strommast vorbei, und zurück auf die Strasse. Dort blieb das Auto endlich liegen. Totalschaden hinten links, vorne rechts, Vorderachse und Lenkung total im Eimer.
Wer diese Stelle kennt, kann sich vorstellen, dass ich mich wundere, wie meine Frau es geschafft hat, das Auto trotzdem noch am Strommast vorbei zu lenken.
Die vermutlichen Geschwindigkeiten: wir um die 30, der Traumtänzer von hinten um die 100.
Meine Frau musste mit Verdacht auf Schleudertrauma eine Nacht im Krankenhaus verbringen, ich habe mich trotz einer kleinen Platzwunde am Kopf geweigert, auch ins Krankenhaus zu gehen, irgendwer musste sich ja um unseren Besucher und um die Unffallfolgen kümmern.
Polizei und Ärzte haben sich vorbildlich gekümmert.
Anschliessend gab es Probleme, da es Differenzen mit unserer eigenen Autoversicherung gab, die entgegen ihrer ursprünglichen Zusage sich nicht um den Fall kümmerte. Zu guter Letzt haben wir´einen spanischen Anwalt in Pego empfohlen bekommen, der den Fall übernommen hat und nach einiger Zeit und aus verschiedenen Gründen mehrfach verschobenen Gerichtsterminen dann mal nachgefragt hat, ob wir mit einer mittleren Vierstelligen Summe als Schadensersatz zufrieden sein würden. Diese kam dann auch.
Abgesehen von etwas Ärger und Behinderungen, hat sich dieses Auto aber mehrfach selbst finanziert.
Und ich glaube nicht, dass wir diesen Unfall im Barranco in einem kleineren Auto überlebt hätten.
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Oliva B.
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Re: Autounfälle in Spanien

Beitrag von Oliva B. »

So viele Autounfälle wie du hatten wir hier noch nicht, Clark, aber es waren innerhalb von 22 Jahren auch schon (oder erst?) zwei, aber die haben uns genug Schreibereien und Zeit gekostet.

Das erste Mal kam uns eine Verkäuferin von Masymas auf dem Weg zur Arbeit entgegen (sie hatte es eilig), schnippelte die Kurve und schrammte auf der Fahrerseite unser Fahrzeug vom Kotflügel bis zum Heck auf. Der Schaden war ziemlich hoch, und mir tat die Fahrerin leid, die sich für diese eine Fahrt das neue Auto ihres Bruders ausgeliehen hatte, das durch diese Aktion natürlich genauso lädiert war wie unseres.

Das zweite Mal fuhren wir in Dénia durch eine Einbahnstraße, auf der linken Seite mit Parkmöglichkeiten, schräg zur Fahrbahn. Wir standen im zähen Verkehr und sahen, wie ein junger Mann vor uns in sein parkendes Auto stieg und - ohne nur einmal nach hinten zu schauen - den Gang einlegte und mit quietschenden Reifen rückwärts setzte, uns den Kotflügel demolierte, das Fenster runterließ und uns verfluchte. Dann rangierte er und reihte sich in den Verkehr ein, ohne anzuhalten. Spanische Passanten, die den Vorgang verfolgt hatten, stellten sich ihm in den Weg und zwangen ihn auszusteigen. Gleichzeitig rief jemand die Polizei, die recht schnell kam und den Unfall aufnahm. Es stellte sich heraus, dass die Autoversicherung des jungen Mannes am selben Tag ablief. Das war unser Glück!

Beide Male wurde uns empfohlen, die Schäden in Spanien beheben zu lassen, da die Lohnkosten hier niedriger als in Deutschland sind. Das war uns zeitlich jedoch nicht möglich, da unsere Aufenthaltsdauer in Spanien begrenzt war.

Keine Frage, wir haben beide Male unseren Schaden erstattet bekommen, doch die Reparatur konnte aufgrund der Auflagen der gegnerischen Versicherung und des aufwändigen Schriftverkehrs jeweils erst nach einem halben Jahr durchgeführt werden. Da der Wagen auch geschäftlich genutzt wurde, machte das in Deutschland natürlich keinen solventen Eindruck auf die Kunden…

Obwohl es sich bei der gegnerischen Versicherung in einem Fall um die Winterthur handelte und im anderen um eine spanische Versicherung, dauerte die Zustimmung zur Reparatur in beiden Fällen genauso lange. Nur bei der Winterthur gestaltete sich der Schriftverkehr deutlich einfacher, da er auf Deutsch geführt werden konnte.
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Re: Autounfälle in Spanien

Beitrag von Rioja »

Hallo zusammen

Ja ein Unfall ist überall unangenehm und zum Teil auch recht aufwändig bis die Schadensregulierung über die "Bühne" gelaufen ist. Da hilft auch die südländische Gelassenheit meist nichts zu einer Beschleunigen oder zu einer Vereinfachung beizutragen. Vielleicht ist es gerade die von uns manchmal bewunderte südländische Art, etwas gelassener zu sein als wir Nordlichter, die eine Schadensregulierung kompliziert und zeitlich lange erscheinen lässt.

Darf sagen und dabei möchte ich "Holz anfassen", in all den über vierzig Jahren mit Urlaubsreisen in Spanien hatte ich nur einmal das Vergnügen von einer Schadensregulierung. Auf der Fahrt von der Rhonetalautobahn in Richtung San Sebastian, hatte ich ein Zwischenfall. In Lourdes fuhr ich mit dem Wohnmobil, das mit der Plattform hinten (darauf der Roller und zwei Fahrräder, insgesamt 9,5 m lang), links um einen grossen Brunnen (war eigentlich fast ein Kreisel). Natürlich war im Centrum so ziemlich überall parkiert, so dass ich meine liebe Mühe hatte da durchzukommen. Dies trotz dem Zeichen geben von meiner Frau. Buchstäblich im letzten Augenblick habe ich mit der hinteren rechten Ecke der Plattform einem parkierten Renault den hinteren linken Kotflügel zerkratzt und die Zierliste demontiert.

Der junge Mann, dem das Auto gehörte sass wenige Meter vom Ort des Geschehens in einem Strassencafe. So ersparte ich mir wenigstens das Suchen des Geschädigten. Ja nu, ich entschuldigte mich beim jungen Franzosen, der alles nicht tragisch nahm. Mit allem zur Verfügung stehendem Französisch sagte ich ihm, dass wir am besten in eine Renault Garage gehen würde um den Schaden schätzen zu lassen, ich würde den dann gleich bezahlen. So fuhr er dann bereitwillig vor uns her zu seiner Renaultgarage. Dort wurde der Schaden geschätzt und ich händigte dem jungen Mann das Geld in die Hand aus und beide waren froh, dass alles so vernünftig, friedlich und ohne grosse Komplikationen ablief.

Ich weiche mit diesem Bericht zwar etwas vom Beitragstitel ab und habe meinen einzigen kleinen Unfall im Süden Frankreichs geschildert. Er soll aber zeigen, dass mit Besonnenheit beiderseits doch wesentlich besser zu "geschäften" ist, als wenn sich Kontrahenten schon in der Wolle sind, kaum sind sie ausgestiegen. Hätte den Fall auch "lösen" können mit den immer mehrsprachig mitgeführten internationalen Schadenformular. Ging aber einfacher so, da ich ja ohnehin schuld war. Bei grossem Sachschaden würde die Sache dann doch etwas anders aussehen und ich glaube auch, dass da ein Polizeiraport vorliegen sollte.

Ich wünsche jedoch allen Usern hier, dass ihr wegen eines Unfalles Iweder den Geldbeutel noch ein Schadenformular in die Hände nehmen müsst, wo ihr auch herumkurvt.
Es grüsst

Rio



Zwanzig Kilometer von der Küste entfernt, fängt Spanien meist erst richtig an.
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