Massentourismus - Schwerpunkt "Kreuzfahrten"

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villa
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Re: Massentourismus - war früher alles besser?

Beitrag von villa »

Hmm, ich habe noch nie eine Kreuzfahrt gemacht, würde es aber gerne mal ausprobieren. Ich in aber auch nicht so der Massenmensch. Wie finde ich denn heraus welche Angebote auf kleineren Schiffen sind? Vielleicht hat mir da eines unserer Erfahrenen Mitglieder ein Tipp wo ich mit dem Suchen anfangen soll. Östliches Mittelmeer wäre für uns sicher eine gute Idee für eine erste Erfahrung.
JanV
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Re: Massentourismus - war früher alles besser?

Beitrag von JanV »

Früher war für mich undenkbar, eine Kreuzfahrt zu machen. Da lebten noch diese Ressentiments über Alter, Reichtum, Snobismus etc, die dann aber gleich bei der ersten Kreuzfahrt alle auf einmal ausgeräumt wurden. Heute gibt es wieder andere, die zielen mehr in den Bereich Umwelt und gesellschaftlicher Ruf.
Man wird dann als Umweltzerstörer, Kinderarbeitnutznießer, Ausbeuter uä bezeichnet. Nur, wenn ich nach so was gehen würde, dann müsste ich eigentlich als Wurzelfresser in einem Erdloch im Wald leben. Davon abgesehen, dass es nicht stimmt.
Darum sollte v.a. die persönliche Einstellung entscheiden, und wenn einer meint, dass es nichts für ihn ist, dann ist das halt so. Mir tut dabei eigentlich nur leid, dass dieser Mensch meistens keine eigene Erfahrung gemacht hat, um zu dieser Einstellung zu kommen.

Den auch hier erwähnten Einwand, es sind zu viele Menschen auf so einem Kahn, möchte ich gerne abschwächen. Ich denke, ich kann da mitreden.
Wir haben mehrere Fahrten mit den damals jeweils weltgrößten Kreuzfahrtenschiffen gemacht - der Symphony-, der Harmony-, der Allure- und der Independence of the Seas von der Royal Carribean Cruises. Die Passagierkapazität von Symphony, Harmony und Allure sind so um die 6500 Pax, dazu ca 2000 Besatzung. Independence ca 4500. Dazu noch paar Fahrten mit 2 Schiffen der Celebrity Cruises, Kapazität ca 2000-2500 Pax.

Ja, diese Zahlen können Angst machen.
Nur - entsprechend groß sind auch die Schiffe. Man sieht die Menschen nicht, sie verteilen sich. Auf diesen Schiffen gibt es so viel zu tun, dass 1. jeder für sich eine Beschäftigung findet und 2. nichts ist überlaufen. Egal ob an den Bars, oder in der Bibliothek, in den Museen, Ausstellungen, Geschäften, in der Zigarrenlounge, Kosmetiksalons, Kindergarten, Casinos, im Gym, Running Track usw usw.
Man sieht mehr Leute eigentlich nur in den Restaurants und im Theater. Aber auch dann verteilt es sich eben an mehrere Örtlichkeiten und Zeiten. Wir hatten nie das Gefühl, dass dort zu viele Leute sind. Sogar an den verschiedenen Pools, Jacuzzis, Spas usw. gab es immer Platz und keine Schlachten und Kämpfe um Liegen.
Und wer wirklich nur für sich sein und absolute Ruhe haben wollte, der ging in den Wintergarten oder saß mit Buch auf dem Balkon. Es klingelte nirgendwo Telefon und die Leute war mehr mit sich beschäftigt als mit dem Smartphone.
Wir empfanden jede Kreuzfahrt als absolut wohltuend und erholsam, mehr als jede andere Art vom Urlaub. Mit einer Ausnahme - man will selbstverständlich auch die großartige Kulinarik mitnehmen, die angeboten wird, und da reichen die 7-10 Tage, um die Hose zu sprengen. Trotz aller möglichen Aktivitäten.
Meine Frau ist Nichtschwimmerin und hat Angst vor viel Wasser. Es dauerte lange, bis wir (ich und Kreuzfahrt erfahrene Freunde) sie zu der ersten Kreuzfahrt überredeten. Ergebnis? Kann sich jeder denken....
Ich will nicht sagen, dass man nicht gelebt hat, wenn man keine Kreuzfahrt gemacht hat. Aber vieles an den verschiedenen Kritiken, Einwänden, Verteufelungen etc ist schlicht übertrieben und unwahr.
Auch über die touristischen, umwelttechnischen und wirtschaftlichen Aspekte der Kreuzfahrtindustrie könnte man sich unterhalten. Und auch da schneidet die Branche bei weitem nicht so schlecht, wie gerne kolportiert wird.
Jan
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chris
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Re: Massentourismus - war früher alles besser?

Beitrag von chris »

Ich habe so einen Urlaub weder schon gemacht noch für die Zukunft auf dem Schirm, mir hat allerdings eine Reportage auf einem deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehkanal vor geschätzt etwa zwei, drei Monaten neue Erkenntnisse verschafft.

Thema der Sendung waren die grauenvollen Zustände und betrügerischen Machenschaften bei AIDA-Kreuzfahrten.

Was ich daraus mitgenommen habe: aus den Schornsteinen kommt tatsächlich Rauch, an Bord wird bargeldlos gezahlt, und die Reederei verschenkt die Leistungen nicht, sondern versucht allen Ernstes mit diesen Kreuzfahrten Geld zu verdienen. Schreck und Entsetzen bei der ARD.

Schlussfolgerung: man versucht unverhohlen, eine ganze Branche zur Hauptsendezeit in ein schlechtes Licht zu rücken. Wenn die in dieser Reportage gelisteten Verfehlungen das Schlimmste und Verachtenswerteste waren, was ein voreingenommenes Reporterteam finden konnte, dann gibt es wohl kaum ein Unternehmen mit einer weißeren Weste als die großen Kreuzfahrt-Reedereien.
Saludos,
Chris
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Oliva B.
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Re: Massentourismus - war früher alles besser?

Beitrag von Oliva B. »

Ich freue mich, dass die Diskussion nach einem doch etwas holperigen Anfang inzwischen auf Augenhöhe geführt wird. Es wird "zugehört" und die eigenen Sichtweise hinterfragt. Nur so können Vorurteile abgebaut werden, vorschnelle Urteile revidiert oder gar zurückgenommen werden.

Wir selbst sind bekennende Individualreisende und planen auch für die Zukunft keine Kreuzfahrt. Das hält mich mich jedoch nicht davon ab, interessiert mitzulesen und hin und wieder einen Kommentar abzugeben.
Dieser Meinungsaustausch hat bewirkt, dass manche Kreuzfahrtgegner das Thema auch mal aus einer anderen Perspektive betrachten, vielleicht kann auch noch mit weiteren Vorurteilen aufgeräumt werden. Z. B.:

Kreuzfahrer bringen kein Geld ins Land. Gut, sie brauchen weder Unterkunft noch Restaurants; kaufen aber Souvenirs, lassen sich von örtlichen Unternehmen vom Hafen zu ihren Ausflugszielen bringen - und nehmen hier und da noch ein Getränk ein. Das größere Geld lassen jedoch die Reedereien im Land, sie zahlen für Liegegebühr, Treibstoff, frische Lebensmittel etc.

oder

auf Kreuzfahrtschiffen bekommen die Passagiere "touristisches FastFood" vorgesetzt. Sicher wird es auch Pizza, Döner, Burger und sogar die beliebte Currywurst geben, aber wenn ich mit Kreuzfahrern rede, dann wird hauptsächlich von der exzellenten Bordküche geschwärmt. Nachzulesen auch unter So schmeckt die Ferne auf "Mein Schiff".

Wer gerne Reisebekanntschaften schließt, findet sie eher auf einem Schiff als auf einer individuell geplanten Reise Und ein gemeinsames Thema ist auch schnell gefunden: Kreuzfahrten!

ABER: Kreuzfahrtschiffe sind nun mal schwimmende Städte. Nichts ist natürlich. Wer Landschaften liebt, Einblick in das Leben und die Kultur des besuchten Landes sucht und die regionale Küche ausprobieren möchte, erlebt das nicht an Bord und auch nicht an einem Tag. Kreuzfahrten sind eine andere Art Cluburlaub (wie Club Med, Robinson Club usw) nur auf dem Wasser. Man muss sich im nichts kümmern, Essen, Freizeit- u. Sportangebote, Animation, ärztliche Versorgung usw. - alles ist da, und wer will, der kann "die Anlage" verlassen und einen Ausflug machen; kann sich aber auch den ganzen Urlaub ungestört von der Außenwelt verwöhnen lassen. Und ich glaube, das ist genau das, wovon viele Menschen träumen.

Doch nun zu meinen eigenen Vorurteilen, :-s Fazit einzelner :-o Beobachtungen, also völlig subjektiv:


Für mich erschreckend sind die Touristenmassen, die oftmals kleine Orte wie Dubrovnik, Santorini etc. überfallen. Ich habe das besonders negativ in Antiguas kleiner Hauptstadt Saint John's erlebt, wo die Passagiere dreier Kreuzfahrtschiffe die gut 20.000 Einwohner zählende Kleinstadt "fluteten". Dann wurden bei Ankunft hastig die Holzverschläge vor den Shops aufgerissen, die Souvenirs ins rechte Licht gerückt, und Stunden später, wenn die letzten Kreuzfahrer zum Schiff zurückgingen, genauso schnell wieder geschlossen.

Und dann die Schlacht am Hafen um die Verkehrsmittel, und der Wettbewerb, wer es schafft am meisten zu sehen und noch vor den anderen am Ausflugsziel zu sein, damit nachher nicht zu viele Mitreisende auf dem Foto zu sehen sind. Für manch einen ist sogar der Weg das Ziel, denn es braucht Zeit, um die oftmals entlegenen Ziele zu erreichen, da dauert die Fahrt länger als die verbrachte Zeit vor Ort.

Statt Bettenburgen (dazu zähle ich auch die schwimmenden) ziehen wir kleine, inhabergeführte Bleiben vor. Da ist es uns mal in einem winzigen Strandhotelchen passiert, dass morgens emsig 20 Liegestühle und Tischchen vom Speicher geholt und aufgestellt wurden - wir wunderten uns noch darüber, als die ersten Kreuzfahrer mit einem Taxi vorfuhren. Nicht etwa um die traumhafte und einsame Bucht zu genießen; sondern um einfach mal ungestört einen faulen Strandtag ohne Action einzulegen.

Und noch etwas anderes: trotz des verlockenden Lebens an Bord muss man sich im Klaren darüber sein, dass eine Fahrt mit dem "Kreuzfahrtdampfer" noch meilenweit vom Anspruch "nachhaltig zu reisen" entfernt ist — hierzu ein paar aisgesuchte Fakten.

Abgesehen davon gönne ich jedem seinen Traumurlaub, egal auf welche Art und Weise, und hoffe, dass sich bald wieder jemand traut, einen schönen Reisebericht einzustellen, auch wenn er scheinbar kaum beachtet wird.
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Re: Massentourismus - war früher alles besser?

Beitrag von Miesepeter »

Nach ein paar Kreuzfahrten erkennt man allerhand interessante Möglichkeiten, aus wenig viel zu machen. Das fängt bei der Buchung an. Die Reisepreise ha<ben von Land zu Land teilweise gewaltige Unterschiede. Unser letzte Kreuzfahrt nach Südamerika bekam ich für die Hälfte des in Spanien verlangten Preises in Österreich. Getränke kann man an Bord weitgehend kostenlos ergattern. Und mit entsprechenden Beschwerden (und es gibt immer etwas zu bemängeln) spart man die täglich automatisch belasteten Service Gelder. Da läppert sich so einiges zusammen - ich mache mir jedenfalls einen Spass daraus
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Mausifan
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Re: Massentourismus - war früher alles besser?

Beitrag von Mausifan »

Miesepeter hat geschrieben: Mi 30. Aug 2023, 11:20 Nach ein paar Kreuzfahrten erkennt man allerhand interessante Möglichkeiten, aus wenig viel zu machen. Das fängt bei der Buchung an. Die Reisepreise ha<ben von Land zu Land teilweise gewaltige Unterschiede. Unser letzte Kreuzfahrt nach Südamerika bekam ich für die Hälfte des in Spanien verlangten Preises in Österreich. Getränke kann man an Bord weitgehend kostenlos ergattern. Und mit entsprechenden Beschwerden (und es gibt immer etwas zu bemängeln) spart man die täglich automatisch belasteten Service Gelder. Da läppert sich so einiges zusammen - ich mache mir jedenfalls einen Spass daraus
=)) =)) das passt perfekt zu dir.
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Re: Massentourismus - war früher alles besser?

Beitrag von Frambuesa »

Mausifan hat geschrieben: Mi 30. Aug 2023, 12:38
Miesepeter hat geschrieben: Mi 30. Aug 2023, 11:20 Nach ein paar Kreuzfahrten erkennt man allerhand interessante Möglichkeiten, aus wenig viel zu machen. Das fängt bei der Buchung an. Die Reisepreise ha<ben von Land zu Land teilweise gewaltige Unterschiede. Unser letzte Kreuzfahrt nach Südamerika bekam ich für die Hälfte des in Spanien verlangten Preises in Österreich. Getränke kann man an Bord weitgehend kostenlos ergattern. Und mit entsprechenden Beschwerden (und es gibt immer etwas zu bemängeln) spart man die täglich automatisch belasteten Service Gelder. Da läppert sich so einiges zusammen - ich mache mir jedenfalls einen Spass daraus
=)) =)) das passt perfekt zu dir.
Das habe ich mir auch gerade so gedacht und - (es gibt ja immer was zu bemängeln), da fällt mir gerade der Gast in einem Hotel in Sri Lanka ein, der sich bei der Reiseleitung über 7 Moskitos im Bad beschwerte ;-) :lol: . Erzähl mir bloß einer, Reiseleiter/in sei ein toller Beruf :-?
Saludos Frambuesa
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Oliva B.
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Re: Massentourismus - war früher alles besser?

Beitrag von Oliva B. »

Miesepeter hat geschrieben: Mi 30. Aug 2023, 11:20 [...]Getränke kann man an Bord weitgehend kostenlos ergattern. [...]
BildBild :mrgreen:
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Re: Massentourismus - war früher alles besser?

Beitrag von Miesepeter »

Kleine Anekdote: Ein Defekt in der Toilettenspülung verbreitete einen unausstehlichen Gestank nicht nur in der Kabine sondern bis hinaus auf den Gang. 3 Vorsprachen beim "Kundendienst" blieben erfolglos. Daraufhin verfasste ich eine Benachrichtigung an den Kaptän mit dem HInweis, dass, wenn nicht umgehend dieser Zustand abgestellt würde, ich den nächsten Anlaufhafen dahingehend verständigen würde, dass auf dem Schiff wegen freigestzten E.Coli Bakterien Seuchengefahr bestünde was ausser Quarantäne noch einige weitere Unannehmllichkeiten für Schiff, Besatzung und Passagiere zur Folge hätte. Die Lösung kam prompt: wir bekamen eine Suite ein paar Stockwerke höher. Wie gesagt es gibt immer etwas zu beanstanden.
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Re: Massentourismus - war früher alles besser?

Beitrag von JanV »

Oliva B. hat geschrieben: Mi 30. Aug 2023, 09:56 ......
Dieser Meinungsaustausch hat bewirkt, dass manche Kreuzfahrtgegner das Thema auch mal aus einer anderen Perspektive betrachten, vielleicht kann auch noch mit weiteren Vorurteilen aufgeräumt werden. Z. B.:

Kreuzfahrer bringen kein Geld ins Land. Gut, sie brauchen weder Unterkunft noch Restaurants; kaufen aber Souvenirs, lassen sich von örtlichen Unternehmen vom Hafen zu ihren Ausflugszielen bringen - und nehmen hier und da noch ein Getränk ein. Das größere Geld lassen jedoch die Reedereien im Land, sie zahlen für Liegegebühr, Treibstoff, frische Lebensmittel etc.
Ich glaube, dieses Vorurteil gibt es gar nicht mehr, denn die wirtschaftliche Auswirkungen des Besuches eines Kreuzfahrtschiffes sind unbestritten. Jeder, der einigermaßen geradeaus denken kann, muss es eigentlich wissen.


oder

auf Kreuzfahrtschiffen bekommen die Passagiere "touristisches FastFood" vorgesetzt. Sicher wird es auch Pizza, Döner, Burger und sogar die beliebte Currywurst geben, aber wenn ich mit Kreuzfahrern rede, dann wird hauptsächlich von der exzellenten Bordküche geschwärmt. Nachzulesen auch unter So schmeckt die Ferne auf "Mein Schiff".
das kann ich restlos bestätigen. Sowohl die Vielfalt als auch die Qualität sind sehr gut - egal ob in den Buffet-Restaurants oder in derr Spezialitätenrestaurants.

Wer gerne Reisebekanntschaften schließt, findet sie eher auf einem Schiff als auf einer individuell geplanten Reise Und ein gemeinsames Thema ist auch schnell gefunden: Kreuzfahrten!

ABER: Kreuzfahrtschiffe sind nun mal schwimmende Städte. Nichts ist natürlich. Wer Landschaften liebt, Einblick in das Leben und die Kultur des besuchten Landes sucht und die regionale Küche ausprobieren möchte, erlebt das nicht an Bord und auch nicht an einem Tag. Kreuzfahrten sind eine andere Art Cluburlaub (wie Club Med, Robinson Club usw) nur auf dem Wasser. Man muss sich im nichts kümmern, Essen, Freizeit- u. Sportangebote, Animation, ärztliche Versorgung usw. - alles ist da, und wer will, der kann "die Anlage" verlassen und einen Ausflug machen; kann sich aber auch den ganzen Urlaub ungestört von der Außenwelt verwöhnen lassen. Und ich glaube, das ist genau das, wovon viele Menschen träumen.
das gehört klar zu den Vorteilen einer Kreuzfahrt, obwohl es nicht unbedingt Jedermanns Geschmack ist

Doch nun zu meinen eigenen Vorurteilen, :-s Fazit einzelner :-o Beobachtungen, also völlig subjektiv:


Für mich erschreckend sind die Touristenmassen, die oftmals kleine Orte wie Dubrovnik, Santorini etc. überfallen. Ich habe das besonders negativ in Antiguas kleiner Hauptstadt Saint John's erlebt, wo die Passagiere dreier Kreuzfahrtschiffe die gut 20.000 Einwohner zählende Kleinstadt "fluteten". Dann wurden bei Ankunft hastig die Holzverschläge vor den Shops aufgerissen, die Souvenirs ins rechte Licht gerückt, und Stunden später, wenn die letzten Kreuzfahrer zum Schiff zurückgingen, genauso schnell wieder geschlossen.
Es ist sicher ein Problem, wobei hier mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Ein Urlauber in solchen Orten ist sicher nicht begeistert, wenn die Kreuzfahrer da reinfallen. Ein Teil der Einwohner, die nicht direkt mit der Touristik zu tun haben, genauso. Und in Orten wie Dubrovnik, Santorini, Kotor, Venedig usw. hält sich, glaube ich, die Begeisterung in Grenzen alleine deswegen, dass diese Orte auf die Kreuzfahrer wirtschaftlich nicht so angewiesen sind.
Ganz im Gegenteil zu der Inselwelt der Karibik. Dort werden die aberwitzigsten Vorkehrungen getroffen, um die Kreuzfahrer um ihr Geld zu entlasten. Es ist sicher keine Ausnahme, wenn ein Shop oder Bar uä nur "zu Ehren" der Kreuzfahrer aufmacht. Plötzlich sind die Straßen voll von Animateuren, hilfsbereiten Menschen, die Ausflug mit Privatauto anbieten, Joint drehen und andrehen, die besten Tipps für alles haben, die besten Angebote haben und die schönsten versteckten Strände kennen.
Und manchmal sind es nicht mal Privatleute, sondern große Firmen. St. Maarten hat Anlegeplätze für 6-8 Schiffe und ab und zu ankern dort 4,5 oder sogar auch 6 auf einmal. Da rollte der Rubel, oder besser der Dollar. Gewaltige Mengen. Da ist niemand sauer. Dort habe ich mehrmals beobachtet, dass immer, wenn so ein Kahn anlegte, gab es plötzlich "Störungen" bei sonst flächendeckendem WLAN. Nein, ich glaube nicht, dass er überlastet war. Man hats schlicht und einfach abgeschaltet, damit die Kreuzfahrer den Mobilfunk oder Telefonkarten nutzen. Und es funktionierte. Vor den Telefonzellen gabs Schlangen der Amerikaner, die unbedingt nach Hause telefonieren mussten. War immer noch billiger als vom Schiff aus.
Ist das verwerflich? Sicher nicht. Für die meisten Insel sind die Cruises ein Segen.

.....

Und noch etwas anderes: trotz des verlockenden Lebens an Bord muss man sich im Klaren darüber sein, dass eine Fahrt mit dem "Kreuzfahrtdampfer" noch meilenweit vom Anspruch "nachhaltig zu reisen" entfernt ist — hierzu ein paar aisgesuchte Fakten.

Das ist ein wichtiger Punkt. Ich hatte die Möglichkeit, mir während einer geführten Tour die Technik auf so einem Schiff anzuschauen. Zumindest diese Reederei versucht, alles Mögliche umzusetzen, um den Schmutzfinkruf abzuschwächen. Sicher ist die Belastung da, und es sind nicht nur die Schwerölemissionen. Nur, was wäre die Alternative? Eigentlich nur zu verbieten. Aber, wenn man alles verbietet, was belastet, was bleibt dann? Auch ein Individualtourist belastet..

Abgesehen davon gönne ich jedem seinen Traumurlaub, egal auf welche Art und Weise, und hoffe, dass sich bald wieder jemand traut, einen schönen Reisebericht einzustellen, auch wenn er scheinbar kaum beachtet wird.
Jan
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