Querdenker und Gott schützt uns alle

JanV
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Re: Querdenker und Gott schützt uns alle

Beitrag von JanV »

JanV hat geschrieben: Fr 9. Apr 2021, 19:31 Obwohl man in der Sache grundsätzlich Recht hat, auch was die Kategorisierung der Leute in diesem Umfeld betrifft - mir tut sehr leid, dass das Wort "Querdenker" oder "Querdenken", das bis dahin ein sehr positive Konnotation genoss, so gewaltigen Deutungsschaden erlitten hat, dass man es nicht mehr im positiven Sinne benutzen kann.
Bis dahin hat man oft z.B. bei Problemlösungen, nach einem Querdenker gerufen, heute ist es ein Synonym für Idioten geworden.
:smile: :-D :o
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Miesepeter
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Re: Querdenker und Gott schützt uns alle

Beitrag von Miesepeter »

Man denke an den Gröquaz (größten Querdenker aller Zeiten) "und sie bewegt sich DOCH!" Immerhin brauchte der Vatikan 376 Jahre, diese Tatsache anzuerkennen.
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Re: Querdenker und Gott schützt uns alle

Beitrag von Atze »

Miesepeter hat geschrieben: Sa 5. Feb 2022, 17:56 Man denke an den Gröquaz (größten Querdenker aller Zeiten) "und sie bewegt sich DOCH!" Immerhin brauchte der Vatikan 376 Jahre, diese Tatsache anzuerkennen.
Nö,
erstens hat er nie "Eppur si muove", gesagt.
Zweitens waren seine vorgelegten Beweise für das heliozentrische System falsch (was jeder sehen konnte), drittens war der eigentliche Querdenker Kopernikus, dessen System als Möglichkeit ab ca. 1570 an verschiedenen katholischen Universitäten gelehrt wurde, aber bis 1609 von Galileo scharf abgelehnt wurde.
Der eigentliche Beweis für die Erdrotation wurde erst 1851 von Foucault erbracht (Pendel).

Man könnte sogar sagen, dass die heutige Entschuldigung der Kirche bei Galileo verfehlt ist.
(Was den wissenschaftlichen Anspruch angeht).

Und heute nach Einstein ist es sowieso eine Frage des "Standpunktes" (-> Koordinatentransformation)
LG Atze
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Re: Querdenker und Gott schützt uns alle

Beitrag von Cozumel »

@ Atze, das hab ich mal anders gelernt.

Zwei Mal stand der Florentiner Hofmathematiker Galileo Galilei vor dem Gericht der Inquisition: 1616 und 1633. Beide Male ging es um das Weltbild des Nikolaus Kopernikus, das die Sonne im Zentrum des Universums sah und die Erde zu einem kreisenden Trabanten machte. Es widersprach der Lehre der katholischen Kirche. Beide Male endete der Prozess damit, dass ein Buch auf den Index der Inquisition gesetzt wurde: erst Kopernikus' "De revolutionibus", dann Galileis "Dialog über die zwei Weltsysteme", verbunden jeweils mit einem Lehr- und Denkverbot.

Galilei war seit langem überzeugt, dass Kopernikus' Ansicht stimme. Aber erst als er mit dem von ihm verbesserten Teleskop astronomische Beobachtungen machte, untermauerte er die These seines Vorläufers mit eigener Forschung. Die Monde des Jupiter und die Sonnenphasen der Venus belegten zwingend, dass Planeten wie die Erde um die Sonne kreisen. Seine Publikationen darüber stießen in Rom auf Widerstand, doch Galileo vertraute auf die Kraft seiner Argumente.

Vergeblich, wie sich zeigen sollte. So erging im Februar 1616 das erste Urteil der Inquisition gegen Galilei. Sie setzte Kopernikus' Buch auf den Index und untersagte Galilei, die Ansicht von der bewegten Erde als Tatsache zu lehren. Der Hofmathematiker, der sich als guter Christ sah, beugte sich zunächst und gelobte Gehorsam. Später aber fühlte er sich vom neuem Papst Urban VIII. ermutigt, die kopernikanische Lehre zumindest als Hypothese weiter zu behandeln.

https://www.sueddeutsche.de/wissen/proz ... -1.1888721
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Re: Querdenker und Gott schützt uns alle

Beitrag von Atze »

Cozumel hat geschrieben: Sa 5. Feb 2022, 21:17 @ Atze, das hab ich mal anders gelernt.

Zwei Mal stand der Florentiner Hofmathematiker Galileo Galilei vor dem Gericht der Inquisition: 1616 und 1633. Beide Male ging es um das Weltbild des Nikolaus Kopernikus, das die Sonne im Zentrum des Universums sah und die Erde zu einem kreisenden Trabanten machte. Es widersprach der Lehre der katholischen Kirche. Beide Male endete der Prozess damit, dass ein Buch auf den Index der Inquisition gesetzt wurde: erst Kopernikus' "De revolutionibus", dann Galileis "Dialog über die zwei Weltsysteme", verbunden jeweils mit einem Lehr- und Denkverbot.
Entgegen einer landläufigen Ansicht wurde die Propagierung des heliozentrischen Weltbildes zu Lebzeiten des Kopernikus keineswegs als Ketzerei angesehen, sondern allenfalls als Hirngespinst. Jedoch waren die auf seinen Thesen aufbauenden Berechnungen der Planetenumlaufbahnen um so viel genauer und praktischer, dass sie von vielen katholischen Universitäten (ab 1575 in Saragossa) als nicht bewiesene Hypothese aber als Rechengrundlage benutzt wurde. Sie waren sogar Grundlage der Gregorianischen Kalenderreform 1582. Noch genauer waren die Berechnungen erst nach der Annahme einer Ellipsenbahn (Kepler). Und auf den Index gesetzt wurden die De Revolutionibus wie du sagtest erst 1616 in Zusammenhang mit Galileo. Für wissenschaftliche Zwecke war es aber selbstverständlich weiter verfügbar.
Galilei war seit langem überzeugt, dass Kopernikus' Ansicht stimme.
Falsch: In seiner Zeit als Lehrer in Pisa und Padua lehnte er das heliozentrische Modell entschieden ab.
Aber erst als er mit dem von ihm verbesserten Teleskop astronomische Beobachtungen machte, untermauerte er die These seines Vorläufers mit eigener Forschung. Die Monde des Jupiter und die Sonnenphasen der Venus belegten zwingend, dass Planeten wie die Erde um die Sonne kreisen.
Nun ja, er hielt Planetenlaufbahnen um die Sonne erstmals für möglich und übertrug dies auf die Erde.
Seine Publikationen darüber stießen in Rom auf Widerstand, doch Galileo vertraute auf die Kraft seiner Argumente.
Als BEWEIS führte er das Vorkommen von Ebbe und Flut auf der Erde an. Darüber konnte man selbst damals nur lachen.
Vergeblich, wie sich zeigen sollte. So erging im Februar 1616 das erste Urteil der Inquisition gegen Galilei. Sie setzte Kopernikus' Buch auf den Index und untersagte Galilei, die Ansicht von der bewegten Erde als Tatsache zu lehren.
Wie gesagt er hatte keinen Beweis. Kardinal Bellarmin schrieb damals, "dass man, läge ein wirklicher Beweis für das heliozentrische System vor, bei der Auslegung der heiligen Schrift in der Tat vorsichtig vorgehen müsse".
Der Hofmathematiker, der sich als guter Christ sah, beugte sich zunächst und gelobte Gehorsam. Später aber fühlte er sich vom neuem Papst Urban VIII. ermutigt, die kopernikanische Lehre zumindest als Hypothese weiter zu behandeln.
Ja, aber was machte er? In seiner Hybris stellte er in seinen "Discorsi" stellte er das Heliozentrische Weltbild wiederum als bewiesen und seinen fiktiven Gesprächspartner als "Simplicio" (Einfaltspinsel) dar, worin alle Welt damals seinen bisherigen Gönner Papst Urban VIII erkannte.
Das war zuviel.
Übrigens:
Warum ein Heliozentrisches System überhaupt möglich war, beschrieb zuerst 1687 Newton.
Einen Beweis der Erdbewegung durch das All erbrachte erst 1729 Bradley.
Und erst Foucault erbrachte mit seinem Pendel 1851 den Beweis der Erddrehung.
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Re: Querdenker und Gott schützt uns alle

Beitrag von Spanienfisch »

Querdenker oder Verschwörungstheoretiker

Ich weiß die NZZ wird einer bestimmten Seite zugeordnet
meine Hoffnung ist , das sich beide Links nicht irgendwann doch als wahr herausstellen !


https://www.nzz.ch/feuilleton/kommt-das ... ld.1666314

[youtube]https://youtu.be/iR_NS2s5sO4[/youtube]
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Re: Querdenker und Gott schützt uns alle

Beitrag von Atze »

Spanienfisch hat geschrieben: So 6. Feb 2022, 11:25 Querdenker oder Verschwörungstheoretiker

Ich weiß die NZZ wird einer bestimmten Seite zugeordnet
meine Hoffnung ist , das sich beide Links nicht irgendwann doch als wahr herausstellen !

https://www.nzz.ch/feuilleton/kommt-das ... ld.1666314

Ich hatte dieses Interview mit der NZZ schon früher gelesen.

Der wichtigste Satz daraus:
"Nein, den abschliessenden Beweis habe auch ich nicht."
LG Atze
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Re: Querdenker und Gott schützt uns alle

Beitrag von Rockcrunsher »

@ Atze:
Natürlich hat er keinen abschließenden Beweis. Aber dass er das so unumwunden zugibt macht ihn für mich vertrauensvoller als andere, die diese Möglichkeit generell ablehnen und ihn als Verschwörungstheoretiker abstempeln.
Man sollte diese Sache einfach im Auge behalten, da ist zu viel Geld, Macht, Angst und deshalb Lüge im Spiel.
Zum Thema Angst: Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein Wuhan-Vorfall unter der Decke gehalten wird ... und zwar von ALLEN Seiten. Stellt Euch mal vor, es würde bewiesen, dass China an einem solchen Kampfstoff forscht und damit (im Moment noch unabsichtlich) eine weltweite Pandemie ausgelöst hat. Ich glaube, da wäre der Ukraine-Konflikt dagegen eher ein Kindergeburtstag. Das will keiner wirklich wissen.
Liebe Grüße
Rockcrunsher
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Re: Querdenker und Gott schützt uns alle

Beitrag von Atze »

Selbst Wiesendanger versteigt sich nicht zu der Behauptung, dass in Wuhan an Viren als Kampfmittel geforscht wird.
Die Forschung an Sars-Viren und ihren Überträgern dort ist dagegen allgemein bekannt.
Auch für Wiesendanger geht es nur darum, ob das Virus in diesem Institut versehentlich freigesetzt wurde. Dazu fehlt aber der Beweis.
Und seine Kollegen schließen diese Möglichkeit ja nicht kategorisch aus, sondern halten sie nur für unwahrscheinlicher.
Wenn man seinen Ockham bemüht, reichen zur Freisetzung auch die Märkte in der Region.
LG Atze
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Re: Querdenker und Gott schützt uns alle

Beitrag von Rockcrunsher »

@Atze:

Und seine Kollegen schließen diese Möglichkeit ja nicht kategorisch aus, sondern halten sie nur für unwahrscheinlicher.

Mitte Februar 2020 setzten führende Virologen der aufkeimenden Debatte über den Ursprung der Pandemie ein abruptes Ende: In einem vielbeachteten Beitrag in der Fachzeitschrift «Lancet» bezeichneten sie die Laborthese als Verschwörungstheorie.

Das ist das Tragische an der ganzen Geschichte. Der Begriff «Verschwörungstheorie» wurde nicht von den Medien in die Welt gesetzt, sondern von Wissenschaftern – in unwissenschaftlicher Weise führten sie mit ihrer Stellungnahme die ganze Welt in die Irre.



Selbst Wiesendanger versteigt sich nicht zu der Behauptung, dass in Wuhan an Viren als Kampfmittel geforscht wird.


Für Aufsehen sorgte auch ein Antrag für Forschungsgelder aus dem Jahr 2018. Mit genetischen Experimenten sollte in Coronaviren ein Element eingebaut werden, das sie für die Übertragung auf den Menschen noch gefährlicher machte.

Es stimmt, Wiesendanger spricht nicht von "Kampfmittel", das war meine eigene Interpretation und ein Szenario. Aber warum wird in ein Virus eine Komponente eingefügt, wie das Virus wissentlich "gefährlicher" macht? Nur mal so "zum gucken"?
Wenn so etwas sinnvoll ist, dann öle ich ab sofort meine Bremsscheiben am Auto, weil das die Scheiben vor Rost schützt :-D
Liebe Grüße
Rockcrunsher
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