Olivenernte

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Florecilla
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Re: Olivenernte

Beitrag von Florecilla »

Oliva B. hat geschrieben:Der gesundheitsbewusste Verbraucher, der meint, wenn er Olivenöl der Kategorie nativ extra kauft, hätte er das beste, doch da täuscht er sich oft. Olivenöl ist der reine Saft der Olive, aber wenn die Frucht chemische Substanzen aufgenommen hat (und nur so werden große Masse produziert), dann landen diese auch in der Flasche. Und darüber sagt auch das beste Zertifikat nichts aus.
Entschuldige bitte meine laienhaften Fragen, aber wie kann man als Verbraucher sicher stellen, dass man tatsächlich "naturbelassenes" Olivenöl bekommt? Ist das überhaupt möglich? Kann man als Produzent eine "Reinheit ohne Zusatz chemischer Substanzen" nicht zertifizieren lassen?
Saludos,
Florecilla (Margit)


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Oliva B.
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Re: Olivenernte

Beitrag von Oliva B. »

Florecilla hat geschrieben: Entschuldige bitte meine laienhaften Fragen, aber wie kann man als Verbraucher sicher stellen, dass man tatsächlich "naturbelassenes" Olivenöl bekommt? Ist das überhaupt möglich? Kann man als Produzent eine "Reinheit ohne Zusatz chemischer Substanzen" nicht zertifizieren lassen?
Natürlich gibt es auch ein neues (1.Juli 2010) EU-Biosiegel, wer es noch nicht kennt: es zeigt 12 weiße Sterne auf grünem Grund in Form eines stilisierten Blattes. Darunter steht der Kontrollcode, der die Begriff "Bio" oder "Öko" in der jeweiligen Landessprache enthält.

Daneben gibt es noch die verschiedenen nationalen Siegel, hier seien nur die deutschen und das spanische Labelerwähnt.
Das EU-Biosiegel garantiert, dass die Lebensmittel zu 95 % aus biologischem Anbau stammen.
Natives Olivenöl ist naturrein, das heißt, dass keine Zusatzstoffe im Öl sind, jedoch nicht, ob Bäume, Boden oder Früchte vor der Verarbeitung chemisch behandelt wurden.
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kala
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Re: Olivenernte

Beitrag von kala »

... und die restlichen 5%??? :-?
lg
kala
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Rioja
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Re: Olivenernte

Beitrag von Rioja »

Hallo Oliva

Danke, hast recht, hier ist mein Beitrag besser "aufgehoben". Bestehen, denn Hoffnungen, dass künftig noch mehr im Einklang mit der Natur und dadurch noch gesündere und qualitativ noch höher stehende Olivenöle produziert wird. Es hat ja mittlerweile auch schon Betriebe, die auf integrierte Produktion umgestellt haben, also auf halbem Weg sind. Ist zu erwarten, dass auch in Spanien immer mehr Olivenölproduzenten auf Biologisch umschwenken, ähnlich wie Bauernbetriebe in Deutschland ,Österreich und der Schweiz und ihre Produkte selber vermarkten. Ich denke aber mal, dass man in einschlägigen Warenhäusern noch lange vergebens nach dem Biosiegel von Olivenöl äugt.
Es grüsst

Rio



Zwanzig Kilometer von der Küste entfernt, fängt Spanien meist erst richtig an.
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Oliva B.
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Re: Olivenernte

Beitrag von Oliva B. »

kala hat geschrieben:... und die restlichen 5%??? :-?
Ich denke, du hast genug Fantasie? ;-)
Rioja hat geschrieben: Bestehen, denn Hoffnungen, dass künftig noch mehr im Einklang mit der Natur und dadurch noch gesündere und qualitativ noch höher stehende Olivenöle produziert wird. Es hat ja mittlerweile auch schon Betriebe, die auf integrierte Produktion umgestellt haben, also auf halbem Weg sind. Ist zu erwarten, dass auch in Spanien immer mehr Olivenölproduzenten auf Biologisch umschwenken, ähnlich wie Bauernbetriebe in Deutschland ,Österreich und der Schweiz und ihre Produkte selber vermarkten. Ich denke aber mal, dass man in einschlägigen Warenhäusern noch lange vergebens nach dem Biosiegel von Olivenöl äugt.
Hallo Rio,

ich glaube schon, dass sich auch in Spanien im Laufe der Zeit etwas tun wird.
Der Einklang mit der Natur ist bei den Olivenbauern schon vorhanden (ich kann jetzt nur von unserer Region sprechen, in der hauptsächlich Oliven angebaut werden). Die Bauern sind fast jeden Tag bei Wind und Wetter auf ihren Feldern und genießen dabei die Ruhe und die frische Luft. Insofern ist der Einklang schon vorhanden.
Jeden Tag aufs Feld, sie kennen es nicht anders.
Jeden Tag aufs Feld, sie kennen es nicht anders.
Dies sind vorwiegend Rentner, die diese Parzellen betreiben oder am Wochenende auch die Jungen, denn die Parzellen sind durch Erbteilung so stark dezimiert, dass Landwirtschaft nur als Nebenerwerb betrieben werden kann.
Die Olivenernte dauert bis Februar-März, da die Erzeuger meist ganz allein ihre Bäume abernten.
Die Olivenernte dauert bis Februar-März, da die Erzeuger meist ganz allein ihre Bäume abernten.
Deshalb haben die kleinen Erzeuger Kooperativen gegründet, in denen sie Mitglied sind. Gemeinsam wird in den Versammlungen die Strategie für die Bearbeitung der Felder, Einsatz von Herbiziden und Isektiziden festgelegt und das geschieht durch Abstimmung... Da treffen aufgeklärte und die sprichwörtlich „dummen“ Bauern zusammen, um gemeinsam ihre Entscheidungen zu treffen. So wird auch festgelegt, wann geerntet wird und dann kann es passieren, dass der Erntezeitpunkt aus lauter Profitgier so weit nach hinten geschoben wird (der Ölgehalt steigt mit jedem zusätzlichen Tag, den die Olive am Baum hängt), dass darüber der Winter einbricht und wie im letzten Jahr 90 % der Ernte vernichtet ist.
Selbst diese Qualität wurde im letzten Jahr noch abgeerntet.
Selbst diese Qualität wurde im letzten Jahr noch abgeerntet.
Die Bauern sind stolz, wenn sie mir erzählen, dass ihre Oliven einen Ölgehalt von 32 % und mehr haben und schauen mich bedauernd an, wenn ich von unseren rund 20 % rede. Doch aus überreifen Oliven mit hohen Ölanteil lässt sich kein Spitzenöl mehr erzeugen.
Vollreife Oliven, tagelang in Plastiksäcken aufbewahrt.
Vollreife Oliven, tagelang in Plastiksäcken aufbewahrt.
Kürzlich traf ich an unserer Ölmühle einen Bauern, der den weiten Weg aus Calp nicht gescheut hat, und seine Oliven in Plastiksäcken anlieferte. Die braune Brühe, die aus den Plastiksäcken auf die Ladefläche seines Fahrzeugs floss, veranlasste mich, ihn ein wenig auszufragen. Er gab ohne Umschweife zu, dass seine überreifen Früchte das Ergebnis einer zweiwöchigen (!) Ernte sei. (Zur Erklärung: Unsere Mühle nimmt nur Mengen ab 500 kg an und wenn man alleine erntet, dauert das halt seine Zeit…) Als er seine Säcke öffnete, war ein Teil der Ernte schon faulig. Aber das störte ihn offenbar wenig. Ich habe ihn dann auch nicht mehr gefragt, wofür er sein Öl verwenden möchte.
Perfekte, handgepflückte Oliven.
Perfekte, handgepflückte Oliven.
Hier wurde alles verwendet: angeschlagene, befallene und von der Erde aufgelesene Oliven.
Hier wurde alles verwendet: angeschlagene, befallene und von der Erde aufgelesene Oliven.
Maschinengeerntete Oliven. Die Blätter hängen teilweise noch mit den Oliven an den Zweigen und lassen sich auch durch das Gebläse in der Mühle nur teilweise entfernen. Blätter mindern den Geschmack des Öls.
Maschinengeerntete Oliven. Die Blätter hängen teilweise noch mit den Oliven an den Zweigen und lassen sich auch durch das Gebläse in der Mühle nur teilweise entfernen. Blätter mindern den Geschmack des Öls.
Diese Oliven haben einen sehr hohen Ölgehalt. Sie wurden im Januar geerntet. In den vollreifen Früchten krabbelt es manchmal ganz ordentlich. Ich vergleiche sie immer mit vollreifen Pflaumen.
Diese Oliven haben einen sehr hohen Ölgehalt. Sie wurden im Januar geerntet. In den vollreifen Früchten krabbelt es manchmal ganz ordentlich. Ich vergleiche sie immer mit vollreifen Pflaumen.
Orujos.jpg (28.57 KiB) 2256 mal betrachtet
Wie oben schon erwähnt, bestimmen die Socios der Cooperativas auch, wann gespritzt wird und mit welchem Mittel. Jeder Bauer besitzt einen Riesenventilator, der hinter den Traktor gespannt wird und mit dessen Hilfe er dann seinen Hain mit einer Wolke von Chemikalien überzieht.
Olivenhain in einer Chemiewolke
Olivenhain in einer Chemiewolke
Fehlende Kenntnisse können dann zu Überdosierung führen - wie das Foto zeigt.
Blaue Oliven...
Blaue Oliven...
Aber nicht nur von oben werden die Bäume besprüht. Auch unten wird der Boden regelmäßig mit dem Einsatz von Herbiziden von Wildkräutern frei gehalten, er sieht leblos aus, wie fest betoniert. Die Bodenverdichtung führt bei Gota frías zu Bodenerosion, denn das Wasser kann nicht im Boden versickern. Der Einsatz von Herbiziden und Insektiziden bewirkt, dass nicht nur „Unkräuter“ und Schädlinge abgetötet werden, sondern auch Insekten, die zur Nahrung der Vögel gehören. Ein Teufelskreis.
Im Biolandbau werden die Wildkräuter (Lebensraum für viele Tierarten)ein- bis zweimal in den Boden eingearbeitet und dienen den Bäumen als Dünger und der auf diese Weise bearbeitete Boden nimmt den Regen gut auf.
Im ökologischen Olivenanbau werden die wilden Triebe per Hand beschnitten und die Wildkräuter leicht in den Boden eingearbeitet.
Im ökologischen Olivenanbau werden die wilden Triebe per Hand beschnitten und die Wildkräuter leicht in den Boden eingearbeitet.
Die wilden Triebe der Oliven, die ständig nachwachsen, werden im konventionellen Anbau mit der chemischen Keule eliminiert. Selten sieht man Bauern, die sie mit der Motorsense entfernen, was zwar oft genug zu Verletzungen des Baumes führt, aber so wird wenigstens das Grundwasser nicht verseucht. Ich entferne diese Triebe nach alter Weise noch mit der Schere und werde dafür belächelt.

Im letzten Jahr bewunderte ein Erzeuger an der Mühle unsere Olivenkisten. Da lagen nur Oliven drin, weder Blätter, Stängel noch Erde. Auch seine sahen hervorragend aus, man sah, dass auch sie handgepflückt und verlesen waren. Ich fragte ihn, ob seine Oliven auch biologisch erzeugt wären und er bestätigte dies. Nur ein einziges Mal im Jahr würde er sprühen, im Sommer, damit die Stängel an den Ästen hängen bleiben!!!! Aha. - Ja, und die wilden Triebe sprüht er natürlich genauso weg wie das Unkraut, aber das hat mit den Oliven selbst natürlich gar nichts zu tun. :-o

Ich will jetzt nicht behaupten, dass dies überall so geschieht, doch wer Geld mit dem biologischen Anbau von Oliven verdienen will, muss sein Produkt gut vermarkten können und den Anbau im großen Stil betreiben, damit er keinen Verlust macht.
Kein kleiner Erzeuger kann die Auflagen, die für die Vermarktung als Bioprodukt Voraussetzung sind, erfüllen, denn die Biozertifizierung kostet Geld und Zeit (Schulungen) und lohnt sich deshalb nur für große Betriebe.
Deshalb werden Verbraucher auch weiterhin nur erschwingbare Bio-Produkte aus Monokulturen in den Ladenregalen finden, denn der Erzeuger muss ja auch noch was verdienen. Handarbeit wird in Zukunft kaum noch bezahlbar sein. Aber wer in Spanien die Augen aufmacht findet sie noch, die kleinen Erzeuger, die ihre Oliven nicht chemisch behandeln und "ab Hof" verkaufen sowie kleine Mühlen, die zweigleisig fahren (biologisches und konventionelles Öl anbieten).
Aber solange der Käufer die Unterschiede nicht kennt, werden diese Erzeuger nur ein Schattendasein führen.

Tut mir leid, jetzt sind doch wieder die Gäule mit mir losgegangen, ist halt mein Fachgebiet... :oops:
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Re: Olivenernte

Beitrag von Florecilla »

Oliva B. hat geschrieben:Tut mir leid, jetzt sind doch wieder die Gäule mit mir losgegangen ... :oops:
... und das macht gar nichts.

Das Thema finde ich - vielleicht gerade als Laie - unglaublich spannend und von deinem Fachwissen kann man doch nur profitieren. Erschreckend ist jedoch, wenn man so liest, was alles so in den Ölmühlen landet. Der unaufgeklärte Verbraucher ist ja der Meinung, dass er sich mit Olivenöl grundsätzlich etwas gutes tut.

Entspricht denn das Öl des Olivenbauern aus Calpe auch der Kategorie "virgen extra"?
Saludos,
Florecilla (Margit)


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Rioja
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Re: Olivenernte

Beitrag von Rioja »

Oliva B. hat geschrieben: Tut mir leid, jetzt sind doch wieder die Gäule mit mir losgegangen, ist halt mein Fachgebiet... :oops:
Hallo Oliva

Auch bei mir ist dein Ausspruch am Schluss "hängengeblieben" wie auch Florecilla. Hätten nur mehr Menschen solche "Gäule" in sich und es würde uns als Teil der Natur und der Natur als Ganzes besser gehen. Aber es ist leider schon so Öl, Trauben, Zitrusfrüchte und Mandeln müssen her, egal wie grün/blau die Bäume sind. Das sieht man ja dem Öl nachher nicht mehr an. Die Untervegetation wird abgespritzt, das dumme Zeugs ist ja nur hinderlich. Als Folge hat es keine Vögel und andere Kleintiere, die wieder einen Teil der Schädlinge frisst. Alle sollten den Sch.... bekommen, bis ihnen die Augen aufgehen.

Was soll es denn schon, wenn wir billiges Öl (in Euros und Qualität) kaufen können, wenn dabei so viel kaputt gemacht wird. Oliva, darf ich dich bitten, mir mal ein "Fläschchen" von deinem Öl, das von Bäumen stammt, die geliebt und geachtet werden, auf die Seite zu tun. Wäre doch möglich, dass ich mit den Jahren doch noch mal an die Costa Blanca kommen werde.

Zum Stockausschlag schneiden, das geht ins gleiche Kapitel. Ich habe da auch meine eigene Meinung und bezeichne diese Art als lieblos , ja fast oder gar respektlos. Wer seine Olivenbäume liebt behandelt seine Bäume nicht so. Zudem heilen die Wunden rascher und sauberer bei deiner Art zurück zu schneiden. Habe mal bei ähnlichem Thema mitdiskutiert. Fiel mir auf Bildern auf, dass so viele Bäume von schlechten Schnitten her einfaulen. Die "Fachfrau vor Ort" hat mir dann geantwortet, dass ich quasi die Spanier nicht lernen müsse Bäume zu schneiden, dies würde schon immer so gemacht. Früher hat man in den Städten die Kloschüssel auch zum Fenster raus geschüttet. Wohl dem, der oben an der Gasse wohnte.

Möchte damit sagen, dass eine einfühlsame Behandlung der Bäume, bei der nebst dem Gefühl auch durchaus das Hirn mitarbeiten darf, für die Bäume durchaus positive Seiten hat. Wunden, die halt auch manchmal sein müssen, verwachsen schnell und sauber, ohne dass sie einfaulen, verpilzen und den Baum frühzeitig schwächen, was auch zu Ertragseinbussen kommt. Derweil "verzeiht" einem ein Olivenbaum derart viel, was den Schnitt anbelangt, aber es tut ihm besser wenn dies fachmännisch und mit Liebe getan wird.

Und jetzt Oliva, was sagst denn zu meinen Gäulen, sind ähnliche wie deine, so ist es und bleibt es.
Es grüsst

Rio



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Re: Olivenernte

Beitrag von Oliva B. »

Florecilla hat geschrieben:Entspricht denn das Öl des Olivenbauern aus Calpe auch der Kategorie "virgen extra"?
Hallo Florecilla,

ganz sicher hat es nicht mehr die Merkmale von nativem Olivenöl extra erfüllt.

WORAUF KOMMT ES BEIM ÖLKAUF AN?

Die Bestimmungen für Olivenöl sind eine Wissenschaft für sich, deshalv will ich mal versuchen, es einigermaßen verständlich auszudrücken, denn ich stelle immer wieder fest, dass sich die meisten Verbraucher überhaupt nicht auskennen. :-o

Es gibt insgesamt 8 Bezeichnungen für Olivenöl und Oliventresteröl, die beim normalen Endverbraucher für erhebliche Verwirrung sorgen:
  • 1. Native Olivenöle
    • werden ausschließlich durch Pressung oder Zentrifugation (Kaltpressung,)
      und ohne übermäßige Temperatureinwirkung hergestellt.
      Zusätzlich werden native Olivenöle unterteilt in die Güteklassen
    • a) Natives Olivenöl extra
      b) Natives Olivenöl
      c) Lampantöl
    2. Raffiniertes Olivenöl
    3. Olivenöl – bestehend aus raffiniertem Olivenöl und nativem Olivenöl
    4. Rohes Oliventresteröl
    5. Raffiniertes Oliventresteröl
    6. Oliventresteröl
Von den genannten Ölkategorien kann der Endverbraucher aber nur die folgenden Kategorien im Laden kaufen:
  • 1a) Natives Olivenöl der Güteklasse nativ extra
    1b) Natives Olivenöl der Güteklasse nativ
    3. Olivenöl
    6. Oliventresteröl
DOCH WELCHES ÖL IST DIE RICHTIGE WAHL?

1a) Natives Olivenöl extra
  • Wenn wir über gutes Olivenöl mit positiven Auswirkungen auf die Gesundheit sprechen, so meinen wir das native Olivenöl der ersten Güteklasse, das nicht mehr als 0,8 g je 100 g Ölsäure*) enthalten darf und keinen Fehlgeschmack aufweisen darf. Bestens geignet für Salate.
Olivenöl.JPG
1b) natives Olivenöl
  • ist weniger hochwertig und darf maximal 2 g je 100 g Ölsäure*) enthalten und kann einen Fehlgeschmack aufweisen. Geeignet für Salate und zum Kochen und Braten (unterhalb des Rauchpunkts).
*) Der Gehalt an freien Fettsäuren, berechnet als Ölsäure, sagt etwas über die Qualität der verarbeiteten Oliven aus. Je geringer der Prozentsatz ist, desto einwandfreier sind die Oliven.

3. Olivenöl
  • besteht aus einer Mischung aus raffinierten und nativen Olivenölen.
    Wie viel dem geschmacksneutralen, raffinierten Olivenöl an nativem zugesetzt wird, spielt keine Rolle. Der Prozentsatz des Verschnitts kann zwischen 1 und 99 liegen!!!
    Die Bezeichnung „Olivenöl“ ist es, die den Verbraucher verwirrt. Dieses Gemisch hat nichts mit dem guten, nativen Olivenöl zu tun!

    Um es mal ganz verständlich auszudrücken:
    Hier wird totem Öl (also raffiniertem Öl) durch Beimischung von gutem (nativem) Öl zu Geschmack verholfen. Die positiven gesundheitlichen Eigenschaften eines nativen Olivenöls sind im Olivenöl nur spurenweise vorhanden.
6. Oliventresteröl
  • hört sich doch auch gesund an, denn jedem ist das gesunde Traubentresteröl ein Begriff (Anm. Traubentrester ist der Pressrückstand aus der Weinherstellung und besteht aus Häuten, Stielen, Kernen und dem Fruchtfleisch der Weintrauben).

    Rohes Oliventresteröl wird aus Oliventrester (Abfallprodukt des Olivenöls) hergestellt. Danach wird es mit Lösungsmitteln behandelt. Dem so raffinierten Oliventresteröl wird anschließend, genauso wie dem „ordinären“ Olivenöl, noch natives Olivenöl zur Geschmacksanreicherung beigemengt, denn sonst würde niemand feststellen können, dass es sich um ein Olivenöl handelt. Das Produkt ist also - was die Qualität anbelangt- somit das Letzte, was man sich antun sollte.
ZERTIFIKATE UND ANALYSEN:
Durch die Werbung sensibilisiert, lesen bewusste Verbraucher inzwischen die Etiketten auf den Ölen genau durch. Und das nicht ohne Grund, denn die umfangreiche Olivenölverordnung legt neben den Analysenmethoden (u.a. Peroxidzahl, Wachsgehalt, Zusammensetzung und Gehalt der Sterine) vor allem die Grenzwerte für Qualitätsparameter und Identitäts- bzw. Reinheitsparameter fest.
Diese Analysen sind sehr aufwändig und für den Erzeuger entsprechend teuer. Kein kleiner Olivenbauer kann sich diese Untersuchungen erlauben, selbst dann nicht, wenn er das beste Öl im Fass hätte. Er würde die Kosten durch den Ölverkauf nicht wieder reinholen. Aus diesem Grund kann kein Verbraucher (komplette) Analysen von Kleinerzeugern oder beim „ab-Hof-Verkauf“ erwarten. Allein die chemische Analyse mit dem Gehalt an Fettsäuren ist für den Kleinerzeuger erschwinglich.
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Re: Olivenernte

Beitrag von Florecilla »

Oh je, Oliva, so viel Arbeit wollte ich dir gar nicht machen ... aber wenn man schon eine Fachfrau im Forum hat ;;)

Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen >:d< Keine weiteren Fragen meinerseits ;;)
Saludos,
Florecilla (Margit)


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Re: Olivenernte

Beitrag von Rioja »

Hallo Oliva

Danke für die weiteren Aufklärungen in Sachen Olivenöl. Muss ich nun darauf schliessen, dass der Kleinanbauer (und dies wird der Biobetrieb sicher sein) infolge der hohen Deklarationskosten sein hochwertiges Produkt gar nicht zertifizieren und analysieren lassen kann. Das heisst für mich, dass ich beim Olivenölanbieter auf seinen Betrieb gehen muss um mich von dem "extra" selber überzeugen muss und was Bio ist, würde Rio mit seinen scharfen Augen schon sehen.

Das mit dem Kürbis und dem "mit laufen lassen" entspringt ja wie du mich kennst schon meinem Humor. Die verlassenen Felder sahen ja auch "vergessen" aus. Sah im Bild auch nur einen Kürbis. Wäre es der einzige gewesen hätte ich ihn mitgenommen (hätte nun schon fast wieder "auch mitgenommen" geschrieben), ausser die armen Wildschweine hätten in der Gegend in einer Nahrungskrise gesteckt. Dann wäre der Kürbis aber schon weggewesen.

Verzeih mir die humorvolle Unterstellung !!!
Es grüsst

Rio



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