Mein kleines Ölwunder
Verfasst: Mi 13. Mär 2019, 14:23
Es war Anfang der 70er Jahre und im jungen Erwachsenenalter hatte ich weder was von der Welt gesehen noch probiert. Fremde Länder, Menschen und Kulturen faszinierten mich aber schon als Kind und das, was die in den 60ern kommenden Gastarbeiter aus ihrer Heimat mitbrachten, hatte so richtig was exotisches an sich.
Mit Maria, der bei Schöllerwolle arbeitenden Griechin hatte ich mich angefreundet und irgendwann lud sie mich in ihr bescheidenes Zimmerchen im Mädchenheim (wo weibl. Gastarbeiter ihre Bleibe hatten) ein. Sie bewirtete mich mit all ihren Köstlichkeiten aus dem Norden Griechenlands.
Aber ich war jemand, auf den das Sprichwort „Wat de Buur nich kennt, dat frett he nich!“ so ziemlich zutraf und saß nun in der Zwickmühle zwischen Verletzung der Gastfreundschaft oder die eigenen Geschmacksnerven völlig zu ignorieren, was mir dann mehr oder weniger erfolgreich gelang
Bei Schafskäse, Oliven und Retsina (geharzter Wein) war ich fast im Glauben, Maria wolle mich vergiften.
Es dauerte eine ganze Weile, bis mir u.A. Schafskäse und Oliven schmeckten, die dann auch ganz schnell den Eingang in meine Küche fanden
Womit ich mich jedoch in den knapp 50 Jahren überhaupt nicht anfreunden konnte, war das Öl der Oliven, so gesund es ja ist, so begeistert viele davon schwärmen. Nein, Olivenöl fand keinen Zugang zu meinem Gaumen und zu meiner Küche
So oft mir auch mein Schwager das flüssige Gold aus seiner Heimat Italien mitbrachte, so oft mir griechische Freunde Öl von eigenen Bäumen schenkten - ich habe alles weiter verschenkt.
Seit ich Spanien bereise beobachte ich in den Bars, wie sich die Spanier das Öl nur so über das Brot laufen lassen und mir drehte sich bei diesem Anblick der Magen um.
Als dann meine bessere Hälfte auch noch begann, sein Tomaten-Ölbrot zu zelebrieren, verstand ich die Welt nicht mehr.
Und dann kam er, der Tag, an dem es passierte:
In einer kleinen Bar in der Provinz Almeria stand ein Ölkännchen mit trübem Olivenöl auf dem Tisch und Jefe war ganz begeistert: „Musst du probieren“ meinte er und hielt mir den Kaffeelöffel mit Öl hin.
Und es schmeckte überhaupt nicht nach dem, was ich bisher als Olivenöl kannte; es schmeckte fruchtig, richtig fruchtig nach - ja, nach Oliven, wie ich sie mag und ab jetzt sieht mein Frühstücksbrot so aus:
Aber nur in dieser einen, einzigen Bar; in anderen heißt es: Erst probieren, dann auf‘s Brot fließen lassen.
Und so lernte ich nach fast einem halben Jahrhundert das Öl dieses ehrwürdigen Baumes schätzen und lieben
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schon irgendwie ein kleines „Wunder“, oder?
Mit Maria, der bei Schöllerwolle arbeitenden Griechin hatte ich mich angefreundet und irgendwann lud sie mich in ihr bescheidenes Zimmerchen im Mädchenheim (wo weibl. Gastarbeiter ihre Bleibe hatten) ein. Sie bewirtete mich mit all ihren Köstlichkeiten aus dem Norden Griechenlands.
Aber ich war jemand, auf den das Sprichwort „Wat de Buur nich kennt, dat frett he nich!“ so ziemlich zutraf und saß nun in der Zwickmühle zwischen Verletzung der Gastfreundschaft oder die eigenen Geschmacksnerven völlig zu ignorieren, was mir dann mehr oder weniger erfolgreich gelang

Bei Schafskäse, Oliven und Retsina (geharzter Wein) war ich fast im Glauben, Maria wolle mich vergiften.
Es dauerte eine ganze Weile, bis mir u.A. Schafskäse und Oliven schmeckten, die dann auch ganz schnell den Eingang in meine Küche fanden
Womit ich mich jedoch in den knapp 50 Jahren überhaupt nicht anfreunden konnte, war das Öl der Oliven, so gesund es ja ist, so begeistert viele davon schwärmen. Nein, Olivenöl fand keinen Zugang zu meinem Gaumen und zu meiner Küche

So oft mir auch mein Schwager das flüssige Gold aus seiner Heimat Italien mitbrachte, so oft mir griechische Freunde Öl von eigenen Bäumen schenkten - ich habe alles weiter verschenkt.
Seit ich Spanien bereise beobachte ich in den Bars, wie sich die Spanier das Öl nur so über das Brot laufen lassen und mir drehte sich bei diesem Anblick der Magen um.
Als dann meine bessere Hälfte auch noch begann, sein Tomaten-Ölbrot zu zelebrieren, verstand ich die Welt nicht mehr.
Und dann kam er, der Tag, an dem es passierte:
In einer kleinen Bar in der Provinz Almeria stand ein Ölkännchen mit trübem Olivenöl auf dem Tisch und Jefe war ganz begeistert: „Musst du probieren“ meinte er und hielt mir den Kaffeelöffel mit Öl hin.
Und es schmeckte überhaupt nicht nach dem, was ich bisher als Olivenöl kannte; es schmeckte fruchtig, richtig fruchtig nach - ja, nach Oliven, wie ich sie mag und ab jetzt sieht mein Frühstücksbrot so aus:
Aber nur in dieser einen, einzigen Bar; in anderen heißt es: Erst probieren, dann auf‘s Brot fließen lassen.
Und so lernte ich nach fast einem halben Jahrhundert das Öl dieses ehrwürdigen Baumes schätzen und lieben

schon irgendwie ein kleines „Wunder“, oder?