kala hat geschrieben:... und die restlichen 5%???

Ich denke, du hast genug Fantasie?
Rioja hat geschrieben: Bestehen, denn Hoffnungen, dass künftig noch mehr im Einklang mit der Natur und dadurch noch gesündere und qualitativ noch höher stehende Olivenöle produziert wird. Es hat ja mittlerweile auch schon Betriebe, die auf integrierte Produktion umgestellt haben, also auf halbem Weg sind. Ist zu erwarten, dass auch in Spanien immer mehr Olivenölproduzenten auf Biologisch umschwenken, ähnlich wie Bauernbetriebe in Deutschland ,Österreich und der Schweiz und ihre Produkte selber vermarkten. Ich denke aber mal, dass man in einschlägigen Warenhäusern noch lange vergebens nach dem Biosiegel von Olivenöl äugt.
Hallo Rio,
ich glaube schon, dass sich auch in Spanien im Laufe der Zeit etwas tun wird.
Der Einklang mit der Natur ist bei den Olivenbauern schon vorhanden (ich kann jetzt nur von unserer Region sprechen, in der hauptsächlich Oliven angebaut werden). Die Bauern sind fast jeden Tag bei Wind und Wetter auf ihren Feldern und genießen dabei die Ruhe und die frische Luft. Insofern ist der Einklang schon vorhanden.

- Jeden Tag aufs Feld, sie kennen es nicht anders.
Dies sind vorwiegend Rentner, die diese Parzellen betreiben oder am Wochenende auch die Jungen, denn die Parzellen sind durch Erbteilung so stark dezimiert, dass Landwirtschaft nur als Nebenerwerb betrieben werden kann.

- Die Olivenernte dauert bis Februar-März, da die Erzeuger meist ganz allein ihre Bäume abernten.
Deshalb haben die kleinen Erzeuger Kooperativen gegründet, in denen sie Mitglied sind. Gemeinsam wird in den Versammlungen die Strategie für die Bearbeitung der Felder, Einsatz von Herbiziden und Isektiziden festgelegt und das geschieht durch Abstimmung... Da treffen aufgeklärte und die sprichwörtlich „dummen“ Bauern zusammen, um gemeinsam ihre Entscheidungen zu treffen. So wird auch festgelegt, wann geerntet wird und dann kann es passieren, dass der Erntezeitpunkt aus lauter Profitgier so weit nach hinten geschoben wird (der Ölgehalt steigt mit jedem zusätzlichen Tag, den die Olive am Baum hängt), dass darüber der Winter einbricht und wie im letzten Jahr 90 % der Ernte vernichtet ist.

- Selbst diese Qualität wurde im letzten Jahr noch abgeerntet.
Die Bauern sind stolz, wenn sie mir erzählen, dass ihre Oliven einen Ölgehalt von 32 % und mehr haben und schauen mich bedauernd an, wenn ich von unseren rund 20 % rede. Doch aus überreifen Oliven mit hohen Ölanteil lässt sich kein Spitzenöl mehr erzeugen.

- Vollreife Oliven, tagelang in Plastiksäcken aufbewahrt.
Kürzlich traf ich an unserer Ölmühle einen Bauern, der den weiten Weg aus Calp nicht gescheut hat, und seine Oliven in Plastiksäcken anlieferte. Die braune Brühe, die aus den Plastiksäcken auf die Ladefläche seines Fahrzeugs floss, veranlasste mich, ihn ein wenig auszufragen. Er gab ohne Umschweife zu, dass seine überreifen Früchte das Ergebnis einer zweiwöchigen (!) Ernte sei. (Zur Erklärung: Unsere Mühle nimmt nur Mengen ab 500 kg an und wenn man alleine erntet, dauert das halt seine Zeit…) Als er seine Säcke öffnete, war ein Teil der Ernte schon faulig. Aber das störte ihn offenbar wenig. Ich habe ihn dann auch nicht mehr gefragt, wofür er sein Öl verwenden möchte.

- Perfekte, handgepflückte Oliven.

- Hier wurde alles verwendet: angeschlagene, befallene und von der Erde aufgelesene Oliven.

- Maschinengeerntete Oliven. Die Blätter hängen teilweise noch mit den Oliven an den Zweigen und lassen sich auch durch das Gebläse in der Mühle nur teilweise entfernen. Blätter mindern den Geschmack des Öls.

- Diese Oliven haben einen sehr hohen Ölgehalt. Sie wurden im Januar geerntet. In den vollreifen Früchten krabbelt es manchmal ganz ordentlich. Ich vergleiche sie immer mit vollreifen Pflaumen.
- Orujos.jpg (28.57 KiB) 2277 mal betrachtet
Wie oben schon erwähnt, bestimmen die Socios der Cooperativas auch, wann gespritzt wird und mit welchem Mittel. Jeder Bauer besitzt einen Riesenventilator, der hinter den Traktor gespannt wird und mit dessen Hilfe er dann seinen Hain mit einer Wolke von Chemikalien überzieht.

- Olivenhain in einer Chemiewolke
Fehlende Kenntnisse können dann zu Überdosierung führen - wie das Foto zeigt.

- Blaue Oliven...
Aber nicht nur von oben werden die Bäume besprüht. Auch unten wird der Boden regelmäßig mit dem Einsatz von Herbiziden von Wildkräutern frei gehalten, er sieht leblos aus, wie fest betoniert. Die Bodenverdichtung führt bei Gota frías zu Bodenerosion, denn das Wasser kann nicht im Boden versickern. Der Einsatz von Herbiziden und Insektiziden bewirkt, dass nicht nur „Unkräuter“ und Schädlinge abgetötet werden, sondern auch Insekten, die zur Nahrung der Vögel gehören. Ein Teufelskreis.
Im Biolandbau werden die Wildkräuter (Lebensraum für viele Tierarten)ein- bis zweimal in den Boden eingearbeitet und dienen den Bäumen als Dünger und der auf diese Weise bearbeitete Boden nimmt den Regen gut auf.

- Im ökologischen Olivenanbau werden die wilden Triebe per Hand beschnitten und die Wildkräuter leicht in den Boden eingearbeitet.
Die wilden Triebe der Oliven, die ständig nachwachsen, werden im konventionellen Anbau mit der chemischen Keule eliminiert. Selten sieht man Bauern, die sie mit der Motorsense entfernen, was zwar oft genug zu Verletzungen des Baumes führt, aber so wird wenigstens das Grundwasser nicht verseucht. Ich entferne diese Triebe nach alter Weise noch mit der Schere und werde dafür belächelt.
Im letzten Jahr bewunderte ein Erzeuger an der Mühle unsere Olivenkisten. Da lagen nur Oliven drin, weder Blätter, Stängel noch Erde. Auch seine sahen hervorragend aus, man sah, dass auch sie handgepflückt und verlesen waren. Ich fragte ihn, ob seine Oliven auch biologisch erzeugt wären und er bestätigte dies. Nur ein einziges Mal im Jahr würde er sprühen, im Sommer, damit die Stängel an den Ästen hängen bleiben!!!! Aha. - Ja, und die wilden Triebe sprüht er natürlich genauso weg wie das Unkraut, aber das hat mit den Oliven selbst natürlich gar nichts zu tun.
Ich will jetzt nicht behaupten, dass dies überall so geschieht, doch wer Geld mit dem biologischen Anbau von Oliven verdienen will, muss sein Produkt gut vermarkten können und den Anbau im großen Stil betreiben, damit er keinen Verlust macht.
Kein kleiner Erzeuger kann die Auflagen, die für die Vermarktung als Bioprodukt Voraussetzung sind, erfüllen, denn die Biozertifizierung kostet Geld und Zeit (Schulungen) und lohnt sich deshalb nur für große Betriebe.
Deshalb werden Verbraucher auch weiterhin nur erschwingbare Bio-Produkte aus Monokulturen in den Ladenregalen finden, denn der Erzeuger muss ja auch noch was verdienen. Handarbeit wird in Zukunft kaum noch bezahlbar sein. Aber wer in Spanien die Augen aufmacht findet sie noch, die kleinen Erzeuger, die ihre Oliven nicht chemisch behandeln und "ab Hof" verkaufen sowie kleine Mühlen, die zweigleisig fahren (biologisches und konventionelles Öl anbieten).
Aber solange der Käufer die Unterschiede nicht kennt, werden diese Erzeuger nur ein Schattendasein führen.
Tut mir leid, jetzt sind doch wieder die Gäule mit mir losgegangen, ist halt mein Fachgebiet...
