Massenproteste gegen Abtreibung in Spanien

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Oliva B.
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Re: Massenproteste gegen Abtreibung in Spanien

Beitrag von Oliva B. »

Bei einer Einwohnerzahl von 45.989.016 (INE 2010) sind 115.000 Abtreibungen in einem Jahrzehnt ein ziemlich geringer Prozentsatz. Aber ich sehe einfach nur diese ungeheuer große Zahl toter Kinder.

Straffreie Abtreibung bis zur 14. Woche? Wer schon einmal gesehen hat wie weit entwickelt ein Kind mit 8 Wochen ist, der bringt eine Abtreibung aus Lust und Laune nicht übers Herz. Es gibt tausende von Frauen, die keine Kinder bekommen, selbst eine Adoption ist schwierig, weil es zu wenige zu vermittelnde Kinder gibt.

Mehr als die Hälfte der abtreibenden Frauen waren Ausländerinnen. Abtreibungstourismus gibt es wohl heute nicht mehr. Früher sind deutsche Frauen nach Holland gefahren, weil dort die Gesetze freizügiger waren.
12 % der spanischen Bevölkerung sind Ausländer. Die meisten von ihnen sind Rumänen (796.576 Personen), Marokkaner (710.401) UND Ecuadorianer (413.715). 40,5 Prozente aller Ausländer in Spanien sind aus der EU. Das legt den Schluss nah, dass viele der hier lebenden Ausländerinnen, eine Abtreibung aus wirtschaftlichen Gründen vornehmen lassen.
Nordseekrabbe
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Re: Massenproteste gegen Abtreibung in Spanien

Beitrag von Nordseekrabbe »

Was eine Abtreibung für die Seele der betroffenen Mutter und auch des Vaters! bedeutet, hat ja mal vor nicht langer Zeit sehr intensiv ein Stern-Artikel durchleuchtet. Ich finde, es sollte immer eine andere Möglichkeit vor der Abteibung den Vorrang haben. Wir Menschen gehen mit dem werdenden Leben wie mit einem Produkt um, gezeugt, aber nicht gewünscht. Also weggeworfen. Eine Gesellschaft die ihre Achtung vor dem Leben und vor dem werdenden Leben verliert, verliert sich. Und diese verlorengehende Achtung ist auch erkennbar im Umgang mit alten Menschen, Behinderten, Hilflosen und der Alltagsbrutalität.
Jegliche Hilfe sollte parat stehen um tatsächliche soziale Probleme aufzufangen und den Eltern und dem Kind eine Chance zu geben. Abtreibung kann nur die letzte der letzten Möglichkeiten sein.
Kinder sind keine Wegwerfartikel.
In diesem Sinne, Nordseekrabbe
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girasol
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Re: Massenproteste gegen Abtreibung in Spanien

Beitrag von girasol »

Hallo,

also ich möchte mir darüber kein Urteil erlauben, da ich noch nie in so einer Situation war und man das glaube ich auch nur dann wirklich beurteilen kann.

Gruß
girasol
Die Welt ist ein Buch und wer nicht reist, liest davon nur eine Seite.
Aurelius Augustinus
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Oliva B.
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Re: Massenproteste gegen Abtreibung in Spanien

Beitrag von Oliva B. »

girasol hat geschrieben:Hallo,

also ich möchte mir darüber kein Urteil erlauben, da ich noch nie in so einer Situation war und man das glaube ich auch nur dann wirklich beurteilen kann.

Gruß
girasol
Hallo Girasol,

ich kann mir darüber ein Urteil erlauben. Bei mir ging es damals um gesundheitliche Gründe. Ich habe mein acht Wochen altes Kind bei einer Ultraschalluntersuchung gesehen. Und zwar wesenlich deutlicher als es in einer gynäkologischen Praxis möglich ist, ich war damals in der Spezialabteilung einer Uniklinik. Wenn ich vorher eventuell noch eine Abtreibung in Erwägung gezogen hätte - nach der Untersuchung hätte ich sie sicherlich nicht mehr übers Herz gebracht.

All den verzweifelten Frauen sollte man Hilfe und Schutz anbieten, psychologische Betreuung und Gespräche mit Angehörigen. Es gibt immer einen Ausweg, auch wenn man ihn im Moment nicht erkennt. Wenn mehr Hilfe und Aufklärung geboten würden, kämen solch hohen Zahlen nicht zustande und die Babyklappen (auch nur eine Notlösung) würden besser angenommen werden.
Und ganz nebenbei: Es gibt auch viele verzweifelte Frauen, die gerne ein Kind hätten, aber keins bekommen können.

Ich stimme Nordseekrabbes Beitrag voll zu.
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Matonkikí
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Re: Massenproteste gegen Abtreibung in Spanien

Beitrag von Matonkikí »

@ Nordseekrabbe und
@ Oliva

ich bin ganz und gar eurer Meinung :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: Matonkiki
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Re: Massenproteste gegen Abtreibung in Spanien

Beitrag von CBF-Team »

Abtreibungsgegner gingen am Wochenende in Spanien auf die Straße


MADRID / SPANIEN (28.03.2011): Spanien ist immer noch wegen des neuen Abtreibungsrechts gespalten. Tausende Menschen haben am Samstag in mehreren Städten Spaniens für ein Abtreibungsverbot demonstriert. Die zentrale Kundgebung fand unter dem Motto "Ja zum Leben" in Madrid statt.

Dort gingen nach Angaben der Veranstalter 160.000 Menschen auf die Straße. Die Polizei nannte keine Zahlen.

Die Teilnehmer forderten die sozialistische Regierung auf, die vor einem Jahr vom Parlament verabschiedete Reform des Abtreibungsrechts rückgängig zu machen. Die Demonstranten wandten sich auch gegen Sterbehilfe und Embryonenforschung. Zu dem Protest hatten rund 300 konservative und kirchliche Organisationen aufgerufen.

Die 2010 verabschiedete Reform hat die bis dahin geltende Indikationslösung durch eine Fristenregelung ersetzt. Danach bleiben Schwangerschaftsabbrüche in Spanien bis zur 14. Woche und in Ausnahmefällen bis zur 22. Woche straffrei.

Nach der früheren Gesetzgebung aus dem Jahre 1985 waren Abtreibungen in Spanien grundsätzlich verboten. Nur in Ausnahmefällen waren sie zugelassen, wie nach Vergewaltigungen, bei Missbildungen des Fötus oder bei Gefahren für die physische oder psychische Gesundheit der Schwangeren.


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Oliva B.
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Jede 2. Schwangerschaft endet mit Abtreibung

Beitrag von Oliva B. »

Das sehr liberale und stark umstrittene Gesetz zur Regelung des Schwangerschaftsabbruchs, das am 1. Juli 2010 in Kraft trat, führte dazu, dass inzwischen jede zweite Schwangerschaft in Spanien mit einem Abbruch endet. In Spanien reicht allein der Wunsch der werdenden Mutter für einen Abbruch aus. Gegner verlangen eine Reform des Gesetzes und werfen der Regierung vor, dass jeden Tag 300 Babys im Mutterleib getötet werden. Danach soll jede zweite Schwangerschaft in Spanien mit einem Abbruch enden, eine Zahl, die in Krisenzeiten wie dieser wahrscheinlich eher steigen als fallen wird.
Abtreibungsgegner, wie die Anwalt und Sozialarbeiter José Antonio Barragán Dorantes machen sich für das ungeborene Leben stark Hintergründe (auf Spanisch).

Geschichte (aus Wikipedia, stark gekürzt)
  • 1937, während des spanischen Bürgerkrieges, erließ die republikanische Regierung ein Gesetz, welches den Frauen das Recht gab, selbst über einen Schwangerschaftsabbruch zu entscheiden. Nach dem Sieg der Nationalisten unter General Franco wurde 1939 wieder ein striktes Abtreibungsverbot eingeführt, das bis 1985 in Kraft blieb.
    Nach hitzigen Auseinandersetzungen verabschiedete das Parlament schließlich 1985 eine Indikationenregelung. [...]Die Zahl der Spanierinnen, die für einen Abbruch ins Ausland reisten, sank rapid. Es entwickelte sich ein „Abtreibungstourismus“ aus andern europäischen Ländern nach Spanien, namentlich für sehr späte Abbrüche, die in einigen Privatkliniken angeboten wurden.
    Die Diskussionen um die gesetzliche Regelung des Schwangerschaftsabbruchs dauerten bis zum Inkrafttreten eines neuen Gesetzes Mitte 2010 an. Mit der Einführung einer Fristenlösung ist der Schwangerschaftsabbruch bis zur 14. Woche (Ausnahmen: bis zur 22. Woche) straffrei.
Quelle
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Montemar
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Re: Demnächst: Abtreibung und Schwulen-Ehe vor dem Aus?

Beitrag von Montemar »

Die Zahlen sprechen ja für sich. Vielleicht sollte man sich mal Gedanken um Verhütung machen; im 21. Jahrhundert dürfte das wohl kein Problem mehr sein. Wenn der Staat die Abtreibung bis zur 14. Woche straffrei und kostenlos möglich macht, sollte er auch die Kosten der Verhütung übernehmen, Abtreibung nicht zur Ersatzverhütung werden darf und bei Aufklärung zur Verhütung angesetzt werden muß :!: :!: !
„Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt?" Ernst R. Hauschka
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Oliva B.
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Re: Demnächst: Abtreibung und Schwulen-Ehe vor dem Aus?

Beitrag von Oliva B. »

Montemar hat geschrieben:Die Zahlen sprechen ja für sich. Vielleicht sollte man sich mal Gedanken um Verhütung machen; im 21. Jahrhundert dürfte das wohl kein Problem mehr sein. Wenn der Staat die Abtreibung bis zur 14. Woche straffrei und kostenlos möglich macht, sollte er auch die Kosten der Verhütung übernehmen, Abtreibung nicht zur Ersatzverhütung werden darf und bei Aufklärung zur Verhütung angesetzt werden muß :!: :!: !
Schon wieder haben gestern tausende von Menschen für die Rückkehr zum AbtreibungsVERBOT in Madrid demonstriert.
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Wir erinnern uns:
Abtreibungen können im Normalfall bis zur 14. Woche, bei Missbildungen sogar bis zur 22. Woche und ab dem 16. Lebensjahr auch ohne Einwilligung der Eltern durchgeführt werden. Die sogenannte "Pille danach" ist bereits kostenlos und wird ohne ärztliche Verschreibung an alle Frauen ab 16 Jahren abgegeben wird.

Spaniens konservative Regierung will die Abtreibungsgesetze verschärfen und wollte bis Ende Oktober dazu einen Gesetzentwurf vorlegen. Danach sollen einige 2010 unter der sozialistischen Vorgängerregierung eingeführte Regelungen geändert werden. Ginge es nach der konservativen Regierung, so sollten Abtreibungen in Zukunft nur noch in Fällen von Vergewaltigung oder bei schweren gesundheitlichen Risiken für die Mutter zulässig sein. Und dies lediglich bis zur 14. Schwangerschaftswoche.
Hier geht es zum vollständigen Artikel.

Die Organisation "Recht auf Leben" bemängelt, dass Spanien zwar jährlich zwischen 40 und 50 Millionen Euro ausgäbe, um Abtreibungen zu finanzieren, jedoch nichts unternähme, schwangeren Frauen in sozialen Notlagen zu helfen. Hier läuft doch ganz offensichtlich etwas schief!!!!

Ich schließe mich Montemar an: Ein deutlich billigere und aus meiner Sicht auch humanere Lösung wäre die Verhütung.
Zumindest die "Pille danach" gibt es kostenlos. Doch immer noch scheint es zu viele Frauen zu geben, die zu dumm zum Verhüten sind? :-? Vielleicht müsste auch noch mehr in Aufklärung investiert werden.
Cozumel
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Re: Demnächst: Abtreibung und Schwulen-Ehe vor dem Aus?

Beitrag von Cozumel »

Oliva hat geschrieben:Doch immer noch scheint es zu viele Frauen zu geben, die zu dumm zum Verhüten sind?
Ich weiss zwar, wie du es hier gemeint hast, aber zum abtreiben gehören immer zwei. Mann und Frau. Das wollen wir doch nicht vergessen.


Hinter dieser ganzen Kampagne steckt bestimmt wieder Opus dei. Darauf würde ich wetten.

Ich wundere mich nicht, dass die Katholische Kirche so gegen verheiratete Priester ist und Schwulenehen.
Die halbe Priesterschaft wäre schwul verheiratet. Aber immer noch besser als Kinderschänder.
Sorry, wenn sich das hart anhört, aber mich ärgert diese Heuchelei.
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