Ja, polarstern, da gebe ich Dir völlig Recht.
Aber nicht die Behandlung der Palmen sorgt für das Bienen- und Hummelsterben, sondern das in großem Maßstab, oftmals auch in viel zu hohen Konzentrationen, eingesetzte Imidacloprid in Obstplantagen und auf hektargroßen Gemüsefeldern. Für die großflächige Bekämpfung von Schädlingen in Monokulturen einheimischer Gewächse, die ja von Bienen und Hummeln befruchtet werden, werden jährlich allein in Deutschland 25–100 Tonnen dieses Giftes eingesetzt.
Wir können uns (wenn wir Imidacloprid oder ein anderes systemisches Insektizid - oder vielleicht Unkraut-Ex... selbst benutzen) nicht von einer Mitschuld freisprechen, aber es ist wie schon beim Thema Stierkampf besprochen - Jeder, der Obst und Gemüse aus konventionellem Landbau kauft oder im Restaurant verzehrt, trägt gleichermaßen eine Mitschuld am Bienensterben.
Es ist trostlos, ohne Zweifel. Aber es wäre für uns persönlich auch trostlos, ohne all die wunderschönen Palmen, Agaven, Aloes und anderen mediterranen Pflanzen hier leben zu müssen, die unseren Garten zieren (ihn auch vor uns schon geziert haben).
Der älteste Gingkobaum Thüringens steht im Botanischen Garten zu Jena und wurde im Jahre 1780 von Goethe aus Asien
"eingeschleppt". All die invasiven und nicht invasiven "fremden" Tiere und Pflanzen, die in Europa, in allen Erdteilen, in allen Meeren auftauchen, sind nicht nur Folge der Globalisierung und Erderwärmung, vor Jahrhunderten waren sie Folge der Kolonialisierung und vor Jahrtausenden ein Produkt der Völkerwanderungen, Vogelzüge, Kontinentaldriften und Meeresströmungen.
Eigentlich sind wir Menschen auch invasiv: Entstanden in Afrika, haben wir innerhalb weniger Tausende von Jahren den gesamten Erdball "annektiert", und dabei sind wir nicht wirklich behutsam mit der uns gegebenen Umwelt umgegangen. Auf den Osterinseln gibt es keine Bäume mehr, ganz Holland und Spanien wurde wegen des Schiffsbaus kahlgeschlagen, Wüsten entstanden durch Raubbau, der südamerikanische Regenwald wird brandgerodet, der Hunger der 1. Welt nach Edelhölzern führte zur Zerstörung des gesamten Primärwaldes in Malaysia, ganze Menschenstämme wurden von anderen Menschen ausgerottet - bis in die Jetztzeit gibt es derartige Beispiele - Genozid in Afrika, Ölverseuchung des Golfs von Mexiko, die Katastrophe von Fukushima ...
Ja, so betrachtet ist es mehr als trostlos.
Ich sehe aber auch: Jeden Tag geht die Sonne auf und wärmt uns mit ihren Strahlen, das Lallen eines Babies zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht, auch eine invasive Pflanze wie das Wandelröschen hat wunderschöne Blüten und der Palmrüssler, irgendwann erst einmal eingedämmt und nur noch ein Schädling wie so viele Andere, ist eigentlich ein hübscher Käfer.
Ach und übrigens hörte ich heute: Auf Ibiza wurde das Palmenschälen inzwischen verboten!