Erfahrungen mit dem spanischen Gesundheitssysstem

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Frambuesa
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Erfahrungen mit dem spanischen Gesundheitssysstem

Beitrag von Frambuesa »

Mit den Erfahrungen eines unserer Forenmitglieder und in der Folge auch die Mitglieder, die helfend darin involviert sind, machten, unterstreichen die aktuelle Wichtigkeit dieses Themas.
Saludos Frambuesa
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Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.
A.Einstein
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Josefine
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Re: Erfahrungen mit dem spanischen Gesundheitssysstem

Beitrag von Josefine »

Es ist sicherlich sehr unterschiedlich, ob man es aus Sicht eines
a) Touristen
b) Teilzeit-Residenten
c) Residenten schildert.

a) und b) wird hier im Forum wohl die allermeisten interessieren.

Neben dem öffentlichen, staatlichen Gesundheitssystem gibt es ja auch noch die Privat-Krankenhäuser. Viele Spanier und Ganzjahres-Bewohner haben private Versicherungen abgeschlossen. Dann kann man bei Bedarf sich auch Termine im Privatkrankenhaus geben lassen, wie z.B. das Hospital Quiron an der südlichen Costa Blanca. Natürlich kann man auch als Selbstzahler sich einen Termin im Privatkrankenhaus besorgen.
Gruß Josefine :)
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villa
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Re: Erfahrungen mit dem spanischen Gesundheitssysstem

Beitrag von villa »

Wir sind gerade am abklären was wir genau für Leistungen in Anspruch nehmen könnten und was wir eventuell noch brauchen als Teilzeitspanier.
Auch so Fragen wie Rücktransport in die Heimat sind ein Thema. Wenn wir alles zusammen haben werde ich gerne berichten was wir für uns für Lösungen gefunden haben, auch wenn wir Schweizer in der Minderheit sind.
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sonnenanbeter
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Re: Erfahrungen mit dem spanischen Gesundheitssysstem

Beitrag von sonnenanbeter »

Josefine hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 12:02 Natürlich kann man auch als Selbstzahler sich einen Termin im Privatkrankenhaus besorgen.
..... was in den meisten Fällen aber nicht bezahlbar ist.
Gruss
Herbert

Lebensstandard ist der Versuch, sich heute das zu leisten, für was man auch in zehn Jahren kein Geld haben wird.
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chris
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Re: Erfahrungen mit dem spanischen Gesundheitssysstem

Beitrag von chris »

Erfahrungen habe ich reichlich.... Mein aktueller Status ist, dass ich privat versichert bin.

Selbstmedikation: Früher habe ich in den Apotheken so ziemlich alles auf bloßen Wunsch hin bekommen, auch antibióticos wurden wie Bonbons über den Ladentisch verkauft. Das ist inzwischen nicht mehr so, vieles was rezeptpflichtig ist, gibt es auch nur auf Rezept. Spätestens seit der Vereinheitlichung der Rezepte, die früher bei privaten Ärzten ein völlig beliebiges Stück Papier mit Unterschrift und Stempel waren, wurden hier die Schrauben deutlich angezogen.

Öffentliches Gesundheitssystem: Okay für alles, womit man eigentlich nicht zum Arzt muss. Für Médicos de cabecera kann man relativ problemlos einen Termin bekommen, alles andere dauert bis entweder eine akute Krankheit vorbei ist oder aber man daran gestorben ist. Selbst eine Echografie hat Wartezeiten von Monaten, und dann bekommt man einen Überraschungs-Anruf im Stile von "Morgen um 11.45". Toll, wenn man dann noch am Leben ist und außerdem am nächsten Tag nichts vorhatte. Zu den Fachärzten kommt man nicht direkt, sondern nur über den Médico de Cabecera. Davon abgesehen ist die Versorgung aber keineswegs zweitklassig oder drittweltlerisch, sondern auf gutem Niveau.
Auch 112 funktioniert gut und schnell, wenn man vorgibt, man wäre in der Seguridad Social oder ein einfacher Bürger, der für jemanden den Notruf wählt. Meine Frau ist Ärztin in einer Privatpraxis, da hat 112 ihr schon verweigert für einen Patienten einen Krankenwagen zu schicken, da sie nicht für den privaten Sektor zuständig seien, obwohl es ja nicht um die Versorgung des Arztes, sondern des Patienten ging.
Als wir vor ein paar Jahren mit unserem Sohn im Säuglingsalter einen Notfall hatten, standen wenige Minuten nach dem Anruf zwei Krankenwagen vor der Tür und ungefähr sechs Ärzte und Sanitäter im Wohnzimmer. Plus zwei Ordnungshüter, die schauen wollten, ob wir Eltern die Ursache für Junior's Unpässlichkeit waren. Da gab es nichts zu meckern, und die Rechnung von knapp 1000 Euro hat unsere Versicherung dann auch erstattet.

Privates Gesundheitssystem: Termine gibt es auch nicht wirklich rasant, aber deutlich schneller als im öffentlichen System. Hier sind eher die Versicherungen die Flaschenhälse, weil man für fast jeden Mist eine Autorización braucht. Prinzipiell kann man also direkt beim HNO, Urologen oder Dermatologen einen Termin buchen, dafür muss aber je nach Versicherung eine Autorización her. Und spätestens beim Einsatz teurer Maschinen will die Versicherung mitreden, nicht dass sie Minus machen. Etwas befremdlich, denn es sollte der behandelnde Arzt sein, der über so etwas entscheidet und nicht die Sekretärin der Versicherung.
Leider bin ich im privaten System nicht vor Unprofessionalität sicher, es herrscht also nach meiner Erfahrung kein höherer fachlicher Qualitätsstandard als im öffentlichen System. Da habe ich selbst schon viel Haarsträubendes am eigenen Leib erlebt, und wenn man sieht, dass ein Dutzend hochschwangerer Frauen stundenlang im Treppenhaus auf den Stufen sitzend auf die letzte Untersuchung vor der Niederkunft warten müssen, weil das Ultraschallgerät überbelegt ist, und nicht einmal Stühle oder ein Glas Wasser gereicht werden, dann ist das ebenfalls sehr ernüchternd. Eher Dritte Welt als Chefarztbehandlung.
Saludos,
Chris
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Atze
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Re: Erfahrungen mit dem spanischen Gesundheitssysstem

Beitrag von Atze »

Ich kopiere mal meinen Beitrag aus dem nurgis-Faden hierher:

In Spanien sind offenbar die medizinischen Einrichtungen stärker in privat und öffentlich getrennt als bei uns:
Ich war letzten Oktober mit einer mittelschweren Erkrankung (aber in einer akut lebensgefährdenden Phase) im privaten Quiron-Hospital in Torrevieja. Die "Anreise" war etwas kompliziert: Ein Freund hatte einen Krankenwagen gerufen, der aber nur das öffentliche Krankenhaus anfahren durfte. In das bedeutend nähere private Quiron-Hospital dürfe er mich nicht bringen.
Also verfrachtete mich Atzine mühsam ins Auto und fuhr selbst das Krankenhaus an. Dort kam ich sofort dran und auf die Intensivstation (vom öffentlichen Krh. wurden mir lange Wartezeiten berichtet).
In medizinischer Hinsicht war das Quiron hervorragend. Was mir lediglich auffiel, war eine größere Distanz zwischen dem medizinischen Personal und Patient - ich fühlte mich etwas unmündig, ähnlich wie bei uns vor Jahrzehnten.
Eindeutige Minuspunkte gebe für die Qualität des Essens dort.
Da war es schon wichtig, dass Atzine mich zusätzlich versorgte.

Ich kann also nur etwas über ein privates Haus (Quiron) sagen. Fachlich war dieses recht gut, zum Vergleich zu den öffentlichen kann ich nur vom Hörensagen berichten, dass diese durchaus auch gut sind, dass man sich aber auf lange Wartezeiten einrichten muss. Dafür muss man im privaten Haus erst mal bezahlen, sonst passiert gar nichts. Die eigentlichen stationären Kosten wurden dann mit meiner Versicherung in D geklärt, dafür gab es im Haus mehrere deutschsprachige Angestellte. So angenehm der Kontakt mit denen war, so schwierig war es mit dem medizinischen Personal. Obwohl ich vom Fach bin, wurde ich etwas als Dummchen behandelt.
Das betraf auch (und gerade) die pflegerischen Maßnahmen.
Ach ja: Ich bin als Nicht-Resident bei meiner deutschen Privatversicherung, die ich aber nicht dauernd fragen muss. Sie bezahlt mir auch anstandslos Medikamente, die immmerhin im Jahr nur für ein Medikament 45.000 € betragen. Wie das mit den niedrigen Beiträgen einer spanischen Privatversicherung gestemmt werden sollte, weiß ich nicht.
LG Atze
Miesepeter
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Re: Erfahrungen mit dem spanischen Gesundheitssysstem

Beitrag von Miesepeter »

Zu unterscheiden ist zwischen der vom Staat organisierten und unterhaltenen für anerkannte Bedarfsträger kostenlosen Gesundheitsfürsorge mit eigenen Behandlngszentren, Krankenhäusern usw. und den privaten Versicherungen. Ich bin in der ersteren seit 1964 und kann nur Positives berichten, einschl. Medikamentenfreiheit, die erst nach Frankos Tod abgeschafft wurde.
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Atze
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Re: Erfahrungen mit dem spanischen Gesundheitssysstem

Beitrag von Atze »

Was heißt hier Medikamentenfreiheit?
Ich kenne den Begriff nur, wenn man für eine bestimmte Erkrankung keine Medikamente mehr braucht.
LG Atze
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Josefine
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Re: Erfahrungen mit dem spanischen Gesundheitssysstem

Beitrag von Josefine »

sonnenanbeter hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 13:50
Josefine hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 12:02 Natürlich kann man auch als Selbstzahler sich einen Termin im Privatkrankenhaus besorgen.
..... was in den meisten Fällen aber nicht bezahlbar ist.
121 EUR für eine ärztliche Beratung sollte man wohl noch übrig haben. ;-)
... und wenn es z.B. nicht über eine private Versicherung läuft, dann bekommt man sogar ratzfatz einen Termin. 8-)
Gruß Josefine :)
Miesepeter
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Re: Erfahrungen mit dem spanischen Gesundheitssysstem

Beitrag von Miesepeter »

@atze: Medikamentenfreiheit= freie Medikamente= Medikamente frei= Nulltarif= kostenlos= gratis= umsonst - ja, das waren Zeiten. Die Sozialisten haben ab 1982 damit und mit vielen anderen sozialen Vergünstigungen aufgeräumt.
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