Ja...
Nachdem Meisen und Wiedehopf (leider konnte ich kein Foto machen, er nistete im Baumstumpf vor unserer Terrasse und war sehr, sehr scheu) bei uns genistet haben, werden jetzt unsere kleinen, frechen Bachstelzen flügge. Die Eltern fliegen sich einen "Wolf", um ihrem gierigen Nachwuchs alle Chancen auf ein besseres Leben zu bieten. Ursprünglich waren es drei, den Kleinsten haben die beiden Stärkeren ohne Skrupel

aus dem Nest geschupst, und als die Mutter beim nächsten Mal mit Insekten angeflogen kam, haben die beiden Mörder für drei geschrien und ihre Hälse so weit aufgerissen, so dass ihr der Verlust gar nicht auffiel.
Aber irgendwann wurde es auch den beiden zu eng im Nest. Die Eltern locken, "nun kommt doch endlich", ja - und da sitzen sie nun unten auf dem Boden, fürchten sich vor der großen weiten Welt, machen sich vor lauter Angst fast in die völlig unsichtbaren Windelhöschen und kneifen ihre kleinen Schnäbel trotzig aufeinander. Da müssen sie durch, wenn sie ihre Eltern nicht verärgern wollen!

- Vor einer Woche
Ein paar Tage später und ein bisschen Flaum weniger, dafür aber mit deutlich mehr Mut ausgestattet, sitzen die beiden Hartgesottenen auf dem Boden, der eine kräftiger als der andere.
Ich nähere mich ihnen vorsichtig, sie versuchen, mich finster und drohend anzuschauen. Entschuldigung, ich verschwinde sofort! Der "Erstgeborene" fasst sich ein Herz, flattert ein paar Mal probeweise mit den Flügeln und schwupp, sitzt er schon auf den nächsten Ast. Gerettet!!! Der andere, ein Angsthase, blickt mit zusammengepresstem Schnabel hinter ihm her. Mama schimpft vom Dach wie ein Rohrspatz auf mich herunter.

- Bachstelzenmutter mit biologischer Nahrung im Schnabel
"Flieg doch", tschilpt sie dem unfähigem Nachwuchs von oben herab zu. Das Nesthäkchen traut sich immer noch nicht, ich ziehe mich wieder zurück, und der andere Kleine kommt zurück. Nein, er lässt sein Geschwisterchen nicht im Stich.

- Wer bekommt den Wurm?

- ICH!!!!

- Wir haben Hunger, Hunger, haben

- Hunger, Hunger, Hunger, haben Hunger, Hunger, Hunger haben

- Durst!
Aus ein paar Meter Entfernung kann ich beobachten, wie Mama die hungrigen Schlünde stopft. Sie wird froh sein, wenn die Bande endlich flügge ist und sie entspannt zu ihrem Bachstelzenmann sagen kann, "schau mal, Liebling, ist es nicht niedlich wie elegant sie schon fliegen?"