Grundsätzlich sind Nationalparks eine gute Sache, denn sie bieten bedrohten Tierarten einen geschützten Lebensraum, ohne den sie kaum eine Zukunft hätten.
Ob jedoch Menschen, deren Anliegen es ist, Tiere vor dem Aussterben zu bewahren, unbedingt diese Parks besuchen müssen und dadurch den geschaffenen Lebensraum der Wildtiere wieder einschränken, ist tatsächlich eine Frage, die Gewissenskonflikte auslösen kann.
Einerseits unterstützen Safari- und Trekking-Touristen mit ihrem Geld diese Schutzgebiete, die Park-Betreuer und -Wissenschaftler sowie die umliegende Bevölkerung.
- "Der Chitwan Nationalpark in Nepal gilt als Vorbild. Dort bekommen Anwohner die Hälfte der jährlichen Tourismuseinnahmen. Im Jahr 2014 wurden fast 1 Million Dollar (900.000 Euro) unter der örtlichen Bevölkerung verteilt. Damit entstanden Schulen und Straßen. Der Park wird von den Anwohnern mit geleitet. Sie fühlen sich verantwortlich, die Welterbestätte zu pflegen und die Tiere zu schützen." Quelle
Andererseits: Für den Besuch weit entfernter Nationalparks muss man fliegen. Fliegen beeinträchtigt nachweislich das Klima, was aber dazu führt, dass Umwelt- und Artenschutz hier kollidieren. Trotzdem glaube ich nicht, dass der Verzicht Einzelner auf Reisen in ferne Länder uns in puncto Umweltschutz weiter bringt. Da können nur internationale Verträge helfen (die dann auch streng eingehalten werden müssen), doch wenn man auf die Ergebnisse des Klimagipfels schaut, ist eine Lösung noch in weiter Ferne.
Es gibt aber noch weitere Aspekte, die nachdenklich stimmen, einen davon nannte bereits Cozumel:
- Illegale Vertreibung indigener Völker aus den Nationalparks - Drohungen und Misshandlungen
Auch wenn es sich hier eventuell "nur" um einen begrenzten Personenkreis, nämlich die indigene Bevölkerung handelt, die aus den Nationalparks verdrängt wird, so war es doch gerade diese, die schon immer an den Rand der Gesellschaft gedrängt und ausgebeutet wurde. Und deshalb müssten sie in heutiger Zeit eigentlich einen ganz besonders großen Schutz genießen. Aber das Gegenteil ist der Fall, siehe aktuell Brasilien, wo indigene Völker aus dem Regenwald vertrieben werden, oder die Atacameños, die wegen der Lithiumförderung aus der Atacamawüste verdrängt werden (nur zwei Beispiele von vielen)...
Doch die Schuld trifft nicht die Parkbesucher, sondern die Betreiber, also die Regierung.
Deshalb die Frage:
Lässt man die "Eingeborenen" in Indien "über die Klinge springen", um die Tiger zu retten?
Seit dem nachfolgenden NTV-Bericht vom 4. Mai 2010 ist viel Zeit vergangen:
- Wilderer dezimieren Tigerbestand aus Rache, weil die Dörfer keine Entschädigungen für die von Tigern getötete Nutztiere oder zerstörte Felder erhalten.
Es hat sich nicht viel geändert, denn in der traditionellen chinesischen Medizin werden Tigerteile verwendet, um Krankheiten zu heilen. Erst kürzlich hat "China sein 25 Jahre altes Verbot des Handels mit Tigerknochen und Nashornhorn aufgehoben", was einen neuen Anstieg des illegalen Handels befürchten lässt.China erlaubt Handel mit Nashorn- und Tigerprodukten:
"Der Preis für ein Kilogramm Tigerknochen stieg nach dem nationalen Handelsverbot in China von knapp 800 auf 6.500 US-Dollar. Heute gilt ein weltweites Handelsverbot für Tigerteile und Tigerprodukte, allerdings ist der Handel auf dem Schwarzmarkt weiterhin ein großes Problem." WWF
Auch Spendenaktionen für die indischen Tiger kamen nicht immer dort an, wo sie hin sollten, denn
- "der Artenschutz [wurde] trotz vieler Millionen an Spendengeldern jahrzehntelang nur stümperhaft betrieben [...].Quelle
@ camahewe
Ich hoffe natürlich mit dir, dass mithilfe der Einnahmen eines nachhaltigen Tourismus und gezielter Spenden die Tiger
sowie die indigene Bevölkerung vor dem Aussterben bewahrt werden können und ein funktionierendes Besuchermanagement dafür sorgt, dass den wilden Tiere ausreichend Freiraum bleibt.
Um aber deine Befürchtungen zu zerstreuen: Der Tigerbestand ist immer noch bedroht, aber er erholt sich weltweit
Artenlexikon Tiger, auch der des
Bengal-Tigers. Quelle für diese beiden Links: WWF
Eine beeindruckende Fotostrecke findet man bei GEOlino
Indischer Tiger - König des Dschungels