Weihnachtsgeschichten und -erinnerungen

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Frambuesa
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Weihnachtsgeschichten und -erinnerungen

Beitrag von Frambuesa »

Corona beherrscht die Welt,
Corona bestimmt in diesem Jahr sogar unser Weihnachtsfest.
Den einen trifft es tief, den anderen juckt es weniger,
der eine braucht seine harmonische Familienfeier mit „Stille Nacht“ und Gänsebraten,
der andere Disco und Hully Gully
und mancher mag es in sich gekehrt - ganz leise und besinnlich.

Mit Weihnachten verbindet mancher sicherlich das eine oder andere Erlebnis zum Nachdenken, Lachen oder Schmunzeln,
Erinnerungen an verbrannte Braten, ungebetene Gäste und vor allem plötzliche, unerwartete Ereignisse.
Ich z.B.könnte fast ein Buch schreiben über meine ganz persönlichen Weihnachtserinnerungen.

Wie sieht es bei euch aus? Welche Geschichten verbindet ihr mit Weihnachten? Bild
Saludos Frambuesa
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A.Einstein
Cozumel
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Re: Weihnachtsgeschichten und -erinnerungen

Beitrag von Cozumel »

Im Jahr 1974 lebte ich auf der mexikanischen Insel Cozumel.
An Weihnachten wollte ich unbedingt meinen Bungalow weihnachtlich schmücken.

Auf der Insel gab es nur einen einzigen Kramladen. Besitzer waren zwei uralte Daddys, Juden übrigens.
Da gab es eine lange, lange Theke, die den Laden in Kundenbereich und Ladenbereich mit vielen Schubladen und Fächern teilte.

Es gab natürlich keinen Weihnachtsschmuck wie ich ihn wollte, also Kugeln, echte Kerzen und schon garkeine Weihnachtsbäume. Alles was sie mir zeigten war amerikansicher Kitsch, das wollte ich nicht.
Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein, ich wollte einen Weihnachtsbaum. Zumal ich einige Gäste erwartete.

Ich bin dann mit meinem Moped überall rumgefahren um mir Ideen zu holen aber tagelang passierte nichts. Bis ich einmal an den Strand fuhr.

Die Insel hat zwei komplett unterschiedliche Zonen, man könnte fast sagen Klimazonen.

Die Seite die dem Festland zugewandt war, war grün, tropisch mit klarem Wasser, wo man die Barracudas abends im Scheinwerferlicht der Hotelterrassen stehen sah. Die andere Seite ging zum offenen Meer. Das Meer war rauh und der Strand war gischtig. Dort sah ich ihn, meinen Weihnachtsbaum.

Ein totes Bäumchen ungefähr eineinhalb Meter hoch mit einer schönen Krone und natürlich ohne Blätter und das beste, es war vollkommen vom Salz überkrustet. Das erschien mir eine schöne Alternative.
Ich holte das Auto eines Freundes und so kam das Bäumchen unbeschadet nach hause.

Geschmückt hab ich es mit silbernen Schlüpfen aus Geschenkbändern und Früchten, welche weiss ich nicht mehr.

Alle waren begeistert, er sah sehr stimmungsvoll aus. Das war vielleicht mein schönster Weinachtsbaum jemals. Aber auf jeden Fall mein liebster.
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Frambuesa
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Re: Weihnachtsgeschichten und -erinnerungen

Beitrag von Frambuesa »

Liebe Cozumel,
deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen.
Die kleine Insel in der Karibik, ein einziger Kramladen für alles, was Mensch braucht - außer Christbaumkugeln und echten Kerzen - betrieben von zwei uralten jüdischen Daddys :) !
Na, wenn das mal kein Stoff ist, aus dem Filme entstehen könnten :-?

Deinen salzverkrusteten Weihnachtsbaum mit silbernen Geschenkschleifen kann ich mir sehr gut vorstellen. >:d<
Saludos Frambuesa
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Cozumel
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Re: Weihnachtsgeschichten und -erinnerungen

Beitrag von Cozumel »

Danke Frambuesa.
Haha, Schleifen fiel mir einfach nicht ein, deshalb hab ich Schlüpfe geschrieben, ich wusste aber irgendwas stimmt da nicht. :lol:
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vitalista
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Re: Weihnachtsgeschichten und -erinnerungen

Beitrag von vitalista »

Schade, dass du kein Foto davon hast, Cozumel. Aber so stelle ich ihn mir in meiner Phantasie vor, das ist auch schön. (Obwohl ich beim ersten Lesen silberne Schlüpfer gelesen hatte, was sicher noch extravaganter gewesen wäre :lol:)

Ich erinnere mich an ein Weihnachtsfest vor rund 40 Jahren, als mein Partner eine riesige Pute geschenkt bekommen hatte. Mein Dr. Oetkers Schulkochbuch gab nicht allzu viel her, also überlegte ich, ein Hähnchen braucht rund anderthalb Stunden, dann wird eine Pute bestimmt zweieinhalb Stunden brauchen.

Vorsichtshalber fing ich mit den Vorbereitungen schon um 15 Uhr an, (die Gäste sollten um 20:00h kommen) denn die Pute sollte ja auch noch gefüllt werden und als alles soweit fertig war, stand ich vor dem ersten Problem, das Ding passte kaum in den Backofen.
Also versuchten mein Partner und ich mit vereinten Kräften die Pute so zu verschnüren, dass wir sie auf der unteren Schiene hineinschieben konnten. Dann hieß es, immer schön begießen, sie sollte ja zart und knusprig werden.

Um 20:00h, alle Gäste (sechs an der Zahl, war ja eine Riesenpute) waren zwischendurch eingetrudelt, wurde es mir heiß und heißer, denn ich hatte den Eindruck, das ist nichts geworden.
Ich dachte nur, Flucht nach vorn ist angesagt und bat um Hilfe. Natürlich hatte noch niemand einen solchen Riesenvogel zu bereitet.
So probierten wir mit vereinten Kräften ganz vorsichtig ein Stückchen rauszuschneiden um dann, begleitet von Lachsalven festzustellen, das kann man so nicht essen.

Es wurde beschlossen, darauf müssen wir erstmal ordentlich einen heben, der Alkohol ließ mein Problem schon viel kleiner erscheinen. Außerdem gab es doch auch die Vorspeise, die wir gegen 21:00h verputzten. Jetzt konnte es mit dem Hauptgang auch nicht mehr so lange dauern.

Tja was soll ich sagen :
Gegen 22:30h beschlossen wir, nach so viel Alkohol sollten wir jetzt mal besser erst die Nachspeise essen, sonst wären wir, wenn es die Pute gibt, schon alle blau.
Um 23:45 h hievten wir den Vogel aus dem Ofen, alle waren zwischenzeitlich bei dem Projekt eingespannt und die Stimmung war bombig.
Wen sollte es da noch kümmern, dass die Pute trocken und das Gemüse verkocht war. Noch Jahre später wurde im Freundeskreis dieses gelungene Fest erwähnt.
Eine Pute habe ich seitdem nie wieder zubereitet.
Wer morgens zerknittert aufsteht, hat tagsüber noch Entfaltungsmöglichkeiten!
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Re: Weihnachtsgeschichten und -erinnerungen

Beitrag von Cozumel »

Das wäre so mein Alptraum. :-o
Die Flucht nach vorne war aber wohl genau das richtige. :d
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Frambuesa
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Re: Weihnachtsgeschichten und -erinnerungen

Beitrag von Frambuesa »

Welch eine köstliche Geschichte, liebe Vitalista, wir haben herzlich gelacht.
Kein Wunder, dass ihr euch immer wieder an dieser Geschichte erfreut.
vitalista hat geschrieben: Di 22. Dez 2020, 18:16 Schade, dass du kein Foto davon hast, Cozumel. Aber so stelle ich ihn mir in meiner Phantasie vor, das ist auch schön. (Obwohl ich beim ersten Lesen silberne Schlüpfer gelesen hatte, was sicher noch extravaganter gewesen wäre :lol:)
=)) Das wäre an Extravaganz wohl kaum zu überbieten gewesen
Waren damals eigentlich Rüschen und Volants en vogue? :-?
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Re: Weihnachtsgeschichten und -erinnerungen

Beitrag von Frambuesa »

Schwarze Wolken zum Fest

Vor langer, langer Zeit, Ewigkeiten bevor Jefe in mein Leben trat,
so quasi in einem anderen Jahrtausend und nicht nur das,
es war gar in einer Zeit, in der mir Mann noch ein X für ein U vormachen konnte:
Gerade einmal eine Woche war er alt, mein neuer, gebrauchter Golf, den ich in einem sehr renommierten Autohaus erstanden hatte. Damals fehlte mir das Geld für ein neues Fahrzeug und Ahnung hatte ich natürlich keine.
Meine Finanzen (und wohl auch mein Hirn) waren reichlich begrenzt und so war ich ein ziemlich leichtes Opfer für windige Autoverkäufer.
Am 1. Weihnachtstag nun wollte ich mit meiner neuen Errungenschaft an den Niederrhein, um mit meiner gesamten Familie Weihnachten zu feiern.
Tags vor Heiligabend schaute sich ein Kollege den Wagen an und stellte fest, dass ihm reichlich Öl fehle. Er war ein wirklich außergewöhnlich netter Kollege, der den fehlenden Schmierstoff direkt nachfüllte.
So packte ich an Heiligabend all meine liebevoll verpackten Geschenke in den Kofferraum und begab mich schon vor 6 Uhr auf die Reise. Um 7:30 Uhr wollten wir uns ja alle zum Hirtenamt in der Pfarrkirche treffen.

Zwischen Anschlussstelle Siebengebirge und Siegburg/Bonn verlief die Fahrt problemlos, doch schon bald danach schien mein Golf irgendwie keine rechte Lust mehr auf große Fahrt zu haben. Von Kilometer zu Kilometer wurde er langsamer und immer langsamer.
Mit letzter Kraft schaffte er es bis zur Autobahnpolizeistation in Lohmar, gab noch einen Schnaufer von sich und - das Herz blieb ihm stehn. :((
Da stand ich nun, ratlos mit kaputtem Auto und klammer Geldbörse. :sad:
Zunächst mal zu den Burschen in der Wachstube. „Frohe Weihnachten“ grüßte ich in den Raum, doch so ganz überzeugend froh klang das wohl eher nicht.
„Na, Ihr Weihnachten scheint aber gelaufen zu sein, wir dachten schon, was kommt denn da für ein Trecker getuckert“ Sie waren sehr freundlich, die Beamten, ließen mich telefonieren (damals gab es noch keine Handys) und boten mir einen heißen Kaffee an.
Aber wen kann man am Weihnachtsmorgen schon um 6:30 Uhr in der Grühe anrufen?
Da fiel mir nur mein Kollege ein, derjenige, den ich ja öfter mal stören musste, wenn er Bereitschaft hatte. Doch - an diesem Weihnachtsmorgen hatte er keine Bereitschaft und außerdem hatte er eine Frau, die dann auch noch unglücklicherweise den Telefonhörer abnahm :roll:
Lange Rede, kurzer Sinn: Dieter holte mich stinksauer auf dem Polizeiparkplatz ab und fuhr mich wortlos nach Hause. Bei Dieter hing anschließend tagelang der Haussegen schief und mein Auto brauchte einen neuen Motor.
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girasol
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Re: Weihnachtsgeschichten und -erinnerungen

Beitrag von girasol »

Schöne Weihnachtsgeschichten von euch dreien. >:d<

Ich habe bei Cozumels Weihnachtsbaum auch zuerst Schlüpfer gelesen. ;)) Schade, dass es von dem außergewöhnlichen Baum kein Foto gibt. ;-)

Vitalista, der Alptraum jedes Gastgebers, aber ihr habt das ja super gemacht und solch ein Fest bleibt dann besonders in Erinnerung. ;-) (Kann mich erinnern, dass uns mal die Torte, die wir zum Geburtstag meiner Mutter mitgebracht haben, vor der Haustür runtergefallen ist. Für mich eine Katastrophe, aber die Schwiegermutter meiner Schwester hat gemeint, die essen wir noch - das meiste war nicht wirklich auf dem Boden gelandet, die Torte war halt nur sehr derrangiert ;-) )

Und Frambuesa, ich kann mir die Stimmung bei Dieter zu Hause geradezu bildlich vorstellen. :d

Gruß
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Re: Weihnachtsgeschichten und -erinnerungen

Beitrag von girasol »

Eine tolle Idee übrigens, Frambuesa. Leider kann ich keine besondere Weihnachtsgeschichte beitragen.
Spontan fällt mir nur Folgendes ein:
Lang, lang ist's her und wir wollten an Heiligabend essensmäßig was anderes machen als die traditionellen Würstchen mit Kartoffelsalat. Wir haben uns für Raclette entschieden. Da aber auch mein Opa kommen sollte, fand mein Vater das nicht so toll, man kann dem alten Mann doch nicht so was Ungewohntes, "Neumodisches" präsentieren. ;-) Die drei weiblichen Familienmitglieder haben sich durchgesetzt und was soll ich sagen - Opa war begeistert und hat gemeint, man soll doch immer wieder Neues ausprobieren. :d

Gruß
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