Florecilla hat geschrieben:Hallo Cozumel,
dass die ehemals hochgelobten Süßstoffe mittlerweile ein äußerst negatives Image haben
Hm -"ehemals hochgelobt" ist an mir vorbeigegangen. das mit dem negativen Image stimmt z.T.
und dies durch viele Studien belegt wurde, ist bekannt.
Da hatte ich gerne Nachweise. Mir bekannt ist:
1.)Saccharin kann bei Ratten in extrem hohen Dosen Blasenkrebs auslösen, was jedoch auf die spezielle Reaktion von Nagetieren auf Natriumsalze zurückzuführen ist. Bei Menschen wurde dieser Verdacht nicht erhärtet, allerdings gab es bei exzessiven Dosen von gesüßtem Kaffe evtl mehr Blasenkrebs, dann aber immer mit hohen Nikotindosen, das allein schon für Blasenkrebs verantwortlich sein kann.
2.) Aspartam ist gefährlich für Patienten, die unter einem genetischem Defekt (Phenylketonurie) leiden. Für alle anderen bislang keine Bedenken.
3.) Acesulfam ist erst seit 25 Jahren zugelassen. Nachteile bisher nicht bekannt.
Deshalb geht es in diesem Thread ja um Stevia - einen ursprünglich mal natürlichen Zuckerersatz, der aber mittlerweile auch künstlich hergestellt wird und bei vielen Konsumenten wegen des Beigeschmacks nicht gut ankommt.
Hm, dass Stevia mittlerweise auch künstlich hergestellt wird, ist mir neu. Enzymatisch (mit Bakterien) wird aber versucht, den bitteren Anteil zu reduzieren.
Erythrit wird übrigens auf ähnlich Weise hergestellt, ist also auch nicht "natürlich", sondern synthetisch.
Ältere Hypothesen legten den Verdacht nahe, dass auch bei exzessivem Gebrauch von Süßungsmitteln Diabetes auftreten kann - aber warum?
Außer einem erhöhten Glucosespiegel können auch andere Stoffe Insulin aus seiner Zinkverbindung freisetzen (das hat man nachgewiesen, nachdem eine orale Glukosegabe zu einer höheren Insulinausschüttung führt als eine intravenöse):
Die Ausschüttung der
Inkretine GIP und
GLP-1 sind offenbar effektvoller als der Glukosespiegel.
Außerdem führen zu einer vermehrten Insulinausschüttung ein Anstieg von:
Gastrin - wird allein schon durch Dehnung des Magen und durch Coffein produziert. Schon allein die Coffeinbrause kann also wirken. Und:
Sekretin wird gebildet, wenn der Duodenalinhalt zu sauer wird. Auch durch Coffein und Phosphorsäure möglich.
Inzwischen geraten eher
Süßungsmittel mit höherem Bitterstoffanteil (z.B. auch Stevia) unter Verdacht dieser reflektiven Insulinausschüttung:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9884024
Das von mir verlinkte Produkt Erythritol ist
"ein aus vier Kohlenstoffatomen bestehender Zuckeralkohol (Polyol), hat in etwa eine 60-80% Süßkraft von Sucrose (Zucker) und findet als biologischer Süßstoff Anwendung in der Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie. Insbesondere zeichnet sich Erythritol aufgrund seiner ernährungsphysiologischen Eigenschaften als funktionaler Zuckerersatz für Diabetiker und Menschen mit Übergewicht aus.
Erythritol wird zwar in die Familie der Kohlenhydrate eingereiht, verhält sich jedoch nicht wie ein "gewöhnliches" Kohlenhydrat, da es im Körper nicht in Energie umgewandelt, sondern unverbraucht über den Urin wieder ausgeschieden wird. So muss man es auch bei der Berechnung von Broteinheiten nicht berücksichtigen!
Quelle:
erythrit.nethttp://www.plosone.org/article/info%3Ad ... ne.0098949
Erythrit ist ein Zuckeralkohol, ähnlich Xylit aber ohne die Nachteile (Durchfall)
Allerdings ist es auch ein "künstlicher Stoff" (für den, dem so etwas etwas ausmacht), die rein synthetisch-katalytische Herstellung ist aber zu teuer. Deshalb besorgen einige Bakterien jetzt für uns diese Arbeit, - das heißt dann biologisch.
Und jetzt ein besonderer Vorteil von Erythrit: Fast jeder von uns ärgert sich doch über die lästigen Fruchtfliegen (Drosophila) - obwohl sie der Wissenschaft ja schon unschätzbare Dienste erwiesen haben.
Jetzt die Lösung:
Erythrit ist laut einer im Juni 2014 veröffentlichten Studie ein
Insektizid, das wirksam gegen Fruchtfliegen eingesetzt werden kann:
http://www.plosone.org/article/info%3Ad ... ne.0098949
Was dem einen sin Uhl is dem andern sin Nachtigall
Jetzt fragt mich bloß nicht, was ich verwende. (-> so ziemlich alles, ohne mir einen Kopp drüber zu machen)
Aber gerade diese Nachlässigkeit gegenüber diesen wirklich wichtigen Gefahren für unsere Gesundheit wird mich - so wurde mir geweissagt - irgend eines schönen Tages in die Grube bringen.