Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

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Rockcrunsher
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Rockcrunsher »

Ich frage mich schon lange, warum (wenn es denn unbedingt sein muss) der Stierkampf nicht überall so ausgetragen wird wie in Portugal.
Dort stirbt der Stier nicht und die "Toreros" (Toureiro) machen einen ehrlicheren Job, als in Spanien. Der einzige, der manchmal in Spanien Eier in der Hose hat, ist der Matador, aber auch das ist nicht mehr so, wie es früher war.

Gut, auch die Pieker im Rücken ( in Portugal) können als Tierquälerei betrachtet werden, ist aber lang nicht so brutal und schmerzhaft, wie in Spanien.
...und der Stier bleibt am Leben und wird hinterher genauso gefeiert wie der Toureiro ( zumindest war es damals bei meinem einzigen Stierkampf so, den ich persönlich gesehen habe)
Liebe Grüße
Rockcrunsher
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nurgis
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von nurgis »

Wir haben auch Stierkämpfe in Portugal gesehen und fanden es schön, das man den Stier nach dem Kampf feierte. Er wurde sogar dann noch von Kühen hinausbegleitet. Kein Torero der protzend über dem verletzen Tier steht, um ihn zu töten.
Der Hund ist Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.
Gambozino
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Gambozino »

Hallo Murgis,

ich habe auch mal al die heile Stierkampfwelt des glücklichen Stieres in Portugal geglaubt. Ich war verwundert als mir wirkliche Stierkampfkenner aus Portugal sagten, dass sie den Stierkampf in Spanien vorziehen würden, da er ehrlicher und sogar humaner wäre, obwohl man die Reitkunst der Cavaleiros sowie die Forcados in Portugal sehr schätzt. Ich weiß was Du in der Arena in Portugal gesehen hast und glaube auch, dass es Dir gefallen hat, aber somit hast Du nur eine schöne Fassade der Tourad gesehen, welche man auch gerne Ausländern als humane Variante zur spanischen Variante verkauft. So der Kampf in Portugal ist vorbei und der Stier verlässt in Begleitung von Ochsen die Arena, aber er dabei auch verletzt ist und blutet, dass wird wohl niemanden entgehen. Aber nachdem der Stier die Arena verlassen hat, da beginnen für in erst die richtigen Qualen. Die Farpas welche in seinem Nacken stecken haben im Gegensatz zur spanischen Banderilla nicht nur einen sondern zwei Widerhaken, und diese Teile müssen ja auch wieder entfernt werden. Sie werden entweder mit einem Messer herausgeschnitten oder teilweise auch einfach herausgerissen, und dadurch entstehen durchaus größere und tiefere Wunden, die dann um sie zu desinfizieren mit Kalk oder teils auch mit Salz bestreut werden, Oftmals steht der Stier dann noch manchmal zwei bis drei Tage mit diesen Verletzungen in den Pferchen der Arena bevor er zum Schlachthof kommt, wo er dann per Bolzenschuss getötet wird. Oftmals kriegen die Tiere ihre Infektionen und Fieber, bevor sie durch den Tod von ihrem Leid erlöst werden. Es gab bis vor einigen Jahren in Portugal auch Corridas mit Picadores, wo der Stier auch nicht getötete wurde, Zudem gibt es in Portugal die kleine Stadt Barrancos , wo es seit einigen Jahren ganz legal, Kämpfe mit jungen Stieren, zwar ohne Picadores, aber auch mit Tötung gibt. Und die meisten Cavaleiros aus Portugal, treten auch gerne in spanischen Rejoneos auf, wo sie ebenfalls den Stier vom Pferd aus töten Portugiesische Toureiros à pé können auch nur Profis werden, wenn sie in Spanien Auftritte haben. Das Töten der Stiere ist in Portugal nur verboten worden, weil man ein Adeliger irgendwann vor einigen hundert Jahren von einem Stier bei einem Kampf getötet wurde. In Portugal gab es noch lange und immer mal wieder Corridas nach spanischer Art parallel zur Tourada à portuguesa. Also wer glaubt, dass der Stier in Portugal weniger leide als in Spanien und das die Portugiesen die besseren Aficionados sind, der liegt einem Irrtum auf. Ich habe es auch lange geglaubt und auch so weitergegeben, bis mich echte Aficionados aus dem Ribabejo eines Besseren belehrten. In den USA in Kalifornien und auch teils in Kanada, werden von Einwanderern der Azoren ebenfalls Touradas abgehalten, und die sind wirklich human, da der Stier dabei auf dem Rücken eine Art Sattel aus Klettverschluss trägt und die Farpas anstatt eiserne Widerhkaen mit Klettbändern versehen sind. Und wenn man dem Stier nach dem Kampf dieses Stück Klett abzieht, dass ist das so schmerzhalft wie als wir uns ein großes Pflaster abreißen würden.
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nurgis
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von nurgis »

Hallo @Gambozino, danke für die gute Erklärung über den portugiesischen Stierkampf. Wir sahen ihn vor ca. 25 Jahren in Portugal. Diese Hintergründe waren uns aber weder damals noch heute bekannt.
Grundsätzlich bin ich gegen all diese "Sportarten", wozu auch der Hahnenkampf (mit Rasierklingen an den Füßen) und einige andere Aktivitäten gehören. Nachdem sich die Menschen in den Arenen nicht mehr auf Leben und Tod bekämpfen dürfen, wurde Tierquälerei als Ersatz gefunden. :sad:
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Cozumel »

Ich habe in meinem leben schon sehr viele Stierkämpfe gesehen, vor allem In Barcelona aber auch auf Tenerife. Da besonders mit Rejoneadores (zu Pferde).
Ich liebte die Atmosphäre, die Musik den Paso doble, die Zuschauer und natürlich den Kampf. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, Spanier dafür zu verurteilen, wenn man im Gegenzug mal die Massentierhaltung in Deutschland betrachtet.
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Gambozino »

Ich würde auch niemanden dafür verurteilen, dass er sich Stierkämpfe anschaut. Ich habe mich mit diesem Thema auseinander gesetzt und mir auch schon Corridas in Spanien sowie in Portugal angesehen. Ich kann die Argumente für und wider von Aficionados sowie von Antitaurinos verstehen. Ich selber würde den Stierkampf weder schön reden noch verurteilen und verfluchen, schon gar nicht mit Blick auf Massentierhaltung.
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Xanaron »

Töten zum Spass? Ich verstehe nicht, dass es darüber unterschiedliche Ansichten geben kann im Jahr x nach der Aufklärung.....

Wenigstens wird das werfen von lebenden Tieren von Kirchtürmen allgemein verurteilt.
Cozumel
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Cozumel »

Töten als Sport oder aus Gier, wo ist der Unterschied?
Oder glaubst du Mastvieh muss so schlecht behandelt werden?
Xanaron
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Xanaron »

Cozumel hat geschrieben: Di 13. Jul 2021, 21:15 Töten als Sport oder aus Gier, wo ist der Unterschied?
Oder glaubst du Mastvieh muss so schlecht behandelt werden?
Ich habe meine Zeilen nochmals gelesen. Da steht "Töten aus Spass". Zurück auf Anfang.
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Atze »

Xanaron hat geschrieben: Di 13. Jul 2021, 21:12 Töten zum Spass? Ich verstehe nicht, dass es darüber unterschiedliche Ansichten geben kann im Jahr x nach der Aufklärung.....
Welche Aufklärung - und wann?
LG Atze
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