Tessa hat geschrieben: ↑Mi 5. Feb 2020, 15:07
Ist jetzt etwas off topic, aber ist es nach euren Erfahrungen wahrscheinlich, dass man ein Carport mit festem Dach leicht genehmigt bekommt? Oder braucht man dafür auch erst einen Architekten und einen Kostenvoranschlag?
Einen Architekten braucht man nicht unbedingt, ein Bauingenieur zB tut es auch, und wenn es sich um ein Fertigprodukt aus Holz (also eine Pergola mit Dach oder so) handelt, kommt man evtl ganz ohne Técnico Competente aus. Hängt von der Gemeinde ab.
Wichtig ist, dass nachgewiesen werden muss, dass die neue überdachte Fläche, die in aller Regel zu 100% angerechnet wird, noch bebaubar ist. Also, dass die zur Verfügung stehenden Quadratmeter nicht schon von den vorhandenen Gebäuden ausgeschöpft werden. Dann geht nämlich gar nichts mehr.
Auch sind Grenzabstände zu beachten, und einiges mehr. Gerade dieser Nachweis der Einhaltung der städtebaulichen Vorschriften wird in aller Regel von einem Técnico Competente auf dem offiziellen Formular der Architektenkammer geführt.
Wenn die Gemeinde besonders kleinlich ist, besteht sie auf eine Obra Mayor wegen der Vergrößerung der gebauten Fläche, einen Nachweis aller Bauvorschriften gemäß Código Técnico de la Edificación (CTE) bzw Begründung warum diese jeweils nicht anzuwenden sind, einem Estudio de Gestión de Residuos, also wohin der Bauabfall geht, und noch ein paar anderer Dinge wie zB den Nachweis, dass die Mindestgröße von Autostellplätzen an Wohnhäusern nicht unterschritten wird. Dafür braucht man dann tatsächlich einen Técnico Competente, also einen Architekten oder Bauingenieur, denn die Unterlagen sind von der Kammer vorher abzusegnen (Visado).
Einen Kostenvoranschlag, Rechnungen oder eine Kostenschätzung (Presupuesto de Ejecución Material PEM) als Teil eines Bauprojektes braucht man immer, damit die Gemeinde ihren Anteil am Kuchen in Form von Steuern und Gebühren kassieren kann, in aller Regel etwa 5-6% der Baukosten ohne Mehrwertsteuer.
Abschließend muss der Neubau natürlich notariell in die Escritura aufgenommen, im Grundbuch eingetragen und dem Catastro gemeldet werden. Für Letzteres ist neuerdings auch eine topographische Vermessung erforderlich, mit der ein Zertifikat generiert wird, dass das Gebäude auf dem richtigen Grundstück steht.
Klingt die deutsche Bürokratie im Vergleich dazu immer noch komplex und überzogen?