Wohnungsmangel in Benissa

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Oliva B.
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Wohnungsmangel in Benissa

Beitrag von Oliva B. »

Am vergangenen Donnerstag, dem Tag der Jugend, sprach die Bürgerinitiative Reiniciem Benissa (Bürgerinitiative) das wachsende Wohnungsproblem an. In Benissa stehen 44 Prozent der Häuser leer, damit liegt die Gemeinde lt.INE (Nationales Institut für Statistik) im nationalen Ranking auf Platz 4 :!: .

In Benissa (s. unser Ortsporträt) gibt es praktisch keine Mietangebote mehr, und für die wenigen Wohnungen, die noch auf dem Markt sind, fordern die Eigentümer Mieten in gleicher Höhe wie in Valencia oder Alicante. Reiniciem Benissa prangert ebenfalls an, dass selbst junge Leute mit einem festen Arbeitsvertrag und Ersparnissen gezwungen sind, in die Nachbarstädte abzuwandern, da die Preise dort im Vergleich um etwa 20 Prozent niedriger liegen. Der Grund: Spekulationen ….

Die Bürgerinitiative fordert in den sozialen Netzwerken eindringlich politische Maßnahmen, um die Situation zu verbessern: "Wenn junge Menschen nicht in der Stadt bleiben können, selbst wenn sie es wollen, sind wir eine Stadt ohne Zukunft". Quelle: Marina Plaza


Schuld an Wohnungsdilemma

sind nach Meinung des Stadtrates Tausende von Touristenwohnungen. Diese liegen ca. 8 km von der Mutterstadt entfernt an dem attraktiven 4 km langen Küstenstreifen "Benissa-Costa". Die Chalets gehören vorwiegend Ausländern, die sie auf Vermietungsportalen wie Airbnb anbieten. Dadurch stehen sie dem freien Wohnungsmarkt nicht zur Verfügung, denn die saisonale Vermietung ist für die Eigentümer deutlich lukrativer als eine Langzeitvermietung. Dies ist den Beniseros offensichtlich ein Dorn im Auge, die von „minderwertigem Tourismus“ sprechen. Vielleicht weil viele Eigentümer ihre Einnahmen aus der Ferienvermietung nicht deklarieren und das Stadtsäckel prellen? :-? Stichwort: Illegale Ferienvermietung.

Die Ortsumgehung von Benissa, 2007 begonnen, wurde nun endlich für den Verkehr freigegeben. Die Baumaßnahme hat über 38 Millionen :!: Euro verschlungen (ein Wahnsinn für so einen kleinen Ort, der knapp 11.500 Einwohner zählt).

Selbstverständlich fallen keine großen Worte darüber, dass die (vorwiegend spanischen) Hauseigentümer entlang der Ortsdurchfahrt schon lange darauf lauern, ihre leer stehenden Häuser zu vermieten. Diese wurden teilweise schon vor vielen Jahren luxussaniert, in der Hoffnung auf eine zügige Fertigstellung der Umgehungsstraße. Doch es dürfte ihnen schwergefallen sein, solvente Mieter für ihre Immobilien entlang der verkehrsreichen N-332 zu finden. Aber jetzt, mit der neuen, verkehrsberuhigten Zone vor der Haustür und der attraktive Altstadt direkt „um die Ecke“, kommt langsam Goldgräberstimmung auf. $-) $-) $-)
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costablancafan
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Re: Wohnungsmangel in Benissa

Beitrag von costablancafan »

Oliva B. hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 10:35

Die Ortsumgehung von Benissa, 2007 begonnen, wurde nun endlich für den Verkehr freigegeben. Die Baumaßnahme hat über 38 Millionen :!: Euro verschlungen (ein Wahnsinn für so einen kleinen Ort, der knapp 11.500 Einwohner zählt).
Das wurde im Ausbau, meiner Meinung nach, auch überzogen. Man könnte meinen wir bekommen da auch noch einen Flughafen. Das hätte man sicher auch anders lösen können.



:roll:
Gruss
costablancafan
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chris
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Re: Wohnungsmangel in Benissa

Beitrag von chris »

Benissa Costa mit seinen Ferienhäusern mit Pool ist ja wohl kaum ein Wohngebiet für alteingesessen Einheimische..... Die Ausreden erscheinen mir äußerst mau, um über den hausgemachten Missstand hinwegzutäuschen.

Hier in Altea in der Innenstadt jedenfalls sind es Ausländer gleichermaßen wie Spanier, die jedes noch so armselige Apartment zu astronomischen Mietpreisen anbieten, und oft nur von September bis Juni, Langzeit keine Chance, denn im Sommer lockt die große Kohle, und es wird wochenweise vermietet. Oder aber bei den wenigen Angeboten auf dem Markt, bekommt man 70 traurige m2 für 900 Euro kalt.
Saludos,
Chris
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Re: Wohnungsmangel in Benissa

Beitrag von Miesepeter »

Was man alles aus den Statistiken ersehen kann: Benissa liegt beim Durchschnitts-Pro-Kopf-Einkommen von 21.965,- (2019) auf Platz 1392. Zuem Vergleich Matadepera auf Platz 1 mit 218.788,-
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Re: Wohnungsmangel in Benissa

Beitrag von hundetraudl »

Die Umgehungsstrasse in diesem Ausmass war sicher nicht notwendig . Hier kommt mal wieder der spanische Gigantismuss zum tragen
Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Ringelnatz)
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Re: Wohnungsmangel in Benissa

Beitrag von brigittekoslowski »

Doch die Umgehung war extrem Notwendig,wohn mal in einer engen Strasse,wo täglich 20000 Autos durchfahren.
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Oliva B.
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Warum war Matadepera 2020 die reichste Stadt Spaniens?

Beitrag von Oliva B. »

brigittekoslowski hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 19:57 Doch die Umgehung war extrem Notwendig,wohn mal in einer engen Strasse,wo täglich 20000 Autos durchfahren.
Die Umgehung hat niemand in Frage gestellt, doch die hätte man auch billiger hinbekommen können :!: :evil:
Miesepeter hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 17:05 Was man alles aus den Statistiken ersehen kann: Benissa liegt beim Durchschnitts-Pro-Kopf-Einkommen von 21.965,- (2019) auf Platz 1392. Zuem Vergleich Matadepera auf Platz 1 mit 218.788,-
Gar nicht mal so schlecht, wenn man tiefer gräbt... ;)

Völlig offtopic, doch der angebliche "Reichtum" von Matadepera verdient das Aufdröseln ;-) :

Einer der Gründe dafür, dass Matadepera im Ranking auf Platz 1 STAND, ist wohl der Verkauf des Glücksspiel- und Spielautomatenunternehmens Cirsa des spanischen Geschäftsmannes Manuel Lao für über 2 Mrd. Euro an die US-Investmentbank Blackston. Aber nicht nur Manuel Lao ist in Matadepera gemeldet, sondern auch andere Promis wie der Präsident von Repsol, Antonio Brufau, der ehemalige Fußballspieler und heutige Trainer Xavi Hernández und der Schriftsteller Jaume Cabré. Schon in der Vergangenheit war diese Gegend berühmt für die Sommerresidenzen der Geschäftsleute der großen Textilunternehmen in Terrassa und Sabadell. Und auch heute noch haben Unternehmer aus der Metall-, Textil- und Chemieindustrie ihren Wohnsitz in dieser kleinen Gemeinde.
Dieses nur 9.326 Einwohner zählende Städtchen in der Nähe von Barcelona hat in nur einem Jahr seine Einnahmen vervierfachen können:
das Pro-Kopf-Einkommen stieg von 41.789 Euro im Jahr 2017 auf 166.006 Euro im Jahr 2018. Seitdem gilt die Gemeinde als reichste in Spanien.
Quelle: diarios as vom 7.10.2020

Aber nun mal zu den neuesten Daten:
Da führt die autonome Gemeinschaft Madrid die Rankingliste an. Die Gemeinde Pozuelo de Alarcón steht mit 26.367 pro Einwohner ganz oben auf der Liste aller Städte über 20.000 Einwohner, gefolgt von Pozuelo de Alarcón (Madrid) mit 26.367 Euro; Boadilla del Monte (Madrid), mit 21.976; Sant Cugat del Vallès (Barcelona) mit 21.122; Torrelodones (Madrid) mit 20.810 und Majadahonda (Madrid) mit 20.652 Euro.

Am anderen Ende der Skala stehen Torrevieja mit 8.351 Euro und Lorca mit 9.552 Euro als die ärmsten.

Diese Daten wurden im Mai 2022 von INE veröffentlicht. Sie stammen aus dem Jahr 2019, dem Jahr, in dem die letzte Erhebung erfolgte. El Correo vom 24.5.2022


In Spanien ist das Nord-Süd-Gefälle (La brecha Norte – Sur) in Bezug auf Wohlstand und Arbeitslosigkeit nach wie vor deutlich:
Danach liegt Pozuelo de Alarcón (Madrid) bei einem durchschnittlichen Bruttoeinkommen von 82.188 Euro, Xeresa (Valencia) bei 69.313 Euro und Matadepera (Barcelona) auf Platz drei bei (nur!) 65.671 Euro.
Zu den Städten mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen gehören Níjar (Almería) mit 7.097 Euro (also fast viermal weniger als Pozuelo), Vícar (Almería) mit 7.634 Euro, Los Palacios y Villafranca (Sevilla) mit 8.054 Euro, Barbate (Cádiz) mit 8.126 Euro, Alhaurín el Grande (Málaga) steht mit 8.188 an fünfter Stelle. Murcia lag im Vergleich zu diesen Städten bei einem Pro-Kopf-Einkommen von 11.631 Euro.
Ranking der reichsten und ärmsten Städte Spaniens bankinter vom 7.10.2021
El Español
Insgesamt zeigen die Daten der Steuerbehörde, dass das durchschnittliche Bruttoeinkommen der insgesamt 21.028.886 Steuerzahler, die in Spanien eine Einkommensteuererklärung einreichten, 2019 bei 28.384 Euro pro Jahr lag und das durchschnittliche verfügbare Einkommen bei 23.185 Euro.Quelle: El Espanol vom 23.5.22

In Deutschland wiederum herrscht zwischen Ost und West, aber auch zwischen Süd und Norde benfalls ein großes Einkommensgefälle:
Zitat:
„Unter allen 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten ist Heilbronn die unangefochtene Spitzenreiterin. Das durchschnittliche verfügbare Pro-Kopf-Einkommen liegt in der baden-württembergischen Großstadt am Neckar bei 42.275 Euro. Auf Platz zwei folgte der Landkreis Starnberg mit 38.509 Euro.
Zum Vergleich: Bei den Schlusslichtern Gelsenkirchen und Duisburg lag das Pro-Kopf-Einkommen mit 17.015 Euro beziehungsweise 17.741 Euro nicht einmal halb so hoch. Im Schnitt betrug das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen bundesweit 23.706 Euro
Quelle: Tagesschau vom 13.4.2022
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Kiebitz
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Re: Wohnungsmangel in Benissa

Beitrag von Kiebitz »

https://datosmacro.expansion.com/

Wer Statistiken liebt, wird hier fündig. Einkommen, Verschuldung usw. Nicht nur Spanien.
Diskutiere nie mit Idioten, sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung...
Tiere sind meine Freunde und ich esse meine Freunde nicht.
Fleisch ist ein Stück Todeskampf.
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Oliva B.
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Re: Wohnungsmangel in Benissa

Beitrag von Oliva B. »

chris hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 16:32 Benissa Costa mit seinen Ferienhäusern mit Pool ist ja wohl kaum ein Wohngebiet für alteingesessen Einheimische..... Die Ausreden erscheinen mir äußerst mau, um über den hausgemachten Missstand hinwegzutäuschen.

Hier in Altea in der Innenstadt jedenfalls sind es Ausländer gleichermaßen wie Spanier, die jedes noch so armselige Apartment zu astronomischen Mietpreisen anbieten, und oft nur von September bis Juni, Langzeit keine Chance, denn im Sommer lockt die große Kohle, und es wird wochenweise vermietet. Oder aber bei den wenigen Angeboten auf dem Markt, bekommt man 70 traurige m2 für 900 Euro kalt.
Genau so ist es (nicht nur in Benissa) und das wollte ich mit meinem Beitrag auch ausdrücken.
Wie wollen die jungen Leute die hohe Mieten (ihrer Landsleute) bezahlen, wenn sie ein Drittel ihres Einkommens dafür ausgeben müssen? Es ist nicht nur das "Hotel Mama", das sie zu Hause festhält:

Der Mangel an Wohnraum und die Angst vor Hausbesetzern haben die Mietpreise in die Höhe katapultiert, sagen die einen, Schuld sei der Tourismus mit den Sommervermietungen, sagen die anderen. Nur die Politiker waschen sich die Hände in Unschuld.
  • Nach Angaben des Portals Idealista erreichte der durchschnittliche Mietpreis pro Quadratmeter im April in drei Städten der Marina Alta ein neues Rekordhoch. In Moraira ebenso wie in Finestrat und Benidorm werden durchschnittlich 10,90 Euro pro Quadratmeter verlangt (das sind für 80 qm rund 900 Euro im Monat!), historische Höchstwerte erreichen auch Xàbia mit 9,60 Euro pro Quadratmeter und Calp mit 8,70 Euro. Diese Küstenstädte sind alle stark vom Tourismus geprägt, man nimmt, was man kriegen kann.
    Im „Goldenen Dreieck“ zwischen Moraira, Calp und Xàbia (dazu gehört der 8 km von der Küste entfernte Ort Benissa nicht mehr) finden Arbeiter, Angestellte und junge Menschen kaum noch bezahlbaren Wohnraum. Siehe dazu auch den Artikel von Marina Plaza vom 13.5.22
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chris
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Re: Wohnungsmangel in Benissa

Beitrag von chris »

Oliva B. hat geschrieben: Di 16. Aug 2022, 11:48
chris hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 16:32 Benissa Costa mit seinen Ferienhäusern mit Pool ist ja wohl kaum ein Wohngebiet für alteingesessen Einheimische..... Die Ausreden erscheinen mir äußerst mau, um über den hausgemachten Missstand hinwegzutäuschen.
Genau so ist es (nicht nur in Benissa) und das wollte ich mit meinem Beitrag auch ausdrücken.
DIe Kritik galt ja auch nicht Dir, sondern allein dem reißerischen Artikel, der die dreckigen Guiris mal wieder als Wurzel des Übels identifiziert hat.
Allerdings muss ich sagen, dass ich mir auch eine Gesetzgebung wünsche würde, die eine Ferienvermietung von "normalen" Wohnungen in den Innenstädten verbietet. Man versucht ja, das ein wenig zu regulieren, aber wenn man sich anschaut, was alles verboten ist heutzutage, wundert es mich, dass man bei der akuten Wohnungsnot bei bezahlbarem Wohnraum noch zulässt, dass Wohnungen entweder leerstehen oder aber für 1000 Euro pro Woche an Touristen vermietet werden.

Ich will ja hier nicht in den Sozialismus abgleiten, aber der Staat könnte natürlich Anreize schaffen, um den Mietmarkt neu zu strukturieren. So da wäre das Mittel der Besteuerung der Mieteinnahmen. Festsetzung eines ortsüblichen Mietpreises, bei Langzeitvermietungen unter dem Durchschnittspreis Steuererleichterungen, bei Ferienvermietung bzw Vermietung deutlich über den Durchschnitt knackige Steuern, bei Leerstand von über 6 Monaten pro Jahr ebenfalls knackige Steuern in Form der eh ziemlich willkürlich festgesetzten IBI.
Saludos,
Chris
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