Vor die Tür gesetzt ...

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alf
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Re: Vor die Tür gesetzt ...

Beitrag von alf »

Beim Lesen einiger Beiträge habe ich ein flaues Gefühl, die deutsche "Schulmeisterei" kommt hier stark durch. Wir sind mehrheitlich in der komfortablen Lage, in Spanien erst dann ein Haus gekauft zu haben, als das Geld einigermaßen verdient war. Die preußische Erziehung unserer Altvorderen wurde auch uns (zumindest die Generation, die hier mehrheitlich vertreten ist) mit in die Wiege gelegt, keine unbedachten Schulden zu machen, lieber noch eine Weile zur Miete zui wohnen.
Der Spanier hat traditionell eigenen Wohnraum, wenn er nicht mehr bei Muttern wohnt, also wurde von jeher das Wohneigentum finanziert. Wenn dann die Baupreise nur eine Richtuing kennen und die Zinsen niedrig sind, will man so schnell wie möglich Eigentum schaffen.
Nun kam der Euro und alle glaubten eine stabile Währung zu haben, wie die D-Mark zuvor. Wir glaubten das ja auch, obwohl sich viele zur Jahrtausendwende fragten, wie das gehen sollte. Die Skepsis war berechtigt, wie wir heute merken.
Das Finazierungsverhalten der Spanier finde ich durchaus nachvollziehber, unter gleichen Bedingungen hätten wir vielleicht ebenso gehandelt. Als ich in den 70-gern ein Haus kaufte, war üblicherweise bei der Finanzierung auch ein Auto "mitdrin". Wir hatten damals allerdings Hypothekeninsen von 7,5%, das hat den Finanzierungsumfang schon etwas gebremst.
So, ich habe das mal so in die Tasten gehauen, Torre hätte das sicherlich besser strukturiert. Ich will aber damit nur zum Ausdruck bringen, daß die gelegentliche Überheblichkeit (dt. Kulturgut) meines Empfindens nach, hier nicht angebracht ist.
Ich hoffe, Ihr mögt mich weiterhin Euer Alf
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kuba
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Re: Vor die Tür gesetzt ...

Beitrag von kuba »

@ alf

du hast es sehr gut zum Ausdruck gebracht, so sehe ich das auch !!! Und dafür ist doch auch ein Forum da, auch Meinungen zu vertreten, die abseits der üblichen Meinungen liegen.
liebe grüße
kuba
Cozumel
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Re: Vor die Tür gesetzt ...

Beitrag von Cozumel »

Hallo Alf,

So viel schulmeisterliches konnte ich in dem Artikel garnicht erkennen.


Meiner Meinung nach, haben beider Parteien schuld an der Misere, Kunden und Banken.
In meinen Augen ein wenig mehr die Kunden, denn dadurch dass sie das Ganze ja ausbaden müssen, hatten sie auch die Verpflichtung, sich umfassend zu informieren.
Ich kann nicht einsehen, warum ausgerechnet Spanier dieser Verpflichtung enthoben sein sollen.
Genauso wenig, wie man Möbel oder Auto gleich mitfinanzieren lässt.

Unmöglich finde ich, dass man in Spanien die Immobilie zurückgibt und noch die ausstehende Hypothensumme bezahlen soll.
Wo gibts denn sowas?
Oder wie darf ich das verstehen?

Wenn die Immobilie im Wert gesunken ist, wird der Betrag zugrunde gelegt und der Käufer muss dann noch die Differenz bezahlen? Das ist ein Skandal in meinen Augen.
alf
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Re: Vor die Tür gesetzt ...

Beitrag von alf »

o.k. Cozumel, ichg habe mir daraufhin die Beiträge nochmals durchgelesen, so war es tatsächlich nicht. Durch den täglichen Umgang m,it Landsleuten und Leserbriefen in der CBN war ich da negativ voreingestellt.
Ich habe, wie Du scheinbar auch, nicht recht begriffen, wie die enteignete Immobilie für den Schuldner verrechnet wird. Ich habe das Gefühl, daß die Banken mit der zwangsgräumten Immobilie versuchen, für sich ein Geschäft zu machen und die Restschuld (Titel, wie in D, für 30 Jahre??) eintreiben zu können. Unter diesem Gesichtspunkt könnte es den Banken langfristig schnuppe sein, für welchen Wert die Immobilie auf den Markt kommt.
Mir ist auch nicht bekannt, ob die Banken Tilgungsaussetzungen vornehmen und den Schuldnern, bei Zahlung der Zinsen (quasi einer Miete) ein weiteres Bewohnen ermöglichen. Wer die spanische Presse leist, ist da wohl besser informiert.
Gruss Alf
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Josefine
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Re: Vor die Tür gesetzt ...

Beitrag von Josefine »

Mit Cozumels Meinung bin ich voll einverstanden.

Ich verstehe nun aber nicht, auf welchen Beträgen der ehemalige Immobilienbesitzer nach einer Zwangsräumung und Versteigerung seiner Immobilie in Spanien noch sitzen bleibt. Da gibt es so unklare Angaben in den Medien.

Nehmen wir doch mal ein Beispiel:
Beispiel: Immo kostete 150.000 EUR´+ 10 % Gebühren = 165.000 EUR.
Finanzierung erfolgte zu 100 %.

Abgezahlt wurden nach einigen Jahren dann 65.000 EUR. Restschuld also noch 100.000 EUR. Aber es wurden dann keine Raten mehr abbezahlt.

Nun veranlasst die Bank die Zwangsräumung und verkauft (versteigert) das Haus für 80.000 EUR. Insofern hätte der Zwangsgeräumte noch 20.000 EUR an die Bank zu zahlen (Restschuld 100.000 abzgl. 80.000 EUR für das Haus).
Er wäre also seine Immobilie los und hätte noch 20.000 EUR Schulden.

Ist diese Berechnung falsch?

Grüsse :)
Josefine
Gruß Josefine :)
Mannibenidorm
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Re: Vor die Tür gesetzt ...

Beitrag von Mannibenidorm »

"Abgezahlt wurden nach einigen Jahren dann 65.000 EUR. Restschuld also noch 100.000 EUR""

Die Masse der Betroffenen haben zwischen 2004-2008 ihre Immobilie gekauft-meist mit 1% Tilgung und einer Laufzeit ueber 30 Jahre und mehr.Da ist nicht viel getilgt.

Mein spanischer Freund (Frau und Sohn ohne Arbeit) hat eine Hypothek von 300 000.- 2006 gekauft jetziger Stand 278 000 .-
Momentan erzielbarer VK 150 000,. wenn er einen Kaeufer findet.

Da haben der Bautraeger und die Bank zusammen gearbeitet (2004 wurde das Objekt von der Bank mit 320 000.- euro bewertet)
DHH mit 220 qm Grund :evil:
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Montemar
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Re: Vor die Tür gesetzt ...

Beitrag von Montemar »

Kann mich jemand aufklären, worin die Besonderheit des spanischen Hypothekenrechts besteht, das die Zwangsräumung erlaubt, wenn die vereinbarten Zahlungen nicht mehr geleistet werden können, wobei die Schuldner auch nach einem Zwangsverkauf der Immobilie für etwaige Restschuld aufkommen müssen.“

Worin besteht der Unterschied z.B. zu Deutschland? Ich sehe keinen !
„Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt?" Ernst R. Hauschka
Mannibenidorm
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Re: Vor die Tür gesetzt ...

Beitrag von Mannibenidorm »

Montemar hat geschrieben:Kann mich jemand aufklären, worin die Besonderheit des spanischen Hypothekenrechts besteht, das die Zwangsräumung erlaubt, wenn die vereinbarten Zahlungen nicht mehr geleistet werden können, wobei die Schuldner auch nach einem Zwangsverkauf der Immobilie für etwaige Restschuld aufkommen müssen.“

Worin besteht der Unterschied z.B. zu Deutschland? Ich sehe keinen !
in der Regel geht bei nichtbezahlen der Hypothek die Immobilie zurueck an die Bank und der ist der Schuldner ausgeliefert.

Waehrend in D erst Zwangsversteigerungen gemacht werden muessen .
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Montemar
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Re: Vor die Tür gesetzt ...

Beitrag von Montemar »

Hallo Mannibenidorm,

herzlichen Dank für Deine Antwort. Dann kann man nur hoffen, daß die Organisation PAH etwas bewirkt, daß das Gesetz geändert wird und die Banken verpflichtet werden, die Menschen wenigstens zur Miete in ihren Wohnungen zu lassen.

LG Susann
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Re: Vor die Tür gesetzt ...

Beitrag von rainer »

Gibt es eigentlich auch in Spanien eine Art Privatinsolvenz? Das wäre ja für die "Bank- Opfer" eigentlich die einzige Chance, irgendwann mal wieder Land zu sehen. Das gekaufte Objekt weg, den Kaufpreis aber lebenslang noch am Hals, wer soll das aushalten, bis ans Lebensende den Gerichtsvollzieher im Nacken zu haben.
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