Meine Tochter geht hier in Alicante in einer ländlichen Gegend auf eine relativ kleine, öffentliche Schule. Spanier-Anteil sicher über 95%. Und wir sind eigentlich sehr zufrieden. Natürlich mäkeln wir ab und zu, aber wenn ich dann mit meiner Schwester in der Schweiz telefoniere, höre ich oft: "Aber das ist hier genauso!"
Ich durfte ja das hochgelobte Schweizer Schulsystem geniessen... und was soll ich sagen... wenn ich mir überlege, was von all den Schulstunden hängengeblieben ist, dann ist es doch recht, recht dürftig, wenn nicht sogar zum Schämen. Meine Hassfächer waren: Physik, Chemie, Geometrie und Mathematik. Der Stoff interessierte mich (damals) nicht, war zu abstrakt und die Lehrer spulten ihr Programm ab, ohne Begeisterung und wirkliches Interesse für die einzelnen Schüler. Meine Lieblingsfächer: Sprachen, wobei gerade die Lehrer in diesen Fächern mich begeistern konnten.
Ich denke, jeder ist für eine erfolgreiche Schullaufbahn verantwortlich: Schulsystem, Lehrer, Eltern und auch die Schüler selbst ab einem gewissen Alter.
Hier in Spanien unterrichte ich Ingenieure und alles sind ganz clevere, aufgeweckte und interessierte junge Leute. Auch in meinem Umfeld sind viele Spanier mit Uni-Abschluss, und ich denke nicht, dass ich ihrem Wissenstand überlegen bin

Also, man sollte nicht alle über einen Kamm scheren.
Für mich kommt im Moment auch überhaupt nicht in Frage wieder in die Schweiz zurückzukehren, nur weil ich hier mit dem Schulsystem nicht ganz zufrieden bin. Bildung ist extem wichtig, aber Bildung wird nicht nur in der Schule vermittelt und das Leben besteht aus so viel mehr als nur Schule! Was mir viel mehr Sorgen bereitet, ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Das wäre ein Grund, mein Kind irgendwann in die alte Heimat oder ein anderes Land zu schicken.
Betreff Elternabend: 18 Schüler, 10 Eltern waren am Mittag anwesend (einige arbeiten ja doch), aber auch hier meinte die Lehrerin, sie fände es toll, dass so viele erschienen seien, sie hätte schon Eltern"abende" gehabt, da sei kein einziger Elternteil aufgetaucht.
Betreff Sparmassnahmen: Allgemein wird in Spanien im Moment an den falschen Stellen gespart. Am Schulsystem zu sparen, ist meiner Meinung nach fatal und trotzdem: einige Sparmassnahmen kann ich nachvollziehen. Ein Beispiel: Meine Tochter hatte hier im Kindergarten ihre Lehrerin, zudem gab es für die ganze Kindergartenstufe (3 Klassen) 3 Hilfslehrerinnen (weiss jetzt die genaue Bezeichnung nicht mehr). Wenn die Lehrerin gerade "etwas" erledigen musste, übernahm eine der Hilfslehrerinnen die Klasse und das kam so oft vor, dass meine Tochter grobgesagt von vier Lehrerinnen abwechselnd unterrichtet wurde. Die Stellen dieser Hilfslehrerinnen wurden jetzt gestrichen, so dass jede Klasse nur noch einen Lehrer (abgesehen von Sport-, Musik-, und Englischlehrer) hat, was meiner Meinung nach auch genügt.
So, das war meine Erfahrung zu dem Thema...