Habt ihr euch eigentlich mal gefragt, warum es so viele
Männer namens Andrés, Diego, Esteban, Felipe, Francisco, Jaime, Jorge, José, Miguel, Pedro, Roberto usw. in Spanien gibt und
Frauen oft Ana, Carlota, Inés, Isabel, María usw. heißen?
Nein?
Anders als bei uns in Deutschland wurde das Namensrecht in Spanien erst 1994 reformiert. Die Vornamen mussten in der spanischen Sprache verankert sein und ausländische Namen durften nur vergeben werden, wenn es dafür eine spanische Entsprechung gab. So gab es keinen Wilhelm sondern ein Guillermo und aus einer Agnes wurde eine Inés. Traditionelle europäische Namen, wie sie in anderen Ländern üblich waren, waren in Spanien verboten. Deshalb gab es keine Kinder, mit dem Namen Justin oder Chantal.

Doch wie kam das?
Es gab nämlich ein Problem - es gab einen rechtsfreien Raum:
Kinder spanischer Eltern, die außerhalb Spaniens geboren wurden, durften genauso ausländische Namen tragen wie Kinder von Elternpaaren, von denen ein Teil einer ausländischen Nationalität angehörte. Dann gab es auch damals schon Zuwanderer, deren Namen sich nicht übersetzen ließen oder welche, deren Namen für die Ausstellung spanischer Dokumente aus fremden Schriften „übersetzt“ werden mussten, man nennt das Transliteration.
Seit 1994 müssen nun auch ausländische Namen vom Standesamt (Registro Civil) anerkannt werden. Aber immer noch gibt es einige Unterschiede zur deutschen Gesetzgebung.
- So dürfen dem Kind maximal zwei Vornamen oder ein Doppelname gegeben werden In Deutschland hingegen sind sogar fünf Namen kein Problem.
- Verniedlichungen sind nicht erlaubt, um Hänseleien ausschließen, während in Deutschland Rudi und Susi (wer nennt sein Kind heute noch so?) erlaubt sind. Ungewöhnliche Namen in Deutschland waren 2010 z.B. Laperla und Napoleon.
Während nach der jüngsten Statistik (2009) in Spanien Namen wie- Lucia (lat. D =P latz 175),
- Paula (lat., D = Platz 25),
- Maria (aramäisch, D = Platz 32)),
- Sara (hebr., D = Platz 66)
- Daniela (hebr. D = Platz 295),
- Carla (althochdtsch., D = Platz 155),
- Claudia (lat., D = Platz 271),
- Marta (hebr./aramäisch, D = Platz 542),
- Irene (griech., D = Platz 926) und
- Sofia (griech., D = Platz 142)
- Daniel (hebr. D = Platz 25),
- Alejandro (span. für Alexander, Urspr. griechisch, D = Platz 885),
- Pablo (katalanisch für Paul, urspr. lat., D = Platz 402),
- Hugo (deutsch, D = Platz 240),
- Alvaro (span. orig. gotisch, D = Platz 2500),
- Adrian (lat., D = Platz 50),
- David (hebr., D = Platz 17),
- Javier (span. für Xaver, D = Platz 793),
- Sergio (span.. Urspr. römisch, D = Platz 865) und
- Diego (kommt von Santiago, span. für Jakob, urspr. hebr., D = Platz 208)
Aber blicken wir mal auf Deutschland:
Gerade in der damaligen DDR mit ihren rigorosen Reisebeschränkungen waren exotische Namen äußerst beliebt, vielleicht um sich wenigstens durch die Kinder ein Hauch von großer weiter Welt ins Haus zu holen: Ronny, Maik, Henry, Sandro, Mario, Sandy, Mandy, Doreen, Kathleen waren dort beliebte Vornamen (aus diesen Namenstrends wurden die Begriffe Kevinismus und Chantalismus entwickelt), während zeitgleich in der BRD Alexander, Christian, Maximilian, Andrea, Angelika, Anna ganz oben auf der Hitliste standen.
Im Gegensatz zu Spanien, wo die Eltern heute ihren Neugeborenen gerne ausländische Vornamen geben(beliebteste spanische Namen von 2006 bis 2008), sind in Deutschland wieder die in der Nachkriegszeit nicht sehr beliebten altdeutschen Vornamen auf dem Vormarsch, während nach dem 2. Weltkrieg eher auf christliche Namen zurückgegriffen wurde. Namen aus der Bibel, der griechischen Mythologie oder von den Römern sind an keine Mode gebunden und verloren zu keiner Zeit an Popularität.
Aber auch in Deutschland wurde die Auswahl der Vornamen längst nicht immer so liberal gehandhabt wie heute. Ein Leitfaden aus dem Jahre 1782 (!) gibt angehenden Eltern aus heutiger Sicht ziemlich skurrile Ratschläge zur Namensfindung:- Deutsch müssen die Vornamen sein (damit man weiß, dass es sich um ein/n Deutsche/n handelt)
- Nur ein Vorname sollte vergeben werden (zwei sind völlig unnötig und ersparen Schreibarbeit),
- der Name sollte anders lauten als der der Eltern (um Verwechslungen zu vermeiden) und vor allen Dingen
- anständig musste er sein, ach, lest am besten selbst nach
.
Der Name Jesus liegt in Deutschland auf der Beliebtheitsskala ganz weit unten. Er wurde erst 1998 richterlich genehmigt, während er sich in Spanien immer noch großer Beliebtheit erfreut.