Liebe Brigitte und lieber Heinz,
ich erspare uns die einzelnen Zitate sonst wird das ggf. hier seitenlang

- Ausserdem sind wir gerade etwas Off-Topic weil es hier ja um Spanien geht, auch wenn sicherlich das eine oder andere in diesem Zusammenhang zu sehen ist.
Wir haben auf den vorherigen Seiten schon etliches zu dem Zustandekommen dessen wie es heute in Spanien ist geschrieben.
Zu Euren Posts hinsichtlich gleichem Niveau, Eure Vergleiche mit dem Aufbau Ost und zum Schluss sogar von auswanderungswilligen Deutschen, die in die CH auswandern, möchte ich folgendes ergänzen, evtl. sogar richtigstellen.
Was den Aufbau Ost angeht, lasst mich bitte Westen und Osten als Synonyme für die alte BRD und die alte DDR nehmen - in der Hoffnung, dass nicht wieder irgendwer aus dem Osten sich beleidigt fühlt, obwohl man nach fast 25 Jahren der Einheit ( Anm.: Ich sehe keine Wiedervereinigung weil es die BRD in der heutigen Form vorher nie gab ) langsam den Müll mit Wessi und Ossi sein lassen sollte, sprich die Grenzen auch aus dem Kopf bekommen sollte.
Also, im Osten gab es Pläne wie man die BRD im Falle einer, wie auch immer gearteten, Übernahme zum Sozialismus umkrempeln wollte. Während es im Westen bis zu der fast unverhersehbaren Grenzöffnung keinerlei Pläne für die Umstrukturierung zur sozialen Marktwirtschaft gab. Es wurde aber mit viel Geld und Solidarität und entsprechender Weichenstellung die Sache auf den Weg gebracht. Natürlich ist nicht alles zu 100% gelungen aber man hat nicht darauf reagiert und vieles dem Markt überlassen. Der Markt brachte aber nicht den erhofften Aufschwung. Erschwerend kam noch der gesamte, politische Zusammenbruch Osteuropas hinzu mit Billiglohnlöhnen.
Als kleinen Exkurs ... die wenigsten Leute wissen, dass der Solidaritätszuschlag übrigens auch im Osten erhoben wird. Genau genommen helfen die Ostdeutschen sich selber.
Dieses zu einem Großteil funktionierende Modell hat man in Europa und insbesondere der Einführung des EURO komplett torpediert. Sonst wären weder Griechenland noch Italien, Portugal und andere Länder beim EURO-Start dabei gewesen. Man hat die vorherigen Grundlagen immer weiter aufgeweicht bis alle an den Verhandlungen beteiligten ihre Forderungen durchgesetzt hatten. Politisch gewollt was durch überhaupt nicht vorhandener Kontrollmechanismen zur heutigen Krise führen konnte. Das meinte ich mit meinem Satz .. Förderalismus und Grundgesetz.
Heinz - Dein Grossdeutschland entlockt mir ein Lächeln. Wer so etwas schreibt dem unterstelle ich auch Angst vor einem "normalen" Deutschland. Wie in jeder Nation gibt es politische Richtungen, die sind in Deutschland mehrheitlich in der Mitte, mal mehr links, mal mehr rechts davon. Die Extremen haben fast 70 Jahre gelebte Demokratie keine Mehrheit und die Rahmenbedingungen, dass es dazu kommen könnte sind und werden nicht geschaffen. Richtig ist, dass das Nachkriegsdeutschland 1945 kaum Demokraten hatten, heute diese Form um nichts in der Welt getauscht werden will.
Zurück zum Thema: Gleicher Lebensstandard bzw gleiches Niveau setze ich als gleiche Voraussetzung. Denn, ich hab mit Absicht die FNL angeführt, es gibt auch regionale Unterschiede, nicht nur West und Ost, auch Süd und Nordgefälle. Trotzdem gibt es nicht die Unterschiede wie sie vor der Einführung des EURO und erst recht vor der Einführung des EWR und anschließender EU war. Ergo hat sich Europa schon an Deutschland angepaßt aber eher durch das billige Geld und dem privaten Konsumenten als durch deutsche Direkthilfe.
Wo ich Euch recht gebe ist, dass die deutschen Kommunen mittlerweile kein Geld mehr haben um die Straßen instandzuhalten. Wollt Ihr gute Straße sehen und befahren dann fahrt in den Osten. Aus Trümmern kann man nämlich eher etwas neues aufbauen und fehlende Infrastrukturen aufbauen als ein bestehendes Netz zu reparieren. Erst recht wenn sich die Geldverteilung zu Lasten der Länder verteilt hat. Also wird bzw. muss gespart werden.
Das haben die Länder in Europa eben nicht getan. Und auch Spanien war vorne mit dabei das Geld mit vollen Händen auszugeben, Prestigeprojekte die niemand braucht zu bauen, einen Bauboom mit zerstörter Natur zu fördern, der natürlich Spekulanten anlockte. Diese Blase ist geplatzt und die Leute haben ihre Arbeitsplätze verloren. Bei jungen Menschen sieht es noch schlimmer in Spanien aus, die haben überhaupt - hatten vorher aber auch nicht - keine Perspektive mehr im eigenen Land.
(Anm.: Das ist z.B. die deutsche Phobie und jeder deutsche Politiker wird darauf achten, dass sich Zeiten wie in den 1920er Jahren in Deutschland nicht wiederholen).
Habe bestimmt noch nicht alles geschrieben und einiges vergessen, mache hier aber trotzdem erst einmal ein Break.