Atze hat geschrieben:Keine Frage, dass man die beteiligten Hunde mit Recht "Killermaschinen" nennt.
Es ist auch keine Frage, dass JEDER Hund abhängig von seiner Größe und Kraft gefährlich werden kann - selbst zu Familienangehörigen. In diesem Punkt muss ich Konrad Lorenz (der meinte, ein Hund würde seinen Menschengeschwistern nie etwas tun) korrigieren.
Ich bin auch der Meinung, dass man (egal ob aus einer Zucht oder aus dem Tierheim) den Hund auswählen sollte, der dem gedachten "Einsatzzweck" am meisten entspricht. -Und der deshalb (aus Menschensicht) mit seinem Leben und seinen Aufgaben wahrscheinlich am glücklichsten werden wird.
Insofern kann ich nicht richtig verstehen, wenn sich ein Nicht-Schäfer einen spezialisierten Hüte- oder einen Herdenschutzhund zulegt (z.B. Kangal), ein Nicht-Kampfstallbesitzer einen Kampfhund (z.B. American Pitbull) oder ein Nicht-Jäger einen extrem auf Jagd gezüchteten Jagdhund (z.B. Jagdterrier).
Während ein Normalmensch, der sich einen DJT anschafft eher wegen seiner Einfalt belächelt wird, muss ein Normalbürger, der sich einen Pitbull hält, es sich halt gefallen lassen, dass er in eine bestimmte Ecke gestellt wird, z.B. dass er einen Selbstwertverstärker braucht.
Und leider scheint es ja auch so zu sein, dass "Kampfhund"-Besitzer oft nicht gerade "angepasst" erscheinen.
Das mag oft unberechtigt sein, andererseits ist es offenbar auch ein Anreiz, so einen Hund zu führen - also etwas Besonderes zu sein.
Und dieser Teufelskreis führt dazu, dass sowohl Besitzer als auch Hunde manchmal unberechtigterweise in einem falschen Licht erscheinen.
Ich persönlich wäre viel zu angepasst, mir so etwas anzutun, bin halt charakterschwach.
Ich persönlich habe mich in die Staffordshire Bullterrier vor etwa 28 Jahren "verguckt". Damals gab es die "Kampfhundeproblematik" noch gar nicht.
Der Staffordshire Bullterrier gehört mit seinem Maximalgewicht (Rüden: 12,7 - 17 kg; Hündinnen: 11 - 15,4 kg) und der Schulterhöhe von 35,5 - 40,5 cm nicht zu den Hunden, die dazu geeigent sind, als Selbstwertverstärker zu dienen. Ich finde es auch nicht unbedingt erstrebenswert "etwas besonderes zu sein" und mir negative Äußerungen über "solche Hunde" anzuhören und sozial ausgegrenzt zu werden.
Der Begriff Kampfhund und die Rasselisten der vergangenen 16 Jahre hat viel kaputtgemacht.
Der Staffordshire Bullterrier wird in England als "Kindermädchenhund" bezeichnet, was seiner hohen Reizschwelle geschuldet ist.
Auch in den letzten 17 Jahren seit der "Kampfhundeverordnung" ist kaum ein Staffordshire Bullterrier negativ in den Beißstatistiken aufgefallen.
Trotzdem wird diese Rasse in fast allen Rasselisten mit aufgeführt und ich bin automatisch auch ein nicht angepasster Kampfhund-Besitzer und kein Normalbürger. Dem Staffordshire-Bullterrier wurde seine Vergangenheit und seine Verwandtschaft mit seinen größeren Vertretern zum Verhängnis.
In Berlin gilt der Staffordshire-Bullterrier übrigens nicht als Kampfhund.
Tatsächlich wurde der Staffordshire Bullterrier ursprünglich einmal für den Kampf gegen Bullen, Ratten (und später auch gegen andere Hunde) gezüchtet. Seit 1835 ist dies jedoch verboten. Zwischen 1835 und heute liegen sehr viele Hundegenerationen und der heutige Staffordshire Bullterrier-Züchter hat ganz andere Zuchtziele als 1835. Ich erlaube mir hier auch den Hinweis, dass der Deutsche Boxer in seinen Anfängen auch mal ein "Bullenbeißer" war...genauso wie die englische Bulldogge...
Ich wage zu bezweifeln, dass die heutigen Boxer oder englischen Bulldoggen noch viel mit ihren "kämpfenden Ahnen" gemeinsam haben.
Atze, ich habe einen Staffbull-Mix und keinen Kampfhund. Ich bin auch kein Kampfhundhalter, sondern ein Staffbull-Mix-Halter.
Wer sich dass antut, ist nicht unbedingt kein "Normalbürger" oder "unangepasst" und hat andere Gründe als auffallen zu wollen, etwas besonderes sein zu wollen oder einen Selbstwertverstärker zu brauchen, genausowenig wie du charakterschwach bist.
Ich frage mich auch manchmal, warum tue ich mir das an. Dann gucke ich meinem Hund in die Augen und weiß es wieder.
Die Forderung nach "aus dem Verkehr ziehen" und "ins Gefängnis" wird meines Erachtens für die betroffenen Hunde und deren Halter erfüllt werden, ohne dass es dafür eines besonderen Hinweises bedarf. Die infrage stehenden 5 Pitbulls werden mit Sicherheit mit Ihrem Leben bezahlen und auch der Halter wird nicht ungeschoren davonkommen (fahrlässige Tötung?).
Jetzt habe ich - wie sunwind - auch alles gesagt, und klinke mich aus dem Thema aus, um mich schöneren Dingen zu widmen.
Euch allen ein schönes Wochenende und hoffentlich keine negativen Erfahrungen mit Hunden - egal welcher Rasse sie angehören.