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Flugscham angebracht?

Verfasst: Mi 27. Jul 2022, 13:26
von alf
Hallo zusammen,
da die deutsche Neidgesellschaft wieder einmal das Thema Fliegen ausgräbt, ob nun Merz mit seinem Privatflugzeug mehr als die Hälfte Spritverbrauch hat, als Scholz mit seinem Dienstwagen, beschäftigt mich seit langem die Problematik, ist das Fliegen tatsächlich so viel umweltbelastender als Autofahren? Klar, die Atmosphäre in 11.000 m Höhe ist wohl empfindlicher als in Bodennähe. Lt. Internet verbraucht ein A350 z.B. (vollbesetzt) nur 2,8 Liter pro Passagier auf 100 km. Bei 2 Personen muss ich also mit dem Pkw unter 6 Litern bleiben. Wer fährt schon mit einem Smart in den Urlaub? Der normale Urlaubs-Pkw liegt doch eher bei 10 l/100 km. Wo liege ich falsch bei meinen Überlegungen, kein schlechtes Gewissen haben zu müssen, wenn ich zweimal im Jahr nach Spanien fliege? Nebenbei reduziere ich in D im Winterhalbjahr den Gasverbrauch, was ja gewünscht ist.

Re: Flugscham angebracht?

Verfasst: Mi 27. Jul 2022, 13:37
von dksoft
Bei dem Vergleich fehlt mir der Energieaufwand für Flughafen, Flugsicherung, Herstellung und Wartung...

Re: Flugscham angebracht?

Verfasst: Mi 27. Jul 2022, 14:02
von alf
Ja, das stimmt, rechne ich Strassen-Brückenbau und -erhaltung sowie Kosten für Unfälle etc. hinzu, wird das Fliegen im Vergleich noch günstiger, oder?

Re: Flugscham angebracht?

Verfasst: Mi 27. Jul 2022, 14:45
von Kiebitz

Re: Flugscham angebracht?

Verfasst: Mi 27. Jul 2022, 14:48
von Xanaron
Flugzeug vollbesetzt gibt es selten Auto mit 4 Personen mehr? So oder so nicht einfach zu berechnen. Was ist mit Gepäck? Notwendige Übernachtungen? Ev. Zwischenlandungen/Umsteigen? Fahrt zum und vom Flughafen. Und und. ...
Unterm Strich. Alle an den Baggersee? ;)

Re: Flugscham angebracht?

Verfasst: Mi 27. Jul 2022, 15:36
von dksoft
alf hat geschrieben: Mi 27. Jul 2022, 14:02 Ja, das stimmt, rechne ich Strassen-Brückenbau und -erhaltung sowie Kosten für Unfälle etc. hinzu, wird das Fliegen im Vergleich noch günstiger, oder?
Ich wollte mit meiner Aussage nicht vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen sondern hinweisen, dass so ein Flughafen wie z.B. FRA einen enormen Energieaufwand hat. Den sollte man auch berücksichtigen.

Re: Flugscham angebracht?

Verfasst: Mi 27. Jul 2022, 16:05
von Martin888
Die Daten des Umweltbundesamtes sind natürlich wegen der politischen Positionierung stets mit Vorsicht zu genießen. Bei der Betrachtung Flugzeug vs. anderer Verkehrsträger spielt die Entfernung eine entscheidende Rolle und der Flugzeugtyp. Auf meinen Reisen von Deutschland nach China mit einem Großraumjet ist das Flugzeug der Bahnreise überlegen, zumal ein Teil der Strecke noch mit alten Dieselloks betrieben wird. Anders sieht es in China mit den dortigen (tatsächlichen) Hochgeschwindigkeitszügen in der Kurz- und Mittelstrecke aus. Natürlich spielt bei der Wahl einen Flug zu buchen deshalb der Zeitfaktor eine Rolle und es ist nicht ersichtlich, warum man sich durch parteipolitische Allmachtsphantasien Lebenszeit stehlen lassen soll. Bsp. Düsseldorf - Breslau: Bahn > 12 Stunden, PKW ca. 8 Std., Flugzeug: 1 Std.

Re: Flugscham angebracht?

Verfasst: Mi 27. Jul 2022, 16:25
von Anhalter
Nehmen wir mal an die 2,8L/100km stimmen: Der feine Unterschied liegt vermutlich in der durchschnittlich zurückgelegten Distanz. Mit dem Flieger mal für ein Wochenende nach Madrid ist eher drin als mit dem Auto. Von daher würde ich durchaus mal die These aufstellen, dass Fliegen unterm Strich nicht unbedingt sauberer ist als Autofahren, einfach weil da noch andere (ggf. auch nicht eindeutig definierbare) Faktoren mit reinspielen.
Und um daher die Ausgangsfrage mal anzugehen: Ich find es ein Stück weit richtig, dass mal wieder ein bisschen kritisch auf die Thematik Fliegen geschaut wird. Gesteinigt werden sollte aber natürlich auch keiner deswegen und ob der Merz jetzt zur Promihochzeit nach Sylt fliegt oder nicht ist für mich angesichts anderer Themenn auch eher sekundär.

Re: Flugscham angebracht?

Verfasst: Mi 27. Jul 2022, 20:09
von JanV
Warum Flugscham? Im Winter wird man sich für eine warme Wohnung schämen müssen. Für einen Verbrenner muss man sich wohl jetzt schon schämen. Für länger als 2 Minuten warme Dusche, für Grillen am Gasgrill, für Fleischessen, für Konsumieren tropischer Früchte usw usw.
Die Vertreterin der Partei, von der diese Scham-Manipulationen vor allem gestartet werden, ist eine Vielfliegerin. Schon von Beruf wegen. Das ist auch kein Problem, sie muss fliegen, und das ist auch gut so.
Mitte Februar reiste sie nach Madrid mit einem Linienflieger und das war sehr lobenswert. Begleitet mit einem großen, medienwirksamen Ausschlachten und Beschwörungen, dies öfter zu machen. Ich frage mich, wie oft sie seitdem mit einem Linienflieger geflogen ist? Jetzt nach Prag und Bratislava konnte sie. Vor paar Tagen nach Estland konnte sie auch. Hat sie das auch? Nach Paris hat sie Regierungsmaschine genommen, die dann leer zurück fliegen musste, weil Madame für Weiterreise nach Brüssel einen Zug genommen hat. Medienwirksam, selbstverständlich. Leerflug? Egal.
Der kleine, politisch absolut überflüssige und unbedeutende Abstecher nach Palau wurde gar nicht thematisiert. Dabei waren die Klima-Kosten alleine der Landung und des Starts der Regierungsmaschine um vielfaches höher, als die Klima-Kosten der kleinen privaten Flugreise von Herrn Merz. Ein hässliches, politisches Schmierentheater einer Partei, die (fast) alles gerne verbieten würde, sich selber aber kaum an ihre eigenen Prinzipien hält. Aber die Bilder waren schön.
Kein Grund sich für irgendetwas zu schämen.

Re: Flugscham angebracht?

Verfasst: Do 28. Jul 2022, 09:19
von Oliva B.
Ich greife die Frage noch einmal auf.

Für den klima- und umweltbewussten Fluggast gibt es doch den modernen Ablasshandel,:

Ausgleichszertifikate, gleich mitgebucht, die das schlechte Gewissen beruhigen, weil dadurch andernorts durch Klimaschutzprojekte die gleiche Menge CO2 gebunden wird.